Summer Sway

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  • Einleitung


    Die Südkoreaner sind auf der Welt vornehmlich bekannt für ihre abgründigen wie skrupellosen Action-Thriller sowie ihre hochemotionalen wie romantischen Dramen. Letztere fallen in der Regel in erster Linie relativ harmlos in ihrer visuellen Darstellung aus. Summer Sway geht nun in diesem Aspekt etwas mutiger vor und zeigt seine Darsteller und Darstellerinnen auch in etwas freizügiger Form ohne dabei auf idyllische Bildkompositionen zu verzichten.

    Im Zentrum des Werks steht die Tänzerin June, die einmal mehr im neusten Tanzprojekt nicht die Hauptrolle ergattert hat und nur die Zweitbesetzung sein soll. Frustriert entflieht sie ihrer Heimat und besucht ihre Freundin und früher Geliebte in Bangkok. Dort lernen die beiden zwei charmante und attraktive Musiker kennen und June lässt sich auf reizvolle Spiele mit beiden ein, sodass die Tänzerin nach kurzer Zeit von allen Beteiligten begehrt wird. So erschafft sie sich auf der Flucht vor ihren Problemen noch mehr neue.

    In der Hauptrolle ist die Tänzerin Seo Na-young in ihrem ersten Spielfilm zu sehen. Neben ihr standen noch unter anderem Lee Hae-jun (Operation Chromite), Kim Ha-rim (Intruder: Visit from a Stranger) und Baek Seung-heon (My Secret Romance) vor der Kamera.

    Für Regie und Drehbuch zeigt sich Song Eun-ju (Sex Plate 17) verantwortlich.

    © 2021 Busch Media Group

    Kritik


    Summer Sway erinnert audiovisuell und dramaturgisch stark an romantische K-Dramas, nur dass der Film von Regisseurin und Drehbuchautorin Song Eun-ju deutlich freizügiger daherkommt. Sind die beliebten dramatischen Serien aus Südkorea meist relativ zurückhaltend, was die Darstellung von Sexualität anbelangt, geht Regisseurin Song überraschend explizite Wege. Dabei wirkt das Werk allerdings niemals verrucht, sondern bewegt sich auf der optischen Ebene durchgängig auf lichtdurchfluteten Pfaden und präsentiert anhaltend ästhetische Bilder. Dem Kurs bleibt die Filmemacherin auch bei den beiden Sexszenen treu, selbst wenn sie viel Haut zeigen. Dadurch wirkt Summer Sway angenehm erwachsen.
    Dramaturgisch kann der Film selbstverständlich in seinen 90 Minuten Spielzeit nicht das leisten, was Serien in durchschnittlich 16 Folgen schaffen. Doch auch unabhängig davon kratzt Song bei ihren Figuren leider häufig nur an der Oberfläche. Es werden Themen meist nur angeschnitten, sodass man lediglich ein Gefühl für die Figuren und ihre primären Motivationen wie Probleme bekommt. Das ist nicht gänzlich etwas Schlechtes, denn so umgibt die Charaktere ein wenig etwas Geheimnisvolles. Doch auf der Kehrseite entfalten die Konflikte selten die Wucht, die sie haben könnten.

    Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht aber auch ganz klar die Hauptfigur Jane. Der Originaltitel Jane's Summer ist in diesem Zusammenhang klar aussagekräftiger, denn er ebnet bereits den Weg dahin, dass man in erster Linie die Geschichte aus ihrer Perspektive erlebt und die Konsequenzen ihres Handelns auf andere Personen nicht tiefgreifend dargelegt werden. So ist man als Zuschauer zwar teilweise etwas unbefriedigt, da man sich zwangsläufig fragt, was nun mit den drei anderen Figuren passiert und wie es ihnen ergeht, doch auf der anderen Seite ist es auch eine spannende Perspektive, da sie ja häufig der Realität entspricht. Wenn man selbst nach einer Auseinandersetzung den Kontakt zu den Beteiligten verliert oder gar abbricht, weiß man in der Regel schließlich auch nicht, wie diese mit der Situation umgehen und wo sie sie hintreibt. Doch hätte Song da entschlossener bleiben müssen und hätte in der ersten Hälfte dann nicht auch hin und wieder von Jane weg auf die Situation zwischen den beiden Männern schwenken dürfen, um ihr erzählerisches Stilmittel nicht zu untergraben.
    In der zweiten Hälfte tritt die Regisseurin dann aber mit der richtigen Entschlossenheit auf und so endet mit Janes Urlaub in Bangkok auch die Teilnahme der anderen drei Figuren am weiteren Verlauf der Handlung. Janes Flucht vor ihren Problemen in die thailändische Hauptstadt bringt sie in ihrem Leben natürlich nicht weiter, ganz besonders da sie ihren Frust, ihren Schmerz und ihre Leere mit bedeutungslosen Liaisons behandelt, die wenig Erlösung jedoch viel mehr Schmerz verursachen - besonders bei ihren Mitmenschen. Sobald es zu emotional wird, nutzt sie jede Möglichkeit dieser Konfrontation aus dem Weg zu gehen. Sei es die eine Person, die ihr wirklich ans Herz wächst oder der Besuch eines Tanzes, der sie letztendlich wieder dazu gebracht hätte, ihr eigentliches Problem zuhause in Seoul zu reflektieren. Nach dem Urlaub steht sie folglich vor den gleichen Schwierigkeiten wie vor ihrer Reise, sieht sich dann aber endlich gezwungen sich mit den Konsequenzen ihres Verhaltens auseinanderzusetzen.

    Die Regisseurin und Drehbuchautorin erzählt die Perspektivlosigkeit und das Unvermögen ihrer Protagonistin sich mit Problemen auseinanderzusetzen auf angenehm subtile Weise, auch wenn sie es im gleichen Zug verpasst ihrer Geschichte die mögliche dramatische Wucht zu verleihen. Viel mehr geht sie, wie ihre Figur, vielen Konflikten aus dem Weg, was natürlich auf der einen Seite zu ihrem Hauptcharakter passt, auf der anderen Seite aber auch eine gewisse emotionale Kraft in der Aussage des Films missen lässt.
    Abgesehen von dieser Diskrepanz ist Summer Sway aber ansehnlich inszeniert, bietet ordentliche Darstellerleistungen, wartet mit einem netten Soundtrack auf und ist stets schön anzuschauen. Ein paar unelegante inszenatorische Handgriffe lassen sich da gut verkraften.

    © 2021 Busch Media Group

    Fazit


    Summer Sway ist fraglos ein audiovisuell schönes Werk geworden, das auf interessant beiläufige Art und Weise durch die Probleme seiner Protagonisten schwebt. Dadurch kommt dem Film von Song Eun-ju zwar emotionale Kraft abhanden, bleibt aber dem Lebensstil der eigentlichen Hauptfigur konsequent treu. Endgültig geht diese Herangehensweise zwar nicht auf, nett anzuschauen ist das Ganze dennoch.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    제인의 썸머 (Jeineui Sseommeo) / Jane's Summer (engl. Titel)
    Land:
    Südkorea
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Finecut / Busch Media Group
    Regie:
    Song Eun-ju
    Drehbuch:
    Song Eun-ju
    Kamera:
    Jung Suk-won
    Musik:
    Lee Sung-june
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Seo Na-young, Lee Hae-jun, Kim Ha-rim, Baek Seung-heon
    Start (DE):
    29.10.2021
    Laufzeit:
    90 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Summer-Sway-02.jpg

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