Der Rausch

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  • Einleitung


    Regisseur Thomas Vinterberg arbeitet gerne mit Schauspielern zusammen, mit denen er bereits Projekte entwickelte. So ist es wenig verwunderlich, dass auch die vier Hauptdarsteller von Der Rausch, Mads Mikkelsen (Die Jagd), Thomas Bo Larsen (Das Fest), Magnus Millang (Kursk) und Lars Ranthe (Adams Äpfel), nicht zum ersten Mal für den dänischen Filmemacher vor der Kamera standen. Aber auch miteinander spielten sie schon gemeinsam in Filmen mit - natürlich vornehmlich in Filmen von Vinterberg. Nun arbeiteten sie aber zum ersten mal alle zusammen.

    Im Zentrum des Werks stehen vier Freunde, die allesamt mittlerweile ein eingefahrenes Leben führen. Bei einer kleinen Geburtstagsrunde bezieht sich einer auf eine These eines norwegischen Philosophen, der behauptet, dass ein Mensch nur mit einem gewissen Alkoholgehalt im Blut zu Bestleistungen fähig ist. Kurzerhand beschließen die Freunde diese These zu überprüfen und halten ab sofort ihren Alkoholpegel - auch im Alltag. Doch merken sie bald, dass dieser Rausch nicht genug ist.

    Das Drehbuch stammt dabei von Regisseur Vinterberg selbst mit Unterstützung von Tobias Lindholm (Die Jagd).

    © 2021 Weltkino

    Kritik


    Dass ein Teil des Teams um Regisseur und Drehbuchautor Thomas Vinterberg nicht zum ersten Mal zusammengearbeitet hat, spürt man dem Film deutlich an. Alles fühlt sich harmonisch an und ganz besonders bei dem Darsteller-Quartett glaubt man es sofort, dass sich die Figuren bereits etliche Jahre kennen. Das ist auch ein ganz großer Pluspunkt von Der Rausch, denn folglich stimmt die Chemie der vier Hauptdarsteller einfach hervorragend. Man hat das Gefühl, dass sie sich ohne viele Worte verstehen und so passiert auch abseits der Dialoge immer recht viel im Subtext. Das trägt zur Glaubwürdigkeit des Films natürlich erheblich bei und so fügt sich das auch makellos in die für Vinterberg typischen naturalistisch angehauchten Bilder. Abseits der guten Atmosphäre zwischen den Schauspielern bewegen sie sich leistungstechnisch aber auch auf ordentlichem Niveau, wobei Mads Mikkelsen aber deutlich positiv heraussticht. Einmal mehr offenbart er wie viele Facetten er in der Lage ist zu bedienen. Ganz besonders bei der Schlussszene setzt er diesbezüglich noch einmal ein klares Ausrufezeichen.

    Dramaturgisch bedient Vinterberg gekonnt beide Seiten des Alkohols: er zeigt die guten Seiten, besonders wenn die These vom norwegischen Philosophen Finn Skarderund nahezu bestätigt wird, lässt aber auch die Kehrseite des Genussmittels ihren Raum, wenn aus angeschwipst schnell mal betrunken wird. So formt der Filmemacher eine Tragikomödie um eine Gruppe Männer in ihrer Midlife-Crisis, die noch einmal ein Hoch der Emotionen und des Schaffens erleben möchten. Aber vor allem durch die kühlen Bilder liegt Der Rausch selbst in den eigentlichen Feelgood-Momenten eine gewisse Tragik zugrunde. Denn letztendlich laufen die Protagonisten dann doch stets vor ihren eigentlichen Problemen davon und sind nicht in der Lage, sich mit ihren Emotionen auseinanderzusetzen. Es wird ein Weg gewählt, um Euphorie zu empfinden, der aus emotionaler Sicht klar der einfachste ist und man hofft, dass der Alkohol schon die Dinge für einen regelt. Und so bekommt auch die auf den ersten Blick so vor positiver Energie sprudelnde Schlusssequenz einen tief tragischen Beigeschmack, der sich ebenfalls in dem ausgezeichneten Titelsong „What a Life“ von Scarlet Pleasure wiederfindet. Auch dieser ist exzellent gewählt, da er der offenkundigen Euphorie mit der Art des Gesangs eine gewisse Bedrücktheit entgegenstellt. Und so vereint sich am Ende audiovisuell sowie dramaturgisch eine ungemeine Doppelbödigkeit. Und diese gelingt Vinterberg so erstklassig, da er alle Facetten seiner Geschichte stets erfrischend wertfrei darstellt.

    Der Rausch garniert somit seine Gute-Laune-Vibes faszinierend dezent mit tragischen Untertönen, die bestimmt nicht jeder unbedingt greifen kann, die man aber dennoch unweigerlich spürt. Selten hat die Genrebezeichnung Tragikomödie so hervorragend gepasst wie hier.

    © 2021 Weltkino

    Fazit


    Thomas Vinterberg versammelt einmal mehr sein Stammensemble und kreiert auch einmal mehr mit ihnen ein besonderes Werk. Der Rausch ist eine Lobpreisung des Alkohols, offenbart aber auch angenehm feinfühlig die tragischen Aspekte des exzessiven Konsums, ohne dabei aber eine wertende Stellung zu beziehen. So ist das Werk gleichzeitig unterhaltsam wie bedrückend.


    8/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Druk
    Land:
    Dänemark
    Jahr:
    2020
    Studio/Verleih:
    Weltkino
    Regie:
    Thomas Vinterberg
    Drehbuch:
    Thomas Vinterberg, Tobias Lindholm
    Kamera:
    Sturla Brandth Grøvlen
    Genre:
    Drama, Komödie
    Darsteller:
    Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Magnus Millang, Lars Ranthe
    Start (DE):
    22.07.2021
    Start (USA):
    18.12.2020
    Laufzeit:
    117 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • Der-Rausch-02.jpg

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