Fast & Furious 9

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  • Einleitung


    Wer hätte nach dem ersten Teil der Fast & Furious-Reihe erwartet, dass das Franchise mittlerweile inklusive Spin-off 10 Teile umfassen würde und zu einem der erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten avanciert. Dass die Reihe dabei einige Entwicklungen durchlief, ist natürlich selbstverständlich und so hat sich die Reihe von einem bodenständigen Kleingangster- und Straßenrennen-Film zu einem Agentenabenteuer entwickelt, wie man es mit all den Gadgets nur aus den James Bond-Filmen der Roger Moore- oder Pierce Brosnan-Ära kennt - nur halt mit Hip Hop-Beats, einer Menge Testosteron und dem Leitthema der Familie garniert.

    Und so müssen die beliebten Figuren auch in Teil 9 wieder losziehen, um die Welt vor dem Chaos zu retten, denn ein reicher Europäer versucht ein gerät in die Hände zu bekommen, dass es ermöglicht auf alle Computersysteme der Welt zuzugreifen und somit die Kontrolle über nahezu alle mächtigen Waffen zu bekommen. Um an dieser Gerät heranzukommen hat er sich die Hilfe von jemand sehr Speziellen erkauft - Dominic Torettos Bruder Jakob. Und die beiden haben noch eine ganz persönliche Rechnung offen.

    Die Besetzungsliste umfasst unter anderem Namen wie Vin Diesel (Pitch Black), Michelle Rodriguez (Machete), Chris "Ludacris" Bridges (L.A. Crash), Tyrese Gibson (Death Race), John Cena (Daddy's Home 2), Nathalie Emmanuel (Game of Thrones), Jordana Brewster (The Faculty), Charlize Theron (Monster), Sung Kang (Shootout), Anna Sawai (Ninja Assassin), Lucas Black (Jarhead), Finn Cole (Peaky Blinders), Kurt Russell (Tango & Cash) und Helen Mirren (Die Queen).

    Nach James Wan (Teil 7) und F. Gary Gray (Teil 8 ) hat Justin Lin, der Regisseur von Teil 3-6, bei Fast & Furious 9 wieder auf dem Regiestuhl Platz genommen.

    © 2021 Universal Pictures

    Kritik


    Wer dachte, dass es nach dem letzten Film der Marke Fast & Furious, das Spin-off, das sich ganz auf die von Jason Statham und Dwayne Johnson verkörperten Figuren Hobbs und Shaw konzentrierte, nicht noch übertriebener werden könnte, der wird mit Fast & Furious 9 definitiv eines Besseren belehrt. Der neunte Teil der Reihe macht gleich mit dem ersten Actionpiece deutlich, dass man auch hier die Vorgänger übertrumpfen möchte. Dass dabei nach Sprüngen mitsamt Autos aus einem Flugzeug oder einer Verfolgungsjagd von einem U-Boot die Gesetze der Physik vollends aus den Angeln gehoben werden, sollte dabei klar sein. Doch muss man an dieser Stelle auch sagen, dass es manchmal auch einfach nicht weiter geht.
    Vor allem im Fernsehbereich gibt es den Ausdruck "Jumping the Shark", womit eine Staffel oder Episode gemeint ist, die, um das Interesse des Publikums weiter zu halten beziehungsweise zurückzugewinnen, zu einer absurden Handlung greift, die eigentlich gar nicht in den Kontext passt (wie es wortwörtlich die Sitcom Happy Days in den 70ern tat, wodurch dieser Begriff geprägt wurde). Nun das Interesse der Zuschauer muss die Fast & Furious-Reihe nun wirklich nicht zurückgewinnen, da die letzten beiden Teile der Hauptreihe jeweils die Milliardengrenze beim weltweiten Einspielergebnis durchbrachen, doch absurd wird es trotzdem spätestens jetzt. Wer Gefallen an völlig überhöhten Actionszenen hat, wird da natürlich auch seinen Spaß an Fast & Furious 9 haben, jedoch für einen Großteil wird es einfach zu viel sein, wenn Autos an ein Befestigungsseil einer instabilen Brücke springen, welches sich natürlich am Rad einhakt und so das Auto an diesem Seil munter durch die Luft schwingt oder um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, die Reise ins All geht. An dieser Stelle kann man definitiv sagen das Fast & Furious den "Jumping the Shark"-Moment erreicht hat. Das mag alles zwar irgendwie auch ganz unterhaltsam sein, doch verlieren die Actionszenen dadurch auch viel an ihrer brachialen Wucht, wofür die Filme bisher bekannt waren. Auch wenn die praktischen Effekte wieder einmal Ihresgleichen suchen, so wirken die Computereffekte, die logischerweise genau in den kritisierten Augenblicken zum Einsatz kommen müssen, teilweise künstlichen und sind auch immer wieder als solche zu erkennen.

    Aber auch das wäre nicht ganz so tragisch, wenn Fast & Furious 9 nicht immer wieder so ernst daherkommen würde. Mit dem Leitthema der Familie brachte die Reihe, wenn auch nicht sonderlich diskret, immer wieder auch berührende Augenblicke zwischen die Actionszenen und sie waren stets ein nachvollziehbarer Antrieb der Figuren. Im neunten Teil wird versucht mit der Geschichte um Doms Bruder und ihrer dramatischen gemeinsamen Vergangenheit ein besonders emotionaler Handlungsstrang einzuführen. Dieser mag so natürlich nicht so richtig zu dem Rest passen, funktioniert darüber hinaus aber auch generell nur spärlich. Das liegt ganz besonders daran, dass die Geschichte der beiden Brüder dabei nicht sonderlich inspirierend geschrieben wurde und so lediglich den Film ausbremst. Die Rückblenden entwickeln sich folglich zu einem immensen Störfaktor.
    Getoppt wird das nur noch durch die unentschlossene Haupthandlung, die viel zu viele unnötige Abbiegungen nimmt, die in erster Linie auch nur dazu dienen, möglichst viel Fansservice zu betreiben und so die größtmögliche Menge an Figuren aus den vorangegangenen Filmen mit einzubinden. Jedoch bieten diese absolut keinen Mehrwert für die Geschichte und verkommen so zu wirklich nur reinem Fanservice. In der Menge, wie es hier getrieben wird, kann das Werk nie richtig Fahrt aufnehmen.
    Zwar freut man sich als Fan der Reihe, einige Gesichter wiederzusehen, doch am Ende bleibt dann dennoch ein etwas unbefriedigendes Gefühl zurück. Das betrifft ganz besonders Helen Mirren, die zwar sichtlich Spaß an ihrem Kurzauftritt hatte, dieser aber letztendlich vollkommen überflüssig und inhaltlich betrachtet auch dann wiederum viel zu lang war. Gleiches gilt für Charlize Theron, die zwar mehr Screentime geschenkt bekommen hat als ihre Kollegin, aber ebenfalls keinen wirklichen Mehrwert bot, da die Geschichte ohne sie mindestens ebensogut funktioniert hätte.

    © 2021 Universal Pictures


    Letztendlich bietet Fast & Furious 9 eine einfache Geschichte, die aber dermaßen kompliziert erzählt wird, dazu mit unnötigen schwer nachvollziehbaren Ortssprüngen, sodass das Werk nie wirklich spannend ist. Und das ist bei der langen Laufzeit ein Manko, das nur schwer zu kaschieren ist.
    Bei all der Kritik an den zahlreichen Figuren, die den Film einfach viel zu überladen wirken lassen, bereiten einige jedoch wieder gewohnt viel Freude. Dieses Mal sind es vor allem die Damen im Cast, die diese Wirkung erzielen. Angeführt von einer charmant sympathischen Nathalie Emmanuel, die durch ihre liebenswürdige Art (und im Original dazu mit einem herrlichen britischen Akzent ausgestattet) ihre erste Actionszene, bei der sie selbst am Steuer sitzt, zu einem großen Spaß werden lässt. Aber auch Michelle Rodriguez und Jordana Brewster wissen den testosteronüberladenen Cast angenehm zu erden. Das ist besonders schön, da es zwischen den Muskelbergen John Cena, der den frustrierten kleinen Bruder von Dom verkörpert, und Vin Diesel kaum zu spürbaren Spannungen kommt. Da war trotz der fehlenden emotionalen Hintergrundgeschichte, die Rivalität zwischen Dwayne Johnson und Diesel im fünften Teil deutlich spürbarer und ließ so die Spannung bei jeder Begegnung merklich in die Höhe schießen. Da die Chemie zwischen Cena und Diesel leider nicht wirklich stimmt, geht der Handlungsstrang mit den beiden auch nur spärlich auf.
    Tyrese Gibson und Chris "Ludacris" Bridges spielen sich hingegen gewohnt gut die Bälle zu, auch wenn hier die Luft langsam etwas raus ist. Da tat es dem achten Teil merklich gut, dass sich zwischen Jason Statham und Dwayne Johnson die Buddy-Momente dermaßen gut entwickelten, sodass sie neuen augenzwinkernden Wind in die Geschehnisse brachten. Diese neuen Impulse fehlen in Fast & Furious 9 gänzlich, da sich Regisseur Justin Lin dramaturgisch fast vollständig in der Vergangenheit bewegt - letztendlich natürlich geschuldet der nicht aufgehenden Geschichte um Doms Bruder.
    Rückkehrer Sung Kang ist zwar sympathisch wie immer, jedoch wird seine Figur relativ lieblos zurückgebracht. Bleibt zu hoffen, dass das im bereits bestätigten zehnten Teil etwas besser aufgearbeitet wird. So ist das Wiedersehen leider etwas unbefriedigend. Hier spiegelt sich einmal mehr ab, dass Teil 9 trotz der stolzen Laufzeit von rund zweieinhalb Stunden einfach zu wenig Raum für die Vielzahl an Figuren und den damit einhergehenden Geschichten aufzubieten hat.
    Vin Diesel funktioniert als Zugpferd im Allgemeinen (zumindest in dieser Filmreihe) aber gewohnt gut und gibt den stoischen Helden mit einer angenehmen Selbstverständlichkeit. Dass bei ihm keine sonderlich bewegenden schauspielerischen Leistungen zu erwarten sind, ist mittlerweile ebenso selbstredend.

    Darüber hinaus bietet Fast & Furious 9 wieder einmal eine gelungene Songauswahl, die immer wieder Laune macht und sich bestens an die Bilder der ebenfalls abermals hervorragend gewählten Kulissen anschmiegt. Die Actionszenen sind imposant und trotz ihrer abgehobenen Augenblicke kann man ihnen definitiv keine Kreativlosigkeit unterstellen. Auch wenn es hier höher, weiter und extremer wird, erreicht die Action nie wirklich die Wucht ihrer Vorgänger. Somit bietet Lins Wiederkehr auf den Regiestuhl auch einige der bekannten Stärken der vorangegangenen Teile, allerdings werden ebenfalls zu viele Schwächen ausgebaut. Auch wenn Fast & Furious 9 am Ende also eine relativ große Enttäuschung ist, so macht zumindest die Midcredit-Scene doch noch einmal neugierig auf die kommende Fortsetzung.

    © 2021 Universal Pictures

    Fazit


    Auch in Teil 9 der beliebten Actionreihe rumst und kracht es wieder an allen Ecken. Doch verliert die Action dabei dermaßen an Bodenständigkeit, sodass sie kaum eine durschlagende Wirkung beim Zuschauer erzielt. Dazu gesellt sich eine Geschichte um Doms Bruder, die nie wirklich funktionieren möchte. Überladen von Figuren kann Fast & Furious 9 so kaum Spannung aufbauen und bleibt dank der relativ ernsten Tonalität wenig unterhaltsam. Wer also mit den direkten Vorgängern schon nicht viel anfangen konnte, wird auch hier nicht bekehrt. Für eingefleischte Fans ist das Werk von Regie-Rückkehrer Justin Lin bestimmt dennoch eine Sichtung wert, auch wenn es der bisher schwächste Teil der Reihe ist.



    5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    F9
    Land:
    USA
    Jahr:
    2021
    Studio/Verleih:
    Universal Pictures
    Regie:
    Justin Lin
    Drehbuch:
    Daniel Casey, Justin Lin
    Kamera:
    Stephen F. Windon
    Musik:
    Brian Tyler
    Genre:
    Action
    Darsteller:
    Vin Diesel, Michelle Rodriguez, Chris "Ludacris" Bridges, Tyrese Gibson, John Cena, Nathalie Emmanuel, Jordana Brewster, Charlize Theron, Sung Kang, Anna Sawai, Lucas Black, Finn Cole, Kurt Russell, Helen Mirren
    Start (DE):
    15.07.2021
    Start (USA):
    25.06.2021
    Laufzeit:
    143 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • Fast-and-Furious-9-01.jpg

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