Everything Everywhere All at Once

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  • Einleitung


    Das sogenannte Multiversum ist momentan ein großes Thema im 'Marvel Cinematic Universe', allerdings gibt es auch außerhalb der erfolgreichen Comicschmiede Filme, die sich mit diesem Konzept auseinandersetzen. So auch der Film Everything Everywhere All at Once von Daniel Kwan und Daniel Scheinert, die zuletzt mit "Swiss Army Man" von sich Reden machten.

    Genauso wie der Vorgängerfilm ist Everything Everywhere All at once ziemlich abgefahren und innovativ. Es gibt noch einige weitere Parallelen, doch der Reihe nach.





    Kritik


    Inhaltlich geht es in Everything Everywhere All at Once um Evelyn Wang (Michelle Yeoh), die im im Chaos ihres Alltags untergeht: Der bevorstehende Besuch ihres Vaters (James Hong) überfordert sie, die Wünsche der Kunden bringen sie an ihre Grenzen und die anstehende Steuererklärung wächst ihr komplett über den Kopf. Der Gang zum Finanzamt ist unausweichlich, doch während sie mit ihrer Familie bei der Steuerprüferin (Jamie Lee Curtis) vorspricht, wird ihr Universum komplett durcheinandergewirbelt. Raum und Zeit lösen sich auf, und die Menschen um sie herum haben, ebenso wie sie selbst, plötzlich weitere Leben in Parallelwelten. Sie entdeckt, dass das Multiversum real ist und sie auf die Fähigkeiten und das Leben anderer Versionen ihrer selbst zugreifen kann. Das ist auch bitter nötig, denn sie wird mit einer großen, wenn nicht der größtmöglichen Mission betraut: Der Rettung der Welt vor dem unbekannten Bösen.

    Diese Synopsis klingt durchaus ein wenig nach Comicverfilmung oder Science Fiction, was es irgendwie auch ist, aber irgendwie dann wieder doch nicht. Denn im Kern ist Everything Everywhere All at Once ein vielschichtiges Drama, das sich auch mit vielen existenziellen Fragen auseinandersetzt: Habe ich die richtigen Entscheidungen in meinem Leben getroffen? Was wäre, wenn? Bin ich überhaupt glücklich? Was ist der Sinn des Lebens? Ach, den gibt es gar nicht? Insbesondere eine sehr außergewöhnliche Szene, dessen Mittelpunkt zwei Steine bilden, beinhaltet unfassbar viel Philosophie eines Jean-Paul Sartre oder Albert Camus. Doch es geht nicht nur um Sinnesfragen, sondern auch um Vergebung, Akzeptanz, Loslassen, und ganz zentral um eine Mutter-Tochter-Beziehung.

    Obwohl in Everything Everywhere All at Once grundsätzlich immer sehr viel los ist, erhält der Zuschauer aber genug Raum, seine eigene, persönliche Interpretation des Films zu finden, und er wird auch stets zum Denken und Reflektieren eingeladen. Wer Tiefgründigkeit sucht, ist hier definitiv gut aufgehoben.

    Interessant ist hier, dass die Daniels es schaffen, den Überblick zu behalten. Es gibt in ihrem temporeichen Werk, das visuell einem LSD-Trip nahekommt, unfassbar viel zu entdecken, es werden unter anderem Kubrick und Tarantino zitiert (der ja auch gerne zitiert), außerdem gibt es Referenzen zu Pixars "Ratatouille" und noch viel mehr. Es ist eine kleine Hommage an das Kino geworden, das das Medium Film und seine Möglichkeiten vollkommen ausreizt und auch ein wenig ausprobiert, was denn - insbesondere visuell - so geht. Es wird mit Motiven, Bildern und Einstellungen gespielt und in jedem anderen Medium würde Everything Everywhere All at Once nicht funktionieren. Genau dies macht es aber zu einem kleinen Erlebnis. Allerdings wird hier nicht jeder Zuschauer abgeholt werden können - manch einer wird sich durch den durchweg überladenen Film erschlagen fühlen.

    Aber ihr Ziel verlieren die Filmemacher bei all dem, was in ihrem Film los ist, nicht aus den Augen. Sie haben ihr gewünschtes Chaos stets im Griff, und es ist bemerkenswert, wie ihre Botschaften bei all den Referenzen und Spielereien nicht untergehen. Dennoch dürften mehrere Sichtungen hier durchaus angebracht sein, welche für die ein oder andere Neuentdeckung an Details sorgen werden. Allerdings sind manche der kreativen Einfälle ein bisschen over the top, aber dies ist sicherlich Geschmackssache. Für manchen Lacher sorgt der Erfindungsgeist der Filmemacher aber definitiv, denn trotz aller Schwere der Themen, kommt die Leichtfüßigkeit und der Spaß in Everything Everywhere All at Once nicht abhanden.

    Doch ist es nicht nur der Verdienst der Autoren und Regisseure, dass der Film weitestgehend funktioniert: Darstellerisch zeigt sich Hauptdarstellerin Michelle Yeoh so vielseitig wie nie. Insbesondere die unterschiedlichen Versionen ihrer Figur der Evelyn ermöglichen es der Schauspielerin zu trumpfen. Und sie macht hier einen richtig guten Job; ob Action, ob emotional, ob verunsichert – ohne diese tolle Leistung wäre Everything Everywhere All at Once nicht so überzeugend geworden, wie er ist. Doch auch ihre Co-Darsteller machen einen hervorragenden Job und geben ihren Rollen die Tiefe, die benötigt wird.






    Fazit


    Everything Everywhere All at Once ist ein ziemlich einzigartiger Film. Nicht jeder wird damit was anfangen können, da es hier teilweise durchaus herausfordernd zugeht. Wer aber offen für solch eine Art Film ist, wird hier mit der optischen Wucht mit viel Herz im Kern und einer stimmigen Prise Humor seine Freude haben.


    9/10

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    alle Bilder © 2022 LEONINE Studios
    Infos
    Originaltitel:
    Everything Everywhere All at Once
    Jahr:
    2022
    Studio/Verleih:
    A24/LEONINE Distribution Spielfilm
    Regie:
    Dan Kwan, Daniel Scheinert
    Drehbuch:
    Dan Kwan, Daniel Scheinert
    Kamera:
    Larkin Seiple
    Musik:
    Son Lux
    Genre:
    Science Fiction/Fantasy/Drama
    Darsteller:
    Michelle Yeoh, Jamie Lee Curtis, Ke Huy Quan, Jenny Slate, James Hong, Stephanie Hsu
    Inhalt:
    Waschsalonbesitzerin Evelyn Wang (Michelle Yeoh) geht im Chaos ihres Alltags unter: Der bevorstehende Besuch ihres Vaters (James Hong) überfordert sie, die Wünsche der Kunden bringen sie an ihre Grenzen und die anstehende Steuererklärung wächst ihr komplett über den Kopf. Der Gang zum Finanzamt ist unausweichlich, doch während sie mit ihrer Familie bei der Steuerprüferin (Jamie Lee Curtis) vorspricht, wird ihr Universum komplett durcheinandergewirbelt. Raum und Zeit lösen sich auf, und die Menschen um sie herum haben, ebenso wie sie selbst, plötzlich weitere Leben in Parallelwelten. Sie entdeckt, dass das Multiversum real ist und sie auf die Fähigkeiten und das Leben anderer Versionen ihrer selbst zugreifen kann. Das ist auch bitter nötig, denn sie wird mit einer großen, wenn nicht der größtmöglichen Mission betraut: Der Rettung der Welt vor dem unbekannten Bösen.
    Start (DE):
    28.04.2022 (Kino), 12.08.2022 (DVD, Blu-ray, 4k Ultra Blu-ray, digital)
    Start (USA):
    29.07.2022
    Laufzeit:
    134 Minuten
    FSK:
    ab 16 Jahren
    Bilder
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