Übersicht
Einleitung
Obwohl Simon West eigentlich nur zwei wirklich gelungene Actionfilme inszenierte, wird er dennoch relativ fest mit dem Genre in Verbindung gebracht. Das ist jedoch wenig verwunderlich, da er mit Con Air einen der vermutlich bekanntesten Actionfilme der 90er erschuf. Und rund 15 Jahre später gelang es ihm dann noch einmal mit dem Zusammentreffen der Actionikonen The Expendables 2 einen weiteren Actionkracher hinzulegen. Ansonsten inszenierte er eigentlich nicht sonderlich viel Aufsehenerregendes. Neben zwar sehenswerten aber routinierten Titeln wie The Mechanic und Wehrlos entstanden unter seiner Regie allerdings auch wenig schmeichelhafte Filme wie der erste Tomb Raider mit Angelina Jolie oder der Action-Thriller Stratton. Auch wenn seine Filme noch nie große Kritikerlieblinge waren, so konnten schließlich seine letzten Filme auch sein Publikum nur noch wenig überzeugen. Mit dem Katastrophenfilm Skyfire bekam er nun eine Chance sich in China zu beweisen.
In dessen Zentrum steht die junge Wissenschaftlerin Meng Li, die zu einer tropischen Insel zurückkehrt, wo einst ihre Mutter bei einem tragischen Unfall ums Leben kam. Auf der Insel, mittlerweile der erste und einzige Vulkan-Themenpark der Welt, versucht sie die dortigen Vulkane zu erforschen, wobei sie bald auf erschreckende Weise feststellen muss, dass der dortige ruhende Vulkan plötzlich nicht mehr seinem Stilleben nachkommt.
In der Hauptrolle ist Hannah Quinlivan (Skyscraper) zu sehen. Darstellerische Unterstützung bekommt sie unter anderem von Xueqi Wang (Bodyguards and Assassins), Shawn Dou (Wings of Freedom) und Jason Isaacs (Der Patriot).
© 2021 Capelight Pictures
Kritik
Bereits ab der ersten Minute wird klar, dass in Skyfire dick aufgetragen wird. Hier gibt es reichlich Actionszenen mit viel übertriebener Dramatik, die zugegebenermaßen nie wirklich zündet aber dennoch nett anzusehen ist. Und das bereits in den ersten zehn Minuten. Glücklicherweise behält Regisseur Simon West diesen Erzählrhythmus auch im weiteren Verlauf bei, sodass der Film ein unglaubliches Tempo an den Tag legt. So lässt der eigentliche Vulkanausbruch auch nicht allzu lang auf sich warten und der Actionregisseur darf einmal mehr zeigen, dass er es versteht solche Momente in Szene zu setzen. Auch wenn die CGI-Effekte in ihrer Qualität stark schwanken, so sind die praktischen Effekte, und davon gibt es überraschend viele, stets auf sehr hohem Niveau. West fängt die Actionszenen stets eindrucksvoll ein, ohne dabei auf ein unnötiges Schnittgewitter zurückzugreifen. Und dennoch legen die Actionszenen ein enormes Tempo an den Tag. Bei der völlig bescheuerten Grundgeschichte macht der Regisseur das einzig richtige - er inszeniert die Action angemessen überhöht, sodass vor allem der Spaßfaktor im Zentrum steht. Da werden Menschen von Gesteinsbrocken vom fahrenden Jetski geholt oder die Luftentweichungen des Vulkans katapultieren die Besucher in schwindelerregende Höhen. Hier gibt es immer wieder etwas zu sehen, ohne dass man dabei sich zu ernst nimmt.
Kameramann Alan Caudillo (Deputy) fängt dabei nicht nur die ereignisreichen Augenblicke gekonnt ein, sondern liefert uns auch wunderschöne Aufnahmen von dem Resort und der Insel. So liefert er mit den teils auch kitschigen Bildkompositionen, die aber bestens mit den überzogenen dramatischen Augenblicken harmonieren, auch immer wieder angemessene Phasen zum Durchatmen - auch wenn diese glücklicherweise nie zu lange anhalten.
Simon West schenkt dem Ausbruch und die Auswirkungen auf die Besucher des Freizeitparks schön viel Raum. Erst als die Hauptfiguren in dieser Situation vollends in den Fokus rutschen, geht Skyfire etwas die Luft aus. Das heißt allerdings nicht, dass die Endphase langweilig wird, sie ist lediglich nur nicht mehr so ereignisreich und mitreißend wie die Zeitspanne zuvor. Auch hier haben sich die Macher noch einige ordentliche Ideen einfallen lassen, wenn auch die Qualität dabei merklich nachlässt. Letztendlich ist der Schlussakt einfach etwas zu lang geraten, da man zu sehr auf die Dramatik der doch eher blassen Figuren gesetzt hat.
Darstellerisch bewegt man sich hier nur sehr selten über dem Durchschnitt - in den meisten Fällen eher weit darunter. Glücklicherweise macht Hauptdarstellerin Hannah Quinlivan eine ganz ordentliche Figur als Actionheldin und so gelingt es ihr dem Zuschauer Sympathien zu entlocken, sodass man mit ihr einen Charakter hat, mit dem man mitfiebern kann. Der Rest der Besetzung ist nicht sonderlich nennenswert oder man sollte vielleicht besser nicht allzu viele Worte über sie verlieren. Überraschenderweise stellt sich hier aber als größter Schwachpunkt der seit über dreißig Jahre lang im Filmgeschäft bestehende Xueqi Wang dar. Seine Darstellung ist dermaßen unterirdisch, dass sie jede einzelne Szene merklich runterzieht. Fast jede Geste und jeder Gesichtsausdruck wirkt deplatziert und aufgesetzt, sodass die Beziehung zwischen seiner Figur als Vater und der enthusiastischen Quinlivan als Tochter zu keinem Zeitpunkt greifbar wird. Da der Handlungsstrang um die beiden jedoch einen wichtigen Teil des Films einnimmt, ist Wangs Screentime leider erschreckend hoch.
Erfrischend ist es dabei dann, dass Jason Isaacs als Inhaber des Freizeitparks nicht zum typischen Abziehbild eines reichen, skrupellosen Geschäftsführers mutiert, sondern tatsächlich einige schöne Seiten und dementsprechend sogar auch schöne Szenen zugeschrieben bekommt. Isaacs gelingt diese gewohnt souverän zu füllen und so ist es wenig verwunderlich, dass er in dem Szenario dann auch der stärkste Darsteller im Ensemble ist, obwohl auch seine Figur nicht allzu viel hergibt.
© 2021 Capelight Pictures
Trotz der zahlreichen Schwächen gelingt es Skyfire einen ungemeinen Spaßfaktor zu kreieren. Die überhöhte Szenerie sowie die teilweise herrlich überzogenen Actionszenen sprühen nur so vor einem hohem Unterhaltungswert. Man kann zwar die schwachen Darsteller, die teilweise mäßigen CGI-Effekte und die zu lang geratene Endphase nicht vollends von der Hand weisen, aber die launige Inszenierung lässt einen dann doch über einiges hinwegsehen. Vor allem das enorme Erzähltempo lässt nur wenig Raum zum Nachdenken - was definitiv auch besser so ist.
Fazit
Skyfire bietet eine zum Kopfschütteln einladende Prämisse, meist schwache Darsteller, einige visuell nicht sonderlich gelungene CGI-Effekte und eine übertriebene und nie wirklich zündende Dramatik. Und dennoch macht der Katastrophenfilm von Simon West viel Spaß. In einer launigen Runde kann man mit dem Werk eine ungemein unterhaltsame Zeit haben, da hier gut inszenierte und herrlich überhöhte Action in einem rasanten Erzählrhythmus präsentiert wird, sodass eigentlich nie Langeweile aufkommt.
6/10
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