Lost Girls and Love Hotels

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Nach Großproduktionen wie San Andreas und der Neuauflage von Baywatch trat Schauspielerin Alexandra Daddario vermehrt in seichten Liebeskomödien oder ambitionierten kleineren Filmen auf. Mit Lost Girls and Love Hotels gesellt sich nun ein neues Projekt hinzu, das in die letzte Kategorie fällt. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Catherine Hanrahan, der wiederum teilweise auf eigenen Erfahrungen basiert, entstand unter der Regie von William Olsson (An American Affair) eine Spielfilmadaption.

    Im Zentrum von Lost Girls and Love Motels steht Margaret, die tagsüber ihr Geld mit Englischunterricht an einer Flugbegleiterschule in Tokio verdient, sich nachts aber Drogen und fremden Männern hingibt. Doch eines Tages lernt sie mit Kazu einen Mann kennen, der eine große Faszination auf sie ausübt. Jedoch ist er auch ein zwielichtiges Mitglied der japanischen Unterwelt, was ihre Beziehung alles andere als einfach macht.

    Das Drehbuch zu dem Werk kam aus der Feder von Hanrahan selbst.
    Neben Daddario werden unter anderem noch Takehiro Hira (Pflicht/Schande) und Carice van Houten (Operation Walküre) zu sehen sein.

    © 2020 Capelight Pictures

    Kritik


    Was wie eine abgründige Reise in die emotionalen menschlichen Abgründe klingt, entpuppt sich leider eher wie eine Momentaufnahme dieser. Trotz der vorhandenen Off-Stimme von Alexandra Daddarios Margaret, wird nur sehr wenig über die Figur preisgegeben. Der Zuschauer wird so immer auf Distanz gehalten, wodurch er selbst emotional nur wenig involviert ist. Dennoch übt Lost Girls and Love Hotels eine gewisse Faszination aus, die durch die gelungene Kameraarbeit und die verlorenen Blicke Daddarios entsteht. Dramaturgisch wird über Margarets Geschichte nichts groß erzählt, wodurch ihr Fluchtgedanke und ihre teils schon suizidalen Handlungen einfach als gegeben hingestellt werden. Wer auf Erklärungen aus ist, wird hier gänzlich alleine gelassen. Viel mehr entsteht so eine Projektionsmöglichkeit seiner eigenen Abgründe. Damit diese Fläche aber gefüllt werden kann, fehlt es Regisseur William Olsson jedoch an dem nötigen Fingerspitzengefühl, wodurch diese Herangehensweise ihre volle Wucht entfalten könnte. Es fehlen die kleinen Andeutungen, Hinweise und Sehnsüchte, die beileibe nicht ausformuliert werden, aber zumindest in der Bildersprache zu erkennen sein müssen. Und genau hier kommt Olsson sein Werk abhanden und das trotz einer durchweg bemühten Hauptdarstellerin.

    Lost Girls and Love Hotels ist ein Film, an den man nicht mit falschen Erwartungen herangehen darf. Weder wird hier ein ausführliches Charakterdrama geboten, noch ein erotisches Werk. Trotz der zahlreichen Sexszenen, lassen diese jegliche prickelnde Leidenschaft missen. Dabei dienen diese nie wirklich einem voyeuristischen oder gar anturnenden Zweck, sondern sind lediglich ein Ausdruck der Verlorenheit der Hauptfigur, ebenso wie ihr übermässiger Alkoholkonsum und ihre Bereitschaft gegenüber Drogen. So ist es auch nur richtig, dass der Regisseur wirklich selten viel Haut offenbaren lässt. All das sind Symptome für die selbstzerstörerischen Tendenzen der Hauptfigur. Außer mit ihren beiden ähnlich perspektivlosen Trinkfreunden geht Margaret keine Bindungen ein, hält sich an der Anonymität fest, um gar nie emotional gebunden zu sein und stürzt sich so in flüchtige Bekanntschaften, die ihr nie die Gewissheit auf Sicherheit geben können. So geht sie ihrem tief verankerten Wunsch nach, erlöst zu werden - vom Leben und ihren Lasten. Wenig verwunderlich also, dass sie sich in der Gegenwart eines Yakuzas verliert, bei dem sie die Erlösung plötzlich auf emotionaler Ebene zu finden scheint. Doch ist auch bei dieser Beziehung von vornherein klar, dass sie nicht von Dauer sein wird. Folglich investiert sie sich emotional auch hier nur mit der Gewissheit, dass auch diese Phase ein Ende haben wird. Die beiden werden zu gegenseitigen Begleitern eines Lebensabschnitts, geben sich Halt in ihrem Dasein, sodass sie zumindest für einen Augenblick nicht alleine sind. Denn auch wie die Protagonistin so treffend formuliert, geht es beim Alleinsein nicht unbedingt um andere Menschen. Es ist vielmehr ein Gefühl. Und das unterstreicht das Ende dann auch noch einmal.

    Auch wenn das alles sehr interessant klingt, so ist Lost Girls and Love Hotels dennoch emotional viel zu distanziert, um einen komplett abzuholen. Wenn man sich auf den Stoff und die Hauptfigur einlassen kann, bei der es durch ihre verantwortungslose Art häufig schwer fällt Sympathien zu entwickeln, dann übt das Werk durchaus eine Faszination aus. Dennoch fehlt es dem Film an erzählerischer Klasse, sodass er seine volle potentielle Wucht entfalten kann. Gerade in der Endphase ist Lost Girls and Love Hotels zu gehetzt und lässt die Wandlungen sich kaum entfalten. Überhastet kommt die Geschichte so zu einem Ende, ohne dass sich ein zufriedenstellendes Gefühl breit macht. Ebenso nimmt sich die Dramaturgie nicht die nötige Zeit, um die eigentlich spannende Beziehung zwischen Margaret und dem Yakuza Kazu zu vertiefen, wodurch auch die Bedeutung der beiden für einander wenig greifbar ist. Was beispielsweise Leaving Las Vegas mit seinen beiden verlorenen Seelen herausragend gestaltete, wirkt hier zu häufig als eine Behauptung. Viel zu sehr fährt sich die Handlung auf den selbstzerstörerischen Pfaden Margarets fest, die in ihrer Häufigkeit der Aussagekraft nichts beisteuern.

    © 2020 Capelight Pictures


    So sind dem Werk seine Ambitionen deutlich anzumerken. Die Kameraarbeit von Kenji Katori ist stark, die beiden Hauptdarsteller Alexandra Daddario und Takehiro Hira überzeugen ebenfalls und die dramaturgische Ausgangslage über eine Frau, die möglichst weit von zuhause weg möchte und ausgerechnet in einer überlaufenen Stadt wie Tokio die Einsamkeit sucht, vielversprechend. Doch spielen sich die Handlung und der Filmemacher nicht unbedingt in die Karten, sodass Regisseur William Olsson an der inhaltlichen Verborgenheit von Informationen scheitert, da er diese visuell nicht zu gestalten weiß.

    Fazit


    Lost Girls and Love Hotels erklärt wenig, womit Regisseur William Olsson merklich überfordert ist und es ihm so nicht gelingt den Zuschauer abzuholen. Dieser wird emotional zu sehr auf Abstand gehalten, sodass sich die mögliche Kraft des Films nicht entfalten kann. Die tolle Kameraarbeit und die beiden guten Hauptdarsteller üben dennoch eine gewisse Faszination aus, auch wenn diese die erzählerischen Schwächen nicht gänzlich aufwerten kann.


    5/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    Lost Girls and Love Hotels
    Land:
    USA, Japan
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Capelight Pictures
    Regie:
    William Olsson
    Drehbuch:
    Catherine Hanrahan
    Kamera:
    Kenji Katori
    Musik:
    Ola Fløttum
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Alexandra Daddario, Takehiro Hira, Carice van Houten
    Start (DE):
    15.01.2021 (Heimkino)
    Start (USA):
    18.09.2020
    Laufzeit:
    97 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Lost-Girls-and-Love-Hotels-03.jpg

      666,44 kB, 1.500×900, 17.222 mal angesehen

    33.417 mal gelesen