Pinocchio

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  • Einleitung


    Das Märchen rund um die Holzpuppe Pinocchio erfreut sich bereits seit dem 19. Jahrhundert großer Beliebtheit. Das Werk von Carlo Collodi wurde bereits etliche Male verfilmt - mal mehr, mal weniger aufwendig. Nun versuchten es die Italiener mal wieder selbst und holten sich dafür Das Märchen der Märchen-Regisseur Matteo Garrone ins Boot, der mit für unsere Zeit ungewöhnlich vielen praktischen Effekten die Abenteuer von Pinocchio zum Leben erweckte.

    Pinocchio handelt von einer lebendigen Holzpuppe, die in erster Linie der eigenen Nase nach lebt. Trotz etlicher Ratschläge von seinem Vater und anderer Wegbegleiter, setzt Pinocchio immer wieder seinen Kopf durch und muss schnell lernen, dass man manche Ratschläge von erfahrenen Menschen besser mehr Gewicht zuteil werden lassen sollte.

    Als Puppenbauer Geppeto konnte mit Oscarpreisträger Roberto Benigni (Das Leben ist schön) ein hochkarätiger Darsteller gewonnen werden. Neben ihm ist unter anderem noch die französische Schauspielerin Marine Vacth (Jung & schön) und in der Titelrolle der noch relativ unbekannte Federico Ielapi zu sehen.

    Regisseur Garrone schrieb ebenfalls am Drehbuch mit.

    © 2020 Capelight Pictures

    Kritik


    Auch wenn Regisseur und Drehbuchautor Matteo Garrone bereits mit Das Märchen der Märchen Erfahrung im Bereich Märchenfilme sammeln konnte, so war dieser doch alles andere als für Kinder gedacht. Mit Pinocchio widmete er sich nun einem der bekanntesten Märchenklassiker der Literatur- und Filmgeschichte. Und dabei erzählt er die Geschichte dieses Mal sogar geeignet für das jüngere Publikum. Jedoch kommt auch diese nicht gänzlich ohne streckenweise düstere Szenen und leicht schockierende Augenblicke aus. Doch Kenner der Originalgeschichte von Carlo Collodi wissen, dass auch diese nicht ganz ohne ist. Garrone hält sich generell aber auch sehr nah an der Vorlage, was teilweise sehr schön ist, da man ein klassisches Märchen präsentiert bekommt, auf der anderen Seite aber auch teils etwas ernüchternd ist, da er somit dem Inhalt wenig neue Aspekte abgewinnt. Allerdings ist in diesem Zusammenhang der größte Makel, dass die Lehren, die Pinocchio erschreckend offensichtlich und direkt ausformuliert präsentiert bekommt, häufig ziemlich überholt sind. Denn diese beziehen sich häufig darauf, dass man den Anordnungen von Erwachsenen Folge leisten sollte und sich in die Mechanismen unserer Gesellschaft einzuordnen hat.
    Somit wirkt Pinocchio inhaltlich streckenweise etwas überholt und nicht zeitgemäß. Dramaturgisch wirkt das Werk darüber hinaus trotz der rund zwei stunden Laufzeit gehetzt, da man die Holzpuppe von einem kleinen Abenteuer in das nächste schickt, ohne dass sie dabei groß etwas leisten muss, um aus den schwierigen Situationen wieder herauszukommen. Durch die kurzen Phasen der Abschnitte fällt es schwer emotional Beziehungen zu anderen Figuren aufzubauen und sich somit auf die Situationen einzulassen. Obwohl die einzelnen Abenteuer bekanntlich recht brenzlich sind, wissen sie selten zu berühren oder zu fesseln. Folglich leidet die Spannung merklich darunter.

    Doch ist Pinocchio von Matteo Garrone visuell fraglos die beeindruckendste Verfilmung. Der Regisseur und sein Kameramann Nicolai Brüel (Dogman) finden nicht nur immer wieder wunderschöne Motive, die durch die traumhaft altmodischen Kulissen eine ganz besondere Atmosphäre kreieren. Wenn dann noch die wundervollen praktischen Effekte hinzukommen ebenso wie die aufwendige Maskenarbeit, entsteht eine Seherfahrung, wie man sie schon sehr lange nicht mehr gesehen hat. Und wenn dann mal auf aus dem Computer generierte Effekte zurückgegriffen wird, dann sind diese ebenfalls außerordentlich gut gelungen.
    Hier passt optisch alles - die großartige Beleuchtung, die einfallsreichen Kulissen, die dynamischen Kamerafahrten, die wundervollen Bildkompositionen und die tollen Effekte lassen eine verzaubernde Stimmung erwachen. Ob in den weiten Feldern Italiens oder im Inneren eines Wals, das Team hinter Pinocchio überrascht durchgängig mit traumhaft schönen Momentaufnahmen, die der Bezeichnung Märchen nur allzu gerecht werden. Ergänzt wird das Ganze noch durch zahlreiche skurrile Figuren, die durch die bereits erwähnte starke Maskenarbeit einen ganz besonderen Charme entwickeln.
    Begleitet werden die tolle visuelle Erfahrung noch durch den malerischen Score von Erfolgskomponist und Oscarpreisträger Dario Marianelli (Abbitte).

    Darstellerisch bewegt man sich durchgängig auf solidem Niveau ohne große Ausfälle in den negativen wie positiven Bereich zu offenbaren. Roberto Benigni allerdings lässt von seiner Spielfreude und Energie in einem Alter von fast siebzig Jahren nichts missen. Pinocchio-Darsteller Federico Ielapi hingegen bleibt etwas blass und ausdruckslos, sofern man das überhaupt von jemandem behaupten kann, der eine Holzpuppe spielt.

    © 2020 Capelight Pictures


    Grundsätzlich ist Pinocchio also ein wunderschönes Märchen geworden, das sich bei der Dramaturgie jedoch unnötig viele Steine in den Weg legt, sodass die Spannung spürbar auf der Strecke bleibt. Somit ist die italienische Verfilmung zwar visuell beeindruckend aber inhaltlich zu uninspiriert.

    Fazit


    Regisseur und Drehbuchautor Matteo Garrone zaubert mit Pinocchio eine optisch überwältigende Adaption des Märchenklassikers. Doch wird der Zuschauer durch die gehetzte Erzählung und die etwas überholte Dramaturgie emotional auf der Strecke gelassen. Inhaltlich gewinnt Garrone der Vorlage einfach keine neuen Facetten ab.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Pinocchio
    Land:
    Italien
    Jahr:
    2019
    Studio/Verleih:
    Capelight Pictures
    Regie:
    Matteo Garrone
    Drehbuch:
    Matteo Garrone, Massimo Ceccherini, Carlo Collodi (Buch)
    Kamera:
    Nicolai Brüel
    Musik:
    Dario Marianelli
    Genre:
    Fantasy
    Darsteller:
    Federico Ielapi, Roberto Benigni, Marine Vacth
    Start (DE):
    16.10.2020 (Heimkino)
    Laufzeit:
    125 Minuten
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Bilder
    • Pinocchio-05.jpg

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