Harry Potter und der Halbblutprinz

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  • Kritik - Harry Potter und der Halbblutprinz


    Mit reichlich Verspätung kommt nun endlich das vorletzte Kapitel der weltberühmten "Harry Potter" Saga von Joanne K. Rowling. Ursprünglich bereits im Mai 2008 abgedreht, sollte "Der Halbblutprinz" im vergangenem November starten, wurde aber nicht zuletzt wegen des Autorenstreiks auf die Sommermonate verschoben. Ob sich das lange Warten gelohnt hat, wird diese Tage äußerst unterschiedlich beantwortet, viele Buchleser bemängeln eine unzureichende Umsetzung des Stoffes, während der Film im Ausland wiederum sehr gute Kritiken bei der Fachpresse einfährt.
    Dies zeigt bereits, dass es nicht gerade einfach ist, den neuesten Potter zu bewerten, denn völlig losgelöst von seinen literarischen Wurzeln betrachtet, vermag er sich hervorragend in die Filmreihe einzugliedern, jedoch könnte er mit dem Hintergrundwissen über verworfene Inhalte hinter vergangene Verfilmungen zurückfallen.

    Harry Potter und der Halbblutprinz wurde einmal mehr von David Yates verfilmt, der bereits bei "Der Orden des Phönix" das Zepter in der Hand hielt und damit problemlos an die Qualität vergangener Teile anknüpfen konnte. Auch im sechsten Kapitel zeigt Yates, dass er ein versierter Regisseur ist, der sowohl mit Charakteren, als auch mit den zahlreichen technischen Aspekten gut umgehen kann, eigentlich Grundvorrausetzung, wenn man einen Film dieser Reihe drehen will. Yates Talent funkelt besonders bei den Mystery-Elementen des Films auf, hier kann er mit wenig Aufwand eine beunruhigende Atmosphäre schaffen, oft unabhängig vom großen Effektezirkus, welcher mit dieser Filmreihe unweigerlich verbunden ist. Gerade was den Einsatz von Effekten und actionlastigen Szenen betrifft, scheint man sich bei "Der Halbblutprinz" etwas zurückgenommen zu haben. Vom Finale mal abgesehen, gibt es erstaunlich wenig Turbolenzen in diesem Film, weshalb sich manch einer vielleicht langweilen wird, der in vergangenen Teilen diesbezüglich besser unterhalten wurde. Apropos Turbolenzen, die gibt es eigentlich doch zu genüge, jedoch in Form von pubertären Gefühlswallungen, die im neuesten Potter überraschend stark im Vordergrund stehen. Da wird man den hohen Erwartungen auch nicht gerecht, wenn man die eigentliche Hintergrundhandlung massiv kürzt, während die Nebensache zur Hauptsache gemacht wird. Natürlich ist es ein in sich logischer Schritt zu zeigen, wie die Zauberlehrlinge erwachsen werden, schließlich begleitet das Publikum die Filmreihe schon im achten Jahr und wer einst in den Kinderschuhen steckte, muss sich spätestens in einem sechsten Teil seinen Hormonschwankungen stellen. Die Frage bleibt aber, ob ein Fokus in diesem Maße wirklich nötig war, geschweige denn die richtige Entscheidung. Eine Zeit lang kann das Gefühls-Chaos der Teenies ganz gut unterhalten, aber wenn immer klarer wird, dass dies zum Hauptanliegen des Films avanciert und andere Aspekte gleichzeitig vernachlässigt werden, macht sich schnell Ernüchterung breit. Gegen Ende kriegt der Film wieder die Kurve und baut in kürzester Zeit einen tollen Spannungsbogen auf, welcher in einer der wohl tragischsten und dramaturgisch wichtigsten Szenen des Franchises gipfelt. Dieser Akt, sowie sein Vorspiel, stellen den langersehnten Höhepunkt des Films dar und können für den eher zähen Mittelteil entschuldigen. Im Nachhinein werden Buchkenner feststellen, dass auch im Finale drastisch gekürzt wurde und vom eigentlichen Spektakel weniger als erwartet zu sehen ist, dabei hätte es dem Schlussakt noch mehr Konsequenz verliehen, sein Ziel hat es dennoch erreicht.

    Spätestens jetzt wird klar, was "Der Halbblutprinz" eigentlich ist, ein ausführliches Vorspiel auf das große, noch ausstehende Finale. Und das ist auch der Unterschied zu den vergangenen Harry Potter Filmen, die als eigenständige Kapitel mehr Handlung und Aufregung geboten haben, während "Der Halbblutprinz" hier eher abflacht, aber genau hinter diesem Minimalismus die vorbereitende Funktion eines Brückenfilms hat. Daher ist abzusehen, dass "Der Halbblutprinz" im Moment, als allein stehender Film betrachtet, zu den schwächeren Teilen gezählt wird, doch spätestens im Zusammenspiel mit den noch ausstehenden Kinofilmen (das letzte Buch kommt zweigeteilt ins Kino) wieder aufzuwerten ist. Ein besonderes Augenmerk lag schon immer auf den Darstellern und diese können weitesgehend überzeugen. Von den Jungschauspielern kommt dabei Emma Watson am besten weg, die mit ihrer natürlichen Ausstrahlung dem rothaarigen Kollegen glatt die Show stielt und ihrem Charakter auch mehr Ausdruck verleihen kann, als ein Daniel Radcliffe, der wenigstens abgeklärter spielt als im letzten Teil. Was die ältere Garde betrifft, konnte man schon immer großartige Schauspieler für außergewöhnliche Rollen verpflichten, dieses mal reiht sich Jim Broadbent als Professor Horace Slughorn ein, Alan Rickman brilliert einmal mehr und der Rest spielt ebenfalls gewohnt routiniert. Zum Schluss noch ein kleiner Wermutstropfen, denn auch Musikkomponist Nicholas Hooper versäumt es, den Originalscore angemessen zu würdigen und lässt das bekannte Haupttheme in einer äußerst dezenten Eigeninterpretation verpuffen. Sein Score ist zwar durchaus gelungen, kann aber nicht mit den atmosphärischen Werken seiner Vorgänger mithalten... zum Glück hat sich unlängst wieder John Williams für "Die Heiligtümer des Todes" angekündigt!

    Fazit


    Der Halbblutprinz dürfte besonders für Buchenthusiasten enttäuschend sein, zudem setzt er generell falsche Prioritäten. Echte Filmgenießer bekommen dennoch einen gut funktionierenden Brückenfilm, der sich nahtlos in Potters Kinokarriere einreiht. Das große Finale kann kommen!



    7/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Harry Potter and the Half Blood Prince
    Land:
    Großbritannien, USA
    Jahr:
    2008
    Studio/Verleih:
    Warner Bros. Pictures
    Regie:
    David Yates
    Produzent(en):
    David Heyman, David Barron, Lionel Wigram
    Drehbuch:
    Steve Kloves
    Kamera:
    Bruno Delbonnel
    Musik:
    Nicholas Hooper
    Genre:
    Fantasy, Abenteuer
    Darsteller:
    Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Helena Bonham Carter, David Bradley, Robbie Coltrane, Warwick Davis, Tom Felton, Katie Leung, Michael Gambon, Alan Rickman, Maggie Smith, Natalia Tena, Julie Walters, David Thewlis, Evanna Lynch, Matthew Lewis und Bonnie Wright, Jim Broadbent, Helen McCrory, Jessie Cave, Fiennes Tiffin, Frank Dillane
    Inhalt:
    In "Harry Potter und der Halbblutprinz" schließt sich Voldemorts Faust immer enger um die Welt der Muggels und der Zauberer - sogar in Hogwarts ist man nicht mehr so sicher wie früher. Harry vermutet die Gefahr in der Burg selbst, doch Dumbledore konzentriert sich eher darauf, Harry auf die Entscheidungsschlacht vorzubereiten, die nun bald bevorsteht. Gemeinsam suchen sie nach einer Strategie, mit der sich Voldemorts Verteidigungslinien durchbrechen ließen. Zu diesem Zweck engagiert Dumbledore seinen alten Freund und Kollegen, den ahnungslosen Lebenskünstler Professor Horace Slughorn. Denn Dumbledore ist überzeugt, dass Slughorn mit seinen guten Beziehungen über entscheidende Informationen verfügt.

    Unterdessen haben die Schüler noch ganz andere Probleme: In den Mauern der Burg spielen die Teenager-Hormone verrückt. Harry fühlt sich immer stärker zu Ginny hingezogen - doch Dean Thomas geht es genauso. Und Lavender Brown hat sich Ron ausgesucht, aber nicht mit Romilda Vanes Schokolade gerechnet! Währenddessen kocht Hermine vor Eifersucht, will aber ihre Gefühle auf keinen Fall zeigen. Nur ein Schüler bleibt inmitten dieser knospenden Romanzen völlig unbeeindruckt. Er will unbedingt Eindruck machen - und sei es mit dunklen Machenschaften. Während alle Welt verliebt ist, bahnt sich eine Tragödie an, die Hogwarts unwiderruflich verändern könnte.
    FSK:
    noch nicht geprüft

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