Mal eines vorweg: Der Film bekommt von mir eine ziemlich hohe Bewertung, obwohl er eine totale Gurke ist. Aus irgendeinem Grund gelingt es mir, den Streifen losgelöst von dem ganzen Hintergrundwissen, das ich habe, zu betrachten. Und unter diesem Aspekt mag ich seinen trashigen Charakter, die düstere Szenerie, die oftmals abgehackte Storyline ... und den (unfreiwilligen?) Humor natürlich auch..
Schauspielerisch überzeugen kann eigentlich nur Sky Ferreira, ihre männlichen Mitstreiter agieren eindimensional bis stupide und werden den Originalen nur in ganz seltenen Momenten ansatzweise gerecht. Wer vorher von der Geschichte nichts wusste, wird die Zusammenhänge nur schwerlich verstehen, dafür macht Regisseur Jonas Akerlund einfach zu viele und zu große Sprünge. Zudem beleuchtet er die Ursprünge, die zu den folgenschweren Ereignissen (
angefangen beim Selbstmord von Dead, dann weiter zu den Kirchenbränden bis hin zu der Wandlung einzelner Charaktere)
Als Kontrast zu dem häufig schleppenden Erzähltempo setzt der Filmemacher dann bei den Gewalttaten auf Extreme, durch die der Zuschauer durch die völlige Gegensätzlichkeit aus den Schlappen gehauen werden soll. In Wirklichkeit denkt man sich aber einfach nur:
"Wann stirbt der Vogel denn nun endlich mal, nach dem 75. Messerstich dürfte eigentlich eh nur noch Schaschlik von ihm übrig sein." Aber der Typ hat immer noch ein paar famous last words auf den Lippen, so dass man dem Täter eigentlich das Handbuch 'Effektives Töten für Anfänger' überreichen möchte.
Insgesamt kratzt "Lord of Chaos" in allen Bereichen irgendwie nur an der Oberfläche, wobei es natürlich auch extrem schwer bis unmöglich ist, die gesamte Geschichte in einen einzelnen Spielfilm zu packen. Als bis dahin Unwissender wird man nach dem Film entweder genauso unwissend sein oder einen völlig falschen (weil extrem lückenhaften) Eindruck von der Entstehung des Black Metal in Norwegen bekommen haben. Deswegen sollte man mit Akerlunds Werk alles machen - nur ihn bitte nicht allzu ernst nehmen.
Und dennoch gefällt mir die ganze Nummer, weil die teils völlig überzeichneten Charaktere und das Stupide dem Film etwas comichaftes verleihen und man eigentlich gar nicht erst auf den Gedanken kommen kann, ihn irgendwie ernst zu nehmen. "Based on truth, lies and what actually happened" ... das sagt eigentlich schon alles.
8,5/10