Battleship Island

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  • Einleitung


    Hashima Island, besser bekannt unter dem Namen Battleship Island, ist eine etwa 460 Meter lange und 160 Meter breite Insel, die zur japanischen Stadt Nagasaki gehört. Umschlossen von einer hohen Mauer, die die Insel vor hohem Seegang schützt, und durch die großen Fördertürme erinnert ihr Erscheinungsbild an ein Kriegsschiff, woher der Spitzname rührt. Durch die Kohlevorkommen und der fast 100jährigen intensiven Förderung dieses Rohstoffs wurde Hashima zu einem Symbol der Industrialisierung Japans. Zeitweise lebten über 5000 Arbeiter mit ihren Familien auf der kleinen Insel, was eine der höchsten Bevölkerungsdichten der Welt bedeutete. Mit der Energiereform begann die Schließung der Insel, die ein rapides Verlassen der Bewohner zur Folge hatte. Da der Abtransport von persönlichen Gegenständen teurer und aufwendiger gewesen wäre, als der gegenwärtige Wert dieser, wurden diese Dinge in großer Zahl zurückgelassen. 1974 verließ das letzte Boot Hashima, wodurch die Insel komplett verlassen wurde. Heute lebt niemand offiziell auf der Insel, und die Geisterstadt ist zu einer Touristenattraktion geworden.
    Doch der zweite Weltkrieg warf einen dunklen Schatten über die Geschichte von Battleship Island. Die Japaner zwangen in dieser Zeit ausländische Arbeiter unter härtesten Bedingungen zur Verrichtung der Aufgaben, was schätzungsweise rund 1300 Tote forderte. Bis heute geben die Japaner nur bedingt zu, dass während dieser Zeit Zwangsarbeiter festgehalten wurden. Doch die Koreaner widmeten sich mit dem Film Battleship Island genau dieser Phase und erzählen eine fiktionale Geschichte vor historischem Hintergrund, wo die entwürdigenden Bedingungen beleuchtet werden.

    Im Zentrum von Battleship Island steht der alleinerziehende Vater und Musiker Lee Kang-ok, der mit seiner Tochter und mehreren 100 weiteren Koreanern auf die Insel Hashima verschleppt wird. Dort müssen sie unter unmenschlichen Bedingungen unter anderem in den gefährlichen Kohleminen ihrer aufgezwungenen Arbeit nachkommen. Gemeinsam mit einem Widerstandskämpfer planen sie jedoch die Flucht von der grausamen Insel.

    Unter der Regie von Erfolgsregisseur Ryoo Seung-wan (Veteran) versuchen Schauspieler wie Hwang Jung-min (The Wailing), So Ji-sub (A Company Man), Lee Jung-hyun (Peninsula), Kim Soo-ahn (Train To Busan) und Song Joong-ki (Arthdal Chronicles) zu bestehen.

    © 2020 Koch Films

    Kritik


    Dass die Koreaner imposante Kriegsfilme inszenieren können, die sich auf Hollywood-Niveau bewegen, bewiesen bereits Filme wie Brotherhood, The Front Line oder Prisoners of War. Dass unter der Regie von Ryoo Seung-wan ein weiterer beeindruckender Genrevertreter folgen würde, war nach Erfolgsfilmen wie Arahan, City of Violence und Veteran abzusehen. Und vor allem visuell lässt Battleship Island keinen Zweifel daran, dass Ryoo sein Handwerk versteht. Ausstattung, Kulissen und Actionszenen wissen durchweg zu begeistern, da der Filmemacher weiß, wie er sie in Szene zu setzten hat, sodass er durch die visuelle Wucht schnell eine einnehmende Wirkung kreiert. Vor allem Hashima Island wurde unfassbar gut wieder zum Leben erweckt und wirkt so erschreckend realitätsnah.
    Doch besonders punkten kann de Regisseur bei den Actionszenen. Auch wenn die Computereffekte teilweise nicht hundertprozentig geglückt sind, kann man sich von den zahlreichen praktischen Effekten begeistern lassen, die in großen Setbuildings mit einer Vielzahl von Statisten umgesetzt wurden. Auch wenn am Ende der Showdown dann etwas pathetisch geworden ist, so weiß er dennoch mitzureißen. Und spätestens wenn Ennio Morricones "Ecstasy of Gold" ertönt, ist Gänsehaut vorprogrammiert.

    Aber auch darüber hinaus gelingt es dem im Director's Cut zweieinhalb Stunden langen Film seine Zuschauer zu fesseln, was an den gelungenen Figuren, den guten Darstellern und der souveränen Dramaturgie liegt. Zwar leistet sich Battleship Island bei der Zeichnung der Bösewichte ein paar Schwachstellen, da diese doch etwas sehr oberflächliche und klischeehaft dargestellt werden. Doch was die Deutschen in westlichen Filmen über den zweiten Weltkrieg sind, sind die Japaner häufig für den Fernen Osten. Und gerade die Südkoreaner haben bekanntlich die Kriegsverbrechen der Japaner zwischen Anfang des 20. Jahrhunderts und Ende des zweiten Weltkriegs noch nicht verziehen, da sich ihre Inselnachbarn immer noch schwertun, einige davon einzugestehen. Diese Enttäuschung legt sich häufig auch in der Diabolisierung in den Filmen, die diese Zeit als Schauplatz nehmen, nieder. Das führt dann oft, wie bei Battleship Island, zu plakativen Darstellungen, die dem Rest meist nicht gerecht wird.
    Abseits der Gegenspieler gelingt es dem Werk aber viele spannende Figuren mit sehr unterschiedlichen Charakterzügen zusammenzubringen, sodass sich das Mitgefühl schnell aufbaut. Dabei überzeugen vor allem die beiden weiblichen Hauptdarsteller Lee Jung-hyun und Kim Soo-ahn. Und gerade Kinderdarstellerin Kim beweist nach Filmen wie Train to Busan, The Mimic oder Memories of the Sword, dass sie trotz ihres Alters eine unglaublich vielseitige Darstellerin ist. Auf ihr Konto geht auch eine der intensivsten Szenen des ganzen Films.

    Auch wenn die Hauptfiguren durchweg interessant sind, sorgen sie auch für einen spürbaren Schwachpunkt. Die Vielzahl der Charaktere verhindert es, dass ein klarer Fokus existiert. So springt man häufig von einem Geschehen ins andere, und verliert hin und wieder die klare Linie. Das führt leider ein wenig dazu, dass auch der Zuschauer teilweise etwas ins Straucheln gerät und manchmal emotional überfordert wird.

    Dennoch bleibt Battleship Island ein mitreißendes Spektakel, das in erster Linie visuell beeindruckt, jedoch inhaltlich auch zahlreiche Qualitäten besitzt - vor allem, da es ebenfalls vor unangenehmen Themen nicht zurückschreckt. Es werden reichlich einnehmende Szenen geboten, die hin und wieder aber bei der teils überladen wirkenden Figurenvielfalt etwas untergehen.

    © 2020 Koch Films

    Fazit


    Ryoo Seung-wan inszeniert ein imposantes und mitreißendes Actiondrama, das manchmal etwas seinen Fokus verliert, ansonsten aber immer wieder zu begeistern weiß. Einnehmende Bilder, souveräne Darsteller und einige dramaturgisch starke Szenen komplettieren das Seherlebnis. So avanciert Battleship Island zu einem gelungen Filmbeitrag über ein dunkles Kapitel der berühmten japanischen Insel.


    7/10

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    Infos
    Originaltitel:
    군함도 (Goonhamdo)
    Land:
    Südkorea
    Jahr:
    2017
    Studio/Verleih:
    Cj Entertainment / Koch Films
    Regie:
    Ryoo Seung-wan
    Drehbuch:
    Ryoo Seung-wan, Shin Kyoung-Il
    Musik:
    Leo Bang
    Genre:
    Action, Drama
    Darsteller:
    Hwang Jung-min, So Ji-sub, Lee Jung-hyun, Kim Soo-ahn, Song Joong-ki
    Start (DE):
    26.11.2020 (Heimkino)
    Start (USA):
    04.08.2017
    Laufzeit:
    151 Minuten
    FSK:
    keine Jugendfreigabe
    Bilder
    • Battleship-Island-04.JPG

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