Unhinged

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  • Einleitung


    Jeder Straßenverkehrsteilnehmer kennt es, wenn die Nerven im dichte Getümmel mal blank liegen. Wenn man dann noch auf seinem Frust beharrt, nicht mal in der Lage ist, eine Entschuldigung anzunehmen oder gar selbst eine auszusprechen und dann dabei an den Falschen gerät, könnte das böse enden.

    Diese Erfahrung muss in Unhinged eine Mutter machen, als sie unter Zeitdruck ungeduldig und uneinsichtig hupend jemanden mit einem wirklich schlechten Tag provoziert. Dieser nimmt sich dann zur Aufgabe, ihr und ihrem Sohn zu zeigen, was es bedeutet einen wirklich miesen Tag zu haben - und diese Lektion erteilt er auf erschreckend skrupellose Weise.

    Als wütender Autofahrer ist Russell Crowe zu sehen, der unter anderem Caren Pistorius (Mortal Engines), Gabriel Bateman (Child's Play) und Jimmi Simpson (Westworld) das Leben zur Hölle macht.

    Für die Regie war Derrick Borte (The Joneses) nach einem Drehbuch von Carl Ellsworth (Disturbia) verantwortlich.

    © 2020 Leonine

    Kritik


    Dass Russell Crowe als Antagonist eine beängstigende Performance darbietet, wurde schon nach den ersten veröffentlichten bewegten Bildern deutlich. Und der fertige Film enttäuscht bei diesem Aspekt auch in keiner Weise, denn der Oscarpreisträger liefert mit seiner gewohnt einnehmenden Präsenz den wahrscheinlich angsteinflößendsten Bösewicht des Jahres ab. Es macht einfach unheimlich viel Spaß zuzusehen, wie der australische Schauspieler in Unhinged sich von einer ganz fiesen Seite zeigt. Und so schießt auch die Spannungskurve mit jedem seiner Auftritte immens in die Höhe. Seine eskalierenden Aktionen weisen schon ab den ersten Minuten des Werks darauf hin, dass der Zuschauer bei dieser Figur mit allem rechnen muss. Und so breitet sich bereits beim ersten Zusammentreffen der Protagonistin mit dem durchdrehenden Autofahrer ein ungemein ungutes Gefühl aus. Und dieses wird in seiner Berechtigung mit jedem weiteren Aufeinandertreffen untermauert.
    Und dennoch erwischt man sich vor allem zu Beginn des Films dabei, dass man Sympathien für Crowes Figur entwickelt. Wenn er auf die Hauptfigur Rachel trifft, stellt Regisseur Derrick Borte seine eigentliche Heldin von einer sehr unangenehmen Seite dar, sodass man sich als Zuschauer tatsächlich wünscht, dass mal jemand ihr erklärt, wie man sich zu verhalten hat. Vor allem in der heutigen Zeit, in der es den Menschen immer schwerer fällt, Fehlverhalten einzugestehen und sich dafür zu entschuldigen, kommt Crowe wie ein Befreiungsschlag daher. Natürlich reißt Borte dieses Gefühl im weiteren Verlauf zunehmend herum und formt aus dem auf Fehler hinweisenden Verkehrsteilnehmer einen wahren Psychopathen, der einfach nur Amok läuft.

    Dabei geht dem Filmemacher inhaltlich natürlich die Möglichkeit verloren, eine Sozialkritik auszusprechen, wie es etwa filmische Meilensteine wie Taxi Driver oder Falling Down taten. Allerdings scheint Borte auch nie wirklich den Anspruch gehabt zu haben, solch großen Vorbildern zu folgen. Stattdessen setzt er ganz auf rasante und spannende Unterhaltung, was ihm, wie bereits auch erwähnt, mit den Auftritten Crowes auch durchgehend gelingt. Ergänzt durch ordentliche Auto-Action, fällt es nicht schwer Unhinged in diesen Momenten zu genießen.
    Abseits davon entgleitet dem Regisseur sein Werk jedoch schon. Den Versuch Rachel etwas Tiefe zu verleihen, gelingt ihm nie wirklich, wodurch ihre Handlungsstränge das Werk immer wieder extrem ausbremsen und für reichlich Leerlauf sorgen. Darüber hinaus meistert es weder der Filmemacher noch die Darstellerin selbst, Rachel interessante Facetten abzugewinnen, sodass die Sympathien für diese Figur am Straßenrand zurückgelassen werden. Caren Pistorius verleiht ihrer Figur einfach keine Substanz. Folglich ist einem ihr Schicksal weitestgehend egal. Letztendlich fiebert man nur mit ihrem Charakter mit, da ihr Gegenspieler häufig wirklich fies daherkommt. So ordnen sich die Darsteller durch die Bank einem mit merklich Spielfreude agierenden Russell Crowe unter.

    Natürlich kann bei solch einem Machwerk mal wieder die Logik stark hinterfragt werden, sodass sich dann auch viele Fragwürdigkeiten auftun. Allerdings schiebt man diese in diesem Falle gerne beiseite, damit man einfach noch mehr von der Hetzjagd erleben kann - die wohlgemerkt durch eine einfache Entschuldigung bereits hätte unterbindet werden können. Aber Glück für den Zuschauer - denn so darf man Russell Crowe fast neunzig Minuten beim Durchdrehen zuschauen, was erschreckend viel Spaß macht.

    © 2020 Leonine

    Fazit


    Auch wenn Regisseur Derrick Borte auf eine weitreichende Sozialkritik verzichtet, so macht sein Film nicht nur dank ordentlicher Actionszenen und einem angenehm straffen Erzählrhythmus Spaß, sondern vor allem aufgrund eines herrlich fiesen Russell Crowes. Lediglich bei der eigentlichen Hauptfigur leistet man sich unnötige Fehlgriffe, wodurch Unhinged die Spannung immer wieder wegbricht.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Unhinged
    Land:
    USA
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Solstice Studios / Leonine
    Regie:
    Derrick Borte
    Drehbuch:
    Carl Ellsworth
    Kamera:
    Brendan Galvin
    Musik:
    David Buckley
    Genre:
    Thriller, Action
    Darsteller:
    Russell Crowe,Caren Pistorius, Gabriel Bateman
    Start (DE):
    16.07.2020
    Start (USA):
    21.08.2020
    Laufzeit:
    90 Mintuen
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Unhinged-02.jpg

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