Proxima

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  • Einleitung


    Mit Proxima versucht sich Regisseurin Alice Winocour an einer etwas realistischeren Herangehensweise an das Thema rund um Astronauten und wie sie sich auf ihre Weltraummissionen vorbereiten bzw. dafür ausgewählt werden. Dies gelingt zu weiten Teilen sehr gut und bietet einen interessanten Einblick in diese faszinierende Welt.

    Die junge Astronautin Sarah (Eva Green) hat sich ein hohes Ziel gesetzt: Sie will als erste Frau den Mars erforschen. Als sie für die einjährige Weltraummission Proxima ausgewählt wird, beginnt eine intensive Vorbereitung auf den Aufbruch ins All und den Abschied von der Erde. Zusammen mit ihren Crew-Mitgliedern bereitet sich Sarah im ESA-Trainingsprogramm auf das Funktionieren im Kosmosvor. Sie geht an ihre physischen und psychischen Grenzen und lernt in jeder Situation, die Kontrolle zu bewahren. Alles in ihr ist auf jenen Moment hin konditioniert, in dem sie die Erde verlässt. Nur eines kann sie nicht trainieren: den Abschied von ihrer kleinen Tochter Stella. Sarahs letzte Tage vor ihrem Flug ins All sind geprägt von dem Kampf, das Unvereinbare zusammen zu zwingen: ihre Verantwortung für den Menschen, der ihr alles bedeutet und die unbedingte Hingabe an ihren Beruf. Sarah möchte sich von Stella nicht verabschieden, ohne ihr begreiflich zu machen, wie großartig und notwendig die Aufgabe ist, der sie sich verschrieben hat. Sie riskiert am Ende alles, um Stella zu zeigen, wie sehr sie sie liebt und dass diese Liebe auch an einem so unbegreiflichen Ort wie dem Weltraum immer existieren wird.



    Kritik


    Ähnlich wie Damien Chazelle mit seinem Neil Armstrong-Biopic "Aufbruch zum Mond", versucht sich Proxima an einem eher nüchternen Blick auf das Astronautenleben, erlaubt sich aber dennoch eine Menge Gefühle ins Herz der Handlung zu packen. Dies geht jedoch nicht immer gut und kann in so mancher Szene anfangen auf die Nerven zu gehen. Doch zunächst das Positive. Proxima gelingt es, was viele Filme nicht schaffen oder auch erst gar nicht wollen. Astronauten werden als ganz normale Menschen dargestellt, und nicht als eine Art Superheld. Sie haben Gefühle, Ängste, mal scheitern sie und mal feiern sie Erfolge. Sie machen genauso Fehler wie jeder andere auch. Eva Green ist hier nahezu die Idealbesetzung und kann mit einer breiten Palette an Emotionen überzeugen. In den passenden Momenten kann sie mit einem nuancierten Spiel punkten und kann insbesondere in den Szenen mit ihrer Filmtochter viel über ihre Mimik mitteilen. Selbiges gilt für den Großteil der Nebendarsteller, die zumeist passend gecastet sind und ihre Figuren mit Leben füllen können, auch wenn hier – auch der natürlicherweise geminderten Screentime geschuldet – niemals solch eine Bandbreite wie bei Green zu Tage gefördert wird.

    Der positive Teil rund um die Emotionalitäten mit Filmtochter Stella, bringt aber leider auch gleichzeitig den wohl negativsten Part des Films mit: Filmtochter Stella. Zwar wissen hier die Emotionen überzukochen und auch natürlich zu wirken, doch leider sind die Szenen nur selten eine Bereicherung für den Film. Ihre Aufsässigkeit strapaziert die Geduld des Zuschauers zunehmend, da diese Szenen gefühlt etliche Male wiederholt werden. Dies sind kurioserweise auch die einzigen Szenen, in denen Authentizität Hand in Hand mit Theatralik daherkommt. Sarah scheint hier plötzlich völlig unrealistisch zu agieren und trotzdem mit diesen Handlungen durchzukommen. Eine strickte Quarantäne von mehreren Tagen bevor es ins Weltall geht? Eine Missachtung und anschließende Dusche regelt das. Das sind auch die Momente, in denen vor den Leinwänden das Geräusch von Stirnklatschen ertönen sollte, da sie einfach keinen Sinn ergeben. Vor allem sind diese Szenen komplett überflüssig. Die innerliche Aufgebrachtheit Sarahs kann zwar nachvollzogen und vollständig akzeptiert werden, ist aber in mehreren Szenen weit über das Ziel hinaus und auch zu repetitiv. Hier wäre weniger, und dafür vielleicht intensivere Szenen, mehr gewesen, anstatt das immer gleiche Muster zur präsentieren, um auch diese Art von Menschlichkeit zu präsentieren.

    Denn alles andere, das macht Proxima ausgezeichnet. Das harte Training und die langen Vorbereitungen zum Flug ins Weltall sind zwar nüchtern, aber gleichzeitig spannend und interessant inszeniert. Das Geschehen kommt ohne große Aufregung daher und bildet schlicht die nötigen Vorkehrungen ab. Hier passt auch das gegenseitige Genecke der unterschiedlichen Astronauten ins Bild, denn wenn es sein muss, können sie sofort zur nötigen Professionalität und Ernsthaftigkeit zurückkehren ohne aus der Rolle zu fallen. Diese Szenen sind es auch, die Proxima so unterhaltend machen. Es macht einfach Spaß, den Astronauten bei ihrem Training unter Wasser zuzusehen, oder wie sie sich darauf vorbereiten, ohne Schwerkraft klarzukommen. Oder bei ganz alltäglichen Sachen und dem gemeinsamen Miteinander.



    Fazit


    Insgesamt bietet Proxima einen ansprechenden Mix aus Astronautenszenen und persönlichem Drama, wobei letzteres etwas überhandnimmt, und teils zu heftigem Augenrollen führen kann. Doch im Großen und Ganzen ist Proxima ein unterhaltsamer Film geworden, der gerade mit all den Szenen über das Training und Vorbereitungen auf den Flug ins Weltall punkten kann. Dazu gesellt sich eine ordentliche Portion Menschlichkeit, die in den meisten Fällen an den richtigen Stellen eingesetzt wird.


    7/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Proxima
    Land:
    Frankreich, Deutschland
    Jahr:
    2019
    Studio/Verleih:
    Koch Films
    Regie:
    Alice Winocour
    Produzent(en):
    Nina Frese, Isabelle Madelaine, Emilie Tisné
    Drehbuch:
    Alice Winocour, Jean-Stéphane Bron
    Kamera:
    Georges Lechaptois
    Musik:
    Ryuichi Sakamoto
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Eva Green, Matt Dillon, Lars Eidinger, Sandra Hüller, Nancy Tate
    Inhalt:
    Die junge Astronautin Sarah (Eva Green) hat sich ein hohes Ziel gesetzt: Sie will als erste Frau den Mars erforschen. Als sie für die einjährige Weltraummission Proxima ausgewählt wird, beginnt eine intensive Vorbereitung auf den Aufbruch ins All und den Abschied von der Erde. Zusammen mit ihren Crew-Mitgliedern bereitet sich Sarah im ESA-Trainingsprogramm auf das Funktionieren im Kosmosvor. Sie geht an ihre physischen und psychischen Grenzen und lernt in jeder Situation, die Kontrolle zu bewahren. Alles in ihr ist auf jenen Moment hin konditioniert, in dem sie die Erde verlässt. Nur eines kann sie nicht trainieren: den Abschied von ihrer kleinen Tochter Stella. Sarahs letzte Tage vor ihrem Flug ins All sind geprägt von dem Kampf, das Unvereinbare zusammen zu zwingen: ihre Verantwortung für den Menschen, der ihr alles bedeutet und die unbedingte Hingabe an ihren Beruf. Sarah möchte sich von Stella nicht verabschieden, ohne ihr begreiflich zu machen, wie großartig und notwendig die Aufgabe ist, der sie sich verschrieben hat. Sie riskiert am Ende alles, um Stella zu zeigen, wie sehr sie sie liebt und dass diese Liebe auch an einem so unbegreiflichen Ort wie dem Weltraum immer existieren wird.
    Start (DE):
    24. Juni 2021
    Start (USA):
    27. November 2019
    Laufzeit:
    107 Minuten
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Links
    Webseite:
    https://www.kochmedia-film.de/kino/details/view/film/proxima_die_astronautin/
    Bilder
    • Proxima-Wide.jpg

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