The Gunman

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  • Einleitung


    Mit "96 Hours" ist Regissuer Pierre Morel ein Klassiker der Neuzeit gelungen. Die breite Masse war begeistert und für Liam Neeson war es nicht nur ein Sprung in ein anderes Genre, sondern auch wegweisend für seine berufliche Zukunft. Schließlich kann er sich kaum noch vor Angeboten retten und ballert in letzter Zeit auf der Leinwand alles weg, was ihm in die Quere kommt. Kein Wunder also, dass Morel mit Sean Penn einen weiteren Anlauf startet. Doch da stellen sich zwei Fragen: Gelingt ihm mit The Gunman ein ähnlich großer Erfolg wie mit "96 Hours"? Und kann Sean Penn ebenfalls als Actionheld überzeugen?



    Kritik


    The Gunman beginnt recht interessant und hat seine Story in den Kongo gelegt, ein Land, in dem das Chaos herrscht, da hier die Korruption regiert und sich verschiedene Bürgergruppen bekriegen. Doch dieses Potenzial wird leider viel zu schnell verschenkt. Weder macht man sich die Mühe, sich mit der Politik und ethischen Fragen kritisch auseinanderzusetzen, noch beschäftigt man sich mit den psychologischen Spätfolgen der psychischen Verfassung eines ehemaligen Auftragkillers, die sich auf ein paar Migräneanfälle reduzieren. Man bleibt stets an der Oberfläche, verfällt dem Drang nach einem Katz-und-Maus-Spiel und bietet dem Zuschauer so nichts Neues. Sobald man etwas mehr in die Tiefe gehen könnte, wird dies jedoch lediglich leicht angeschnitten. So bleibt es beim "Wer ist es?" und das ist nunmal stark ausgelutscht. Zudem wird dieser Frage nicht sonderlich spannend nachgegangen. Dadurch entstehen einige Längen und somit hat der Zuschauer genügend Zeit, alles bis ins Detail im Kopf durchzugehen und stößt auf kratergroße Logiklöcher, die sich im Film permanent finden lassen. Einige Bösewichte beispielsweise bringen eine Bombe an einer Wohnungstür an, nur um später durch eben jene selbst zu laufen und den Zünder auszulösen. Des Weiteren schickt man die eigene Ehefrau zu ihrem Ex, um ihm Informationen zuzuspielen, reagiert anschließend aber verwundert und ärgert sich darüber, dass sie dann Sex mit ihrer alten, großen Liebe hat. Und wir betonen es nochmal: Der Film ist voll mit solchen Dingen.


    Nun gut, wenn also die Story nichts zu bieten hat, dann muss zumindest das Handwerkliche stimmen. Sean Penn und alle anderen Schauspieler spielen zwar solide, aber wirklich hervorheben kann man nur Idris Elba, der fatalerweise erst gegen Ende auftaucht, dann nicht sonderlich viel Screen Time spendiert bekommt und man auch hier dem verschenkten Potenzial hinterhertrauern muss. Die Action ist cool anzusehen und auch in seinem Gewaltgrad ziemlich hart und trocken, aber nie over-the-top. Man bleibt also in gewissem Maße authentisch, auch wenn man hin und wieder durch das Gewackel der Kamera nicht alles erkennen wird. Beim Showdown jedoch neigt man wieder dazu, sich über gewisse Dinge aufregen zu können. So spielt das Finale bei einem Stierkampf in Barcelona, blendet aber im Abspann ein, dass es seit dem Jahr 2011 gar keine Stierkämpfe mehr dort gegeben hat. Hier wollte man also nur einen Schauwert aufbieten, der aber völlig deplatziert wirkt und in Sachen Timings und Zufälle neue Maßstäbe setzt. Bei sich öffnenden Luken rennen Stiere die Gänge entlang, als gäbe es kein Morgen mehr und auch eine Geisel kann ihrem Geiselnehmer durch seinen einzigen Blick auf sein Handy entkommen. Autsch! Und auch hier gilt: Statt sich kritisch mit Stierkämpfen zu beschäftigen, erfüllt man in The Gunman lediglich ein Klischee und möchte mit Optik punkten. Man unterscheidet sich einfach nicht von oberflächlichen, gut aussehenden Frauen: sieht ganz gut aus, aber sobald sie den Mund aufmacht: Feierabend! Der Stierkampf ist aber immerhin eine nette Metapher, die sich der Film zu Nutzen macht.


    Fazit


    Eigentlich gibt es genügend Filme, von denen man sich trotz einer dürftigen Story sehr gut berieseln lassen kann. Dazu muss aber die Fassade stimmen. In The Gunman gibt es hierfür aber deutlich zu viele Längen und auch zu wenig Action, weshalb einem die ganzen Logiklöcher auch so sehr ins Auge fallen. Wie man es besser macht, zeigte kürzlich erst "John Wick". Es bleibt nur zu hoffen, dass Regisseur Pierre Morel keine Eintagsfliege ist und mit seinem nächsten Projekt wieder ein besserer Film gelingen wird. Sean Penn ist in einem anderen Genre jedenfalls besser aufgehoben, da er dort schauspielerisch punkten kann, was ihm in The Gunman aufgrund des äußerst schwachen Drehbuchs zu keiner Zeit gelingt.

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    Bewertung: 4/10
    Infos
    Originaltitel:
    The Gunman
    Land:
    Spanien, UK, Frankreich
    Jahr:
    2015
    Studio/Verleih:
    StudioCanal
    Regie:
    Pierre Morel
    Produzent(en):
    Sean Penn, Andrew Rona, Joel Silver
    Drehbuch:
    Don MacPherson, Pete Travis
    Kamera:
    Flavio Martínez Labiano
    Musik:
    Marco Beltrami
    Genre:
    Action, Thriller
    Darsteller:
    Sean Penn, Idris Elba, Javier Bardem, Ray Winstone, Mark Rylance, Melina Matthews, Jasmine Trinca, Blanca Star Olivera, Peter Franzén
    Inhalt:
    Jahre nach seinem letzten Einsatz holt den Ex-Söldner Jim Terrier (Sean Penn) die Vergangenheit ein. Getarnt als NGO-Mitarbeiter hatte Terrier vor Jahren im Auftrag eines Wirtschaftskonzerns einen tödlichen Anschlag auf einen hochrangigen Minister im Kongo ausgeführt. Doch jetzt gerät er selbst ins Visier seines ehemaligen Auftraggebers und eine tödliche Verfolgungsjagd von Afrika über London quer durch Europa beginnt. Terrier muss nicht nur um sein eigenes Leben kämpfen, sondern auch um die Frau, die er liebt.
    Start (DE):
    30. April 2015
    Start (USA):
    20. März 2015
    Laufzeit:
    115 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Links
    Webseite:
    http://www.thegunman.de/

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