Alice Im Wunderland: Hinter den Spiegeln

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  • Einleitung

    Der von Lewis Carroll verfasste Fantasyroman “Alice im Wunderland” ist 1865 erschienen und gilt seitdem als Klassiker. Kein Wunder, dass der Stoff bereits zahlreich verfilmt wurde. Die letzte Verfilmung stammt von Tim Burton aus dem Jahre 2010 und da der Film so erfolgreich war – im übrigen war dies Tim Burtons erfolgreichster Film überhaupt an der Box Office – sollte die Fortsetzung nicht lange auf sich warten, schließlich hat Carroll selber noch ein Sequel zu seinem Buch geschrieben, nämlich "Alice hinter den Spiegeln". Die filmische Adaption orientiert sich jedoch nur noch lose an seiner Vorlage.

    Burton
    selbst sitzt bei Alice Im Wunderland: Hinter den Spiegeln nicht mehr auf dem Regiestuhl, ist aber weiterhin als Produzent tätig. Inszeniert wurde der Fantasyspaß stattdessen von James Bobin, der u.a. auch für die Regie von “Die Muppets” verantwortlich war. Sonst gibt es eigentlich keine großen Veränderungen, denn alle bekannten Gesichter und deren Darsteller sind wieder mit dabei; so erneut Mia Wasikowska als Alice, Johnny Depp als Verrückter Hutmacher, Helena Bonham Carter als die Rote Königin Iracebeth und Anne Hathaway als Die Weiße Königin Mirana. Auch bei den Sprechrollen gab es keine großen Veränderungen, und hier soll insbesondere einer besonders hervorgehoben werden: Ja, auch Alan Rickman ist (zumindest im Original) wieder als Absolem zu hören. Dies war Rickmans letzte Rolle vor seinem Tod im Januar, der Film wird ihm im Abspann demnach auch gewidmet.
    Als Neuzugänge konnten Rhys Ifans als Zanik Hightopp, der Vater des Verrückten Hutmachers, und Sacha Baron Cohen als die Zeit selbst gewonnen werden.


    Kritik

    Die Handlung von Alice Im Wunderland: Hinter den Spiegeln ist einige Jahre nach den Geschehnissen von "Alice im Wunderland" angesiedelt. Alice Kingsleigh hat die letzten Jahre damit zugebracht, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und über die sieben Weltmeere zu segeln. Wieder zurück in London findet sie einen magischen Spiegel und kehrt in die fantastische Welt von Unterland zurück. Dort trifft sie auf alte Bekannte: das Weiße Kaninchen, Absolem, die Grinsekatze und natürlich den Verrückten Hutmacher, der aber nicht mehr er selbst ist – er hat sein Mehrsein verloren. Um ihn zu retten, schickt die Weiße Königin Alice los, nach der Chronosphäre zu suchen, einer Metallkugel im Inneren der Großen Uhr, von der alle Zeit ausgeht. Auf ihrer Reise in die Vergangenheit trifft Alice auf Freunde - und Feinde - in verschiedenen Stadien ihres Lebens.

    Wie man schnell sieht, geht es bei der Geschichte um Zeitreisen. Zeitreisen sind in Literatur und Film immer so eine Sache: Es steckt viel Potenzial darin, aber man kann das Thema auch schnell ad absurdum führen. Alice Im Wunderland: Hinter den Spiegeln hat eigentlich alles richtig gemacht, denn die Zeitreisenthematik wird genutzt, um eine Botschaft zu übermitteln. Gleichzeitig ermöglichte sie den Machern, einige Origin-Storys einzubauen; so sehen wir zum Beispiel, wie die rote Königin zu ihrem großen Kopf gelangt. Auch die Dynamik des Drehbuchs geht unter dem Thema nicht unter, ganz im Gegenteil: Alice muss einige kleine Abenteuer überstehen, um ihre Mission zu vollenden. Es bleibt ein abwechslungsreicher Film, der die richtige Mischung aus Witz, Spannung und auch emotionalen Momenten findet. Irgendwie fühlte sich der Film auch runder als sein Vorgänger an, was aber auch daran liegen kann, dass nicht mehr alle Charaktere vorgestellt werden mussten, sondern dass man direkt mit der Geschichte durchstarten kann. Die etwas zu lineare Geschichte wird damit komplexer und auch unterhaltsamer.

    Darstellerisch gibt es eigentlich auch nichts zu meckern. Mia Wasikowska passt richtig gut in die Rolle der Alice und macht sie sympathisch. Und obwohl es in der Story primär um den Hutmacher geht, ist der Film nicht zu einer Johnny-Depp-One-Man-Show verkommen. Klar, der Hutmacher spielt eine entscheidende Rolle, aber es bleibt die Geschichte von Alice. Dies ist vor allem für diejenigen vorteilhaft, die Depp nicht mehr in seinen abgedrehten Rollen - die mitunter einen ganzen Film tragen sollen - ertragen können. Nichtsdestotrotz spielt Depp wie gewohnt gut, und - abgedreht. Helena Bonham Carter und Anne Hathaway mimen ihre beiden Parts gewohnt überzeugend, hevorzuheben wäre wohl noch Sacha Baron Cohen als die Zeit. Der Brite konnte bereits in einigen Filmen zeigen, was in ihm steckt. So auch in Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln: Cohen ist eine wahre Bereicherung für den Film, denn sein Charakter ist interessant, aber verlangt seinem Darsteller auch einiges ab, damit er funktionieren kann. Cohen hat hier auf ganzer Linie Erfolg.

    Was bei Fantasyfilmen nicht ganz unwichtig ist, damit man auch richtig abtauchen kann und der beim Fantasy gewollte Eskapismus auch funktioniert, ist die geschaffene Welt, in der sich die Geschichte abspielt. Heutzutage gibt es zwar einen guten Technikstandard, der gute Effekte auch ermöglicht, aber dies ist ja leider nicht immer der Fall. Bei Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln braucht man hingegen keine Sorgen haben, denn die Bilder schaffen es, den Zuschauer in eine fremde Welt zu entführen. Die Effekte sind gelungen, die Unterwelt wieder herrlich quietschbunt und verspielt. Hier wirkt auch nichts überladen, denn es handelt sich hier nun mal um eine Fantasywelt, in der viel möglich ist und auch viel notwendig ist. Also alles in dem Rahmen, wo es sich befinden sollte. Regisseur James Bobin hat hier demnach einen guten Job abgeliefert, und das Tempo des Films ist angemessen: Weder Schnitt noch Kameraarbeit stressen das Publikum zu sehr, noch langweilt man sich. Man kann sich 113 Minuten lang einfach nur verzaubern lassen. Abgerundet wird der Zauber durch Danny Elfmans Score mit seiner typischen Handschrift.

    Neben dem bereits erwähnten Eskapismus hat Fantasy oftmals noch eine weitere Funktion: Die bereits eingangs erwähnte Botschaft. Ohne hier mit dem Vorschlaghammer um sich zu schlagen, schafft es Alice um Wunderland: Hinter den Spiegeln, zum Nachdenken anzuregen. Im Kern des Films geht es um Verluste, dem Loslassen, um Erinnerungen und den Umgang mit der Zeit, die man - auch mit seinen Liebsten - hat. Nicht nur Kinder kommen hier ins Grübeln, sondern auch Erwachsene. Denn die Darstellung dieser Themen ist so feinfühlig umgesetzt, dass man sich nicht belehrt fühlt, sondern mitfühlt und vielleicht auch das ein oder andere Taschentuch zückt. Gerade diese Umsetzung gibt dem Film eine Seele.


    Fazit

    Auch wenn Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln mit der Romanvorlage nicht mehr viel gemeinsam hat, bekommt der Zuschauer - egal ob Jung oder Alt - einen fantasievollen Film geliefert, der so verzaubert, als würde man selbst durch den Spiegel steigen und in eine neue Welt eintauchen. Die Mischung aus Humor, Spannung und Gefühl stimmt hier bis ins letzte Detail. Im Gegensatz zum Erstlingswerk punktet das Sequel mit einer großen Portion Charme und regt zudem zum Nachdenken an. Wer also nah am Wasser gebaut ist, sollte vielleicht Taschentücher bereithalten. Dennoch bietet der Film auch jede Menge Spaß.


    8/10

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    Infos
    Originaltitel:
    Alice Through the Looking Glass
    Land:
    USA
    Jahr:
    2016
    Studio/Verleih:
    Walt Disney Studios Motion Pictures
    Regie:
    James Bobin
    Produzent(en):
    Tim Burton, Joe Roth, Suzanne Todd, Jennifer Todd
    Drehbuch:
    Linda Woolverton
    Kamera:
    Stuart Dryburgh
    Musik:
    Danny Elfman
    Genre:
    Fantasy, Abenteuer
    Darsteller:
    Johnny Depp, Anne Hathaway, Mia Wasikowska, Rhys Ifans, Helena Bonham Carter, Sacha Baron Cohen, Alan Rickman, Stephen Fry, Michael Sheen, Timothy Spall, Alan Rickman

    Inhalt:
    Alice Kingsleigh (Mia Wasikowska) hat die letzten Jahre damit zugebracht, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten und über die sieben Weltmeere zu segeln. Wieder zurück in London findet sie einen magischen Spiegel und kehrt in die fantastische Welt von Unterland zurück. Dort trifft sie auf alte Bekannte: das Weiße Kaninchen (Michael Sheen), Absolem (Alan Rickman), die Grinsekatze (Stephen Fry) und natürlich den Verrückten Hutmacher (Johnny Depp), der aber nicht mehr er selbst ist –
    er hat sein Mehrsein verloren. Um ihn zu retten, schickt die Weiße Königin (Anne Hathaway) Alice los, nach der Chronosphäre zu suchen, einer Metallkugel im Inneren der Großen Uhr, von der alle Zeit ausgeht. Auf ihrer Reise in die Vergangenheit trifft Alice auf Freunde - und Feinde - in verschiedenen Stadien ihres Lebens. Es ist ein gefahrenvoller Wettlauf mit der Zeit, um den Verrückten Hutmacher zu retten, bevor sein letztes Stündlein geschlagen hat… im wahrsten Sinne des Wortes!
    Start (DE):
    26.05.2016
    Start (USA):
    27.05.2016
    Laufzeit:
    113 Minuten
    FSK:
    noch nicht geprüft

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