Gunda

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Dokumentationen zu Tieren gibt es viele. Schon seit Jahrzehnten bringen Filmemacher uns unsere Mitgeschöpfe auf diesem Planeten mit vielen, beeindruckenden Bildern nahe. Und sicherlich haben diese Filme uns auch dahingehend geprägt, indem wir Tiere als Lebewesen begreifen, die ihr eigenes Leben führen und teilweise auch erstaunliches erbringen. In den letzten Jahren verstanden sich Tierdokus zunehmend als Mahnmal, wenn man zum Beispiel an den Kinohit "Unsere Erde" denkt, wo uns die Folgen des Klimawandels veranschaulicht wurden. Doch man kann auch andere Wege gehen, wie der Regisseur Victor Kossakovsky zeigt.


    © 2020 Filmwelt Verleihagentur



    Kritik


    In dem Dokumentarfilm Gunda lässt Kossakovsky hauptsächlich Bilder sprechen: Er setzt auf kontrastreiche Schwarz-Weiß-Bilder, die Story erzählt Episoden aus dem Leben von Tieren auf Farmen, Menschen gibt es weder zu sehen noch zu hören (sie werden mal kurz angedeutet). Im Zentrum des Films steht die titelgebende Sau Gunda, die ihre Ferkel großzieht. Es ist eine Idylle, die aber teils von der Grausamkeit der Natur überschattet wird.

    Doch ist die größte Grausamkeit von Gunda das, was explizit nicht gezeigt wird, was der Film ganz subtil in seiner Botschaft rüberbringt: Dass wir Tieren Unrecht tun. Denn es sind die Leben von Tieren, deren Empfindungen, deren Sozialgefüge, hier im Mittelpunkt stehen. Eine Muttersau ist von ihren Ferkeln auch mal gestresst und erschöpft, Rinder helfen sich bei der Vertreibung lästiger Fliegen gegenseitig. Und Hühner, die nie Natur erleben durften, entdecken die Welt ganz vorsichtig, als ob der Boden bereits eine Gefahr darstellen kann. Gunda versteht sich als Plädoyer für Tierrechte, so wirkt auch der vielleicht prominenteste Tierrechtler dieser Welt, Joaquin Phoenix, als Executive Producer mit. Und dennoch gibt es hier keinen Holzhammer, nur Bilder, das Zwitschern der Vögel, ein paar Muhs und Gegrunze und Gequieke.

    Eindeutig ist die Botschaft dennoch, denn überschattet ist Gunda durch eine gewisse Melancholie, durch das, was der Film in uns bewirken soll, nämlich Reflektion über unser Verhältnis zu den Mitbewohnern auf diesem Planeten, und dem Wissen, wie wir insbesondere mit sogenannten Nutztieren umgehen. Die Message, dass wir doch alle irgendwie gleich sind und dass auch Tiere leben wollen und ihre Nachkommen beschützen wollen, ist eindeutig da. So wird man am Ende des Films zwar von grausamen Bildern aus Tierfabriken verschont, aber die Botschaft ist eindeutig da, nur anders verpackt. Und hier wird sicherlich auch so manches Auge nicht trocken bleiben.


    © 2020 Filmwelt Verleihagentur



    Technisch betrachtet ist Gunda nahezu perfekt: Die eingefangenen Bilder sehen großartig aus, man ist mit der Kamera nah dabei, so dass hier sogar eine gewisse Intimität entsteht. Man verzichtet auf viele Schnitte, man lässt die Bilder ganz für sich alleine sprechen. Fast meditativ wirkt das Ganze, auch wenn die Szenen manch einem zu lange vorkommen dürften. Auf den Film muss man sich einlassen können, und nicht jeder wird dazu in der Lage sein.

    Sicherlich gibt es bereits andere Ansätze, solch eine Botschaft zu verpacken. Zu oft jedoch setzt man hier auf Anthropomorphismus, wie zum Beispiel bei "Die Reise der Pinguine". Hier werden die Tiere in einen absolut menschlichen Kontext gesetzt, indem man menschliche Dialoge den Tieren in den Mund gelegt hat. Allerdings darf und muss man Tiere auch mit ihren Unterschieden begreifen, denn ihr Wert definiert sich nicht durch menschliche Attribute, auch wenn Tiere mit Menschen viel gemein haben, wie Gunda auf eine ganz andere Art und Weise zeigt, ohne diese viel zu sehr zu vermenschlichen. So werden die Tiere für den Zuschauer nahbarer.

    Nicht jeder, der Gunda sieht, wird sofort zum Veganer, aber das möchte die Dokumentation auch nicht erreichen. Im ersten Schritt reicht es, über unser Verhältnis zu Tieren nachzudenken und zu begreifen, dass dies fühlende Wesen sind. Dies schafft der Film ausgezeichnet.


    © 2020 Filmwelt Verleihagentur

    Fazit


    Großartige Tierbilder, technisch nahezu perfekt. Nicht jeden wird die Langsamkeit des Films begeistern können, aber wer sich drauf einlassen kann, wird ca. eineinhalb Stunden lang tolle Bilder genießen und emotional mitgerissen sein.


    8,5/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :halbstern: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    Gunda
    Land:
    Norwegen/USA
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Filmwelt Verleihagentur
    Regie:
    Victor Kossakovsky
    Produzent(en):
    Tone GrØttjord-Glenne, Joaquin Phoenix, Anita Rehoff Larsen, Susan Rockefeller, Joslyn Barnes
    Kamera:
    Egil Haskjold Larsen, Victor Kossakovsky
    Genre:
    Dokumentarfilm
    Inhalt:
    Gunda zeigt das Leben eines Hausschweins, einer Hühnerschar und einer Rinderherde. In herausragenden Schwarz-Weiß-Bildern begegnet Regisseur Victor Kossakovsky den tierischen Bewohnern auf einem kleinen Bauernhof auf Augenhöhe und erzählt sie als Geschöpfe mit eigener Wahrnehmung, eigenem Empfinden und eigenen Gewohnheiten – eine meditative Reise in das Leben seiner Protagonisten und ihren Kosmos mit seinem ganz eigenen Raum- und Zeitgefüge.
    Gunda ermöglicht uns, über das Geheimnis tierischen Bewusstseins nachzudenken und darüber, welche Rolle wir Menschen dabei spielen: ein poetisches Plädoyer für das Recht auf Leben der Lebewesen, die wir sonst nur als „Nutztiere“ wahrnehmen.
    Start (DE):
    19.08.2021
    Laufzeit:
    93 Minuten
    FSK:
    noch nicht geprüft
    Links
    Webseite:
    https://www.gunda.movie/

    1.813 mal gelesen