Hard Hit

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  • Einleitung


    Der spanische Thriller Anrufer Unbekannt überzeugte mit einer ungemein spannenden Prämisse. Das sahen wohl auch einige Filmemacher rund um den Globus so, denn der Film aus dem Jahr 2015 bekam 2018 mit Steig. Nicht. Aus! ein deutsches Remake und demnächst soll mit Retribution auch ein US-Remake von Nimród Antal (Predators) mit Liam Neeson (The Ice Road) in der Hauptrolle folgen. Doch dazwischen wurde mit Hard Hit noch eine Neuinterpretation aus der Thriller-Hochburg Südkorea umgesetzt.

    In dessen Im Zentrum steht Bankdirektor Sung-gyu, der eines morgens auf dem Weg zur Arbeit einen Anruf bekommt. Der Unbekannte am Telefon teilt ihm mit, dass sich eine Bombe in seinem auto befindet, die explodieren wird, sobald er aussteigt oder die geforderte Geldsumme nicht bezahlt. Vorerst tut Sung-gyu dies als üblen Scherz ab, möchte aber auch kein Risiko eingehen, da er ausgerechnet an diesem Tag auch seine Kinder mit im Auto hat. Als er dann mitansehen muss wie sein Arbeitskollege durch eine Autobombe stirbt, begreift er den Ernst der Lage und setzt nun alles daran, seine Familie zu retten.

    Als Darsteller sind unter anderem Jo Woo-jin (The Clone), Ji Chang-wook (Lovestruck in the City) und Lee Jae-in (Svaha: The Sixth Finger) zu sehen.
    Der aus dem Filmschnitt stammende Kim Chang-ju (The Witch: Subversion) feiert mit Hard Hit sein Regiedebüt.

    © 2022 Capelight Pictures

    Kritik


    Mit Speed wurde Actionkinogeschichte geschrieben, als ein Bus nicht langsamer als 80 km/h fahren durfte, da sonst eine Bombe das komplette Fahrzeug und den darin befindlichen Passagieren in die Luft jagen würde. Der Kultfilm mit Keanu Reeves bot neben starken Actionszenen ganz besonders aber fast zwei Stunden Spannung am Maximum. Der spanische Film Anrufer Unbekannt wandelte diese Formel etwas ab, indem er anstatt einen Bus ein Auto und anstatt zahlreicher Passagiere einen Familienvater samt seiner Kinder ins Zentrum rückte. Und genauso handhabt es nun das südkoreanische Remake und bricht die Speed-Idee auf ein deutlich intimeres Szenario herunter. Das ermöglicht natürlich mehr Raum für die Hauptfigur und somit für mehr Emotionen. Und dass die Südkoreaner es wie kaum eine andere Nation verstehen Emotionen und Spannung filmisch zu gestalten, bewiesen sie bereits zuhauf. Und auch Hard Hit stellt da keine Ausnahme dar. Regisseur und Drehbuchautor Kim Chang-ju lässt auch nicht sonderlich viel Zeit vergehen um seine Spannungsschraube in einem rasanten Tempo anzuziehen. Zwar fällt der Actionanteil gegenüber seines großen Bruders Speed deutlich reduzierter aus, doch steht der koreanische Thriller dem Werk in Sachen Spannung in nichts nach. Kim versteht es den Nervenkitzel bis an die Grenze ansteigen zu lassen und präsentiert fraglos einen der spannendsten Filme der letzten Jahre. Vor allem die erste Stunde rast förmlich an einem vorbei und ist gleichzeitig kaum zu ertragen. Das verdankt der Filmemacher nicht nur seiner hervorragenden Inszenierung, sondern auch seinen Hauptdarstellern. Denn gerade Jo Woo-ji und die junge Lee Jae-in als Vater-Tochter-Gespann verleihen dem Geschehen eine emotionale Tiefe, sodass man als Zuschauer nicht nur aufgrund der Szenerie mitgerissen, sondern auch auf emotionaler Ebene abgeholt wird und mit der Familie mitfiebert. Auch wenn Jo gerade im Schlussakt darstellerisch teilweise etwas übers Ziel hinausschießt, so ist es ganz besonders Lee, die durchweg eine beeindruckende Darbietung abliefert. Folglich beweisen die Koreaner auch hier einmal mehr, dass sie Spannung und Gefühle nicht nur voneinander getrennt, sondern auch in Verbindung erstklassig zu transportieren vermögen. Mit Ji Chang-wook wird den Figuren dann auch ein ebenbürtiger Gegenspieler entgegengesetzt, der zu der kaltblütigen Seite seiner Figur auch gekonnt die dramatischen Aspekte zu füllen weiß.

    Dramaturgisch lässt man sich immer wieder gelungene Kniffe einfallen, um das Spannungslevel stetig oben zu halten und auch die Beweggründe des unbekannten Anrufers liefern den nötigen Hintergrund, um den Antagonisten nicht als seelenlose Bestie verkommen zu lassen. Leider erlaubt sich Kim aber im letzten Drittel dennoch einige dramaturgische Ausrutscher, die seine Figuren nicht nur teilweise etwas hanebüchen reagieren lassen, sondern auch einige gravierende Fragwürdigkeiten in Sachen Logik aufwerfen. So demontiert der Filmemacher leider unnötig seine herausragende erste Stunde und lässt hintenraus das Gefühl aufkommen, dass er nicht genau wusste, wie er seine beiden Kontrahenten ins große Finale schicken kann. Er scheint das Ende im Kopf gehabt zu haben, wusste aber nicht, wie er seine Hauptfigur vom spannenden Punkt bei der polizeilichen Festsetzung am Strand zum Showdown zwischen Protagonist und Antagonist bringen kann. Folglich wirkt dazwischen alles sehr willkürlich und phasenweise sogar extrem an den Haaren herbeigezogen.

    © 2022 Capelight Pictures


    Nichtsdestotrotz bleibt bis auf diese Phase Hard Hit unfassbar mitreißend und bietet visuell, akustisch und darstellerisch ganz starkes Thriller-Kino. Hätte Kim sich für das Schlussdrittel dramaturgisch nicht so zu einer Inspirationslosigkeit hinreißen lassen, hätte dabei auch ein weiterer Genremeilenstein von der koreanischen Halbinsel herauskommen können. So ist Hard Hit am Ende einfach "nur" ein sehenswerter Thriller.

    Fazit


    Hard Hit bietet eine außerordentlich starke erste Stunde, die nicht nur kaum erträgliche Spannung bietet, sondern dank starker Darsteller auch emotional mitzureißen weiß. Doch leider bricht das Werk von Kim Chang-ju im letzten Drittel aufgrund von einigen immensen Logiklöchern weg, was mit dem gelungenen Finale aber noch etwas aufgefangen werden kann. So bleibt im Gesamtbild trotz der unverkennbaren schwachen Phase einer der spannendsten Filme der letzten Jahre.


    7/10

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    Infos
    Originaltitel:
    발신제한 (Balshinjehan) / Hard Hit (engl. Titel)
    Land:
    Südkorea
    Jahr:
    2021
    Studio/Verleih:
    Cj Entertainment / Capelight Pictures
    Regie:
    Kim Chang-ju
    Drehbuch:
    Kim Chang-ju, Alberto Marini (Original)
    Kamera:
    Kim Tae-soo
    Musik:
    Kim Tae-seong
    Genre:
    Thriller
    Darsteller:
    Jo Woo-jin, Ji Chang-wook, Lee Jae-in
    Start (DE):
    16.12.2021 (digital) / 21.01.2022 (Blu-ray, DVD)
    Laufzeit:
    94 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
    • Hard-Hit-04.jpg

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