Übersicht
Einleitung
Sexuelle Themen sind oftmals Tabuthemen, vor allem, wenn es Frauen betrifft. Einst galt die Serie "Sex and the City" als kulturelles Phänomen, denn das erste Mal durften auch Frauen offen über ihre Sexualität sprechen, wurde dies zuvor eher dem anderen Geschlecht zugeordnet.
Die Dokumentation Mein Name ist Klitoris beschäftigt sich mit der Frage, ob und inwiefern ein Umdenken bereits stattgefunden hat. 12 junge Frauen sprechen hier, ganz ohne Drehbuch, offen und authentisch über ihr Sexualleben. Angefangen bei der Aufklärung bis hin zum eigenen Erleben des Orgasmus wird hier untersucht, wie weit die sexuelle Befreiung der Frau heutzutage wirklich ist. Und es zeigt sich: Noch immer wird die weibliche Sexualität in der Bildung und im gesellschaftlichen Diskurs vernachlässigt, noch immer sind diese Themen für viele Frauen mit Scham behaftet.

Kritik
Die Macher von Mein Name ist Klitoris meinen es ernst: Die 12 jungen Frauen, die für die Gespräche auserwählt wurden, könnten nicht unterschiedlicher sein: Weiß, schwarz, dick, dünn, heterosexuell oder homosexuell; man hat hier wirklich versucht, viele unterschiedliche Sichtweisen einzubringen. So wird auch thematisiert, dass die vorherrschende Definition der Jungfräulichkeit von der Penetration eines Mannes abhängig gemacht wird, obschon homosexuelle Frauen bereits Sex hatten, nur eben nicht mit einem Mann. Grundsätzlich wird der Terminus von Sex hinterfragt. Ebenso wird beleuchtet, wie unterschiedlich die Erfahrungen für Frauen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen sind und womit Frauen, die ein paar Kilogramm mehr auf den Rippe haben, während der Pubertät zu kämpfen haben. Alle interviewten Frauen sind sympathisch, ehrlich und wirklich reflektiert, wie sie über Sexualität denken. Eine Heterosexuelle spricht darüber, wie falsch es ist, dass man in der Schule nur über die Verbindung zwischen Mann und Frau gelernt hat, und wie schwierig es sicherlich für Homosexuelle gewesen sein muss. Es ist wichtig, dass solche Stimmen Gehör finden, und es ist ebenfalls wichtig, dass man hier viel Diversität abbildet, damit das Thema auch möglichst breit diskutiert werden kann. Allerdings hört die Diversität bei den Geschlechternormen auf: So finden sich zwar sehr unterschiedliche Frauen in Mein Name ist Klitoris, allerdings identifizieren diese sich eindeutig als Frauen. Sexuelle Selbstwahrnehmung abseits der binären Geschlechterrollen findet sich hier leider nicht.
Die Dokumentation ist in Themenblöcke aufgeteilt: Zunächst wird über die Aufklärung gesprochen und was hier so alles verpasst wurde, den Kindern zu vermitteln. Verbindendes Glied ist die Klitoris, die genauso groß ist wie der menschliche Penis, was den meisten, auch den Interviewten, nicht bekannt ist. Dann wird über das erste Mal gesprochen, über Selbstbefriedigung und Orgasmen zu Pornos bis hin zu der Frage, ob Frau sich traut, auch mal „nein“ zu sagen. Wichtige Themen, wenn es um die weibliche Sexualität und die Scham drum herum geht.

Fazit
Wer sich mit Feminismus und ähnlichen Themen beschäftigt, wird hier ein paar neue Einblicke bekommen. Mein Name ist Klitoris regt zur Diskussion an, benötigt aber das korrekte Umfeld wie Schule oder Uni, um seine Wirkung vollends entfalten zu können. Für Forschende der Gender Studies gibt es hier einiges an Material, ansonsten eignet sich der Film definitiv auch exzellent für den Sexualkundeunterricht in der Schule, denn es werden wichtige Zeichen gesetzt und besonders junge Mädchen dürften hier einiges für sich mitnehmen.
7,5/10










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