Archive

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  • Einleitung


    Gavin Rothery hat unter anderem an den visuellen Effekten für Duncan Jones' Science Fiction-Perle "Moon" mitgearbeitet, mit Archive erschien nun sein Regiedebüt. Die Einflüsse von "Moon" sind unverkennbar, sein Anspruch an den Film wird ein ähnlicher gewesen sein. Doch kann sein Film mithalten?


    Kritik


    Es ist das Jahr 2049. Ja, schon hier könnte man an Denis Villeneuves "Blade Runner 2049" denken, der wie sein Vorgänger von Ridley Scott das Bewusstsein und Selbstbewusstsein von künstlicher Intelligenz hinterfragt. Passenderweise geht es in Archive ebenfalls um künstliche Intelligenz, denn auf einer abgelegenen Forschungsbasis ("Moon", ha!) arbeitet der Ingenieur George Almore an einer neuer Form der künstlichen Intelligenz. Viel mehr sollte man von Archive auch nicht unbedingt wissen, jedenfalls nicht von der Synopsis, die ohnehin irgendwie irreführend und alles andere als konkret ist.

    Denn der Film von Rothery schneidet Unmengen an Themen an, was aber auch gleichzeitig zu einem Problem führt: Es ist nicht ganz klar, in welche Richtung der Film geht beziehungsweise was nun genau im Kern des Films ist. Ein wenig nichts Halbes und nichts Ganzes, denn geht man zu Beginn des Films noch davon aus, dass der Film sich hauptsächlich mit den Charakterzügen der Roboter beschäftigt, kommen tröpfchenweise weitere Aspekte hinzu, die dann im Vordergrund stehen. Archive ist nicht unbedingt überladen, da sich der Science Fiction-Film trotz der vielen Themen äußerst viel Zeit für seine Geschichte nimmt, aber das Problem ist eher, dass die Gedanken nicht konsequent zu Ende geführt werden.

    Damit fühlt sich das Regiedebüt von Rothery leider unrund an. Das Ende mag überraschend sein (siehe "Moon"), aber wohl eher, weil der Fokus zuvor vielmehr auf anderen Dingen lagen. Mehr als ein "wow" kann es hier nicht geben, denn das Ende erfüllt keinerlei Funktion für den Film. Rothery hätte aus seinem Film theoretisch zwei oder drei Filme machen können, dann aber bitte konsequent und zu Ende geführt.

    Nichtsdestotrotz werden einige gute und interessante Fragen aufgeworfen, denen es wie gesagt an Konsequenz mangelt und die dann auch relativ unbeantwortet bleiben. Man merkt genau, wo der Regisseur und Drehbuchautor seine Inspiration hernimmt: Sei es "Blade Runner" aufgrund träumender KI und der Frage nach dem Selbstbewusstsein, "Moon" aufgrund der Isolation des Protagonisten, oder Science Fiction-Klassiker wie "2001" (Vorlage von Arthur C. Clarke), Asimov oder Mary Shelleys "Frankenstein" (die Mutter aller Robotikthemen, wenn man den jüdischen Golemmythos mal ausklammert). Teils wird hier jedoch subversiv gearbeitet, was dem Genre durchaus frischen Wind verleiht. In der Tat fühlt sich Archive trotz aller erkennbarer Vorbilder innovativ und frisch an.


    © 2020 Capelight Pictures


    Ein weiterer, dicker Pluspunkt ist die Inszenierung: Diese kann vollkommen überzeugen, es gibt einige großartig fotografierte Bilder, die sich auch Zeit lassen, abgerundet durch einen passenden, total unaufgeregten, aber von der Stimmung her genau richtigen Score. In der Regel funktioniert dies, dennoch sind auch einige Längen bei Archive vorhanden, was aber mitunter auch an der Tatsache liegt, dass nicht ganz klar ist, was das da alles nun eigentlich soll.

    Die Darsteller spielen überzeugend, und die beiden Roboter J1 und J2 wachsen einem schnell ans Herz. Theo James als George Almore ist einem leider ein bisschen zu egal, was nicht gerade förderlich ist. Teilweise kommt er auch zu unsympathisch rüber, aber nicht unsympathisch genug, so dass es schwierig ist, hier mitzufiebern oder ihn einfach nur zu hassen.

    Vollkommen positiv sind die visuellen Effekte, die sich sehen lassen können; generell wirkt die ganze Ausstattung und das Produktionsdesign passend futuristisch mit genau der richtigen Dosis Kühle, was eine tolle Atmosphäre erzeugt.



    Fazit


    Archive hat sehr vieles richtig gemacht, leider hat Regisseur und Drehbuchautor Gavin Rothery seinen Fokus bei der Geschichte verloren. Mit dem Schwerpunkt auf einem seiner zu vielen Themen hätte ihm ein richtig guter Film gelingen können, denn visuell stimmte alles. Schade.


    6,5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Archive
    Land:
    USA
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Capelight Pictures
    Regie:
    Gavin Rothery
    Produzent(en):
    Cora Palfrey, Theo James, Philip Herd
    Drehbuch:
    Gavin Rothery
    Kamera:
    Laurie Rose
    Musik:
    Steven Price
    Genre:
    Science Fiction
    Darsteller:
    Theo James, Stacy Martin, Rhona Mitra, Peter Ferdinando, Richard Glover, Lia Williams, Toby Jones
    Inhalt:
    2049. Auf einer abgelegenen Forschungsbasis entwickelt der junge Cyber-Engineer George Almore (Theo James) unter strengster Geheimhaltung eine neue Form der künstlichen Intelligenz: eine Androidin mit menschlichem Bewusstsein. Sein neuestes Modell J3 (Stacy Martin) steht kurz vor der Vollendung. Doch George gerät zunehmend unter Druck. Seine Vorgesetzten verlieren das Vertrauen in seine Arbeit und fordern Ergebnisse. Sie drohen damit, seine Forschungsmittel zu streichen und die Basis zu schließen. George rennt die Zeit davon – vor allem, da er noch ein weiteres Ziel hat, das um jeden Preis verborgen bleiben muss...
    Start (DE):
    05.11.2020
    Start (USA):
    10.07.2020
    Laufzeit:
    109 Minuten
    FSK:
    noch nicht geprüft

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