The Last Duel

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  • Einleitung


    Auch im gehobenen Alter von 83 Jahren wird die Regielegende Ridley Scott nicht müde weiterhin Filme zu drehen. Dieses Jahr stehen sogar gleich zwei neue Werke von ihm in den Startlöchern und The Last Duel ist der erste, welches nun in die Kinos kommt. Im November folgt dann auch schon "House of Gucci". Und wenn letzterer die Qualität von The Last Duel halten kann, dann stehen Filmfans noch ein paar schöne Stunden in diesem Jahr vor der großen Leinwand bevor.

    Frankreich, 1386 A.D. - Das Land ist von der Gewalt und den Verwüstungen des Hundertjährigen Krieges mit England gezeichnet. Jean de Carrouges (Matt Damon) ist ein angesehener Ritter aus der Normandie, adeligen Geblüts und berühmt für seine Tapferkeit und sein Geschick auf dem Schlachtfeld. Sein Freund Jacques Le Gris (Adam Driver), Sohn eines normannischen Gutsherrn, ist ein Knappe und dank seiner Intelligenz und Eloquenz einer der angesehensten Adeligen bei Hofe. Als Graf Pierre d’Alençon (Ben Affleck), Cousin des Königs und Baron am Hof von Argentan, Le Gris bei einem erbitterten Grundstücksstreit beisteht, steigt Le Gris’ Status, sehr zum Missfallen von Carrouges. Ihre Beziehung verschlechtert sich noch mehr als Pierre Le Gris zu seinem Verwalter ernennt, und Carrouges’ Narzissmus und rücksichtsloses Verhalten dazu führen, dass er des Hofes verwiesen wird.



    Kritik


    Was zunächst den Eindruck großer Ritterschlachten und epischen Duellen erzeugt, entwickelt sich jedoch schnell zu einem kleinen, intimen Drama, in welchem es im Grunde nur um die Ehre zweier Männer geht, während die Frau – das eigentliche Opfer der Geschichte – an die Seitenlinie gedrängt wird und einen Blick auf die verstörenden Ansichten von Recht, Persönlichkeit und Besitzanspruch der damaligen Zeit wirft. Erzählt aus den jeweiligen Blickwinkeln der drei Beteiligten, entwickelt sich so bald ein wildes Rätselraten um die Wahrheit, der man mit jedem Blickwinkel und jeder neuen, bzw. anders dargestellten Information ein Stückchen näherkommt.

    Doch was ist die Wahrheit überhaupt, und was bedeutet sie im historischen Zusammenhang? Nicht viel, wie sich schnell herausstellt. Und das Wohl der Frau erschreckenderweise noch viel weniger. The Last Duel zeichnet ein überaus bedrückendes Bild einer Gesellschaft, in der vieles falsch gehandhabt und durch den uneingeschränkten Gehorsam zur Kirche noch viel schlimmer wurde. Aber all dies ist ja bloß eine Beobachtung des Vergangenen, alter Systeme, Wertvorstellungen und Betrachtungen. Sollte man meinen. Doch leider wirft The Last Duel ein ziemlich akkurates und schonungsloses Bild nicht nur auf diese alten Zeiten, sondern auch auf die heutigen Zustände, die an viel zu vielen Orten immer noch vorherrschen. Ansichten aus dem Mittelalter, die dort hätten bleiben sollen, es aber leider nicht sind.

    Hervorragend gespielt von Adam Driver und Matt Damon, verliert man sich als Zuschauer schnell in ihrem Zwietracht, ihrer gegenseitigen Beschuldigungen und auch selbst der Wahrheitsfindung. Mit kleinen Details, die in allen drei Versionen jeweils etwas anders sind und gerade durch das gelungene Spiel und nuancierte Auftreten dieser beiden Schauspieler für immer neue Einsichten sorgen. Das Highlight kommt jedoch in der Form von Jodie Comer daher. Verletzlich, ängstlich und gleichzeitig überaus mutig und selbstbestimmt, kommt sie als roher Juwel in jede Szene, weiß genau wie sie mit ihrer Mimik und Gestik den Zuschauer in ihren Bann zieht. Diese hellstrahlende Figur schein ihr auf den Leib geschrieben und bietet viele wichtige Einblicke in die Gefühlswelt einer Frau, die in einer solch schlimmen Umgebung leben muss und allen Widerständen zum Trotz nicht klein beigibt und sich in dieser von Männern und ihren Besitzansprüchen dominierten Welt zu einer bloßen Trophäe herabstufen lässt.

    Eingefangen in wunderschönen Landschaftsaufnahmen kommt aber auch jede Menge Spaß und Spannung auf. Trotz der ernsten Botschaft fühlt sich The Last Duel niemals nach einem mahnenden Finger an, sondern erschafft eine dreckige Welt auf der Leinwand, gefüllt von vielen verschiedenen Persönlichkeiten, Machtspielen und großartig inszenierten kleinen Actionsequenzen. Hier kommt das „mittendrin statt nur dabei“-Gefühl vollkommen zur Geltung. Schonungslos und faszinierend zugleich.



    Fazit


    Es ist überaus erschreckend, wie viele aktuelle Zustände man in dieser längst vergangen Zeit von vor über 630 Jahren entdeckt. The Last Duel ist somit nicht nur ein spannend inszeniertes Ritter-Epos, sondern auch ein wichtiger Spiegel auf die Gesellschaft und was sich dringend noch ändern muss. Ridley Scott mag sogar ein ausgesprochen klug gewählter Regisseur für diese Art Film zu sein. Er kann einen spannenden und unterhaltsam Film auf die Beine stellen, dabei aber auch gleich noch eine wichtige Message verpacken und so ein wesentlich größeres Publikum erreichen.


    7,5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    The Last Duel
    Land:
    USA, Frankreicht
    Jahr:
    2021
    Studio/Verleih:
    20th Century Studios
    Regie:
    Ridley Scott
    Produzent(en):
    Ridley Scott, Ben Affleck, Matt Damon, Nicole Holofcener, Jennifer Fox
    Drehbuch:
    Nicole Holofcener, Ben Affleck, Matt Damon
    Kamera:
    Dariusz Wolski
    Musik:
    Harry Gregson-Williams
    Genre:
    Drama, Historie, Action
    Darsteller:
    Jodie Comer, Matt Damon, Adam Driver, Ben Affleck
    Inhalt:
    Frankreich, 1386 A.D. - Das Land ist von der Gewalt und den Verwüstungen des Hundertjährigen Krieges mit England gezeichnet. Jean de Carrouges (Matt Damon) ist ein angesehener Ritter aus der Normandie, adeligen Geblüts und berühmt für seine Tapferkeit und sein Geschick auf dem Schlachtfeld. Sein Freund Jacques Le Gris (Adam Driver), Sohn eines normannischen Gutsherrn, ist ein Knappe und dank seiner Intelligenz und Eloquenz einer der angesehensten Adeligen bei Hofe. Als Graf Pierre d’Alençon (Ben Affleck), Cousin des Königs und Baron am Hof von Argentan, Le Gris bei einem erbitterten Grundstücksstreit beisteht, steigt Le Gris’ Status, sehr zum Missfallen von Carrouges. Ihre Beziehung verschlechtert sich noch mehr als Pierre Le Gris zu seinem Verwalter ernennt, und Carrouges’ Narzissmus und rücksichtsloses Verhalten dazu führen, dass er des Hofes verwiesen wird.
    Start (DE):
    14. Oktober 2021
    Start (USA):
    15. Oktober 2021
    Laufzeit:
    152 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
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