Eternals

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  • Einleitung


    Phase 4 des 'Marvel Cinematic Universe' hat zwar bereits mit "Black Widow" begonnen, aber insbesondere auf Eternals sind die Fans gespannt, denn hier vermutet man schon mal einen Ausblick auf das, was uns in dieser speziellen Phase nach Thanos erwarten wird. Dass es anders zugehen könnte, deutete bereits die Wahl der Regisseurin an: Chloé Zhao, die dieses Jahr den Regieoscar für ihren Film "Nomadland" erhalten hat, ist eher für ruhige Töne bekannt. Zwar hatte 'Marvel Studios' schon mit der Wahl von Kenneth Branagh für "Thor" etwas überrascht, aber Zhaos Handschrift wirkt sich dann doch nochmal stärker auf Eternals aus.

    In Eternals geht es um eine Gruppe Helden und Heldinnen aus den Tiefen des Universums, die die Erde bereits seit Anbeginn der Menschheit beschützt haben. Als monströse Kreaturen namens Deviants, die lange Zeit verschollen geglaubt waren, auf mysteriöse Weise zurückkehren, sind die Eternals gezwungen, ihre Kräfte zu vereinen, um die Menschheit erneut zu verteidigen.





    Kritik


    Eternals wird die Zuschauer definitiv spalten. Schon bei den ersten Reviews zeigte sich, dass der Film entweder geliebt oder gehasst wird. Die Comicverfilmung hat eine komplett andere Herangehensweise und diese liebt man oder aber man findet hier keinen oder nur wenig Zugang. Diejenigen, die vom "immer gleichen Einheitsbrei" reden, werden hier was anderes serviert bekommen. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn vieles, was Zhao richtig gut macht, ist auf anderen Ebenen dann aber doch wieder nicht so gut. Zum einen ist ein komplett anderes Feeling bei dem Film erfrischend, aber irgendwie fühlt er sich dann doch zu wenig nach 'Marvel Cinematic Universe' an. Bei Eternals geht es grundsätzlich sehr ruhig zu mit vielen Dialogen, was ihn vielmehr zu einem Drama als zu einer 08/15-Comicverfilmung macht. Epos gibt es kaum, es geht um die Charaktere und ihre Konflikte. Dies ist absolut gelungen, und bislang dürfte Eternals der tiefgründigste (und auch düsterste) aller 'Marvel'-Filme sein. Thematisch geht es um so vieles, um Menschlichkeit, um Bestimmung, Gehorsam und die Frage, inwiefern man mit seiner Macht in den Lauf der Geschichte eingreifen darf. Dieses Thema wurde bereits bei den Avengers angerissen, insbesondere hinsichtlich Sokovia und auch dem Battle of New York, und auch bei Spider-Man heißt es stets, dass mit viel Macht viel Verantwortung kommt. Doch was schiefgegangenes Eingreifen seitens der Helden mit dem Helden macht, das sahen wir bislang weniger. Bei Eternals gibt es zum Beispiel eine Szene, die dies sehr deutlich zum Ausdruck bringt und für so manch Gänsehaut bei den Zuschauern sorgen dürfte. Doch gibt es noch viele weitere Themen und Fragestellungen in Eternals zu entdecken, die nie mit dem Holzhammer, sondern relativ subtil präsentiert werden. Dies macht Eternals schon zu dem bislang anspruchsvollsten Film des Franchises.

    Zhao setzt ihr Augenmerk auf die Charaktere, ihre Beziehungen untereinander, und verleiht ihnen auch viel Intimität in den berühmten Nachaufnahmen der Regisseurin. Das verleiht Eternals ein ganz anderes Gefühl und verhilft der angesprochenen Vielschichtigkeit und dem Tiefgang. Allerdings sind die Charaktere trotz der starken Szenen nicht ganz so greifbar. Dies liegt zum einen daran, dass sämtliche Charaktere neu für den Zuschauer sind. Sie werden einem durchaus vorgestellt, und das hat man gar nicht mal so verkehrt angestellt: Während sich die Haupthandlung in der Gegenwart befindet, haben wir mehrere Rückblenden, wo uns die Eternals, ihre Herkunft, ihre Aufgaben und vieles mehr vorgestellt werden. Das ist besser, als wenn man jeden einzelnen der zehn Charaktere irgendwie beschreibt, denn so überanstrengt die Vorstellung der vielen Charaktere nicht. "Show, don't tell" wird hier sehr gut angewendet, und auch im weiteren Verlauf des Films lässt Zhao gerne auch einfach nur Bilder sprechen.
    Aber wie bereits erwähnt wurde, gibt es auch Schatten dort, wo viel Licht ist. Und hier macht es den Film etwas holprig im Erzählfluss. Gerade zu Beginn fühlt sich Eternals ein wenig sperrig an, mit der Zeit kommt man aber rein. Der holprige Erzählfluss, gemeinsam mit dem Fokus auf das Drama, hat aber noch ein weiteres Problem: Die Spannung bleibt ein wenig auf der Strecke. Das ist zwar alles höchstinteressant, was man zu sehen bekommt, und langweilig wird es eigentlich auch nicht, aber die Bedrohung ist tatsächlich groß, sehr groß sogar, was angesichts der Kräfte der Superhelden auch notwendig ist. Aber wirklich fühlbar für den Zuschauer ist diese ach so große Bedrohung nicht so. Und das ist sehr schade, denn etwas mehr Epos an den richtige Stellen und mehr Spannung hätten Eternals trotz allen Dramas sehr gut getan. Der Film ist keineswegs langweilig, aber hier wurde viel Potenzial verschenkt.

    Und auch, wenn die Exposition anhand der Rückblenden relativ gelungen ist (trotz Störung des Erzählflusses bei der Haupthandlung), so bleiben die Charaktere ein wenig blass. Das ist aber insbesondere der Charakterzeichnung geschuldet, und auch, wenn die Darsteller und ihre Figuren grundsätzlich sympathisch rüberkommen und einen guten Job machen, so sind es nicht allzu viele Facetten bei der Mimik. Zhao hat ihren Cast im Griff und der Film wirkt nie wie ein überladenes Wimmelbild, aber bei all der Tiefe der thematischen Ausrichtung des Films wären tiefere Charaktere schöner gewesen. Die Eternals bleiben nicht greifbar genug, während die meisten anderen 'Marvel'-Filme es schnell schaffen, eine Verbindung zwischen den Charakteren und dem Zuschauer aufzubauen. Dies wäre für den Zugang und auch die Dramatik deutlich besser gewesen, wenn der Funke hier besser übergesprungen wäre.





    Positiv ist jedoch, dass man bei den Charakteren auf Diversität setzt: Wir haben Darsteller aller möglichen Ethnien vertreten, wir haben sogar eine Taubstumme und den ersten homosexuellen Kuss im 'Marvel Cinematic Universe'. Das wirklich tolle an der Sache ist jedoch, dass dies mit einer absoluten Selbstverständlichkeit präsentiert wird und nicht als Mittel zum Zweck genutzt wird. Und: Angelina Jolie ist zwar namentlich der größte Star des Films, aber sie wird ihrer Rolle gerecht, nimmt sich zurück und lässt diejenigen in den Vordergrund treten, die es laut Drehbuch auch müssen. Die Charaktere sind grundsätzlich sehr ausgewogen präsentiert, auch wenn es durchaus zwei gibt, die noch mehr im Vordergrund stehen, aber jeder bekommt seine Momente.

    Handwerklich ist Eternals großartig. Die Weitwinkelaufnahmen, aber auch die Nahaufnahmen, die Intimität erzeugen, wechseln sich gut ab und der Film fühlt sich optisch sehr rund an. Es gibt einige richtig tolle Bilder zu bestaunen, hier gibt es nichts zu meckern. Und auch die Actionszenen der Comicverfilmung bleiben sehr übersichtlich, außerdem ist die Action sehr gut dosiert innerhalb der ruhigeren Momente. Eternals wirkt grundsätzlich sehr ausgewogen und wenig überladen, ihre vielen Charaktere hat die Oscargewinnerin sehr gut im Griff. Man bedient sich hier natürlich auch einiger Tricks, indem Schauplätze zum Beispiel gesplittet werden, aber so kommt jede Figur zu seinem Moment und als Zuschauer verliert man keine Übersicht.

    Übrigens macht Eternals noch etwas anders als seine Vorgänger: Hier haben Taten auch wirklich Konsequenzen. Und ja, es gibt hier auch mal Verluste abseits der Nebenfiguren.

    Komisch ist jedoch, dass es - bis auf die Eternals - irgendwie niemanden so wirklich interessiert, was da passiert. Es gibt immer noch viele Helden der Avengers, und auch ein Nick Fury sollte bei bestimmten Ereignissen dann doch nicht so tatenlos sein, wie er es in diesem Film ist, da alles an den Avengers vorübergeht. Das sind aber Dinge, die zugunsten der Dramaturgie so konstruiert werden mussten. Auch die Frage, wieso wir nie von den Eternals gehört haben bei dem, wo sie bereits mitgemischt haben, bleibt nicht beantwortet, während man im Trailer bereits die Ausrede, weshalb sie bei dem Konflikt mit Thanos nicht unterstützt haben, hören konnte. Ja, nicht alles ideal, aber bei der Einführung neuer Superhelden, die schon lange auf der Erde leben, nicht anders machbar.







    Fazit


    Eternals kommt frisch daher, macht viele Dinge anders, auch wenn dies an mancher Stelle dann nicht immer zu Hundert Prozent passt. Nicht jeder wird diesen Film mögen, da er dann doch recht schwer zugänglich ist. Wer aber offen für frischen Wind im 'MCU' ist, wird hier eine gute Comicverfilmung sehen, die nicht perfekt ist, aber doch einiges richtig macht.


    7/10

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    Zweitmeinung


    ElMariachi90Was mit Shang-Chi angetastet wurde, wird mit Eternals nun zelebriert. Regisseurin Chloé Zhao entfernt sich bisher am weitesten von den gängigen 'Marvel'-Formeln und konzentriert sich hauptsächlich auf ihre Figuren und deren Beziehungen zueinander. Das lässt auf angenehme Weise den Actionanteil schwinden, der dann aber umso explosiver in Erscheinung tritt. Doch am stärksten ist der Film sowieso zwischen den actionhaltigen Augenblicken, wenn man sich als Zuschauer in den traumhaften Bildern und im Spiel der tollen Darsteller verlieren kann. Lediglich der für 'Marvel' typische Humor wirkt zu häufig etwas deplatziert. Abseits davon ist Eternals ein wunderschönes Epos geworden, das nicht frei von Schwächen ist, aber dennoch zweieinhalb Stunden ganz großes Kino präsentiert und dem MCU eine spannende neue Facette verleiht. So inszenatorisch mutig kann es gerne weitergehen.
    8/10
    Infos
    Originaltitel:
    Eternals
    Land:
    USA
    Jahr:
    2021
    Studio/Verleih:
    Marvel Studios/Disney
    Regie:
    Chloé Zhao
    Produzent(en):
    Kevin Feige, Nate Moore
    Drehbuch:
    Chloé Zhao, Patrick Burleigh, Ryan Firpo, Kaz Firpo
    Kamera:
    Ben Davis
    Musik:
    Ramin Djawadi
    Genre:
    Comicverfilmung
    Darsteller:
    Gemma Chan, Richard Madden, Kumail Nanjiani, Lia McHugh, Brian Tyree Henry, Lauren Ridloff, Barry Keoghan, Don Lee, Salma Hayek, Kit Harington, Angelina Jolie
    Inhalt:
    "Eternals" erzählt von einer Gruppe Helden und Heldinnen aus den Tiefen des Universums, die die Erde bereits seit Anbeginn der Menschheit beschützt haben. Als monströse Kreaturen namens Deviants, die lange Zeit verschollen geglaubt waren, auf mysteriöse Weise zurückkehren, sind die Eternals gezwungen, ihre Kräfte zu vereinen, um die Menschheit erneut zu verteidigen.
    Start (DE):
    03.11.2021
    Start (USA):
    05.11.2021
    Laufzeit:
    2 Stunden 37 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • Eternals-06.jpg

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