Übersicht
Einleitung
Er ist eine der Martial Arts-Legenden unserer Zeit. Und obwohl sein Name bei Genrekennern bereits seit etlichen Jahren für Aufhorchen sorgt, dürfte sein Gesicht dem normalen Kinogänger erst seit den letzten Jahren geläufig geworden sein, nachdem er in Hollywood-Produktionen wie Star Wars: Rogue One, Mulan oder zuletzt John Wick: Kapitel 4 mitwirkte. Gerade im letztgenannten Film begeistert der Actionstar das internationale Publikum und legt nun gleich mit dem nächsten Actionfilm nach.
Die Rede ist von Donnie Yen, der sich für seinen neuen Film den Wuxia-Novel Demi-Gods and Semi-Devils von Louis Cha vornahm und diesen unter dem Titel Sakra für die Leinwand adaptierte. Dabei verkörpert er nicht nur erwartungsgemäß die Hauptrolle, sondern führte auch Regie.
Im Zentrum des Films steht der Kampfsportler Qiao Feng, der fälschlicherweise wegen Mordes beschuldigt wird. Er macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und muss sich dafür Gegnern stellen, die aus den Schatten heraus versuchen ihn zu zerstören.
Neben Yen werden unter anderem noch Eddie Cheng (Blackhat), Ray Lui (Raging Fire) und Yuqi Chen (Skyfire) zu sehen sein.
© 2023 Capelight Pictures
Kritik
Donnie Yen ist nicht nur vor der Kamera fleißig. In der Vergangenheit hatte der Martial Arts-Star auch immer wieder großen Einfluss bei den Stunts und deren Choreographien sowie als Produzent auf den ganzen Film. Aber auch als Regisseur hatte er sich über die Jahre immer mal wieder versucht, auch wenn die Werke eher unauffällig geblieben sind. Im Fahrwasser des John Wick 4-Erfolgs folgt mit kurzem Abstand die Veröffentlichung von Sakra, bei dem er nicht nur als Hauptdarsteller in Erscheinung tritt, sondern auch die Inszenierung verantwortete. Dabei kehrt er von Hollywood zurück zu seinen Wurzeln und inszenierte klassisches Kung Fu-Kino im Wuxia-Stil. So vielversprechend es auf den ersten Blick klingt, so ernüchternd ist das Ergebnis am Ende. Und das Problem fängt bereits bei der Dramaturgie an. Ganze sechs Autoren werden gelistet, die an der Adaption der Vorlage "Demi-Gods and Semi-Devils" für die Leinwand arbeiteten. Und am Ende fühlt sich die Geschichte auch genauso an. Denn aus einem Guss scheint hier nichts wirklich zu sein. Die Motivationen der Figuren sind teils völlig banal oder aber gar nicht erst nachzuvollziehen, mit dem Verhalten der Charaktere geht diese Beschreibung ebenfalls einher und auf ein wirkliches Ziel wird hier auch nicht hingearbeitet. Gerade auf Seiten des Antagonisten wird nichts vernünftig aufgebaut und so wundert es kaum, dass man bei manchen Auseinandersetzung dasitzt und sich fragt, ob das jetzt eigentlich der große Gegenspieler ist oder nicht. Da der Film inhaltlich allerdings ziemlich überladen wie sprunghaft ist und dadurch auch mehr und mehr an Belanglosigkeit zunimmt, ist es einem am Ende auch egal.
Das wäre alles nicht allzu dramatisch, wenn denn zumindest die Inszenierung oder etwa die Action stimmt. Doch auch hier bleibt Sakra enttäuschend unauffällig und im schlimmsten Fall auffällig schwach. Vor allem visuell wirkt das Werk über weite Strecken wie in einem Freizeitpark gefilmt. Die Kulissen sehen ebenso unecht aus, wie die Computereffekte. Selbst die Maske erzeugt eine künstliche Wirkung, wenn Bärte und lange Haare auch aus einem Karnevalsladen stammen könnten. Hauptdarsteller Yen wurde dazu dermaßen glattgebügelt und glänzend geschminkt, dass sein Gesicht bereits beginnt, das Licht zu reflektieren. Krampfhaft wurde der fast Sechzigjährige, dem man sein Alter nun wahrlich noch nicht ansieht, auf jung geschminkt, damit er optisch in die Rolle passt. Leider wurde dadurch genau das Gegenteil bewirkt. Denn durch die befremdliche Maske wirkt Yen in der Rolle fast ebenso befremdlich.
Der Kameraarbeit fehlt es besonders bei den Actionszenen nahezu gänzlich an Gespür für Dynamik und so wirken die Auseinandersetzungen stets chaotisch, obwohl sie eigentlich ordentlich choreografiert sind. Der Schnitt setzt dem Ganzen dann noch die Krone auf, der jegliches Timing vermissen lässt. Aber auch der Sinn für wirkungsvolle Aufnahmen kommt Regisseur Yen abhanden, sodass Sakra visuell auf ganzer Linie eine Enttäuschung ist. Umso überraschender ist das, da Actionveteran Yen bei der Regie Unterstützung von Ka-Wai Kam bekam, der als Second Assisstant Director bei Ip Man und Ip Man 2 eigentlich gelernt haben müsste, wie man optisch ansprechendes Actionkino erschafft.
Darstellerisch bleibt man gänzlich unauffällig und weiß gar keine Akzente zu setzen. Selbst der sonst so sympathische Yen wird durch die mit der Brechstange auf Held getrimmte Figur unnahbar.
© 2023 Capelight Pictures
Fazit
Sakra ist ein dramaturgisch wie inszenatorisch unausgegorener Actionbrei geworden, der in keinen Belangen zu überzeugen weiß. Der hohe Actionanteil lässt zumindest Wuxia-Fans ein wenig auf ihre Kosten kommen, auch wenn selbst die Kampfszenen nicht wirklich gut gelungen sind. Regisseur und Hauptdarsteller Donnie Yen präsentiert so eines der schwächsten Werke seiner Karriere.
4/10
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