Lincoln (Steven Spielberg)

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    Es gibt 124 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      Am Wochenende endlich mal im Zuge meines 20th Century Fox Runs nachgeholt. Der Trailer damals ließ mich komplett kalt und ich hatte auch nie das Bedürfnis diesen Film, obwohl er von Spielberg ist, zu schauen. Nun ja jetzt ist man nochmal ein paar Jährchen älter und zeigt vielleicht auch etwas mehr Interesse für die Thematik, wobei ich vor dem Film gar nicht so richtig wusste worum es geht. Ich dachte eher das die komplette Geschichte um Lincoln erzählt wird aber im Endeffekt sind es nur wenige Monate vor seiner Ermordung und den Kampf darum die Verfassung zu ändern, damit die Sklaverei abgeschafft wird. Anscheinend sein größtes Vermächtnis.

      Der Film bietet nicht eine Actionszene auch wenn der Angriff auf ein gut gesichertes Fort angeordnet wird, sieht man den Kampf nicht. Es ist wirklich ein Drama rund um das weiße Haus mit Lincoln und dem Repräsentantenhaus und dem Senat, wo es eher darum geht zu sehen, mit welchen Mühen der 13. Verfassungszusatz durchgesetzt wurde. Der Film ist daher sehr ruhig und Es ist anstrengend der Handlung zu folgen - auch weil der Film mit 2,5 Stunden nicht wirklich kurz ist. Auch ist es schwierig die vielen Charaktere einzuordnen, die immerhin bis in die Nebenrollen toll besetzt sind. Klar auf Daniel Day-Lewis ist der Film abgestimmt aber neben ihm brillieren ein Tommy Lee Jones (wirklich top), Jared Harris, Joseph Gordon-Levitt (okay der gefiel mir hier weniger) und ich war richtig vom Auftauchen von Freddy äh von Jackie Earle Haley überrascht. Schön ihn nach Watchmen und A Nightmare on Elm Street woanders zu sehen.

      Ansonsten wurde die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs gut eingefangen. Die Ausstattung versetzt einen direkt in diese Zeit und es ist interessant wie spartanisch das Weiße Haus anfangs war. Handwerklich gibt es somit nichts zu meckern. Und im Senat ging es an sich wie heute auch zu: laut, durchtrieben, durcheinander. Toll. Das ist wahre Politik wo gestritten und debattiert wird. Ein bissl House of Cards von vor 250 Jahren :D

      Schade fand ich das am Ende noch nicht mal das Attentat gezeigt wurde. Diese Entscheidung kann ich dann nicht verstehen. Wäre nochmal ein schöner Knall am Ende gewesen. Aber man wollte wohl die Abstimmung als DAS Highlight im Film haben. Am Ende gefiel mir der Film dann aber nur so mittelmäßig und ist in meinen Augen einer der schwächsten Spielbergs. Vielleicht auch weil man von ihm einfach andere Filme gewohnt ist. Mir war er zu langatmig und etwas zu langweilig. Grad die ersten 30-60 Minuten fand ich sehr anstrengend. Hat man sich einmal darauf eingelassen geht es zumindest. Ansonsten lernt man hier ein Stück über amerikanische Geschichte was ja auch nicht verkehrt ist.

      7 von 10 gestreckten Wahrheiten per Briefpost zwischen Weißem Haus und Senat

      Belphegor schrieb:

      Schade fand ich das am Ende noch nicht mal das Attentat gezeigt wurde. Diese Entscheidung kann ich dann nicht verstehen. Wäre nochmal ein schöner Knall am Ende gewesen.


      Ich hab den Film, zugegeben, seit meinem Kinobesuch anno dazumal nicht mehr gesehen, aber gerade diese Entscheidung habe ich als besonders positiv in Erinnerung behalten. Das zeigt Zurückhaltung davor, den Film in ein Spektakel zu verwandeln. Es zeugt auch vor dem enormen Respekt, den Spielberg vor Lincoln haben muss, denn das Handeln und Wirken des Präsidenten soll in Erinnerung bleiben und nicht das, was ein einzelner Fanatiker ihm und damit der ganzen Nation angetan hat. Ich hab ehrlich gesagt noch nie darüber nachgedacht, dass der Film so hätte enden können, wie du es beschrieben hast. Der Gedanke gefällt mir nicht. Der Film, so wie er ist, ist die wesentlich aussdrucksstärkere und würdevollere Version.

      Zum Rest kann ich nicht viel sagen. Es gehört mit Sicherheit ein wenig Interesse and Politik und amerikanischer Geschichte dazu, um so was interessant zu finden. Für mich zählt Lincoln neben Munich zu Spielbergs besten Filmen seit der Jahrtausendwende.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      In vielen Dingen bin ich bei Belphe...
      Day-Lewis ist in der Rolle (wie immer) brilliant. Die Besetzung ist Top. Aber für mich persönlich fühlt sich der FIlm an vielen Stellen nicht so richtig rund an. Natürlich ist die Erzählgeschwindigkeit der Zeit in der der Film spielt geschuldet. Natürlich ist es ein sehr politischer Film und nicht als Politthriller angelegt. Der Film ist auch gut. Aber (ich weiß selber aber nicht wie) er hätte besser sein können / dürfen. 7 von 10 würd ich auch so geben.
      Ein ordentlicher Film mit hervorragenden Darstellern, der aber für einen Spielberg eher Durchschnitt ist (hat bei mir nen Stellenwert knapp oberhalb Always)

      Das z.B. der Angriff auf das Fort nicht gezeigt wurde und vor allem das Attentat nicht finde ich an sich 100% richtig. Der Film wollte weder ein Kriegsfilm sein, noch ist das Attentat Bestandteil der Geschichte, da es auch kein Biopic war...

      Was mir übrigens bis zu diesem Film gar nicht bewusst war, war das die Republikaner ja praktisch die Sklaverei abgeschafft haben. Bei den Republikanern heute hatte ich im Hinterkopf immer gehabt, dass Lincoln bestimmt Demokrat war....

      @Data Seit der Jahrtausendwende: MInority Report, Catch me if you can, A.I. (mit dem ich mich anfangs schwer tat), Munich, Bridge of Spies, Die Verlegerin - die fand ich alle besser... wenn auch meist natürlich nicht vergleichbar...
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „joerch“ ()

      joerch schrieb:


      Was mir übrigens bis zu diesem Film gar nicht bewusst war, war das die Republikaner ja praktisch die Sklaverei abgeschafft haben. Bei den Republikanern heute hatte ich im Hinterkopf immer gehabt, dass Lincoln bestimmt Demokrat war....


      Genau DAS hab ich während des Films auch thematisiert. Ich kenne in Amerika die Demokraten nur als liberale Partei die mit Clinton und Obama (Jetzt kommt's, passt gut auf... Trommelwirbel...) zwei meiner Lieblingspräsidenten hervorgebracht hat (waaaaas hat der Trump Fanboy da gesagt? *Augenwisch*) während in meiner Lebenszeit die Republikaner immer nur Hardliner waren. Bush Senior, Bush Junior und nun Trump, die alle einen wenig demokratischen Weg gehen. Das schien anfangs in der Geschichte der Vereinigten Staaten komplett anders gewesen zu sein.
      @joerch: Bridge of Spies - total übersehen gerade, als ich mir nochmal die Liste vor Augen geführt hatte. Den fand ich auch richtig gut. Minority Report war cool. Catch Me If You Can hab ich kürzlich mal wieder auf Netflix gesehen - nach wie vor ein guter Film im Augenblick, aber irgendwie zu seicht und bleibt irgendwie nicht lange hängen, trotz eines sehr guten Christopher Walken und einer allgemein sehr guten Besetzung. A.I. hab ich schon Ewigkeiten nicht mehr gesehen, hab den aber als überaus kitschig und langatmig in Erinnerung. The Post hab ich auf BluRay, kam aber bisher leider noch nicht dazu (werd ich aber wohl demnächst machen - in der Vietnam-Doku sind die Ereignisse aus diesem Film ja auch kurz angerissen worden - The Post ist ja quasi der Teil der Watergate-Affäre, der keinen Platz mehr in All The President's Men gefunden hatte). Und vieles aus seiner Filmography nach James Ryan war einfach nur unglücklich im besten Falle oder ziemlich mieß im schlechtesten. Von dem, was ich gesehen habe, konnte ich mit War Horse, Indy 4 oder Ready Player One gar nix anfangen. War of the Worlds hab ich damals gehasst, als ich ihn gesehen hatte, hab aber das Gefühl, dass er mir mittlerweile, nach etwas zeitlichem Abstand, vielleicht besser gefallen könnte.

      Was deine Kritikpunkte zu Lincoln angehen, hast du da wahrscheinlich gar nicht unrecht. Wie gesagt, ist acht Jahre her, dass ich ihn gesehen hab. Sicherlich mit dem typischen Spielberg-Kitsch versehen und wahrscheinlich auch viel zu lang, aber selbst nach so langer Zeit, hab ich den als verdammt mächtig in Erinnerung.

      Ach ja, zu dem Punkt noch:

      Was mir übrigens bis zu diesem Film gar nicht bewusst war, war das die Republikaner ja praktisch die Sklaverei abgeschafft haben. Bei den Republikanern heute hatte ich im Hinterkopf immer gehabt, dass Lincoln bestimmt Demokrat war....


      Hab hier von Vox ein verdammt gutes Erklärvideo, das den Werdegang der demokratischen Partei zeigt, warum die Blauen früher die Rassisten waren und wie beide Parteien quasi ihre jeweiligen Identitäten geswitcht haben.


      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()