10 Geheimtipps aus dem Filmjahr 2020

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  • Das Filmjahr 2020 hatte aufgrund der Corona-Krise wahrlich wenig große Titel zu bieten. Lediglich zu Beginn des Jahres kam man in den Genuss von Großproduktionen wie 1917, Sonic the Hedgehog, Bad Boys for Life, Birds of Prey, Bloodshot oder Die fantastische Reise des Dr. Dolittle. Auch wenn bei einigen Titeln das Wort Genuss mit Vorsicht genossen werden muss. Nach dem ersten Schwung im Frühjahr hieß es dann Ebbe für alle Blockbuster-Liebhaber. Erst im Herbst gab es dann einen kleinen Versuch mit Tenet und Greenland dem finanziell angeschlagenen Filmjahr ein wenig entgegenzuwirken. Besonders erfolgreich blieb dies jedoch nicht - zumindest nicht für die Ansprüche der Hollywood-Studios, weswegen Filme wie Dune, Mulan, Top Gun: Maverick oder Godzilla vs. Kong entweder immer weiter verschoben wurden (meist bis ins Jahr 2021) oder sogar ganz aus dem Kinoplan verschwanden, wie es beispielsweise Disney mit Mulan tat und das Werk direkt zur Streamingplattform Disney+ schob.
    Das vorsichtige Verhalten der Hollywood-Studios ließ aber in vielen Ländern auch Raum für heimische Produktionen. So avancierte sogar der chinesische Film The 800 mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 460 Millionen US-Dollar (davon kam fast alles aus dem eigenen Land) zum erfolgreichsten Film des Jahres. Aber auch in Deutschland konnte beispielsweise Jim Knopf und die wilde 13 ordentliche Besucherzahlen generieren und in Südkorea stammen sogar die vier besucherstärksten Filme des Jahres aus dem eigenen Land.

    Aber nur weil das Jahr arm an Großproduktionen war, heißt das natürlich nicht, dass es keine starken kleineren Titel zu bestaunen gab. So kehrten Regisseure wie Guy Ritchie und Rian Johnson zurück zu ihren Wurzeln und lieferten mit The Gentlemen und Knives Out die wahrscheinlich unterhaltsamsten Kinofilme des Jahres ab. Der Unsichtbare verbreitete überraschend gelungenen Schrecken und der Anime Weathering with You verzauberte Herz und Augen.
    Doch an dieser Stelle haben wir uns 10 weiteren sehenswerten Titeln gewidmet, die vermutlich an den meisten vorbeigegangen sein werden. Somit präsentieren wir euch 10 Geheimtipps, die im Jahr 2020 im Kino oder direkt im Heimkino erschienen, bei denen man auf jeden Fall noch einen Blick riskieren sollte.


    The Call (Lee Chung-hyun)

    Dem südkoreanischen Mystery-Thriller erging es wie einigen anderen Filmen im von Corona gepeinigten Jahr. Eigentlich als Kinofilm geplant riefen die erneuten verschärften Richtlinien die Streaminganbieter auf den Plan - in diesem Fall Netflix. Der Streamingriese sicherte sich die Exklusivrechte an dem Film, was auch eine zeitgleiche weltweite Veröffentlichung mit sich zog. The Call mit #amLeben-Star Park Shin-hye und Burning-Entdeckung Jeon Jong-seo in den Hauptrollen überzeugt neben seiner wirklich spannenden Prämisse auch durch seine starke visuelle Umsetzung, die den Nervenkitzel merklich hochhält.
    Im Zentrum des übernatürlichen Thrillers stehen zwei Frauen, die in dem gleichen Haus wohnen, jedoch mit einem zeitlichen Abstand von 20 Jahren. Durch einen mysteriösen Anruf, werden sie über das Telefon miteinander verbunden, was das Leben von beiden für immer verändern wird - denn die junge Frau aus der Vergangenheit erweist sich als Serienmörderin. Und wie hält man eine Mörderin in der Vergangenheit auf?
    Natürlich hat das Werk, wie fast alle Projekte, die sich mit Zeitreisen beschäftigen, teilweise Probleme mit der Logik. Jedoch ändert das nichts daran, dass The Call unheimlich spannend und vor allem faszinierend frisch umgesetzt ist.

    © 2020 Netflix


    Niemals Selten Manchmal Immer (Eliza Hittman)

    Das Thema Abtreibung ist ein sensibles Thema - in den USA noch einmal besonders, da dies von zahlreichen konservativen Fraktionen verteufelt wird. In Niemals Selten Manchmal Immer kommt nun erschwerend hinzu, dass die 17-jährige Protagonistin nach einer ungewollten Schwangerschaft in ihrem Bundesstaat nicht selbstständig über einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden darf. Folglich reist sie mit ihrer Cousine nach New York, denn dort ist ihre Entscheidung zur Abtreibung legal.
    Bei der Thematik ist es natürlich klar, dass das Werk alles andere als ein Wohlfühlfilm ist. Es ist vielmehr ein intimes Porträt einer 17-jährigen, die sich dank ihres elterlichen Umfelds, niemanden so recht anvertrauen kann, sodass ihre Tour nach New York zu einer Tour de Force wird, welche die Hauptfigur an den Rand ihrer Kräfte bringt. Dies verlangt auch dem Zuschauer wenig verwunderlich einiges ab, denn Regisseurin Eliza Hittman bleibt mit ihrer Inszenierung immer nah an ihren Figuren, wodurch die emotionalen Einschläge nur noch härter sind. Ohne viele Dialoge kommen die Filmemacherin und ihre starken Darstellerinnen aus, um die Tragweite ihrer Geschichte zu transportieren.

    © 2020 Universal Pictures


    Children of the Sea (Ayumu Watanabe)

    Children of the Sea dreht sich um Ruka, die in den Sommerferien im Aquarium die beiden Jungen Umi und Sora kennenlernt, die unter Wasser unglaubliche Distanzen zurücklegen können. Doch schon bald erkennt Ruka, dass auch sie eine ungewöhnliche Verbindung zum Meer hat. Als die beiden Jungen ihr von einem Fest der Meeresbewohner erzählen, lässt sie es sich natürlich nicht nehmen Teil davon zu sein. Doch dort erwartet sie auch eine ganz besondere Aufgabe.
    Die enorme Kraft von Children of the Sea liegt, wie sollte es auch anders sein, deutlich in der Magie und der Schönheit des Ozeans und seiner Bewohner. Und die einnehmende visuelle Wucht, mit der dies präsentiert wird, ist nahezu überwältigend. Wenn dann noch der einmal mehr verzaubernde Score von Joe Hisaishi (Prinzessin Mononoke) ertönt, verliert man sich endgültig in diesem Bilderrausch. Jedoch muss man dem Werk auch eingestehen, dass es dramaturgisch teilweise etwas holprig daherkommt, da zu viele Fragen in den Raum geworfen werden, denen sich aber nur unbefriedigend gewidmet wird. Zum Ende hin dürfte die inhaltliche aber auch die visuelle Entfaltung dann nicht nur Kinder überfordern. Dennoch übt die Manga-Adaption von Ayumu Watanabe eine soghafte Faszination aus.

    © 2020 Polyband


    The Nightingale (Jennifer Kent)

    The Nightingale widmet sich sich einer sehr dunklen Zeit der australischen Geschichte, die zu häufig in Vergessenheit gerät. Die Handlung ist im Tasmanien des 19. Jahrhunderts angesiedelt. Die Insel südlich von Australien diente den Engländern damals als Strafkolonie, in dessen Zuge die Ureinwohner in einem immensen Tempo abgeschlachtet wurden. Genau in diesem Zeitraum platziert Regisseurin und Drehbuchautorin Jennifer Kent ihre Geschichte. Im Zentrum davon steht Clare, eine Irin, die nach ihrer Verurteilung dem Willkür eines englischen Offiziers (beängstigend stark: Sam Claflin) ausgesetzt ist. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Baby hofft sie aber, demnächst ihre Freiheit zu erlangen. Nachdem ihr Mann sich dem erniedrigenden Verhalten des Offiziers nicht mehr unterwerfen möchte, eskaliert die Situation, in dessen Folge sich an Claire vergangen wird und sie ihren Mann und ihr Baby verliert. Nach den Gräueltaten zurückgelassen beschließt Claire sich mit der Hilfe eines Aborigines auf die Jagd nach den Soldaten durch die tasmanische Wildnis zu machen.
    The Nightingale ist wirklich schwer zu ertragener Stoff. Dennoch übt das Werk eine ungemeine Faszination aus, was in erster Linie der hervorragenden Inszenierung zu verdanken ist. Man hat stets das Gefühl, dass Kent ganz genau weiß, was sie erzählen und zeigen möchte. Mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit meistert sie dieses sensible und erschreckende Material. Unter der Leitung eines Falschen, hätte daraus schnell ein einfach nur abstoßender Gewaltexzess werden können. Doch der Filmemacherin gelingt ein beängstigendes psychologisches Thriller-Drama zu formen, das einen nicht nur schockt, sondern auch emotional einnimmt. So hallt das Werk noch sehr lange nach.

    © 2020 Koch Films


    Time to Hunt (Yoon Sung-hyun)

    Regisseur und Drehbuchautor Yoon Sung-hyun kreierte mit seinem dystopischen Action-Thriller um eine Gruppe junger Männer, die mit einem einzigen Coup sich ein neues Leben ermöglichen möchten, dann aber von einem skrupellosen Killer gejagt werden, eine wahrlich atemberaubende Seherfahrung. Leider muss man aber auch eingestehen, dass die wirklich dünne Story, die auf fast zweieinhalb Stunden ausgewälzt wird, für zahlreiche Längen sorgt. Doch zwischen den teils uninteressanten Storyergüssen sprießen Actionszenen von einer dermaßen visuellen wie akustischen Intensität, wie man sie in den letzten 20 Jahren höchstens in Denis Villeneuves Sicario erlebt hat. In überwältigenden Bildern, mit einem donnernden Score, einem einschüchternden Sounddesign und starken Darstellern entfaltet sich eine ungemeine atmosphärische Dichte. Leider zerbricht diese immer wieder an der belanglosen und viel zu weit gestreckten Dramaturgie und ihren teilweise aufkommenden Fragwürdigkeiten. Hätte man sich bei diesen Aspekten nicht unnötig selbst in den Weg gestellt, hätte Time to Hunt in seiner Gesamterscheinung fraglos einer der stärksten Thriller-Beiträge der Filmgeschichte werden können. Denn abgesehen von der Handlung ist das Werk in allen Belangen überragend, sodass sich selbst Hollywood technisch noch einiges von dem Film abschauen kann. Nur kann man leider den inhaltlichen Aspekt vor allem bei der enormen Laufzeit des Films nicht außer Acht lassen und so degradiert sich Time to Hunt unverdient selbst. Und dennoch kann trotz der zähen Phasen hier eine Empfehlung ausgesprochen werden, denn in einzelnen Augenblicken zerrte die Spannung schon lange nicht mehr so sehr an den Nerven, wie in diesem exklusiven Netflix-Titel. Dazu die visuelle und akustische Wucht und es bleiben Einzelmomente, wie man sie so noch nicht erlebt hat.

    © 2020 Netflix


    Waves (Trey Edward Shults)

    Waves erzählt die bewegende Geschichte der afroamerikanischen Vorstadtfamilie Williams, die nach einem tragischen Ereignis wieder zu sicht selbst finden muss. Um nicht unnötig zu Spoilern wird an dieser Stelle nicht weiter auf die Handlung eingegangen. Aber eins kann mit Gewissheit gesagt werden und das ist, dass der Film einen mitfühlenden aber nicht selten auch schmerzhaften Blick auf universelle Familienthemen wirft, der den Zuschauer unweigerlich in seinen Bann zieht. Experimentierfreudig mit verschiedenen Bildformaten übermittelt Regisseur Trey Edward Shults verschiedene Stimmungen, die einen emotional gleich in die richtige Gefühlslage versetzen. Dazu gesellen sich einige herausragende Darsteller, die ihre Figuren nuanciert und mit viel Feingefühl zum Leben erwecken. So ist es kaum verwunderlich, dass Waves einen einnehmenden Sog kreiert, der auf so vielen verschiedenen Ebenen zu berühren weiß.
    Das Drama gehört so unweigerlich zu den stärksten Genrevertretern des Jahres.

    © 2020 Universal Pictures


    Ema (Pablo Larraín)

    Im Zentrum steht die titelgebende Tänzerin, die zwar ein künstlerischer Freigeist ist, aber gleichzeitig ein Leben mit dem Choreographen Gastón aufbauen möchte. Als ihr gemeinsamer Adoptivsohn aber Emas Schwester schwere Verbrennungen zufügt, entscheidet sich Ema ihren Sohn wegzugeben. Diese Entscheidung hat nicht nur Folgen für ihre Beziehung mit Gastón, sondern auch für ihre Beziehung zu ihrem sozialen Umfeld, denn dieser heftige Schritt wird in großen Zügen hart verurteilt. Für Ema beginnt eine exzessive Reise der Rebellion, Selbstfindung und Ermächtigung, die sie intensiv durch ihre große Hingabe zum Tanz auslebt.
    Letztendlich sind es die zahlreichen Widersprüche, ob akustisch, inhaltlich oder auch visuell, die Ema zu etwas Besonderem machen. Denn Regisseur Pablo Larraín versteht es sich geschickt von Konventionen zu lösen, dabei zu erschrecken und dennoch Mitgefühl beim Zuschauer zu erregen. Wenn er dann zum großen Finale ausholt, so avanciert Ema zu wohl einem der abgedrehtesten Familiendramen der Filmgeschichte. Ergänzt durch die unverbrauchten Reggaeton-Einflüsse wie des einnehmenden Scores, der hypnotisierende Techno-Klänge und befremdliche Sounds gegenüber der rhythmischen Beats des Reggaeton stellt, entsteht noch einmal eine ganz eigene Faszination. Jedoch geht die emotionale Kraft dabei etwas auf Kosten der Experimentierfreudigkeit, wodurch man nicht so sehr berührt wird, wie es für solch eine Geschichte nötig wäre. Ansonsten ist Ema aber ein unkonventioneller Film, der garantiert mit zahlreichen Sehgewohnheiten bricht.

    © 2020 Koch Films


    White Snake (Amp Wong, Ji Zhao)

    "Die Legende der Weißen Schlange" gehört zu den bekanntesten Folks-Sagen Chinas. Über die Jahrhunderte erfuhr diese Geschichte natürlich zahlreiche Änderungen. Im Kern wird sie jedoch am liebsten als eine romantisch-tragische Geschichte erzählt.Durch den Beliebtheitsgrad wurde die Sage dementsprechend bereits zahlreich filmisch umgesetzt. Mit White Snake gesellte sich eine weitere Interpretation in Form eines Animationsfilms hinzu, in dessen Zentrum die Schlangendämonin Xiao-Bai steht, die nach einem gescheiterten Attentat auf den General der kaiserlichen Armee in Form eines Mädchens in einem Dorf von Schlangenjägern erwacht. Ohne jegliche Erinnerungen verliebt sie sich dort in einen jungen Schlangenjäger, was nicht nur den Zorn ihrer Dämonenschwester auf sich zieht.
    Bildgewaltig und kreativ erzählen die Regisseure Amp Wong und Ji Zhao ihre Version der Legende. So überwältigend die generelle visuelle Kraft von White Snake dabei ist, so schwach sind leider die Animationen bei den Menschen geworden, was den Zuschauer emotional leider etwas zu sehr auf Distanz hält und dem Werk häufig seiner möglichen Kraft beraubt. Abseits davon kann man sich aber in den Welten nur zu gern verlieren. Die farbdurchfluteten Bilder kreieren eine große Faszination, die durch einen harmonischen Soundtrack und die kreative Inszenierung der Regisseure noch einmal an Stärke gewinnen.

    © 2020 EuroVideo


    Togo (Ericson Core)

    Als 1925 in Nome, einem kleinen Ort im Nordwesten von Alaska, eine Diphterieepedimie ausbrach, die vor allem für Kinder tödliche Folgen haben kann, standen die Bewohner vor einer großen Herausforderung. Zwar existierte ein Serum, das die Krankheit heilt, doch ließ ein heftiger Sturm und die damit verbundenen eisigen Temperaturen von teilweise tiefer als -50 °C ein Transport mit Schiff oder Flugzeug nicht zu. Somit wurde eine Rettungsaktion ins Leben gerufen, bei der das Serum von Mushern, Lenker von einem Schlittenhundengespann, transportiert werden sollte. Insgesamt 20 Musher nahmen daran Teil, wobei der bekannteste wohl Gunnar Kaasen mit seinem Leithund Balto war, der die letzte Etappe meisterte und somit der heldenhafte Überbringer des Serums war. Auch wenn dieser ebenfalls, wie fast alle Teilnehmer, vor allem auch die selten erwähnten Inuits, immenses leisteten, so war es vor allem der Musher Leonhard Seppala mit seinem Leithund Togo, die die größte Mammutaufgabe bestritten. Denn Seppala und seine Hunde legten mit Abstand die größte Strecke zurück, was insgesamt etwa 420 km und 146 km mit Serum betrug. Nachdem Universal Pictures sich mit dem Zeichentrickfilm Balto dem wohl berühmtesten Hund der Staffel widmete, konzentrierte sich Disney nun auf Togo, dem sie mit dem gleichnamigen Film nun ein Denkmal setzten. Und dies ist dem Studio erwartungsgemäß gefühlvoll gelungen. Regisseur und Kameramann Ericson Core bebilderte das mitreißende Abenteuer mit spektakulären Aufnahmen. Aber das wahre Herz des Films ist wenig verwunderlich der Hund und seine beiden menschlichen Spielpartner Willem Dafoe und Julianne Nicholson. Die Drei lassen jeden Augenblick zu einem Genuss werden, der ans Herz geht.
    Zwar kommt auch Togo nicht ganz ohne Schwächen aus, so wartet der Film mit wenig Überraschungen auf, die Computereffekte sind nicht immer vollends ausgereift und auch den anderen Mushern hätte man etwas mehr Raum schenken sollen, doch ändert das wenig daran, dass der Disney+-Exklusivtitel dennoch ein wundervoller Film ist.

    © 2019 Disney


    Das Attentat - The Man Standing Next (Woo Min-ho)

    Regisseur und Drehbuchautor Woo Min-ho bewies bereits mit Inside Men und The Drug King, dass er es versteht Thriller atmosphärisch einzufangen. Das Attentat macht da keine Ausnahme. Die Ausstattung wie die visuelle Umsetzung wissen zu jeder Minute zu begeistern und katapultieren einen direkt ins Südkorea der 70er Jahre, als Präsident Park Chung-hee mit eiserner Hand sein Land führte. Zwar brachte er dem Land auch einen enormen idustriellen Aufschwung, doch rief er im Laufe seiner Amtszeit auch den nationalen Notstand aus, sprach das Kriegsrecht aus, löste sogar das Parlament auf, setzte die Verfassung außer Kraft und erschuf somit eine Ein-Mann-Diktatur. Als Revolutionär an die Spitze gekommen, um sein Land politisch zu verändern, wurde er immer mehr zum Feind der Demokratie. Und in dieser Phase setzt Das Attentat - The Man Standing Next ein, als der Chef des koreanischen Geheimdienstes von seinem Präsidenten in die USA geschickt wird, um zu verhindern, dass der ehemalige Direktor des Geheimdienstes dort seine Memoiren veröffentlicht. Doch die Treffen mit dem dem ehemaligen Direktor, lassen den aktuellen an seinem Präsidenten zweifeln, was ihn letztendlich zu einer folgenschweren Entscheidung bringt.
    Das Attentat bleibt über weite Strecken unglaublich spannend, auch wenn ein etwas fokussierterer Blick auf die Haupthandlung dem südkoreanischen Thriller gutgetan hätte. Dennoch bleibt der südkoreanische Oscarkandidat für 2021 dank der starken Inszenierung und einem gewohnt hervorstechenenden Lee Byung-hun in der Hauptrolle mitreißend. Die Spannungsschraube wird dann zum Ende hin noch einmal gehörig angeschraubt, sodass das eindrucksvoll in Szene gesetzte Finale einen nicht so schnell wieder loslässt.

    © 2020 Capelight Pictures
    Infos
    Jahr:
    2020
    Bilder
    • Togo-01.jpg

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