Transformers

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Kritik - Transformers


    Michael Bay hat sich zu einem der sicherlich umstrittensten Regisseuren Hollywoods gemausert. Wurde er in den 90er Jahren nach Hits wie „The Rock“, „Bad Boys“ und „Armageddon“, als der vielleicht begnadetste Actionregisseur gefeiert, musste er später für "Pearl Harbor" heftige Kritik einstecken, da spätestens seit diesem Film klar war, dass Bay zwar ein Talent für Action und eine opulente Optik hat, aber außer diesem jedes weitere Talent vermissen lässt, was für eine historische und anspruchsvolle Thematik wie Pearl Harbor fatale Folgen hatte. Sein nächster Film "Die Insel", der überraschend an den US-Kinokassen gefloppt ist, wirkte wie der Versuch, einen Spagat zwischen opulenter Action und einer intelligenten Handlung zu schaffen, als ob es Michael Bay seinen Kritikern hätte zeigen wollen, doch dieser Versuch scheiterte, nach einem gelungenen Auftakt, an Bays bekannten Schwächen. Nun kommt der 150 Millionen Dollar schwere Transformers in die Kinos, ein Film, auf den viele gespannt gewartet haben. Würde es möglich sein, die legendären Riesenroboter würdig auf die Leinwand zu bannen, konnte daraus ein allgemein guter Film werden ?

    Ersteres müssen die Fans der Spielzeugserie beantworten, da ich jedoch nicht dazu zähle und seit meiner Kindheit nichts mehr mit den Verwandlungskünstlern und ihrem Universum zu tun hatte, kann ich mich nur der zweiten Frage annehmen und muss diese leider mit einem klaren "Nein" beantworten! Dabei hatte der Trailer durchaus Hoffnungen auf einen gelungenen Sommerblockbuster gemacht, so toll sahen die einzelnen Bilder im Vorhinein aus. Aber im fertigen Film scheitert alles ans Bays Unfähigkeit, eine halbwegs vernünftige Handlung auf die Beine zu stellen, an Bays Angewohnheit, übertrieben viel Werbung für das Militär, die Musik- und Produktbranche zu betreiben und an Bays fehlendem Fingerspitzengefühl, einem Film, neben all dem Spektakel, auch so etwas wie Seele und eine funktionierende Dramaturgie zu verpassen. Daneben gibt es noch viele andere Sachen, die mir negativ aufgefallen sind, aber nun erst mal zur Handlung.

    Es ist nicht so, dass ich von einem Michael Bay Film, oder generell von einem Sommerblockbuster eine übermäßig gute Handlung erwarten würde, aber was einem hier präsentiert wird ist schlicht und ergreifend der Gipfel des verstandlosen Blockbuster Fastfood Kinos. Um was geht es in dem Film überhaupt ? Nach einem soliden Auftakt, der auf ein gelungenes Popcorn-Spektakel hoffen lässt, werden dem Zuschauer nach und nach die nötigen Puzzelstücke gereicht, um den Hintergrund des Handlungsbogens zu verstehen, aber umso mehr man vom Transformers Universum erfährt, umso abgedroschener wird die ganze Geschichte ! Ein magischer Würfel, der zufällig auf der Erde gelandet ist, gigantische Roboter auf der Jagd nach einer Brille (!), eine seltsam makabere Sektion 7 und ein böser Transformerhäuptling, der erst am Ende, im wahrsten Sinne des Wortes, auftauen darf und natürlich das typische "Kind (hier Teenie) muss mit Hilfe seiner besonderen Freunde die Welt retten" Szenario. Das Ganze wird total zerfahren präsentiert, mal spielt der Film in der Wüste, mal in Los Angeles, mal bei den Autobots, mal bei den Decepticons, dann gibt es Rückblenden in die Antarktis und natürlich sind noch die Hackergruppe und der Verteidigungsminister zu erwähnen. Diese ganzen Elemente werden äußerst klischeehaft präsentiert und in den ersten 2 Dritteln des Films immer bunt durcheinander gewürfelt, bis man es schließlich gegen Ende tatsächlich schafft, die Handlungsstränge zusammenzuführen, was aber ziemlich aufgesetzt und konstruiert wirkt. Beim Finale selbst wird natürlich geklotzt und nicht gekleckert, nur ist der Film schon vorher in so vielen Lächerlichkeiten versunken, dass das dramaturgische Gerüst längst nicht mehr funktioniert und das Ende zwar spektakulärer als 5 King Kongs ist, aber einen völlig kalt lässt.

    Apropos Lächerlichkeiten, der Film bemüht sich stets witzig zu sein, ist es auch, manchmal freiwillig, aber oft auch sehr unfreiwillig. Transformers ist von der ersten bis zur letzten Minute vollgestopft mit teils gelungenen, teils aufgesetzten, teils "im Rohr krepierenden" Gageinlagen, ob das die typischen Teeniewitzchen sind, tollpatschige Riesenroboter, oder ein alberner Sektion 7 Agent, der Film versucht mit allen Mittel, den Unterhaltungsgrad, des ohnehin nicht ernst zu nehmenden Szenarios, weiter nach oben zu schrauben. Leider ist der Humor fast schon zuviel des Guten. Was für ein Film will Transformers eigentlich sein, ein Actionkracher, eine Teeniekomödie ? Manchmal kam ich mir vor wie in Power Rangers mit 150 Millionen Budget! Weder die Handlung, noch den Film selber kann man in irgend einer Weise für voll nehmen, er wirkt stets wie der Versuch, die typischen Unterhaltungsattribute bis ans Limit des Zumutbaren steigern zu wollen, während alles andere unter den Tisch gekehrt wird, als würde es dem Unterhaltungs-Overkill nur im Wege stehen. Die Dialoge passen da auch prima ins Bild, Transformers, die über eBay reden, hätte ich jedenfalls nicht erwartet.

    Und wo alle Welt die Effekte bis in den Himmel lobt, möchte ich nur darauf hinweisen, dass dem Film ein dreistelliges Millionenbudget zur Verfügung stand und es keine besonders große Leistung ist, dieses in einem CGI-Donnerwetter überzeugend umzusetzen. In den 90er Jahren konnte man noch mit Effekten die Leute begeistern, heut zu Tage hat die Tricktechnik einen Grad an Perfektion erreicht, den man nur noch langsam steigern kann und auch wenn Transformer dies tut, ist es nur eine Frage von Monaten, bis der nächste Big-Budget Mainstreamkracher diesen Hochglanz-Transformers wieder den Rang abläuft. Immerhin ist dies der einzige Punkt, in dem Transformers ohne Makel ist, denn in Sachen Effekte ist Transformers wirklich ein Highlight, mit viel Liebe zum Detail gemacht, und auch wenn es manchmal zu überladen wirkt, ist dies der einzige Schauwert des Films, der auch wirklich funktioniert, ohne unter den restlichen Mankos leiden zu müssen. Die Musikuntermalung ist da eher zwiespältiger ausgefallen. Der opulente Grundscore hat den selben Stil, wie in allen Bay Filmen und kann durchaus überzeugen, aber die vielen Music-Placements stören ab einem gewissen Grad gewaltig. Aber ist nicht der ganze Film in gewisser Art und Weise ein Werbespot ? Denn neben Spielzeugen, Linkin Park & Co kommt auch das US-Militär nicht zu kurz. Da gibt es zum Beispiel einen kleinen unerschrockenen Soldatentrupp, der sich völlig sinnfrei mit Maschinenpistolen dem übermächtigen Feind entgegenstellt. Aber wer schon in der Wüste gemerkt hat, dass Pistolen gegen Riesenroboter nichts ausrichten können, der versucht es halt in Los Angeles noch mal. Die Rolle dieses US-Marines und seiner wackeren Truppe ist schlicht überflüssig. Aber wer die Army brav in ein funkelndes Licht rückt, der bekommt auch fleißig Unterstützung für die Dreharbeiten, das hat Michael Bay im Laufe seiner Karriere gelernt. Nur sollte man darauf achten, dass die ganze Nebenhandlung etwas harmonischer in den Film passt und weniger aufgesetzt wirkt, als es im fertigen Film der Fall ist. Aber in Anbetracht des miserablen Drehbuchs ist dieses zusätzliche Manko eher schon nebensächlich.

    Die Darsteller sind halbwegs überzeugend. Shia LaBeouf holt das Beste aus seiner Rolle raus und ich freue mich schon darauf, ihn bald als Sohn von Indiana Jones sehen zu können. Megan Fox macht genau das, wofür sie engagiert wurde, “gut aussehen” und mit einem sexy Outfit den Hormonspiegel des jugendlichen Zielpublikums in die Höhe treiben. Mehr Platz lässt ihr das Drehbuch leider nicht, weshalb man auch nicht wirklich etwas über ihre schauspielerischen Fähigkeiten sagen kann. Bei den Nebendarstellern sieht es recht durchwachsen aus, Jon Voight kann als Verteidigungsminister noch überzeugen, aber Rachael Taylor und Josh Duhamel wirken in ihren aufgesetzten Ergänzungsrollen viel zu blass und John Turturro spielt seine Rolle zwar klasse, aber die Rolle selbst ist ein schlechter Witz, eine weitere Ausgeburt der Drehbuchautoren. Insgesamt ist Transformers ein Film, der es offensichtlich auf ein junges, 12-18 jähriges Zielpublikum abgesehen hat. Wer keinerlei Ansprüche hegt, über unzählige qualitative Mängel hinwegsehen kann und sich nur durch Optik, Action und Effekte überzeugen lassen kann, dem kann man diesen Film durchaus ans Herz legen. Wer jedoch einen reiferen Filmgeschmack hat und nicht zufällig ein alteingefleischter Transformers-Fan ist, für den wird dieser Film ein echtes Ärgernis sein.

    Fazit


    Transformers ist in jeder Hinsicht die Krönung des hollywoodschen Mainstream-Gigantismuses auf Kosten innerer Werte und sonstiger Qualitäten. Ein riesiges Spektakel, das über so viele Mängel stolpert, dass man sich wünscht, die Transformers ganz schnell in die Schrottpresse zu stecken.


    4/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    Transformers
    Land:
    USA
    Jahr:
    2007
    Studio/Verleih:
    DreamWorks / Paramount / UIP
    Regie:
    Michael Bay
    Produzent(en):
    Steven Spielberg, Michael Bay, Ian Bryce, Tom De Santo, Lorenzo die Bonaventura
    Drehbuch:
    John Rogers, Roberto Orci, Alex Kurtzman
    Kamera:
    Mitchell Amundsen
    Musik:
    Steve Jablonsky
    Genre:
    Action / Abenteuer / Science Fiction
    Darsteller:
    Shia LaBeouf, Megan Fox, Josh Duhamel, Jon Voight, Bernie Mac, Tyrese Gibson, Rachael Taylor, Amaury Nolasco, Kevin Dunn, Ronnie Sperling
    Inhalt:
    Es ist das Finale zwischen Gut und Böse, die Entscheidungsschlacht im Kampf um die Zukunft des Universums, ausgetragen auf der Erde. Produziert von Steven Spielberg und inszeniert von Actionvirtuose Michael Bay erwachen die 1984 als Spielzeug und TV-Serie erfundenen Transformers zu echtem Kinoleben.

    Transformers sind fühlende, denkende Maschinenwesen aus den Weiten des Alls, die sich als technische Gerätschaften tarnen können, als Autos, Panzer oder Flugzeuge beispielsweise. Auf der Suche nach dem Energon Cube, dem Schlüssel für die Alleinherrschaft, fallen die grausamen Decepticon-Transfomers über die Erde her und beginnen ihre Jagd auf den jungen Sam (Shia LeBeouf), der nichts ahnend die Karte besitzt, die zur Quelle der Allmacht führt. Die einzige Chance für ihn und die Menschheit, gegen die Decepticons zu bestehen, sind die heldenhaften Autobots.

    Aus über drei Jahrzehnten der Transformers-Saga ist ein gigantisches Live-Action-Erlebnis im XXL-Format entstanden. Mit atemberaubenden Stunts, modernsten Computereffekten und einem einfühlsam erzählten Teenager-Abenteuer inmitten des Auge dies gewaltigen Action-Sturms.
    Start (DE):
    01.08.2007
    Start (USA):
    04.07.2007
    Laufzeit:
    143 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren

    36.616 mal gelesen