A Taxi Driver

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  • Einleitung


    Der auf wahren Begebenheiten beruhende Film A Taxi Driver gehört mit über 12 Millionen Zuschauern zu den erfolgreichsten koreanischen Filmen in seinem Heimatland. Von den heimischen Kritikern wie vom Publikum gefeiert wurde er dann sogar zum koreanische Oscarbeitrag auserkoren. Mit vier Jahren Verspätung schafft es das Werk nun endlich auch nach Deutschland und eröffnet den Blick auf eines der dunkelsten Kapitel der jüngeren koreanischen Geschichte.

    A Taxi Driver dreht sich um einen deutschen Reporter, der bei seinem Japanaufenthalt von Unruhen in einer koreanischen Provinz hört. Auf eigene Faust reist er nach Südkorea. Dort engagiert er einen Taxifahrer, der ihn in dem für ihn noch unbekannten Land begleiten soll. Der Taxifahrer, der seinem Beruf den Rücken kehren möchte, aber noch ein wenig Geld für seine zukünftigen Pläne benötigt, bringt dem Deutschen nebenbei das Land, seine Menschen und Traditionen näher. Als die beiden in Gwangju ankommen, der Gegend, in der die Demonstrationen stattfinden sollen, stoßen sie gleich auf studentische Demonstranten und werden schon bald Zeugen von dem gewaltsamen Vorgehen des koreanischen Militärs gegen die zum größten Teil friedlichen Studierenden.

    In den beiden Hauptrollen sind Song Kang-ho (The Host) und Thomas Kretschmann (King Kong) zu sehen. Ebenfalls vor der Kamera standen unter anderem Yoo Hae-jin (Pandemie) und Ryu Jun-yeol (The Battle: Roar to Victory).
    Die Regie übernahm Hun Jang (The Front Line).

    © Well Go USA Entertainemnt

    Kritik


    Dass Regisseur Hun Jang historischen Stoff mitreißend und emotional erzählen kann, bewies er bereits mit dem Kriegsfilm The Front Line, was bis dahin auch sein stärkstes Werk war. Doch mit A Taxi Driver hat er dieses noch einmal merklich übertroffen. Besonders die für die Thematik ungewöhnliche Mixtur aus Comedy und Drama erweist sich als ungemein effektiv. Leichtfüßig führt er seine Titelfigur ein, die zwar durchaus seine Macken hat, doch dessen Motivationen stets greifbar sind. So fällt es wahrlich leicht Sympathien für Kim Man-seob zu entwickeln. Wenn dann noch ergänzend der herausragende Song Kang-ho mit einer dermaßen großen Spielfreude seinen Charakter mit Leben füllt, dauert es nur Minuten, dass man mit ihm liebend gern mitfühlt. Doch weiß Jang auch ganz genau, in welchen Augenblicken er den Humor zurückschrauben muss, sodass die Dramatik ihre volle Wirkung erzielt. Mit viel Feingefühl verpasst er um keine Sekunde den Moment, in dem die lustigen Szenen den erschütternden weichen müssen. Und das gelingt ihm mit solch einem harten Umbruch, dass die erschreckenden Aufnahmen einen durch Mark und Bein gehen. Dazu liefert er noch erdrückende Bilder, die einen schockiert in den Sessel drücken. Ganz besonders die Szenen von den Aufständen, bei denen das Militär mit Gewalt durchgreift sind beklemmend. Beängstigend plastisch gelingt es dem Filmemacher die Situation zu übermitteln und zeichnet so ein bestürzendes Bild eines historisch einschneidendes Ereignis, von dem die meisten Westler wohl noch nichts gehört haben.

    © Koch Films


    Jedoch stehen die politischen Konflikte der damaligen Militärregierung mit den für die Demokratie protestierenden Studenten gar nicht so sehr im Zentrum. Denn inmitten dieser Katastrophe konzentriert sich Jang auf seine Figuren und so gelingt es ihm eine an die Menschlichkeit appellierende Geschichte zwischen zwei ungleichen Menschen zu erzählen, die sich nicht einmal eine gemeinsame Sprache teilen. Und doch entwickelt sich zwischen dem koreanischen Taxifahrer und dem deutschen Journalisten eine Freundschaft, die zu Beginn wenig Nährboden offenbarte, im Verlauf aber glaubhaft zu einer respektvollen und tiefgreifenden emotionalen Bindung keimt. Dabei kombiniert der Regisseur geschickt die wahre Geschichte des Reporter Jürgen Hintzpeter mit der fiktionalen des Taxifahrers, da über den wahren Berufsfahrer leider nur sehr wenig bekannt ist. Das ermöglichte den Filmemachern auf der anderen Seite natürlich viel künstlerischen Spielraum, den sie auch wussten zu nutzen. Der familiäre Background von Kim ist rührend dargeboten und macht die Figur trotz ihrer Ecken und Kanten liebevoll. Aber vor allem Hauptdarsteller Song nutzt dieses Fundament bis ins kleinste Detail und liefert eine atemberaubende Performance ab. Zu Beginn noch mit der bereits erwähnten Leichtfüßigkeit wandelt sich sein Spiel zu einer dermaßen emotionalen Darbietung, dass es fast unmöglich ist, seine Tränen zurückzuhalten. Ganz besonders berührend sind dabei die Szenen, in denen man den unfassbar vielseitigen Song dabei zusehen kann, wie ihn seine Emotionen von Sekunde zu Sekunde mehr erschüttern. Und genau in diesen Augenblicken untermauert der Koreaner seine enorme schauspielerische Klasse mit solch einer Wucht, dass man nahezu sprachlos zurückbleibt. Aber selbst in den kleinen Momenten überzeugt der Darsteller ohne jeglichen Zweifel aufkommen zu lassen, sodass er A Taxi Driver noch einmal auf ein ganz neues Level hievt.
    Aber auch seine darstellerischen Kollegen wissen zu begeistern und ihnen gelingt es neben der starken Inszenierung zum eigentlichen Highlight zu avancieren. Denn anstatt ein Drama über die politischen Hintergründe der Aufstände abzuliefern konzentriert sich Jangs Werk gänzlich auf seine Figuren mit gewöhnlichen Leben und wie sie in dieser Situation zu bestehen versuchen - und dabei zu Helden werden.
    Wenig verwunderlich, dass dann auch die Nebendarsteller in ihren Rollen aufgehen. Yoo Hae-jin beispielsweise kann man als großherzigen Taxifahrer nur lieben und Ryu Jun-yeol ist als Student und ungeplanter Dolmetscher von der ersten Minute an ein Sympathieträger. Aber selbst die Darsteller in den kleinsten Rollen machen ihre Arbeit überdurchschnittlich gut. Einzig Thomas Kretschmann wirkt in den emotionalen Szenen etwas unbeholfen. Abseits davon macht er aber eine gewohnt souveräne Figur.

    A Taxi Driver wartet somit mit einem beeindruckenden Darstellerensemble sowie einer gekonnten Inszenierung auf, die lediglich hin und wieder ein wenig zu dick aufträgt. Ergänzt durch ein gelungenes Drehbuch, das Humor und Dramatik zu einer überraschend effektiven Mischung verbindet und nie den erschütternden historischen Hintergrund seiner Geschichte vergisst, entsteht so ein ungemein mitreißendes Filmerlebnis. Untermalt von einem einmal mehr tollen Score von Jo Yeong-wook (Lady Vengeance) bekommt man darüber hinaus auch noch ein akustisches Highlight geboten.

    © Koch Films

    Fazit


    A Taxi Driver ist eine ungewöhnlich gut funktionierende Mixtur aus Comedy und Drama. Für Hauptdarsteller Song Kang-ho, der bereits zahlreich in beiden Genres brillierte, ist dies natürlich eine perfekte Möglichkeit, seine Talente zu präsentieren. Und das macht er auch mit solch einer Spielfreude, dass seine Darbietung eine blanke emotionale Wucht ist. Aber auch inszenatorisch wie dramaturgisch weiß das Werk von Hun Jang immer wieder zu begeistern und bietet nicht nur Szenen voller Menschlichkeit, sondern auch erschütternde Aufnahmen eines im Westen viel zu unbekannten, traurigen historischen Ereignisses. Lediglich ab und an wird dabei etwas zu dick aufgetragen, was aber leicht zu verzeihen ist.


    9/10

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    Infos
    Originaltitel:
    택시 운전사 (Taeksi Woonjunsa) / A Taxi Driver (engl. Titel)
    Land:
    Südkorea
    Jahr:
    2017
    Studio/Verleih:
    Showbox / Koch Films
    Regie:
    Hun Jang
    Drehbuch:
    Eom Yu-na
    Kamera:
    Go Nak-seon
    Musik:
    Jo Yeong-wook
    Genre:
    Drama, Comedy
    Darsteller:
    Song Kang-ho, Thomas Kretschmann, Yoo Hae-jin, Ryu Jun-yeol
    Start (DE):
    23.09.2021 (Heimkino)
    Start (USA):
    11.08.2017
    Laufzeit:
    137 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • A-Taxi-Driver-04.jpg

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