Capone

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  • Einleitung


    Mit Fonzo ursprünglich nach der eher unbekannteren Kurzform seines Vornamen Alphonse benannt, wurde das Gangster-Biopic dann doch noch in Capone unbetitelt, da dieser Name auch bei den meisten direkt eine Idee hervorrufen wird, worum es in dem Werk von Josh Trank (Chronicle) geht. Doch erwartet den Zuschauer bei dieser Auseinandersetzung mit dem berühmten Gangster Al Capone weniger ein schon gewohnt harter Gangster-Thriller, sondern viel mehr ein Drama, da sich Capone nicht auf den Werdegang des Verbrechers konzentriert, sondern auf die weniger ruhmreiche Zeit seines Lebens kurz vor seinem Tod.

    Im Zentrum steht somit der mittlerweile 47-jährige Al Capone, der nach seinem zehn Jahre langen Aufenthalt im Gefängnis mittlerweile an Demenz erkrankt ist und von den Untaten seiner Vergangenheit heimgesucht wird.

    Für die Hauptrolle konnte Tom Hardy (Legend) gewonnen werden. Neben ihm standen unter anderem noch Linda Cardellini (Dead to Me), Matt Dillon (L.A. Crash) und Kyle MacLachlan (Twin Peaks) vor der Kamera.

    Neben der Regie war Trank auch für das Drehbuch verantwortlich.

    © 2021 Leonine

    Kritik


    Nach seiner (wenig beliebten) Blockbusterproduktion Fantastic Four aus dem Jahr 2015 widmete sich Josh Trank bei Capone wieder einem etwas intimeren Film. Der für den Schnitt, das Drehbuch und die Regie verantwortliche Trank hatte hier sehr viele kreative Freiheiten, die er auch merklich versuchte zu nutzen. Jedoch ist das Endprodukt trotzdem unausgegoren. In erster Linie liegt das am zähen Drehbuch, dass einfach nichts wirklich zu erzählen hat. Die Titelfigur durchläuft fast keinerlei Entwicklung, was es irgendwann etwas mühselig macht zuzuschauen. Letztendlich demontiert Trank den berühmten Gangster fast vollständig, wenn er ihn als Mann darstellt, der nicht nur psychisch nicht mehr alleine auf dieser Welt bestehen kann, sondern auch physisch. Doch wird Capone dabei nie wirklich bemitleidenswert dargestellt. Vielmehr lässt der Filmemacher ihn unter der Last seiner Gräueltaten zerbrechen, was dem Zuschauer nur wenig Empathie entlockt, da bei der Figur keine wirkliche Selbstreflexion oder gar Reue zu erkennen ist. Auch Tom Hardy gelingt es an dieser Stelle nie wirklich seiner Figur eine emotionale Tiefe zu verleihen, sodass man dem Charakter etwas Mitgefühl entgegenbringen kann. Grundsätzlich ist das alles nicht per se schlecht, da der Mann in seinem Leben auch vielerlei Schreckliches getan hat und das dadurch nicht in Vergessenheit gerät. Doch sind Trank seine Nebenfiguren dermaßen egal, dass dem Zuschauer auch dort jeglicher emotionale Zugang verwehrt bleibt. Der Filmemacher konzentriert sich gänzlich auf seine Hauptfigur, der er aber zu wenig Facetten zuschreibt, sodass einem das Schicksal dieser mehr und mehr egal wird. Geboten wird so eine gut eineinhalb Stunden lange Momentaufnahme einer Person, die nicht nur im übertragenen Sinn in ihren Exkrementen liegt und der Welt einfach keinen Mehrwert schenkt. Und gerade der letzte Punkt lässt sich so auch auf das Werk Capone übertragen - der Film bietet bis auf den demontierenden Blick auf einen meist glorifizierten Gangster keinerlei Daseinsberechtigung.

    Selbst der so häufig herausragende Tom Hardy macht Capone nicht sehenswert. Zu verbissen und emotional distanziert hangelt er sich durch die Szenen und präsentiert seinen ansonsten mitschwingenden Wahnsinn nun in voller Pracht. Im Gegensatz zum Werk Bronson, wo ihm das mit einer faszinierenden Leichtfüßigkeit gelang, scheint ihm bei dieser Darbietung die angestrebte Wirkung nach außen wichtiger gewesen zu sein, als das, was die Figur wirklich innerlich bewegt und letztendlich den zu sehenden Wahnsinn als Konsequenz hat. Folglich kommt seine Darstellung zu substanzlos daher.
    Über alle weiteren Darsteller lohnt es sich kaum zu sprechen, da ihnen, wie bereits erwähnt, absolut kein Fundament anvertraut wurde, mit dem sie in irgendeiner Form hätten überzeugen können. Zwar meistern alle Nebendarsteller souverän ihre Aufgaben, bleiben aber durchweg schablonenhaft und fast schon irrelevant.

    Ansonsten sieht der Film handwerklich durchweg gut aus. Auch wenn es bis auf eine Sequenz, in der Capone in Windel, Bademantel, mit vergoldetem Maschinengewehr und Karotte im Mundwinkel Amok läuft, kaum Szenenhighlights gibt. Visuell ist das Werk ordentlich umgesetzt und vor allem die Maske konnte bei Hardy eine sehr gute Arbeit präsentieren. Die Narben und der Alterungsprozess sind glaubhaft umgesetzt und lassen die Figur sogar noch älter erscheinen, als sie eigentlich war.
    Komponist El-P gelang es dazu noch teilweise einen frischen Score zu erschaffen, der nur leider viel zu zurückhaltend eingesetzt wurde, um wirkliche Akzente zu setzen.

    So sind Capone seine Ambitionen zwar anzumerken, gehen aber nie wirklich auf. Am Ende ist das Werk schlicht und ergreifend uninteressant, da auch einfach nichts wirklich passiert.

    © 2021 Leonine

    Fazit


    Josh Trank hat mit seinem Gangster-Biopic einfach nichts zu erzählen. So wirkt Capone zwar stets bemüht, weiß aber eigentlich nie wirklich zu fesseln, da es dem Filmemacher einfach nicht gelingt, die für viele neuen Facetten des berühmten Gangsters fesselnd zu erzählen. Ein zu verbissener Tom Hardy entzieht dem Werk dann auch noch seine letzte Möglichkeit herauszustechen.


    3/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Capone
    Land:
    USA
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Leonine
    Regie:
    Josh Trank
    Drehbuch:
    Josh Trank
    Kamera:
    Peter Deming
    Musik:
    El-P
    Genre:
    Drama, Biopic
    Darsteller:
    Tom Hardy, Linda Cardellini, Matt Dillon, Kyle MacLachlan
    Start (DE):
    19.03.2021 (digital) / 26.03.2021 (Blu-ray, DVD)
    Start (USA):
    12.05.2020
    Laufzeit:
    101 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Capone-03.jpg

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