The Batman

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  • Einleitung


    Schon wieder ein neuer Batman?! Wie auch der "Joker" darf sich jetzt auch die Fledermaus in einer eigenen Geschichte präsentieren, die losgelöst vom DCEU ist – und der Film hat vorab für viel Diskussionsstoff gesorgt: Mit Robert Pattinson wurde zunächst ein eher ungewöhnlicher Kandidat für die Hauptrolle gecastet. Der Shitstorm nach seiner Verpflichtung erinnerte ein wenig an die damalige Ankündigung, dass Heath Ledger den Joker in "The Dark Knight" spielen würde. Und doch sahen die ersten Trailer sehr gut aus und wurden dermaßen gehyped, dass die Fallhöhe nun extrem hoch ist. Zudem hat Regisseur Matt Reeves den Fans eine düstere Detektivgeschichte versprochen, durch die der Film viel näher an den Comics sein soll als alle anderen Verfilmungen zuvor. Doch wird der Film seinen Vorschusslorbeeren gerecht und können die knapp drei Stunden Laufzeit ohne spürbare Längen unterhalten?


    © 2022 Warner Bros.

    Kritik


    Gleich vorweg: Ja, The Batman kann sehr gut unterhalten – sofern man ihn denn lässt. Der Film ist von vorne bis hinten entschleunigt und gibt seinen Figuren damit die nötige Zeit, sich vollends entfalten zu können. Wir sehen einen gebrechlichen, mit sich selbst am meisten beschäftigten Titelhelden, der von Robert Pattinson sehr authentisch verkörpert wird. Denkt man am Anfang noch, man hätte es mit einem unhygienischen Goth zu tun, wird man schnell eines Besseren belehrt. Selten hat Batman so viel Tiefe bekommen, so viel Nähe, so viel Authentizität. Und ich kann mich auch an keine Verfilmung erinnern, in der Batman mehr Batman war. Damit meine ich nicht nur den Aspekt, dass die Fledermaus hier endlich mal seiner Comic-getreuen Detektivarbeit nachgehen darf, sondern eben auch die Tatsache, dass The Batman ganz viel Batman zeigt und nur wenig Bruce Wayne. Allein diese beiden Tatsachen heben den Film von Regisseur Matt Reeves von all den anderen Versuchen ab, den dunklen Rächer auf die große Leinwand zu transportieren.

    © 2022 Warner Bros.

    Während der Film sich also äußerst geduldig und bodenständig aufbaut, dürfte einem umso schneller klar sein, dass hier weder wilde Action, noch auflockernder Humor zu erwarten sind. Es gibt so gut wie keine Szene, die die bedrückende Stimmung mal auflockert, keine Actionszene, die locker flockig anzuschauen ist. Stattdessen geht Batman sehr robust zu Werke und das – natürlich – ohne den Realismus zu verlieren. Jeder Kampf fühlt sich schmerzhaft an, jede Verfolgungsjagd schwört den physikalischen Gesetzen ihre Treue. Wie auch bei "The Dark Knight" könnte man eigentlich meinen, dass man nicht in einer Comicverfilmung sitzen würde, hätten die Protagonisten ihre Masken nicht auf und Batman sein Cape nicht um. Selbst der Riddler, bekannt für seine Vorliebe zu Rätseln, wirkt nahbar und zerbrechlich, sein Wahnsinn jederzeit greifbar, für den allem Anschein nach die Gesellschaft verantwortlich ist. Und damit sind wir bei einer großen Stärke des Films: Regisseur Matt Reeves streut sehr viel Kritik mit ein, ohne dabei den Holzhammer auszupacken. Es reicht, wenn Batman das macht. Aber wie sagt man so oft: Ein guter Thriller steht und fällt mit seinem Bösewicht. Paul Dano spielt den Riddler stark, wobei er mir ohne Maske noch viel besser gefiel als mit. Das Ganze gipfelt in einem Höhepunkt, an dem Batman und der Riddler sich persönlich gegenüberstehen. Bis dorthin baut sich eine Spannung zwischen den beiden auf, ohne dass man als Zuschauer weiß, wohin die Reise geht. Das liegt weniger an den Rätseln, die gar nicht mal so verzwickt sind, wie man erhofft hat, sondern mehr an dem Hin und Her, das die Geschichte liefert. Dabei spielt Matt Reeves gerne damit, den Zuschauer im Dunkeln zu lassen – bis er es letztendlich aufklärt oder aber dem Kinobesucher überlässt, woran der denn jetzt glauben mag. Kaum zu glauben hingegen ist, dass der Pinguin von Colin Farrell gespielt wird. Wenn man es nicht wüsste, man würde ihn nicht erkennen – außer vielleicht an seiner Stimme. Interessant ist hier übrigens, dass er in einer Szene sogar mal wie ein echter Pinguin laufen darf. Es sind eben auch die kleinen Details, die den Film ausmachen. Eine etwas größere Rolle nimmt Zoë Kravitz als Selina Kyle aka Catwoman ein, die ebenfalls gut spielt – vor allem, weil sie sich nicht darauf reduziert, eine möglichst coole Katze zu verkörpern und ihre Chemie mit Pattinson einfach passt.

    © 2022 Warner Bros.

    Die letzte Person, die mit Lob überschüttet werden muss, ist Komponist Michael Giacchino. Sein Batman-Theme hallt immer mal wieder raus, aber auch sonst drückt der Soundtrack die Stimmung noch weiter runter und untermalt das gezeigte Gotham nahezu perfekt. Man wird regelrecht in diese dreckige Stadt hineingezogen, aus der es scheinbar keinen Ausweg gibt. Regisseur Matt Reeves vermischt Drama mit Thriller, spickt das Ganze mit Noir-Elementen – aber verpasst fast selbst den Ausstieg aus dieser Welt, die er geschaffen hat. Der Höhepunkt wird nach ca. 150 Minuten erreicht – und hier hätte man dann auch gerne den Film beenden können. Stattdessen versucht Reeves mit aller Gewalt, seinem Titelhelden noch das nötige Fünkchen Hoffnung zu geben, das er gebraucht hat. Das ganze Setting und die gesamten Geschehnisse in diesem Pseudo-Showdown wirkten dann aber leider doch etwas zu sehr aufgezwungen und eben auch zu sehr gewollt. Genauso wenig verstehe ich, warum man auf Teufel komm raus noch einen leider bekannten Bösewicht und damit ein mögliches Sequel anteasen muss. Das Batman-Universum bietet so viele verrückte Gegenspieler, da ist es schade, wenn immer wieder dieselben verheizt werden. Damit läuft man nämlich unnötig Gefahr, den Zuschauer zu ermüden.

    Fazit


    Wer bei diesem Film einschläft, gehört zur Generation TikTok oder guckt nur noch Serien, bei denen eine Folge nicht länger als 30 Minuten sein darf – oder aber ist für ruhige, ernste Filme nicht gemacht. Matt Reeves erschafft mit The Batman eine Verfilmung des dunklen Rächers, die vom Grundton stark an "Joker" erinnert, aber dennoch völlig einzigartig ist. Vergleiche mit "Zodiac" sind vielleicht aufgrund der Symbole in den Rätseln des Riddlers gegeben, aber auch das würde diesem gewaltigen Werk nicht gerecht werden. Zu gut ist die rar gesäte Action, zu erdrückend die Stimmung und zu verrückt die echte Person hinter dem Bösewicht. Schade nur, dass der Showdown lediglich als Mittel zum Zweck dient und Matt Reeves am Ende den Gesetzen Hollywoods Folge leistet – was sich beim Casting des stark spielenden Robert Pattinson eigentlich so nicht erwarten ließ.
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    Kritik verfasst von: patri-x


    8,5/10

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    Infos
    Originaltitel:
    The Batman
    Land:
    USA
    Jahr:
    2022
    Studio/Verleih:
    Warner Bros.
    Regie:
    Matt Reeves
    Drehbuch:
    Matt Reeves, Peter Craig,
    Kamera:
    Greig Fraser
    Musik:
    Michael Giacchino
    Genre:
    Action, Krimi
    Darsteller:
    Robert Pattinson, Zoe Kravitz, Paul Dano, Colin Farrell, John Turturro, Andy Serkis, Jeffrey Wright, Barry Keoghan
    Start (DE):
    03.03.2022
    Start (USA):
    04.03.2022
    Laufzeit:
    175 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Links
    Webseite:
    https://www.thebatman.com
    Bilder
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Kommentare 1

  • Benutzer-Avatarbild

    KingKong -

    Gestern in der deutschen Version gesehen. Ganz klar, an was man sich orientiert hat: am Joker-Film. Allerdings ist dieser Film deutlich oberflächlicher geraten. Batman guckt meist traurig drein, löst, aus welchem Grund auch immer, stets sofort alle Rätsel und man hat den Eindruck, als stampfe er genauso schwerfällig durch die Kulissen, wie es einem der Sound glauben zu machen versucht. Irgendwie wirkt er, egal wo er auftaucht, seltsam deplatziert. Der Song von Nirvana ist gut gewählt. Im Gesamten betrachtet fühlt sich der Film besser an, als im Detail. Denn schaut man genauer hin, schleicht sich schon auch mal unfreiwillige Komik ein. Oder doch gewollt? Schwer zu sagen. Der Film ist leichtere Kost, als es damals Joker gewesen war. Deutlich besser zu konsumieren. Vielleicht der Big Mac unter den auf anspruchsvoll machenden Blockbustern, und vielleicht auch genau so schnell wieder vergessen. Ob es wirklich so ist, wird dann die Zeit zeigen.