Massive Talent

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  • Einleitung


    Ob als wortkarger Trüffelsammler, der sich auf die Suche nach seinem entführten Trüffelschwein macht (Pig), oder als Großwildjäger gefangen auf einem Schiff voller Raubtiere und einem Serienmörder (Primal), oder als Farmer, der sich einer außerirdischen Macht stellen muss, die die Menschen durchdrehen lässt (Die Farbe aus dem All), oder als Kampfsportmeister, der sich in einer postapokalyptischen Zukunft gemeinsam mit Jiu Jitsu-Kämpfern Alien-Invasoren stellt (Jiu Jitsu), oder als nicht sprechender Durchreisender, der sich mit lebendig werdenden Freizeitparkpuppen anlegt (Willy's Wonderland), oder als Verbrecher, der in einer Samurai-Stadt eine entführte Frau ausfindig machen muss (Prisoners of the Ghostland), oder gar als rachesuchender Ehemann, der mit einer selbstgeschmiedeten Axt und Kettensäge auf die Jagd geht (Mandy), Nicolas Cage hat es in den letzten Jahren wahrlich nicht an abgefahrenen Rollen gemangelt, in denen er sich darstellerisch so richtig austoben konnte. Auch wenn die Qualität der Filme dabei stark schwankte, so waren seine Darbietungen doch stets das oder zumindest eines der Highlights. Mit Massive Talent bleibt er seiner Linie bei der Rollenwahl treu, mit der er sich in der nahen Vergangenheit in die Herzen vieler Zuschauer gespielt hat, denn in dem Werk spielt er eine fiktionale Version seiner selbst.

    Im Zentrum von des Werks steht Nicolas Cage, der sich von einer belanglosen Rolle zur nächsten hangelt. Nebenbei versucht er nicht nur die schwierige Beziehung zu seiner entfremdeten Tochter aufzubessern, sondern muss sich darüber hinaus auch mit seinem hohen Schuldenberg auseinandersetzen. Doch ein lukratives Angebot scheint ein wenig Aufschwung zu versprechen. Ein mexikanischer Milliardär und großer Fan des Schauspielers möchte ihn für eine Feier buchen und ist bereit eine Millionen US-Dollar zu zahlen. Nachdem Cage das Angebot angenommen hat, wird er von der CIA kontaktiert, die ihn als Spitzel rekrutieren möchten, da es sich bei dem mexikanischen Gönner um einen Drogenbaron handeln soll. Als dieser dem Schauspieler nicht nur ein Drehbuch anvertraut, sondern auch noch seine Ex-Frau und seine Tochter einfliegt, muss Cage die Rolle seines Lebens spielen.

    Neben Cage werden unter anderem noch Pedro Pascal (The Mandalorian), Neil Patrick Harris (How I met your Mother) und Jacob Scipio (Bad Boys for Life) zu sehen sein.

    Tom Gormican (Für immer Single?) übernahm die Regie und schrieb auch am Drehbuch mit.

    © 2022 Leonine

    Kritik


    Nachdem Nicolas Cage als einer der gefragtesten Schauspieler Hollywoods in die B-Film-Liga abstieg und ein Werk nach dem anderen herunterdrehte, wirkte der Darsteller schnell routiniert und leidenschaftslos. Doch davon ist in den letzten Jahren kaum noch etwas zu merken. Zwar ist sein Drehpensum immer noch beachtlich und auch die Qualität der Filme teilweise erschaudernd - auch wenn hin und wieder immer mal ein eindrucksvolles Machwerk dabei ist - doch was man ihm schon lange nicht mehr vorwerfen kann, ist, dass er leblose Performances abliefert. Und so kommt Massive Talent eigentlich zur genau richtigen Zeit, sodass Cage sich selbstreflektierend und mit einer brennenden Energie zeigen kann. Und was irgendwie schon von vornherein klar war, bestätigt sich dann auch. Der Hauptdarsteller spielt launisch auf, zeigt sich von vielen Seiten und wird selbstredend so zum Highlight von Massive Talent. Doch steht er damit nicht alleine. Denn mit Pedro Pascal als Sidekick wird gleich die nächste Sensation geliefert. Der gebürtige Chilene wartet mit solch einer Spielfreude auf, dass es ein Genuss ist, ihm zuzusehen. Allerdings ist das Nonplusultra von Massive Talent keine der beiden Darbietungen, sondern das Zusammenspiel der beiden. Pascal und Cage entfesseln eine überbrodelnde Chemie, wie man sie schon sehr lange nicht mehr auf der Leinwand zu Gesicht bekommen hat. Man könnte den beiden stundenlang zuschauen. Obwohl sie von Regisseur und Drehbuchautor Tom Gormican kaum wirklich herausragende Szenen geschrieben bekommen haben, so ist dennoch jeder einzelne Augenblick mit ihnen ein reines Vergnügen. Nach diesem Film kann man nur eindringlich hoffen, dass es die beiden noch einmal gemeinsam vor die Kamera zieht.

    Dieser Qualität wird hingegen das Drehbuch aber besonders die Inszenierung nicht gerecht. Zwar wartet Gormican mit einigen netten Ideen auf und auch die Verweise auf Cages Werke wie Leben machen durchaus Spaß, doch man hat dennoch immer das Gefühl, dass da noch so viel mehr möglich gewesen wäre. Vor allem wenn Cage eine junge, durchgeknallte Version von sich selbst sieht, geht diese Idee über einen netten Einschub nicht hinaus. Hier wird die Möglichkeit, die dieser Idee innewohnt, einfach nicht auf die Spitze getrieben. Und auch so richtig Sinn machen diese Szenen nicht. Dafür haben sie einfach keine allzu große dramaturgische Bedeutung. Als Folge wirken die beiden Momente wie ein Fremdkörper.
    Aber auch darüber hinaus hält sich Gormicans Kreativität stark in Grenzen. Ganz besonders spiegelt das aber die Inszenierung wieder. Der Filmemacher setzt seine Geschichte dermaßen standardisiert um, dass das Werk visuell fast schon langweilt. Dabei wurden durchaus schöne Locations gewählt, die der Regisseur aber einfach nicht zu nutzen weiß. Wenn sich dann noch eine uninspirierte und ganz besonders unpassende CIA-Handlung dazugesellt, lässt sich ein enttäuschendes Gefühl nicht mehr unterdrücken. Denn so gut die beiden Hauptdarsteller auch sind, so nervtötend kommen die beiden CIA-Mitarbeiter daher, die dazu unpassend überhöht von Tiffany Haddish und Ike Barinholtz verkörpert werden.
    Und auch die Actionszenen, die mit dem Handlungsstrang einhergehen, wirken ausdruckslos und nichtssagend.

    © 2022 Leonine


    Am Ende wäre es wahrscheinlich deutlich eindrucksvoller gewesen, wenn man zwei Stunden lang Nicolas Cage und Pedro Pascal bei einer Unterhaltung zugeschaut hätte. Denn jedes Mal, wenn die beiden über das Leben und das Drehbuch von Pascals Figur philosophieren, macht Massive Talent ungemein viel Spaß. Letztendlich hätte das Werk so ein wundervolles Buddy-Drama werden können, in dem beide Figuren aneinander wachsen und zu einer lebensbejahenden Erkenntnis kommen. Oder aber es hätte eine völlig durchgeknallte Action-Komödie mit wahnwitzigen Ideen dabei herauskommen können. Egal für was man sich entschieden hätte, mit einem besseren Regisseur sowie einem kreativeren Drehbuchautor hätte dabei ein echtes Goldjuwel entstehen können. Die Zutaten waren da. Nur der Koch konnte diese nicht wirklich zu einem exquisiten Gericht vereinen.

    Fazit


    Regisseur und Drehbuchautor Tom Gormican kommt zwar mit einer wahrlich vielversprechenden Prämisse daher, kann diese aber weder dramaturgisch noch inszenatorisch inspirierend schmücken. Zu routiniert und zu brav geht er dabei vor, garniert das dann noch mit einem völlig deplatzierten Subplot. Wäre das phänomenal harmonierende Darstellerduo Nicolas Cage/Pedro Pascal nicht, würde das Werk im besten Fall im Durchschnitt versinken. Dank der beiden phantastischen Schauspieler macht Massive Talent dennoch über weite Strecken Spaß.


    6/10

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    Infos
    Originaltitel:
    The Unbearable Weight of Massive Talent
    Land:
    USA
    Jahr:
    2022
    Studio/Verleih:
    Lionsgate / Leonine
    Regie:
    Tom Gormican
    Drehbuch:
    Tom Gormican, Kevin Etten
    Kamera:
    Nigel Bluck
    Musik:
    Mark Isham
    Genre:
    Komödie, Action
    Darsteller:
    Nicolas Cage, Pedro Pascal, Tiffany Haddish, Jacob Scipio
    Start (DE):
    16.06.2022
    Start (USA):
    22.04.2022
    Laufzeit:
    107 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
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