The Father

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  • Einleitung


    Regisseur Florian Zeller zog mit seinem Demenzdrama mit gleich sechs Nominierungen ins Oscarrennen 2021. So wurde der Film unter anderem für die Kategorien Bester Film und Bestes adaptiertes Drehbuch nominiert, ebenso wie Anthony Hopkins als bester Hauptdarsteller und Olivia Colman als beste Nebendarstellerin. Hopkins gewann die begehrte Trophäe. Zuvor konnte das Drama bereits Auszeichnungen auf den Filmfestivals in Palm Springs und Telluride verbuchen.

    Anne (Olivia Colman) ist in großer Sorge um ihren Vater Anthony (Anthony Hopkins). Als lebenserfahrener stolzer Mann, lehnt er trotz seines hohen Alters jede Unterstützung durch eine Pflegekraft ab und weigert sich standhaft, seine komfortable Londoner Wohnung zu verlassen. Obwohl ihn sein Gedächtnis immer häufiger im Stich lässt, ist er davon überzeugt, auch weiterhin allein zurechtzukommen. Doch als Anne ihm plötzlich eröffnet, dass sie zu ihrem neuen Freund nach Paris ziehen wird, ist er verwirrt. Wer ist dann dieser Fremde in seinem Wohnzimmer, der vorgibt, seit über zehn Jahren mit Anne verheiratet zu sein? Und warum behauptet dieser Mann, dass Anthony als Gast in ihrer Wohnung lebt und gar nicht in seinem eigenen Apartment? Anthony versucht, die sich permanent verändernden Umstände zu begreifen und beginnt mehr und mehr zu zweifeln: an seinen Liebsten, an seinem Verstand und schließlich auch an seiner eigenen Wahrnehmung.



    Kritik


    Filme rund um die schreckliche Krankheit des Vergessens gibt es viel zu wenige. Und wenn dann doch mal welche erscheinen, sind sie von schwankender Qualität. "Still Alice" von 2015 mit Julianne Moore in der Hauptrolle beleuchtete dieses wichtige Thema mit viel Feingefühl und versuchte mehr Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Ein Jahr früher scheiterte Til Schweiger mit "Honig im Kopf" katastrophal und benutzte das Setting für billige Witze auf Kosten der Krankheit, ohne dabei auch nur in irgendeiner Weise ein Bewusstsein aufzubauen. Nun, sechs Jahre später, steht mit The Father ein neuer Vertreter an der Startlinie. Und verspricht mit einer etwas anderen Herangehensweise wieder etwas Bewegung in die Sache zu bringen.

    Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen, die sich auf diese Krankheit beziehen, wird The Father zum größten Teil aus der Sicht des titelgebenden Vaters gezeigt. So kommt die Verwirrung, die eine solche Person empfinden muss, wenn für ihn alles klar erscheint, aber vom Gegenüber anders dargestellt wird, gut zur Geltung. Gerade mit einem darstellerischen Schwergewicht wie Anthony Hopkins in der Hauptrolle, spielt sich hier viel über die Mimik ab. In den Augen des Vaters ist stets die Unsicherheit zu finden, die Suche nach etwas Bekanntem, an dem man Halt und Sicherheit finden kann. Und ehe man sich versieht, stolpert der Zuschauer gemeinsam mit Vater Anthony in den nächsten wirren Zusammenstoß mit jemand scheinbar Unbekannten. Stilsicher arbeitet The Father mit verschiedenen Darstellern für die scheinbar selben Figuren. Durch solche doch recht einfachen Kniffe, kann das Gefühl, welches eine demente Person tagtäglich erleben muss, beinahe am eigenen Leib des Zuschauers gefühlt werden.

    The Father legt ein feines Gespür für seine Figuren und deren intimsten und persönlichsten Momente an den Tag, überzeugt dabei mit einer zugleich herzerwärmenden, aber auch herzzerbrechenden Geschichte, die potenziell einen jeden selbst treffen könnte und versucht somit ein Bewusstsein zu schaffen und vorzubereiten. Mit einem intelligenten Szenenaufbau und vielen plötzlichen Umbrüchen, die ihre Wirkung zum größten Teil komplett entfalten können, weiß The Father von Beginn an, was er zeigen möchte und zieht dies konsequent bis zum Schluss durch.



    Fazit


    Selten hat ein Film die Krankheit so akkurat und gleichzeitig feinfühlig präsentiert. Florian Zeller hat sein Theaterstück ansprechend auf die große Leinwand gehievt und dabei einen Punkt getroffen, der auch in der heutigen Gesellschaft noch viel zu wenig beachtet wird. Mit einem fantastisch aufgelegten, und zurecht mit dem Oscar ausgezeichneten Anthony Hopkins, wird die Hauptfigur lebensnah dargestellt, inklusive aller Verletzlichkeit, die mit dieser Diagnose einhergeht. Ein Kunststück, dass nicht immer gelingt, hier aber voll aufgeht und ein packendes, emotionales Drama kreiert


    8/10

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    Infos
    Originaltitel:
    The Father
    Land:
    USA
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Tobis Film
    Regie:
    Florian Zeller
    Produzent(en):
    Simon Friend, Christophe Spadone
    Drehbuch:
    Christopher Hampton, Florian Zeller
    Kamera:
    Ben Smithard
    Musik:
    Ludovico Einaudi
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Anthony Hopkins, Olivia Colman, Mark Gatiss, Imogen Poots, Rufus Sewell, Olivia Williams, Ayesha Dharker
    Inhalt:
    Anne (Olivia Colman) ist in großer Sorge um ihren Vater Anthony (Anthony Hopkins). Als lebenserfahrener stolzer Mann, lehnt er trotz seines hohen Alters jede Unterstützung durch eine Pflegekraft ab und weigert sich standhaft, seine komfortable Londoner Wohnung zu verlassen. Obwohl ihn sein Gedächtnis immer häufiger im Stich lässt, ist er davon überzeugt, auch weiterhin allein zurechtzukommen. Doch als Anne ihm plötzlich eröffnet, dass sie zu ihrem neuen Freund nach Paris ziehen wird, ist er verwirrt. Wer ist dann dieser Fremde in seinem Wohnzimmer, der vorgibt, seit über zehn Jahren mit Anne verheiratet zu sein? Und warum behauptet dieser Mann, dass Anthony als Gast in ihrer Wohnung lebt und gar nicht in seinem eigenen Apartment? Anthony versucht, die sich permanent verändernden Umstände zu begreifen und beginnt mehr und mehr zu zweifeln: an seinen Liebsten, an seinem Verstand und schließlich auch an seiner eigenen Wahrnehmung.
    Start (DE):
    26. August 2021
    Start (USA):
    26. Februar 2021
    Laufzeit:
    97 Minuten
    FSK:
    ab 6 Jahren
    Links
    Webseite:
    https://tobis.de/film/the-father
    Bilder
    • The Father - Wide.jpg

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