I'm Thinking of Ending Things

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  • Einleitung


    Als Regisseur ist Charlie Kaufman nicht gerade sehr umtriebig, doch als Drehbuchautor zeichnet er schon für so manches Werk verantwortlich – so, dass sich schnell eine große Anhängerschaft um ihn versammelte. Nun steht mit I'm Thinking of Ending Things ein neuer Film von ihm an, diesmal übernahm er neben dem Drehbuch auch wieder die Regie.

    Trotz der Zweifel an ihrer Beziehung besucht eine junge Frau mit ihrem neuen Freund die Farm seiner Eltern. Als ein Schneesturm den Aufenthalt zwangsläufig verlängert und sie Jakes Mutter und Vater näher kennenlernt, beginnt die junge Frau, alles infrage zu stellen, was sie über ihren Freund, sich selbst und die Welt zu wissen glaubt.



    Kritik


    I'm Thinking of Ending Things schickt den Zuschauer direkt mit der ersten, sehr langen Szene in die seltsam raue Welt des Films. In 22 Minuten Autofahrt schafft Kaufman seine zwei Hauptfiguren bereits so zu positionieren, dass man ein Gefühl des Bedauerns empfindet. Doch das wirkliche Bedauern fängt erst dann an, wenn sie ihr Ziel erreicht haben. Mit einer ruhigen Präzision, geschickt platzierten Dialogen und Gefühlsschwankungen sämtlicher Figuren, entwickelt der Film im Handumdrehen eine seltsam dichte Atmosphäre, deren Kern man nur schwer greifen kann. Gerade der von Jesse Plemons gespielte Charaktere vermittelt viel der Verletzlichkeit, die in sämtlichen Szenen mitschwingt, aber auch Sehnsucht – Sehnsucht nach Anerkennung, Akzeptanz und Liebe. In gewisser Weise bekommt er diese zwar, doch zufriedenstellend ist die Art und Weise weder für ihn noch für den Zuschauer.

    Je weiter der Film voranschreitet, desto mehr lädt sich die Atmosphäre auf. Ein skurriler Moment folgt dem anderen, mit jeder noch so kauzigen Szene entwickelt Charlie Kaufman seine Figuren auf interessante Art weiter und lässt viele Dinge unausgesprochen oder ins Leere laufen. I'm Thinking of Ending Things beleuchtet die vielfältige Gefühlswelt eines Menschen mal mehr, mal weniger offensichtlich. Es wird viel mit Einstellungen gespielt, mit verschiedenen Szenen, die die innere Zerrissenheit der Figuren hervorbringen. Mit harten Schnitten und zeitlich nicht ganz passenden Abfolgen von Szenen wird ein Gefühl für das Unwohlsein geschaffen, deren Enden oftmals in einem unspektakulären Monolog gipfeln.

    I'm Thinking of Endings Things ist ein Film, der vor allem durch seine Gefühle lebt. Sobald sich die Atmosphäre anfängt zu entfalten, die Figuren sich immer weiter öffnen und auch die Skurrilität zunimmt, dann kann der Film sein komplettes Potential offenbaren und den Zuschauer in eine verrückte Welt entführen, die einem Hoffnung gibt, aber auch aus viel Zweifel und Düsternis besteht. Ein großer Teil dieser Atmosphäre ist neben der fantastischen Inszenierung auch den Darstellern geschuldet. Jesse Plemons und Jessie Buckley transportieren ihr Innerstes gekonnt auf die Bildschirme und können jede Gefühlsregung mittels eines einzelnen Blickes oder auch ganzer Dialoge ausschöpfen. Aber auch Nebendarsteller wie Toni Collette und David Thewlis, die hier zwei völlig absurde Figuren spielen, sind für einen guten Teil des gelungenen Unwohlseins verantwortlich. Gerade letzterer, der mit seiner einnehmenden und zugleich abstoßenden Art ein Highlight des Films ist.



    Fazit


    I'm Thinking of Ending Things ist der bisher beste Film, den 'Netflix' dieses Jahr veröffentlichte. Charlie Kaufman hat ein fantasievolles Drama geschaffen, das an Witz und Skurrilität nicht geizt und zugleich zuweilen unheimlich und mysteriös daherkommt. Garniert mit fantastischen Leistungen der Darsteller, kann sich schnell ein Sog entwickeln, der die Gedanken benebelt und den Zuschauer gemeinsam mit den Figuren auf eine bizarre Reise in das Innerste eines selbst unternehmen lässt.


    8/10

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    Infos
    Originaltitel:
    I'm Thinking of Ending Things
    Land:
    USA
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Netflix
    Regie:
    Charlie Kaufman
    Produzent(en):
    Charlie Kaufman, Iain Reid, Robert Salerno
    Drehbuch:
    Charlie Kaufman
    Kamera:
    Lukasz Zal
    Musik:
    Jay Wadley
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Jessie Buckley, Jesse Plemons, Toni Collette, David Thewlis
    Inhalt:
    Trotz der Zweifel an ihrer Beziehung besucht eine junge Frau mit ihrem neuen Freund die Farm seiner Eltern. Als ein Schneesturm den Aufenthalt zwangsläufig verlängert und sie Jakes Mutter und Vater näher kennenlernt, beginnt die junge Frau, alles infrage zu stellen, was sie über ihren Freund, sich selbst und die Welt zu wissen glaubt.
    Start (DE):
    4. September 2020
    Start (USA):
    4. September 2020
    Laufzeit:
    134 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Links
    Webseite:
    https://www.netflix.com/title/80211559
    Bilder
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