The Suicide Squad

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  • Einleitung


    Obwohl die Grundvoraussetzungen für den ersten Auftritt des Suicide Squads 2016 ziemlich gut standen, schließlich hatte man einen namenhaften Cast, eine durch die Figuren schon abgedrehte Grundlage und ein ordentliches Budget, schaffte es Regisseur und Drehbuchautor David Ayer damals nicht einen nennenswerten Eindruck zu hinterlassen. Zu zahm, zu verhalten und ganz besonders zu überladen mit belanglosen Actionszenen, die in einem enorm öden Showdown gipfelten, kam das Werk daher. Dazu präsentierte Ayer eine absolut uninteressante Geschichte.
    Nun hat es Guardians of the Galaxy-Regisseur James Gunn in die Hand genommen, um der Selbstmordeinheit endlich Leben einzuhauchen. Dass der Filmemacher ein Herz für Außenseiter hat, bewies er bereits zuhauf. Dass er es auch mal derbe in Sachen Gewalt und Humor mag, zeigte er dazu mit Titeln wie Slither oder Super. Somit scheint er der perfekte Mann für den Job zu sein, auch wenn dramaturgisch auch hier wieder keine Bäume ausgerissen werden.

    Denn der neueste Auftrag führt das Selbstmordkommando auf die Insel Corto Maltese, wo sie sich durch einen gefährlichen Dschungel voller feindlicher Soldaten kämpfen müssen, um ein geheimes Militärexperiment zu vernichten.

    Der große Cast von The Suicide Squad umfasst Namen wie Viola Davis, Margot Robbie, Jai Courtney und Joel Kinnaman, die ihre Rollen aus dem 2016er Film wieder aufnehmen. Neu hinzugekommen sind Michael Rooker als Savant, Flula Borg als Javelin, David Dastmalchian als Polka Dot Man, Daniela Melchior als Ratcatcher 2, Idris Elba als Bloodsport, Mayling NG als Mongal, Peter Capaldi als Thinker, Alice Braga als Solsoria, Pete Davidson als Blackguard, Nathan Fillion als TDK, Sean Gunn als Weasel und John Cena als Peacemaker. Sylvester Stallone wird dazu im englischen Original King Shark seine Stimme leihen.

    James Gunn (Guardians of the Galaxy) übernahm nicht nur die Regie von The Suicide Squad, sondern hat wie gewohnt auch das Drehbuch verfasst.

    © 2021 Warner Bros.

    Kritik


    Regisseur und Drehbuchautor James Gunn verliert auf angenehme Weise kaum Zeit mit einer unnötigen Einführung einer eigentlich sowieso irrelevanten Handlung und stellt die Weichen im Schnelldurchlauf auf, sodass man gleich Vollgas geben kann. Und so schickt er seine Selbstmordeinheit ziemlich zügig an den Strand von Corto Maltese, wo sie von den Einheimischen mit reichlich Feuerkraft begrüßt werden. Die Landung auf der Insel fällt dabei auch reichlich blutig aus und die Action weiß zu gefallen, da Gunn auch auf zahlreiche praktische Effekte zurückgreift. Nach diesem ereignisreichen Auftakt schaltet der Filmemacher aber etwas runter und nimmt sich ein wenig Zeit für seine Figuren, um sie dem Zuschauer greifbarer zu machen. Das gelingt ihm zwar nur spärlich, ein paar sehenswerte Szenen sind aber dennoch dabei, die zumindest keine wirkliche Langeweile aufkommen lassen. Allen voran steht da eine herrlich unterhaltsame und im gleichen Zuge überraschend dramatische Auseinandersetzung zwischen Idris Elbas Bloodsport und seiner Tochter. Dank des charismatischen Briten und seines mit Storm Reid (Euphoria) sehr gut besetzten Gegenparts erhält die Szene eine erstaunliche Kraft. Hier zeigt Gunn am stärksten, dass er teilweise herrlich absurde Augenblicke mit einer emotionalen Tiefe verknüpfen kann, woran die meisten Filmemacher und ihre Schauspieler scheitern würden.
    Auch wenn man Gunns Liebe zu merkwürdigen Figuren in jedem Moment des Films sehen kann, überträgt sich diese nicht immer auf den Zuschauer. Denn teilweise schießt der kreative Leiter über das Ziel hinaus. Besonders spürbar ist das bei Polka Dot Man, der zwar großartig von David Dastmalchian (Ant-Man) dargestellt wird, mit seinem Mutterkomplex und dessen Darstellung aber immer wieder abstößt. Aber auch andere Figuren gehen nicht so auf, wie man sich das wahrscheinlich vorgestellt hat. King Shark, der durch die Trailer bereits im Vorfeld als kleiner Szenendieb gehandelt wurde, geht eigentlich vollkommen unter, da er keinen einzigen wirklich starken Moment hat. Darüber hinaus wirkt er wie ein Fremdkörper und gliedert sich nie so richtig ins Team ein. Hier versucht Gunn ebenfalls mit dem dramaturgischen Aspekt, dass der merkwürdige Zeitgenosse noch nie einen Freund hatte eine emotionale Note hereinzubringen, doch möchte das einfach nicht funktionieren und geht so wie die meisten anderen Szenen des Hais im Gesamtbild unter.
    Dennoch entpuppt sich eine Figur tatsächlich als kleiner Szenendieb und das ist die wohl im Vorfeld am unscheinbarsten gebliebene Ratcatcher 2, die stark von Daniela Melchior (Massa Fresca) dargestellt wird und zum kleinen Herz des Films heranwächst. Ganz besonders im Zusammenspiel mit (wieder einmal) Idris Elba sorgen die beiden in dem überdrehten Spektakel immer wieder für schöne, geerdete Augenblicke. In solchen Momenten ist auch der Luther-Star stets am stärksten, wenn entgegengesetzt seine coole Art häufig zu aufgesetzt wirkt. Dennoch ist der Darsteller ein würdiger Leadingman für die Chaostruppe.
    Ähnlich positiv fällt auch Margot Robbie auf, die bereits im Vorgänger für viele Zuschauer zu den wenigen Highlights gehörte. Dennoch gelang es Ayer die passionierte Darstellerin mit ihrem darstellerischen Überschwung nicht richtig zu navigieren, sodass sie häufig etwas anstrengend überdreht wirkte. Ähnliches gilt auch für ihren zweiten Auftritt in Birds of Prey, wo Regisseurin Cathy Yan auch nicht das volle Potential der australischen Schauspielerin nutzen konnte. In James Gunn scheint Robbie nun den perfekten Mann für ihre Darstellung der Figur gefunden zu haben, denn noch nie waren ihre Szenen so auf den Punkt und ihre Verrücktheit dermaßen nachzuempfinden wie in The Suicide Squad. Wenn Harley Quinn sich dann durch ein ganzes Haus ballert und um sie herum im Cartoonstil kunterbunte Blüten statt Blutfontänen herumspritzen, fühlt man sich beängstigend wohlig im Kopf der fast schon liebevoll verrückten Frau. Wenn dann auch noch eine gefühlvolle aber wohltuend subtile emotionale Bindung zu Rick Flag erzählt wird, bekommen diese beiden Figuren einen Subtext, von dem man gerne mehr gesehen hätte.
    Der Rest der Figuren bleibt routiniertes Beiwerk, das zwar durchaus hier und da für kleinere Highlights sorgt, so beispielsweise John Cena als Peacemaker im ewigen Könnensvergleich mit Idris Elbas Bloodsport, im Großen und Ganzen aber austauschbar ist. Letztendlich ist die Chemie des Team also teilweise unglaublich stark und teilweise kaum vorhanden, was einen irgendwie unausgegorenen Eindruck hinterlässt.

    © 2021 Warner Bros.


    Bei Gunn erwartet man natürlich auch eine ganze Menge Humor mit einer Vielzahl von Absurditäten. Das bekommt man auch geboten, so wirklich zünden tut das erschreckender Weise aber nur hin und wieder. Viele Gags gehen nicht so richtig auf und sorgen im besten Fall für ein paar Schmunzler. Zugegebenermaßen sind auch einige wirklich gelungene humoristische Einlagen dabei, die aber prozentual gegenüber der Vielzahl der Gags deutlich in der Minderheit sind. Viele wirken einfach zu gezwungen derb, sodass sie ihr Ziel zu weit verfehlen.
    Auch dramaturgisch gelingt es dem Regisseur und Drehbuchautor nicht wirklich zu fesseln. Die Geschichte ist in fast allen belangen zu standardisiert und wird lediglich durch die grotesken Einzelideen des Filmemachers aufgewertet. Daneben bewegt man sich aber auf sehr plattgetretenen Pfaden, sodass für die Geschichte nie wirkliches Interesse geweckt wird. Vor allem der Handlungsstrang um die Rebellen, die sich dem unterdrückenden Regime der Insel widersetzen, bleibt völlig belanglos und überflüssig. Lediglich eine blutige Befreiungsaktion im Lager der Rebellen, hält eine nette satirische Anekdote bereit, ansonsten bietet diese Nebenhandlung keinerlei Mehrwert - ebenso wie die völlig verschenkte Alice Braga (Queen of the South) als Anführerin der Rebellen.
    Letztendlich zieht die Belanglosigkeit der Handlung als Folge nach sich, dass The Suicide Squad zu keinem Zeitpunkt wirklich spannend ist. Einzig beim Dahinscheiden der Figuren geht Gunn erfrischend rigoros vor, sodass man meist nie wirklich sicher sein kann, wer als nächstes das Zeitliche segnet.

    Visuell kann man der Comicverfilmung aber keinen Vorwurf machen. Die Effekte sind durchgängig stark, die Action gut eingefangen (auch wenn hier die ganz großen Highlights fehlen) und die Bildgestaltung wie Kulissen wirken plastisch, sodass man nie das Gefühl bekommt, in einer Computereffektorgie gelandet zu sein. Und doch steht die bodenständige visuelle Gestaltung häufig im Kontrast zu den comichaften Figuren und Momenten, sodass diese Elemente nicht hundertprozentig einhergehen möchten.
    Dass Warner Bros. James Gunn sehr viel kreativen Freiraum gelassen hat, ist lobenswert und zahlt sich auch in Einzelmomenten immer wieder aus. Dennoch bleibt der ganz große Wurf im Gesamten betrachtet aus.

    © 2021 Warner Bros.

    Fazit


    The Suicide Squad ist durchgeknallt, blutig, voller absurder Ideen und ganz besonders beladen mit reichlich abgedrehten Figuren. Doch so richtig harmonisch wirkt das Ganze nicht, da die Fallhöhe der Qualität der Ideen sowie die Griffigkeit der einzelnen Figuren zu groß ist. Dazu laufen zu häufig die Gags ins Leere. Ergänzt wird das Ganze noch von einer uninteressanten Handlung, die nie für richtige Spannung sorgt. Wären die teilweise wirklich schönen Momente zwischen einigen Charakteren, die starken Darsteller und die vereinzelt zugegebenermaßen sehr witzigen Momente nicht, würde das Werk im Durchschnitt versinken.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    The Suicide Squad
    Land:
    USA
    Jahr:
    2021
    Studio/Verleih:
    Warner Bros.
    Regie:
    James Gunn
    Drehbuch:
    James Gunn
    Kamera:
    Henry Braham
    Musik:
    John Murphy
    Genre:
    Action
    Darsteller:
    Idris Elba, Margot Robbie, Joel Kinnaman, John Cena, Daniela Melchior, Viola Davis, David Dastmalchian, Michael Rooker, Storm Reid, Alice Braga, Jai Courtney, Sean Gunn, Taika Waititi
    Start (DE):
    05.08.2021
    Start (USA):
    06.08.2021
    Laufzeit:
    132 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • The-Suicide-Squad-05.jpeg

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Kommentare 3

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    EyMann -

    "Wären die teilweise wirklich schönen Momente zwischen einigen Charakteren, die starken Darsteller und die vereinzelt zugegebenermaßen sehr witzigen Momente nicht, würde das Werk im Durchschnitt versinken." ?? Wäre der Film nicht gut dann wäre er schlecht.

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      ElMariachi90 -

      Anders formuliert: "Die teilweise wirklich schönen Momente zwischen einigen Charakteren, die starken Darsteller und die vereinzelt zugegebenermaßen sehr witzigen Momente retten den Film gerade so über den Durchschnitt." Verständlicher?

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      Kinoguru -

      Die Kritik entspricht genau dem, was man nach dem Trailer erwarten konnte. Durchschnittsware mit ein paar Gags und Absurditäten - gerettet durch das noch viel tiefere Niveau des Vorgängers.