Bernhard Victor (Vicco) Christoph Carl von Bülow
alias "Loriot"
(die französische Bezeichnung des Wappentiers seiner Familie, des Pirols)
12. November 1923
geboren in Brandenburg an der Havel
gestorben am 22. August 2011
Loriot ist ein genialer Komiker. Vor allen Dingen seine Fernsehsketche waren Bombastisch! Wer kennt nicht die Klassiker "Das Bild hängt schief", "Das Frühstücksei", oder "Die Nudel" Absolute Klassiker.
Nicht zu vergessen auch seine beiden Kinofilme:"Ödipussy" und "Pappa Ante Portas" .
FAMILIE
Von Bülow entstammt einem alten mecklenburgischen Adelsgeschlecht und ist der Sohn des Polizeimajors Johann-Albrecht von Bülow (1899-1972) und dessen erster Ehefrau Charlotte von Roeder (1899-1929), Tochter von Otto von Roeder (1876-1943). Die Eltern ließen sich am 26. Juli 1928 in Gleiwitz (Schlesien), heute Gliwice (Polen), scheiden.
Vicco von Bülow heiratete am 8. Mai 1951 in Hamburg-Nienstedten die Modezeichnerin Rose-Marie Schlumbom (* 22. Juni 1929 in Manila). Sie ist die Tochter des Kaufmanns Peter Schlumbom und dessen Frau Frieda Kuß.
LEBEN
Von Bülow wuchs mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder "Johann-Albrecht" seit 1927 bei Großmutter und Urgroßmutter auf, die in Berlin zusammen eine Wohnung hatten (schräg gegenüber, so Loriot, hätten Weizsäckers gewohnt, doch der spätere Bundespräsident, damals etwa zehn Jahre alt, sei ihm nicht aufgefallen). 1933 zogen die Geschwister wieder zu ihrem Vater, der im Jahr 1932 erneut geheiratet hatte.
1938 zog die Familie nach Stuttgart. Dort besuchte Bülow das humanistische Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, das er 1941 siebzehnjährig mit Notabitur verließ. Er begann entsprechend der Familientradition eine Offizierslaufbahn. Anschließend folgte ein dreijähriger Militäreinsatz an der Ostfront in der Sowjetunion. In einer Talkshow berichtete von Bülow vor Jahren, wie ihn damals auf dem Vormarsch im Kaukasus die Begegnung mit Kamelen beeindruckte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er kurzzeitig als Holzfäller in Niedersachsen, 1946 legte er in Northeim am Gymnasium Corvinianum das vollständige Abitur ab.
Auf Anraten des Vaters studierte er von 1947 bis 1949 Malerei und Grafik an der Kunstakademie (Landeskunstschule) in Hamburg.
Nach dem Abschluss legte Bülow erste Arbeiten als Werbegrafiker vor und erfand das charakteristische "Knollennasenmännchen". Ab 1950 war Bülow als Cartoonist zunächst für das Hamburger Magazin "Die Straße", im Anschluss für den Stern tätig. Seit dieser Zeit verwendete er den Künstlernamen "Loriot".
Es folgten weitere Arbeiten für "Weltbild" und "Quick". Die Aufträge waren jedoch nur jeweils von kurzer Dauer (er zeichnete beispielsweise nur sieben Folgen für den "Stern").
In der Folge versuchte Loriot, seine Zeichnungen als Buch herauszubringen; diverse deutsche Verleger (unter anderem Ernst Rowohlt) zeigten kein Interesse. Erst der Schweizer Diogenes Verlag sagte zu. 1954 erschien dort Loriots erster eigener Cartoonband "(Auf den Hund gekommen)."
1959 hatte Loriot eine kleinere Rolle als Schauspieler in Bernhard Wickis Film "Die Brücke", 1962 war er erneut mit einer Mini-Rolle als Meldeoffizier in Andrew Martons Kriegsfilm "Der längste Tag" vertreten.
1967 wechselte Loriot das Medium: Er moderierte zunächst die Fernsehsendung "Cartoon" für die ARD, die er auch als Autor und Co-Regisseur verantwortete. Loriots anfänglich reine Moderation wurde zunehmend zu einem eigenständigen humoristischen Element der Sendung; zudem brachte Loriot bald eigene Zeichentrickfilme ein und verließ damit künstlerisch die engen Rahmenbedingungen, die das Medium Zeitschrift seinen Zeichnungen auferlegt hatte.
1971 erschuf Loriot mit dem Zeichentrick-Hund Wum ein Maskottchen für die Aktion Sorgenkind in der ZDF-Quizshow "Drei mal Neun", dem er selbst auch die Stimme verlieh. Zu Anfang war Wum noch der treue Freund eines Männchens, dem eigentlichen Maskottchen, dem er jedoch mehr und mehr die Show stahl und schließlich völlig verdrängte. Zu Weihnachten 1972 wurde Wum dann zum Gesangsstar: Mit dem Titel "Ich wünsch' mir 'ne kleine Miezekatze" war er so erfolgreich, dass er für neun Wochen die Spitze der deutschen Hitparade belegte. Dabei handelte es sich bei "Wums Gesang" um von Bülows Sprechgesang. Wum blieb auch in der Nachfolgesendung "Der große Preis" bis in die 1990er Jahre hinein als Pausencartoon erhalten, bald schon als Duo zusammen mit dem Elefanten Wendelin und später mit dem "Blauen Klaus", einem Außerirdischen, der mit seiner Untertasse einschwebte. Alle Sketche wurden von Loriot geschrieben, gezeichnet und gesprochen und endeten mit einer Aufforderung an die Zuschauer, sich an der Fernseh-Lotterie zu beteiligen. Mit dem Ende von "Der große Preis" endeten auch die Abenteuer von Wum und Wendelin. Heute sind Wum und Wendelin auf der letzten Seite der Fernsehzeitschrift Gong zu sehen.
Nach Ende der Serie "Cartoon" produzierte der Sender Radio Bremen eine Sondersendung anlässlich des Besuchs der englischen Queen 1974 - Loriots Telecabinet - das bereits einiges vorwegnahm, was im Laufe des Jahrzehntes noch kommen sollte. 1976 entstand die erste Folge (Loriots sauberer Bildschirm) der sechsteiligen Fernsehserie "Loriot", in der er sowohl gezeichnete wie auch selbst gespielte Sketche (letztere oft zusammen mit seiner Partnerin Evelyn Hamann) präsentiert. Diese Sketche wurden in Deutschland sehr populär, werden noch immer regelmäßig im Fernsehen wiederholt und sind inzwischen komplett auf DVD erhältlich.
Eine besondere Liebe verbindet Loriot auch mit der klassischen Musik und der Oper. 1982 dirigierte er das humoristische Festkonzert zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker, mit deren Geschichte er auch durch familiäre Beziehungen verbunden ist (Hans von Bülow, der erste Chefdirigent der Philharmoniker, war ein entfernter Verwandter von Loriot). Seine Erzählfassung vom "Karneval der Tiere" führte Loriot wiederholt mit dem "Scharoun Ensemble" auf, einem Kammermusikensemble aus Musikern der Berliner Philharmoniker. Als Regisseur inszenierte Loriot die Opern "Martha" (Stuttgart) und "Der Freischütz" (Ludwigsburg).
Im Jahr 1983 produzierte Radio Bremen zu seinem 60. Geburtstag für die ARD die Sendung "Loriots 60. Geburtstag".
1988 drehte Loriot als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller den Film "Ödipussi", 1991 folgte dann "Pappa ante Portas". Dabei spielte Evelyn Hamann jeweils die weibliche Hauptrolle.
Loriot ist seit 2001 Ehrendoktor der Bergischen Universität Wuppertal. Er ist seit 1993 Ehrenbürger seiner Heimatstadt Brandenburg an der Havel und seiner Wahlheimat Münsing. Er ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (seit 1993) und Mitglied der Akademie der Künste (Berlin) (seit 1997). Im Juni 2003 wurde er Honorarprofessor an der Universität der Künste Berlin für das Fach Theaterkünste. Er wurde mit etlichen Fernseh-, Film- und anderen Kulturpreisen ausgezeichnet.
Loriot ist ein Gegner der Rechtschreibreform. Loriot und sein Zürcher Diogenes-Verlag bleiben bei der deutschen Rechtschreibung des 20. Jahrhunderts . Bei der von Friedrich Denk organisierten Dichterlesung "Für die Einheit der Orthographie" am 11. Oktober 1997 in Weilheim fand Loriot eine für ihn typische Wertung für die sogenannte Rechtschreibreform: "Die Rechtschreibreform ist ja völlig in Ordnung'," meinte er, und ergänzte nach einer kleinen Atempause süffisant: "... wenn man weder lesen noch schreiben kann!" . Loriot gehört dem im August 2004 in München aus Protest gegen die Rechtschreibreform gegründeten "Rat für deutsche Rechtschreibung e. V." als Ehrenmitglied an. Am 30. Oktober 2004 erhielt er den Jacob-Grimm-Preis. In seiner Dankrede sagte Loriot zum Thema Rechtschreibreform, er begrüße es sehr, dass einige Zeitungen wieder die alte Rechtschreibung verwendeten. 'Wieso beschließen Politiker, was mit der Sprache gemacht wird?', kritisierte er.
Im April 2006 gab Loriot bekannt, sich als Fernsehschaffender zurückzuziehen, da seiner Meinung nach in diesem Medium wegen der entstandenen Schnelllebigkeit keine humoristische Qualität mehr zu erzielen sei.
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