Mulan

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  • Einleitung


    Nachdem Disneys Zeichentrickfilm rund um die chinesische Sage, wie ein Mädchen sich als Mann verkleidet, um den Platz ihres gehandicapten Vaters in der Armee einzunehmen, zu einem Klassiker im erfolgreichen Repertoire des Studios wurde und Mulan zu einer der beliebtesten Disney-Prinzessinnen avancierte, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis auch dieser Film seine Realfilmumsetzung spendiert bekommen würde. Ursprünglich war bereits ein Kinostart für November 2018 geplant, der aber aufgrund von einigen Verzögerungen in der Preproduction schon bald auf März 2020 verschoben wurde. Aufgrund der Corona-Krise konnte auch dieser Termin nicht gehalten werden, bis Mulan nach kleineren Verschiebungen innerhalb des Jahres letztendlich in zahlreichen Ländern direkt beim hauseigenen Streamingdienst Disney+ landete.

    Die Regie bei der aufwendigen Inszenierung übernahm Niki Caro , die für Walt Disney bereits erfolgreich den Film City of McFarland inszenierte. Darüber hinaus bewies sie mit ihren Werken Whale Rider und Kaltes Land ihr Feingefühl für emotionale Aspekte einer Geschichte.
    Für Mulan setzte die Filmemacherin bei ihrer Umsetzung der berühmten chinesischen Sage ganz auf einen chinesischen aber definitiv nicht unbekannten Cast. Neben Martial Arts-Legende Jet Li (The Expendables) als chinesischer Herrscher und Actionstar Donnie Yen (Ip Man) als Lehrer und Mentor der Protagonistin sind als Gegenspieler unter anderem Gong Li (Die Geisha) und Jason Scott Lee (Star Force Soldier) zu sehen. Angeführt wird die Besetzung jedoch von Yifei Liu (The Assassins) als Titelheldin Mulan. Liu, die unter anderem zusammen mit Jet Li in The Forbidden Kingdom zu sehen war, ist ansonsten vor allem in China eine erfolgreiche und gefragte Schauspielerin und trat schon mit Größen wie Jackie Chan oder Chow Yun-Fat vor die Kamera. Mit Mulan dürfte ihr internationaler Bekanntheitsgrad rapide ansteigen.

    © 2020 Walt Disney Pictures

    Kritik


    Auch wenn Regisseurin Niki Caro hin und wieder kleine Verweise auf den beliebten Zeichentrickfilm von Disney einbaut, geht ihre Interpretation von Mulan gänzlich eigene Wege. Bewusst zog sie in erster Linie die originale chinesische Sage zu Rate, was auch einen deutlich ernsteren Ton zur Folge hat. Humor wird in der Realfilmumsetzung kaum platziert. Und so ist es auch nur konsequent und richtig, dass Caro in ihrer Verfilmung auf Gesangseinlagen und den tollpatschigen sprechenden Drachen Mushu verzichtet. Einen humorvollen Sidekick, wie man es von Disney nur allzu sehr gewöhnt ist, bekommt man hier somit nicht geboten. Der Fokus liegt ganz deutlich auf der Titelheldin und ihrer Suche zu sich selbst. Auch wenn der Geschichte der beiden Disney-Umsetzungen die gleiche Sage zugrunde liegt, unterscheiden sie sich dramaturgisch doch sehr stark. Zahlreiche Figuren, Schauplätze, inhaltliche Wendungen und Geschehnisse decken sich nicht. Und so fällt ein Vergleich der beiden Werke merklich schwer.

    Caro versuchte spürbar der chinesischen Vorlage gerecht zu werden und ließ viel von der Kultur des Landes einfließen. Selbst bei der Inszenierung orientierte sie sich an klassischen Wuxia-Filmen aus China. So bekommt man neben wunderschönen Landschaftsaufnahmen auch zahlreiche Actionszenen geboten, die toll choreografiert und mit dem typischen Elementen der Überwindung der Schwerkraft oder anderen übernatürlichen Aktionen garniert sind. Doch zeichnet sich hier auch ein Schwachpunkt ab. Denn Caro geht häufig nicht mir der nötigen Konsequenz vor. Abseits der physischen Auseinandersetzungen kommt Mulan häufig sehr geerdet daher, wohingegen die schlagkräftigen Konfrontationen sich vom Realismus weit entfernen. Dabei bewegt sie sich irgendwo zwischen Hero und Last Samurai, ohne aber einer der beiden Seiten gerecht zu werden. Weder erreicht Mulan die poetische Wucht eines Hero, und das trotz optisch starker Aufnahmen, noch die Direktheit eines Last Samurai. Stattdessen versucht sie irgendwie stets beides. Als Folge wird man als Zuschauer nie richtig abgeholt, worunter vor allem die Emotionalität leidet. Dabei bietet die Geschichte wahrlich viele tief berührende Aspekte. Doch wirklich bewegend ist der Film nur in einzelnen Augenblicken, in denen ein großartiger Tzi Ma als Mulans gehandicapter Vater gegen alle technischen Ungereimtheiten anspielt. Ansonsten bleibt Mulan überraschend distanziert.
    Enttäuschend ist in dem Zusammenhang auch, dass die Figur der bösen Hexe Yianniang unglaublich viel hergab. Eine starke Gong Li versucht ihr auch stets viele Facetten abzugewinnen, doch wird ihr einfach nicht die nötige Aufmerksamkeit gewidmet. Lis Figur hätte mit Leichtigkeit den angsteinflößenden Shan-Yu aus der Zeichentrickverfilmung vergessen lassen, wenn man ihr nur die Chance gegeben hätte. Stattdessen reduzierte man Xianniang auf ein paar wenige Szenen, in denen man ihre nachvollziehbaren Hintergründe dargelegt bekommt. Gong Li ist es zu verdanken, dass man in diesen wenigen Augenblicken einen Zugang zur Figur bekommt. Sonst wäre sie ebenso schnell in Vergessenheit geraten, wie sie aufgetaucht ist. Vor allem im Zusammenspiel mit der Figur Mulan stellt Xianniang einen wundervollen Gegenpol dar, da die beiden Charaktere viel gemeinsam und dennoch andere Wege eingeschlagen haben. Doch dieses Potential wurde viel zu sehr missachtet. Stattdessen bot man einem klischeehaften Bösewicht Raum, der abseits der üblichen Formeln nur wenig zu offenbaren hat. Aber auch hier darf man sich bei dem Darsteller bedanken, denn Jason Scott Lee präsentiert seinen Antagonisten mit viel Spielfreude, sodass seine Figur nicht gänzlich überflüssig wirkt.
    Yifei Liu hingegen ist als Hauptdarstellerin leider etwas eindimensional. Ihr gelingt es selten, den zahlreichen Facetten ihrer Figur gerecht zu werden. Handwerklich zwar stets solide, hinterlässt sie aber nie wirklich den bleibenden Eindruck, den die Figur ermöglichen könnte.

    Bei der Regisseurin und der Vorlage könnte man erwarten, dass man eine umfangreiche Geschichte um Emanzipation vorgelegt bekommt. Doch ist Mulan diesbezüglich überraschend unauffällig geworden. Die Rolle der Frau spielt in der Realverfilmung gar nicht die immens große Rolle. Stattdessen konzentriert man sich auf die universal gültigen Aspekte der Geschichte - wer man ist, wie man über sich hinauswächst, für was man einsteht und was man bereit ist dafür zu geben.

    © 2020 Walt Disney Pictures


    Auch wenn Mulan hinter seinen Möglichkeiten bleibt, so ist die Verfilmung von Niki Caro keineswegs missglückt. Vor allem visuell macht der Film sehr viel her. Man bekommt zahlreiche wunderschöne Aufnahmen zu sehen, die mit tollen Kostümen und gut gewählten Kulissen garniert werden. Dabei ist der Erzählrhythmus angenehm zügig, wodurch Mulan nie wirklich langweilig ist. Nur so recht mitreißen - vor allem emotional - möchte das Werk nicht so richtig.

    Fazit


    Mulan ist eine visuell beeindruckende Verfilmung geworden, die einen angenehm eigenen Ton findet. Dennoch wirkt die Inszenierung von Niki Caro etwas unentschlossen und weiß vor allem nicht so richtig zu berühren. Der vor allem in den Nebenrollen starke Cast lässt aber über einige Schwächen hinwegsehen.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Mulan
    Land:
    USA, China
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Walt Disney
    Regie:
    Niki Caro
    Drehbuch:
    Amanda Silver, Rick Jaffa, Lauren Hynek, Elizabeth Martin
    Kamera:
    Mandy Walker
    Musik:
    Harry Gregson-Williams
    Genre:
    Action, Drama
    Darsteller:
    Yifei Liu, Gong Li, Tzi Ma, Jason Scott Lee, Donnie Yen, Jet Li
    Start (DE):
    04.09.2020 (Disney+)
    Start (USA):
    04.09.2020 (Disney+)
    Laufzeit:
    115 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • Mulan-02.jpg

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