Tote Mädchen lügen nicht: 13 Reasons Why

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  • Übersicht

    Kritik


    Hannah Baker ist tot. Die Hishschool-Schülerin hat sich das Leben genommen. So tragisch allein diese Tatsache ist, um so schlimmer sind jedoch die Beweggründe für diese Tat, die in den dreizehn Folgen von Tote Mädchen lügen nicht, oder im Original unter dem besseren Titel 13 Reasons Why, geschildert werden. Die Romanverfilmung behandelt das Thema Mobbing von A-Z und schildert eindrucksvoll, wie grausam Menschen sein können aber auch, wie unaufmerksam wir durch die Welt laufen und selten erkennen, wenn es jemandem wirklich schlecht geht; oder wir das gar nicht erst sehen möchten.


    Die Schülerin Hannah Baker hat sich das Leben genommen; sie sah keinen anderen Ausweg mehr, als sich mit Rasierklingen in die Badewanne zu setzen... Doch wieso? Um diese Frage zu beantworten hat Hannah vor ihrem Freitod 13 Kassetten aufgenommen, auf denen sie schildert, wieso sie keinen anderen Ausweg mehr wusste. Jede Kassette steht für einen Namen, einen Mitschüler, der ihr das Leben unerträglich gemacht hat für ihren Tod verantwortlich ist. Sobald der erste "Schuldige" die Kassetten gehört hat, soll er diese an den nächsten in der Liste weitergeben. Wir begleiten Clay, Hannahs Mitschüler und Arbeitskollege im Stadtkino. Er ist einer der letzten in der Reihe und scheint einer der Wenigen zu sein, der von Hannahs Tod betroffen ist, hat er doch ein wenig für sie geschwärmt und sie nie schlecht behandelt. Doch da Clay sich die Kassetten anhören soll, bedeutet das, dass ihm auch eine Kassette gewidmet ist und er an Hannahs Tod mitverantwortlich ist. Doch bis er zu seiner Kassette kommt, muss er erfahren, was Hannah im vergangenem Jahr durchleben musste; Demütigungen über Demütigungen, eine schlimmer als die vorherige...

    13 Reasons Why bietet zwar typische Elemente einer Teenie-Serie, zeichnet sich aber stark von solchen ab. Klar, es gibt Liebe, Hass, Intrigen sowie typische Klischee-Charaktere, aber auf der anderen Seite bietet die Serie tolle Stilmittel, interessante Entwicklungen und sie beschönigt nichts; Tote Mädchen lügen nicht ist harte Kost, Folge für Folge werden die Demütigungen und das Mobbing gegenüber Hannah immer extremer, bis es in Folge 12 das Unermessliche erreicht und in Folge 13 einfach nur noch für ein Kopfschütteln und die ein oder andere Träne sorgt. Es geht jedoch nicht nur um das Mobbing an sich, sondern auch um die Gleichgültigkeit der Menschen und das die Warnzeichen von Personen mit Suizidgedanken oft nicht gesehen oder ignoriert werden, toll inszeniert da das Thema sehr feinfühlig und respektvoll behandelt wird.



    Die Serie spielt in der unterkühlten Gegenwart, die häufigen Rückblenden, in denen Hannah noch lebt, zeigen sich in wärmeren Farben; ein interessantes Stilmittel, das besonders die Szenen zu etwas besonderem mach, in denen Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen. Ebenfalls ist die Charakterzeichnung besonders. Es gibt einige Charaktere, die man einfach nur hasst und wieder andere, die man gern hat und dann auch noch welche, die sehr undurchschaubar sind. Trotz der Klischee-Charaktere (Cheerleader, Sportler, der reiche Schnösel, der Nerd etc.) entwickeln sie sich und wirken zu keiner Zeit so 08/15, wie man es aus anderen Teenie-Serien kennt. Hier sei wohl 'Netflix' ein Dank geschuldet, die Serie traut sich mehr und das spürt man zu jeder Sekunde.

    Nicht zuletzt sind die guten Charaktere aber den fast durch die Bank guten darstellerischen Leistungen zu verdanken. Jeder Jungdarsteller macht seine Sache gut, egal ob man seinen Charakter hasst oder nicht. Auch die älteren Schauspieler machen allesamt eine gute Figur, aus dem großen Topf muss man aber eindeutig vier herausfiltern. Zum einen haben wir da Kate Walsh, die wohl vielen aus "Grey's Anatomy" und "Private Practice" bekannt ist, die hier eine wahnsinnig gute Performance abliefert. Sie spielt die Mutter, die ihre Tochter verloren hat und ihren Selbstmord verstehen möchte so zerbrechlich und authentisch, dass man ihr die Trauer und Wut in jeder Szene abnimmt. Christian Navarro spielt Tony, einen recht unscheinbaren Charaktere, der sich als einzig Vertrauter von Hannah herausstellt, der das ganze "Spiel" mit den Kassetten überwacht. Ein wichtiger und interessanter Charakter, sympathisch und überzeugend verkörpert.



    Zuletzt haben wir natürlich die beiden Hauptdarsteller, die eine Glanzleistung abliefern. Dylan Minnette, bekannt aus "Die Coopers", "Gänsehaut" oder "Don't Breathe" spielt den schüchternen Clay jederzeit überzeugend, besonders in den Momenten, in denen er verzweifelt darüber nachdenkt, wie er Hannah Schaden zugefügt haben könnte oder auch in den Momenten, wenn er über die beschriebenen Taten seiner Mitschüler auf den Kassetten so erbost ist, dass er nicht mehr an sich halten kann. Aushängeschild ist jedoch Katherine Langford als Hannah. Ihr Charakter muss im Laufe der 13 Folgen so viel mitmachen, dass man sie am liebsten in den Arm nehmen würde. Katherine Langford spielt absolut authentisch, so zerbrechlich, aber zugleich auch stark, dass man wohl in Zukunft noch viel von der Newcomerin hören wird.

    Die dargestellten Geschehnisse werden von Folge zu Folge heftiger, 'Netflix' hat sogar vor drei Folgen eine Warnung ausgesprochen, dass das Gezeigte für einige Zuschauer verstörend sein könnte wegen expliziter Darstellungen. In 1-2 Szenen stimmt das sogar, hier wird nichts beschönigt, die Serie nimmt unaufhaltsam ihren Lauf und wird bei vielen für offene Münder sorgen. Wenn nicht durch die dargestellten Szenen, dann spätestens in der letzte Folge, die mit das Intensivste sein dürfte, was man je in der Fernsehlandschaft zu Gesicht bekommen hat.



    Fazit


    Tote Mädchen lügen nicht
    aka 13 Reasons Why ist eine wichtige Serie, die eindrucks- und respektvoll eine tragische Geschichte erzählt und aufzeigt, was Mobbing mit Menschen anstellen kann und dass wir vielleicht mehr auf unsere Mitmenschen achten sollten. Nicht frei von Klischees, aber toll gefilmt, erstklassig gespielt und mit passendem Soundtrack unterlegt ist 13 Reasons Why eine spannende und zugleich dramatische Serie, die unterhält, aber auch zum Nachdenken anregen sollte.

    8,5/10
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    Infos
    Originaltitel:
    13 Reasons Why
    Land:
    USA
    Jahr:
    2017
    Studio/Verleih:
    Netflix
    Regie:
    Kyle Patrick Alvarez, Gregg Araki, Carl Franklin, Tom McCarthy, Jessica Yu
    Produzent(en):
    Brian Yorkey, Selena Gomez etc.
    Drehbuch:
    Jay Asher (Roman), Brian Yorkey
    Kamera:
    Ivan Strasburg, Andrij Parekh
    Musik:
    Eskmo
    Genre:
    Drama
    Darsteller:
    Dylan Minnette, Katherine Langford, Kate Walsh, Devin Druid, Brandon Flynn, Christian Navarro, Alisha Boe, Michele Selene Ang, Justin Prentice, Miles Heizer, Ross Butler, Brian d'Arcy James
    Inhalt:
    In der 'Netflix'-Originalserie Tote Mädchen lügen nicht – nach dem gleichnamigen Bestseller von Jay Asher – findet Clay Jensen (Dylan Minnette), als er von der Schule nach Hause kommt, ein seltsames Päckchen mit seinem Namen vor. Darin entdeckt er Kassetten, auf denen er die Stimme von Hannah Baker hört – seiner ehemaligen Klassenkameradin, für die er heimlich schwärmte und die sich vor zwei Wochen umgebracht hatte. Auf den Kassetten erklärt Hannah, dass es 13 Gründe für ihren Selbstmord gab (daher auch der englische Originaltitel „13 Reasons Why“). War Clay einer davon?
    Start (DE):
    31. März 2017
    Start (USA):
    31. März 2017
    Laufzeit:
    ca. 13x58 Minuten
    FSK:
    noch nicht geprüft

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