Die Tribute von Panem

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    Kritik


    Suzanne Collins' Roman-Trilogie "Die Tribute von Panem" wurde weltweit millionen Mal verkauft und begeistert die Massen. Ein gesellschaftskritischer Mix aus Science-Fiction und Fantasie für die Jungend... Doch schnell wurde klar, dass der Autorin ein Werk gelungen ist, welches jedermann anspricht. Bei solch einem Roman ist natürlich die Gefahr groß, dass die Verfilmung nur enttäuschen kann, doch die Verfilmung des ersten Romans - "Tödliche Spiele" - kann vollkommen überzeugen. Da ist es bei einer so tiefgehenden Story fast schon schade, dass der Film als neues "Twilight" oder "Harry Potter" beworben wird.

    Bevor etwas über die Geschichte erzählt wird, erst einmal etwas über den Hintergrund zu Die Tribute von Panem. Panem liegt im Nordamerika der Zukunft, das Land ist unterteilt in zwölf, ursprünglich dreizehn Distrikten. Im Zentrum all dessen liegt das Kapitol, in dem nur die hoch angesehen Menschen leben. Nach einem Krieg hat das Kapitol beschlossen, jedes Jahr einen Jungen und ein Mädchen zu ehren, indem sie diese auswählen und an den sogenannten Hunger-Spielen teilnehmen lassen - einem Spiel, bei dem alle vierunzwanzig Teilnehmer in einer Arena um Leben und Tod kämpfen, bis nur noch einer übrig ist und als Sieger hervorgeht.

    Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) ist sechszehn Jahre jung, lebt in Distrikt 12, dem ärmsten überhaupt und ist eine begnadete Jägerin. Als die Ernte wieder einmal vor der Tür steht, wird es ernst, denn ihre kleine Schwester Prim wird ausgesucht, den Distrikt bei den 74. Hunger-Spielen zu vertreten. Katniss meldet sich freiwillig, um das Überleben ihrer Schwester zu sichern, selbst wenn dies ihren eigenen Tod bedeutet. Zusammen mit Peeta Mellark (Josh Hutcherson) muss sie ins Kapitol reisen, um Sponsoren zu sammeln. Denn nur mit Sponsoren haben sie auch nur den Hauch einer Chance, in der Arena zu überleben. Die beiden werden als Paar verkauft und sammeln Sponsoren, doch nur einer kann, wenn überhaupt, die Arena lebend verlassen.

    Zunächst einmal die gute Nachricht: Der Roman wurde ausgesprochen gut und nah an der Vorlage verfilmt. Die Geschichte wurde vielleicht ein klein wenig gestrafft, auch die Beziehungen der Charaktere mussten etwas leiden, aber fehlen tut im Endeffekt nicht all zu viel. Dies mag vielleicht daran liegen, dass die Autorin der Bücher, Suzanne Collins, am Drehbuch mitschrieb. Der Film verspricht also detailtreue, im Grunde das, was man sich von einer guten Bestsellerverfilmung wünscht.

    Die Gesellschaftskritik ist perfekt inszeniert. Während die Menschen im Kapitol verschwenderisch leben, Essen im Überfluss haben und sich knallbunt kleiden und schminken, herrscht in einigen Distrikten bittere Armut. Sie sind reich und können sich alles erlauben, so auch, Kinder und Jugendliche gegeneinander Kämpfen zu lassen. Hier tritt auch Medienkritik ein, denn es geht ihnen nicht um das Leben der Kinder, sondern um eine gute Show, um Entertainment, um eine Show, bei der jeder zuschauen kann. Und für diese greifen sie auch gerne mal in die Trickkiste.

    Es ist heftig mit anzusehen, wie sich die Kinder und Jugendlichen aus den Distrikten gegenseitig umbringen. Der Film ist jetzt nicht übermäßig brutal, hat für seine Freigabe aber ein hohes Maß an Gewalt und beschönigt nichts. Der Film ist knallhart, zweitweise recht bitter und absolut nichts für Kinder - ein Graus, wenn man bedenkt, dass 6-jährige diesen Film mit ihren Eltern im Kino sehen dürfen, trotz Blut, durchbohrten Körpern und einem knallharten Genickbruch. Durch Musik und gute Schnitte steht die Gewalt nicht im Vordergrund, ist aber dennoch präsent und heftig für einen Film nach einem Jugendbuch (welches noch heftiger ist!).

    Von der optischen Seite gibt es auch nicht viel zu meckern. Es gibt einige CGI-Effekte, die einen sehen richtig gut aus, die anderen machen einen etwas billigen Eindruck, schmälern den Gesamteindruck aber kaum. Man sieht halt, dass für den ersten Teil noch nicht das Geld vorhanden war wie in den kommenden Teilen. Insgesamt ist die Optik etwas... anders, spiegelt aber den Sinn des Buches wieder!

    Die Charaktere sind, dank Suzanne Collins, wie im Buch. Man fühlt mit ihnen, fiebert mit ihnen mit. Das ist nicht zuletzt den Darstellern zu verdanken. Während Liam Hemsworth gerade einmal ein paar Minuten zu sehen ist und nicht zeigen kann, was er drauf hat, spielt Willow Shields als Katniss' Schwester in ihren wenigen Szenen wirklich gut. Enttäuschen tut der Charakter von Isabelle Fuhrman, die Clove spielt, dem weiblichen Tribut aus Distrikt 2. Gab sie in "Orphan - Das Waisenkind" schon den Bösewicht, ist sie hier auch recht derb, hat aber leider nur zwei Szenen, in denen sie etwas zeigen kann.

    Große Namen gibt es im Film zu sehen: Donald Sutherland zum Beispiel, der in vielleicht vier Szenen zu sehen ist. Stanley Tucci ist kaum wieder zu erkennen, spielt den Moderator der Vorbereitungsshow aber gut! Wes Bentley hat nicht nur einen coolen Bart, er spielt den Leiter der Hunger-Spiele ausgesprochen gut und fies. Elizabeth Banks spielt gnadenlos überzogen und das passt wie die Faust aufs Auge! Woody Harrelson überzeugt als Alkoholiker und Mentor, der die Spiele vor Jahren gewonnen und dies nie verkraftet hat. Und dann gibt es da noch Lenny Kravitz, der den Modeberater für Katniss und Peeta überraschend glaubhaft verkörpert!

    Das sind alles nur Nebencharaktere, davon hat der Film sehr sehr viele. Hauptaugenmerk liegt natürlich auf Josh Hutcherson und Jennifer Lawrence. Während Josh Hutcherson sich gut macht und seinen Charakter glaubhaft verkörpert ist Jennifer Lawrence eine Wucht. Sie spielt Katniss nicht, sie ist Katniss. Man fiebert immer mit ihr mit und hofft, dass sich alles zum guten wendet. Ein toller Charakter und eine hervorragende darstellerische Leistung!

    Viele Stars haben zum Soundtrack beigetragen, aber dieser ist bis auf ein paar kleine Ausnahmen fast schon Nebensache. Hervorstechen tut von der Sound-Seite aus der Score von James Newton Howard, der wirklich zu jeder Szene passt und zeitweise episch wirkt. Egal ob Spannung oder tiefe Trauer, er schafft es mit seinem Score mitzureißen und zu berühren, besonders in einer Szene, in der gerne Gänsehaut über den ganzen Körper fahren darf.

    Fazit

    Die Tribute von Panem ist kein Einheitsbrei. Eine tiefgehende Gesellschafts- und Medienkritik verpackt in einem Sci-Fi-Film, der recht schonungslos und brutal daherkommt, packend erzählt und mit tollen Schauspielern sowie epischem Score verziert.

    8,5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    The Hunger Games
    Land:
    USA
    Jahr:
    2012
    Studio/Verleih:
    StudioCanal, Kinowelt Filmverleih
    Regie:
    Gary Ross
    Produzent(en):
    Nina Jacobson, Jon Kilik
    Drehbuch:
    Billy Ray
    Kamera:
    Tom Stern
    Musik:
    T-Bone Burnett, Danny Elfman
    Genre:
    Sci-Fi
    Darsteller:
    Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Woody Harrelson, Lenny Kravitz, Elizabeth Banks, Stanley Tucci, Donald Sutherland
    Inhalt:
    In einer nicht allzu fernen Zukunft: Nach der Apokalypse ist aus dem zerstörten Nordamerika der totalitäre Staat Panem entstanden, das Kapitol regiert das hungernde Volk mit Härte und Schrecken. Um seine Macht zu demonstrieren, veranstaltet das Regime jedes Jahr die brutalen „Hungerspiele“: 24 Jugendliche, je ein Mädchen und ein Junge aus Panems zwölf Distrikten, müssen in einem modernen Gladiatorenkampf antreten, den nur einer von ihnen überleben darf. Als ihre kleine Schwester Prim für die Spiele ausgelost wird, nimmt die 16-jährige Katniss freiwillig ihren Platz ein. Der zweite Kandidat aus Katniss’ Distrikt ist Peeta, den sie seit ihrer Kindheit kennt. Kurz bevor das perfide Turnier beginnt, gesteht Peeta Katniss seine Liebe. Doch das Kapitol macht sie zu Todfeinden…
    Start (DE):
    22.03.2012
    Start (USA):
    23.03.2012
    Laufzeit:
    142 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren

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