Missing You

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Südkorea beherrscht zwei Genres mit Bravour. Auf der einen Seite stehen Liebesdramen, die die Tränendrüsen besonders beanspruchen und auf der anderen Thriller, die nicht selten bis tief ins Mark gehen. Letzteres brachte abgründige wie knüppelharte Genrebeiträge wie I saw the Devil, Oldboy, Chaser, A Dirty Carnival oder etwa Lady Vengeance hervor. Dabei punkteten die Werke nicht nur mit ihrer kompromisslosen Inszenierung, sondern auch mit Handlungen, die sich weit weg vom Einheitsbrei bewegen. Mit Missing You wird das Repertoire der düsteren südkoreanischen Thriller erneut erweitert.

    Mit sieben Jahren findet Hee-ju ihren ermordeten Vater. Der Polizist war dem Serienkiller Ki-bum auf der Spur. Dieser wird zwar gefasst, kann jedoch nur für den Mord an seiner Freundin verurteilt werden, sodass er lediglich 15 Jahre ins Gefängnis muss. Nach seiner Entlassung heftet sich neben Ermittler Dae-young auch die inzwischen erwachsene Hee-ju an seine Fersen. Und dennoch geschehen erneut Morde, die den Taten von Ki-bum ähneln. Während Dae-young den Serienmörder endlich hinter Gittern bringen möchte, verfolgt Hee-ju ganz eigenen Pläne.

    In den Hauptrollen sind Yoon Je-moon (High Society auf Koreanisch), Shim Eun-kyung (Telekinese) und Kim Sung-oh (A Model Family) zu sehen.
    Inszeniert wurde Missing You von Regiedebütant Mo Hong-jin, der auch das Drehbuch beisteuerte.

    © 2022 Busch Media Group

    Kritik


    Die große Stärke von Missing You ist im gleichen Zug leider auch die größte Schwäche. Der abgründige Thriller kann mit einer durchaus unkonventionellen Dramaturgie punkten, die immer wieder mit den Erwartungen des Zuschauers bricht. Ki-bum wird beispielsweise als der angsteinflößende und skrupellose Serienmörder aufgebaut, doch wird die Figur häufig in die Ecke gedrängt, sodass seine Überlegenheit regelmäßig ins Wanken kommt. Ohne zu viel auf den Inhalt eingehen zu wollen, da sonst die ein oder andere Überraschung vorweggenommen wird, gibt es einige Parteien, die auf untypische Weise Einfluss auf den Verlauf der Geschehnisse nehmen. Das hebt Missing You spürbar von anderen Genrevertretern ab, da man einer geläufigen Serienmörder-Story einige neue Facetten abgewinnt. Doch gleichzeitig will Regisseur und Drehbuchautor Mo Hong-jin für die Laufzeit von gut 100 Minuten einfach zu viel. Die verschiedenen Perspektiven beginnen sich gegenseitig auszubremsen und lassen den nötigen Fokus missen, den sie eigentlich verdient hätten. Denn jede Idee für sich genommen bietet reichlich spannendes Potential. Durch die limitierte Laufzeit kann Mo den einzelnen Aspekten aber einfach nicht genügend Aufmerksamkeit schenken, damit diese ihre potentielle Kraft entfalten. So bleibt am Ende - trotz reichlich interessanten Grundlagen - ein eher unbefriedigendes Gefühl zurück. Ganz besonders auf emotionaler Ebene entfaltet das Werk so nicht seine mögliche Wucht.

    Abgesehen davon ist Missing You aber gewohnt gelungen inszeniert. Die beklemmenden Bilder wissen eine erdrückende Atmosphäre aufzubauen und die Actionszenen sind rasant eingefangen. Auch die Darsteller machen ihre Arbeit sehr souverän, auch wenn ihren Figuren mehr Tiefe zugrunde lag. Das kann man aber weniger den Schauspielern ankreiden, sondern der bereits genannten etwas verrannten Dramaturgie. Kim Sung-oh erschreckt mit seiner krankhaft abgemagerten Physis, übt aber durch sein bedrohliches Spiel schon genug Gefahr aus. Ihm gegenüber stehen mit Yoon Je-moon und Shim Eun-kyung zwei sympathische Darsteller, die auf sehr unterschiedliche Weise ihren Figuren eben diese Wirkung verleihen. So entsteht zwischen den drei Charakteren eine spannende Dynamik. Aber auch die entwickelt nicht ihre vollständige Kraft, da die einzelnen Handlungsstränge zu wenig miteinander in Harmonie gebracht werden.
    Der Gewaltgrad ist der Thematik entsprechend, ohne dabei in irgendwelche Exzesse zu verlaufen. Schonungslos geht man dennoch vor.

    Trotz der Kritik an der Dramaturgie ist Missing You vor allem für Liebhaber des Thriller-Genres zu empfehlen, da hier einige Schauwerte und interessante Ideen geliefert werden.

    © 2022 Busch Media Group

    Fazit


    Missing You weiß mit spannenden Ansätzen und unkonventionellen Ideen zu punkten, bringt diese aber zu unfokussiert in Einklang, sodass sich das Werk von Regisseur und Drehbuchautor Mo Hong-jin etwas verrennt und leider nie seine eigentliche Kraft entfaltet. Dennoch bleibt am Ende ein ordentlicher und vor allem düsterer Thriller, bei dem ganz besonders Genre-Fans bedenkenlos einen Blick riskieren sollten.

    6/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    널 기다리며 (Neol Gidarimyeo) / Missing You (engl. Titel)
    Land:
    Südkorea
    Jahr:
    2016
    Studio/Verleih:
    Next Entertainment World / Busch Media Group
    Regie:
    Mo Hong-jin
    Drehbuch:
    Mo Hong-jin
    Kamera:
    Choi Sang-ho
    Musik:
    Kim Jun-seok
    Genre:
    Thriller
    Darsteller:
    Yoon Je-moon, Shim Eun-kyung, Kim Sung-oh
    Start (DE):
    28.08.2020 (Heimkino)
    Laufzeit:
    108 Minuten
    FSK:
    keine Jugendfreigabe
    Bilder
    • Missing-You-01.jpeg

      159,48 kB, 1.500×1.000, 276 mal angesehen

    1.864 mal gelesen