Fast & Furious 10

Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

  • Einleitung


    Mit einem gigantischen Budget von deutlich über 300 Millionen US-Dollar hat man bei Fast & Furious 10 wahrlich nicht gespart. Zwar sind die hohen Kosten auch auf die erschwerten Produktionsumstände während der Corona-Phase sowie das Verlassen des ursprünglichen Regisseurs Justin Lin kurz nach Beginn der Dreharbeiten und der darauffolgenden Suche nach Ersatz zurückzuführen, doch dürfte auch der gigantische Cast sowie die bombastischen Actionszenen ihren Anteil daran getragen haben. Letztendlich ist der 10. Teil der Hauptreihe auf jeden Fall der kostspieligste. Und dabei ist er nur der erste Teil, des zweiteiligen Finales der Hauptreihe.

    Fast & Furious 10 schlägt dabei einen Bogen zu dem von vielen als stärksten Teil der Reihe angesehenen fünften Teil. Denn nun macht der von Rache getriebene Sohn von Drogenbaron Hernan Reyes Jagd auf die von Toretto stets so verehrte Familie.

    Die Besetzung umfasst neben dem etablierten Cast rund um Vin Diesel, Tyrese Gibson, Jordan Brewster, Michelle Rodriguez, Nathalie Emmanuel, John Cena, Helen Mirren, Sung Kang, Jason Statham und Charlize Theron auch unter anderem die Neuzugänge um The Suicide Squad-Entdeckung Daniela Melchior, Aquaman-Star Jason Momoa, Alan Ritchson (Reacher) sowie Brie Larson (Captain Marvel).

    Ursprünglich hatte Franchise-Urgestein Justin Lin (Teil 3-6 sowie Teil 9) noch das Regiezepter in der Hand, bis es zu Differenzen mit Hauptdarsteller Vin Diesel kam. Während der Dreharbeiten wurde so die Regie dann von Louis Leterrier (The Transporter) übernommen, der Teil 11 dann von Beginn an leiten darf.

    © 2023 Universal Pictures

    Kritik


    Teil 9 der langlebigen Fast & Furious-Saga markierte mit seinen völlig unglaubwürdigen Actionszenen sowie einer mindestens genauso unglaubwürdigen Brüdergeschichte den bisherigen Tiefpunkt der Reihe. Nach den Trailern zu Teil 10, die durchaus mit starken Actionmomenten glänzten, hätte man meinen können, dass man das Ruder wieder herumgerissen bekommt. Auch wenn die Action zumindest über weite Strecken wieder etwas bodenständiger inszeniert ist und dadurch wieder mehr Wucht erlangt, knickt das Werk dramaturgisch ähnlich stark ein, wie sein Vorgänger. Zwar kommt man nicht wieder mit einer schwer zu greifenden Geschichte daher, doch überlädt man Fast & Furious 10 mit dermaßen vielen Nebenhandlungen und unnötigen neuen Figuren, dass das actionbepackte Werk immer und immer wieder extrem ausgebremst wird. Ganz besonders dann, wenn man an völlig unpassenden Stellen zwischen den Locations hin und her springt. Das Team um Protagonist Dominic Toretto wird vom neuen Bösewicht in alle Himmelsrichtungen aufgebrochen. Da erleben Tej, Ramsey, Han und Roman ihre eigene Jagd durch Europa, während Letty versucht aus der Gefangenschaft zu fliehen, Doms Sohn Brian mit seinem Onkel Jacob auf einen Roadtrip flieht und Dom selbst in Rio de Janeiro seinen neuen Gegenspieler Dante jagt. Dass dabei natürlich jede der Figuren seinen Glanzmoment zugeschrieben bekommen muss, pustet diese teils ungemein uninteressanten Nebenhandlungen wie einen Heißluftballon auf, der allerdings zu keinem Zeitpunkt abheben möchte. Dafür laufen die Handlungsstränge auch einfach zu sehr ins Leere. Denn der erste Teil des auf 2 Teile (eventuell sogar 3) ausgelegte Finale der Hauptreihe bringt keinen einzigen Strang zu einem Ende, ja, es werden sogar nahezu keine wirklichen Etappenziele erreicht. Am Ende fragt man sich dann, warum mitten im Film plötzlich der Abspann anfängt.
    So wurden zahlreiche Dinge durch auftretende alte Figuren angeteasert, wobei kein einziges damit einhergehendes Versprechen eingelöst wird. Ein besonderes Beispiel dahingehend ist die „Rückkehr“ von Jason Stathams Shaw, dessen erstes Aufeinandertreffen mit Han seit seinem Mordanschlag auf ihn nicht nur jedes dramaturgische Potential liegenlässt, sondern darüber hinaus lediglich eine Actionszene (wenn auch eine ziemlich gute) spendiert bekommt. In dessen Anschluss wird ein rotsehender Shaw etabliert, worauf danach aber nie wieder eingegangen wird. So hofft man bis zum Ende, dass der gewohnt physisch kernige Statham endlich in seinen angedeuteten Beast-Modus verfällt und zahlreiche Widersacher zur Strecke bringt. Diese Hoffnung bleibt aber, wie so viele andere, unerfüllt. Stattdessen vergeudet man seine Zeit unnötig viele neue und alte Figuren für mögliche Konfrontationen im nächsten Teil zu positionieren. Wobei manch andere Figuren (Stichwort Scott Eastwood) komplett, im wahrsten Sinne des Wortes, links liegen gelassen werden.
    Aber auch bei den neuen Figuren hat man häufig das Gefühl, dass man lediglich ein paar bekannte Gesichter unterbringen wollte, ohne dass sie einen wirklichen Mehrwert für die Handlung bieten – ganz vorne dabei Brie Larson. So kommt man unweigerlich wieder auf den größten Kritikpunkt: der Film ist schlicht und ergreifend mit Figuren überladen, was auch zu inhaltlichen Ausschweifungen führt, ohne dass dabei tatsächlich viel erzählt wird. Denn für so viele Charaktere, so viele verschiedene Handlungsstränge ist selbst die ausufernde Laufzeit von fast zweieinhalb Stunden zu kurz.

    Der einzige Neuzugang, bei dem man sich tatsächlich kreativ etwas ausgelassen hat, war der neue Hauptbösewicht Dante. Verkörpert von einem mit deutlich spürbarer Spielfreude auffahrenden Jason Momoa bietet seine Figur tatsächlich mal etwas mehr, als die häufig vergessenswerten Antagonisten der Fast & Furious-Reihe. Passend dazu stellt der Aquaman-Star auch noch den Sohn des einzigen wirklich gelungenen Bösewichts des Franchises dar, der nicht gleich im nächsten Teil zur Toretto-Familie gehörte: Joaquim de Almeida als Drogenbaron Reyes aus Fast & Furious 5. Momoa wirft sich mit viel Engagement in die Rolle und kreiert eine Mischung aus Heath Ledgers Joker und Captain Jack Sparrow. Dass er sich dabei häufig zu sehr selbst zelebriert, anstatt sich gänzlich seiner Figur hinzugeben, markiert dann aber dennoch markante qualitative Unterschiede zu seinen Vorbildern. Und so ist es wenig verwunderlich, dass Momoa allzu oft gehörig über das Ziel hinausschießt. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass durch seine Spielfreude einige wahrlich gelungene Szenen entstehen. Häufig fehlt ihm aber einfach ein vernünftiger darstellerischer Gegenpart, denn der stoische Vin Diesel kann dem einfach nichts entgegensetzen. Glücklicherweise wird in der Mid-Credit-Scene ein Rückkehrer etabliert, der im kommenden 11. Teil besser dagegenhalten könnte.

    © 2023 Universal Pictures


    Aber natürlich steht bei den Fast & Furious-Filmen die Action im Vordergrund. Gleich zu Beginn wird eine, wenn nicht sogar die beste Actionsequenz der Reihe noch einmal aufgegriffen, deren größten Momente nicht nur noch einmal gezeigt werden, sondern auch mit neuen Aufnahme ergänzt wird, um einen Bogen zwischen Teil 5 und Teil 10 zu schlagen. Wenn die Verfolgungsjagd mit dem Tresor aufzeigt, wie man überhöhte Action mit überwältigen praktischen Effekten herausragend erdet und so einen Wow-Augenblick nach dem nächsten kreiert, legt man die Messlatte für die in Teil 10 folgenden Actionszenen selbstverständlich sehr hoch. Und man legt tatsächlich auf hohem Niveau nach. Sofern praktische Effekte eingesetzt werden, bewegt sich auch Fast & Furious 10 auf einem erstklassigem Level. Dynamische Kamerafahrten, ein gekonnter Schnitt sowie starke Choreografien bei Autoverfolgungsjagten wie Kampfszenen verfehlen ihre Wirkung nicht. Leider muss man dann doch immer wieder auf völlig überzogene Ideen zurückgreifen, die letztendlich nur mit ordentlicher Hilfe des Rechners verwirklicht werden können. Und da kommt abermals wieder ein großes Problem unserer Zeit auf: Die digitalen Effekte sehen häufig genau danach aus – digital. Das raubt, wie gewohnt, den Actionszenen ihre Durchschlagskraft. Glücklicherweise ist man in dem Bereich gegenüber seinem direkten Vorgänger wieder etwas zurückgetreten.

    Die mäßigen Computereffekte zeigen sich allerdings auch abseits der Action. So wirken manche Panoramaaufnahmen unnötig künstlich. Und wenn die Darsteller am Steuer ihrer Autos zu sehen sind, dann offenbart sich hier auch viel zu oft, dass sie offensichtlich gerade nicht auf der Straße fahren – und das selbst bei einfachen Autofahrten jenseits jeglicher Actionszenen.
    Wenn man sich dann aber auch mal auf seine Locations verlässt, dann bekommt man gewohnt schöne Kulissen geboten, die ebenso gewohnt mit einem launigen Soundtrack unterlegt sind.

    Grundsätzlich konnte man sich bei der Action im Hinblick auf den direkten Vorgänger zwar wieder steigern, kann man das inhaltlich allerdings nicht behaupten. Dazu muss das Thema Familie schon fast abstoßend penetrant mit aufgesetzten Floskeln abgehandelt werden.

    © 2023 Universal Pictures

    Fazit


    Durch zahlreiche uninteressante Nebenhandlungen inhaltlich zerfahren schleppt sich Fast & Furious 10 über seine zweieinhalb Stunden Laufzeit. Zumindest die Actionszenen sind abseits der CGI-durchfluteten Aufnahmen wirklich gelungen und machen dementsprechend Spaß. Ansonsten ist das Werk völlig überladen von Figuren und endet dazu auch noch ohne irgendeinen Handlungsbogen zu einem Ende zu bringen. Fans von der üblichen Fast & Furious-Action dürften zumindest an diesen Szenen ihre Freude haben.


    5/10

    :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2: :stern2:
    Infos
    Originaltitel:
    Fast X
    Land:
    USA
    Jahr:
    2023
    Studio/Verleih:
    Universal Pictures
    Regie:
    Louis Leterrier
    Drehbuch:
    Dan Mazeau, Justin Lin
    Kamera:
    Stephen F. Windon
    Musik:
    Brian Tyler
    Genre:
    Action
    Darsteller:
    Vin Diesel, Jason Momoa, Michelle Rodriguez, Nathalie Emmanuelle, Sung Kang, Ludacris, Tyrese Gibson, Alan Ritchson, Brie Larson, Charlize Theron, John Cena, Jordana Brewster, Jason Statham, Daniela Melchior, Rita Moreno
    Start (DE):
    17.05.2023
    Start (USA):
    19.05.2023
    Laufzeit:
    141 Minuten
    FSK:
    ab 12 Jahren
    Bilder
    • Fast-&-Furious-10-04.jpg

      861,98 kB, 1.500×971, 866 mal angesehen

    3.714 mal gelesen

Kommentare 1

  • Benutzer-Avatarbild

    joerch -

    Witzig in der Kritik zu schreiben, dass in Teil 9 die Actionszenen unglaubwürdig waren :uglylol: In einer Filmreihe in der vorher Torpedos auf dem Glatteis mit den Füßen weggeschoben wurden, Autos von Haus zu Haus springen usw. :uglylol: PS: ANsosnten: Eine lesenswerte Kritik zu einem Film, der mich halt nicht interessiert :)