Wild at Heart

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    Es gibt 19 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Bavarian.

      Bewertung für "Wild at Heart" 10
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      wild at heart



      regie: david lynch
      drehbuch: david lynch
      novel: barry gifford
      cast: nicolas cage, laura dern, willem dafoe, j.e. freeman
      release: 1990
      story: Mit unendlichem Hass und glimmernder Eifersucht verfolgt Marietta die Liebe zwischen ihrer Tochter Lula und deren Lover Sailor. Zum Letzten entschlossen setzt sie einen Killer auf den gerade auf Bewährung freigelassenen Sailor an. Lula und Sailor flüchten in ihrem 65er Thunderbird. Auf ihrer ruhelosen Odyssee durch den schwülen Süden Amerikas finden sich Lula und Sailor immer wieder in brennendem Verlangen, im Wechselbad zwischen aggressiver Begierde und atemloser Erotik. Mit im Reisegepäck: die bizarren Erinnerungen an die Vergangenheit. Die Suche nach Wärme, Liebe und Geborgenheit endet in einem skurilen Nest in Texas. Zwischen Säufern und Huren, Killern und Geisteskranken trifft er auf seine ehemalige Geliebte Perdita, die ihn geradewegs an Mariettas Killer ausliefert. Der zerstörerischen Kraft in dieser Welt von Drop-outs hält Lulas und Sailors Liebe nicht stand. Doch die Hilfe kommt von unerwarteter Seite.

      weitere infos

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      jeder der was von david lynch hält sollte auf jeden fall mal einen blick in den film gewagt haben. auch wenn man ihn nicht wirklich mit lost highway oder mulholland drive vergleichen kann, hat er trotzdem eine erkennbare davidlynch-note. ganz besonders die schauspieler gefallen mir und erinnern daran das zb: nicolas cage vor seiner mainstream-karriere in filmen wie world trade center oder wicker man (gut er hat auch in guten filmen mitgespielt wie the weather man, aber leider kommt das zu selten vor) auch in einem lynch-streifen mitgewirkt hat. find ich super. der film gehört meiner meinung nach zwar nicht zu den besten von lynch, aber durchaus zu den sehr guten.
      movies only lovers left alive | mood indigo | the nymphomaniac | man of steel | the place beyond the pines games grand theft auto v | the last of us | beyond: two souls | remember me | star wars 1313
      Der Film ist genial, mein persönlicher Favorit unter David Lynchs Filmen. Das einzige was mich wirklich stört ist die deutsche Synchronstimme von Nic Cage, das ist nicht seine übliche und wirkt völlig deplaziert.
      "A day without comedy, cocaine, begging, vogue photoshoots and trying to look macho in my olive green army fatigues is a day wasted" - Zelensgay


      Original von burtons
      Der Film ist genial, mein persönlicher Favorit unter David Lynchs Filmen. Das einzige was mich wirklich stört ist die deutsche Synchronstimme von Nic Cage, das ist nicht seine übliche und wirkt völlig deplaziert.


      Dann ist es ja nur gut, das ich mir die Filme aus Prinzip auf Englisch anschaue. Denn da ist seine Stimme und vor allem der Slang den er und Laura Dern drauf haben mehr als nur passend. Ich würde auch mal so behaupten das dieser Film auch einer der Filme von Lynch ist der am massentauglichsten ist. Deswegen würd ich jedem mal empfehlen einen Blick zu riskieren ;)
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      Heute hab ich wieder mal einen Lynch-Klassiker herausgekramt, der Film ist sehr gut, ist zwar schwaecher wie die anderen Lynch-Meisterwerke aber durchaus sehr gut. Vorallem gefallen hat mir Nicolas Cage, er sollte mal mehr in Independent-Filmen mitwirken, zb. in "Leaving Las Vegas" hat ihm dass einen Oscar eingebracht. Highlight des Filmes: Nicolas Cage singt "Love Me Tender". :grins:

      9/10

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      Original von Milan
      Highlight des Filmes: Nicolas Cage singt "Love Me Tender".


      Und das ist sogar seine echte Stimme!
      Ich finde eigentliche alle Darsteller in dem Film großartige. Besonders Dafoe. Wenn er diabolisch unter seiner Strumpfmaske grinst. Oh Mann. Fieser geht es kaum noch. Überhaupt ist das ein fieser Film. Ekelige Szenen. Unangenehme Figuren. Abstoßende Gewalt am Limit der Erträglichkeit.
      Doch dann ist der Film wieder unglaublich schön und traurig, geradezu himmlisch. Was für ne Mischung!
      Mein Lieblings Lynch.
      10/10
      <3 Reylo Forever <3
      "Wild At Heart" [David Lynch / USA ´90] - 9,00 / 10

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      Es war mal wieder Zeit für ein Lynch-Werk. Meine Drittsichtung eines der bizzarsten und skurrilsten Road-Movies der Filmgeschichte. Trotzt vieler, merkwürdiger Gestalten und surrealen Situationen, darf man "Wild At Heart" noch zu den zugänglicheren Filmen seitens Lynch zählen, was gerade wieder auffällt, wenn man sich zuletzt an "Inland Empire" bediente, wie in meinem Fall. Viele, klassische Lynch-Elemente birgt der Streifen aber natürlich trotzdem in sich und ist objektiv gesehen äußerst eigen und strange...so wie sich das nun mal gehört. Neben den wahnsinnig guten Leistungen der Darsteller (Cage´s "Love Me Tender"..unvergessen) ist ebenfalls der Soundtrack eine der vielen Stärken der Produktion. Ob schnulzige Romanz-Melodien, über Töne, die unmittelbar danach in "Twin Peaks" zur Geltung kamen bis hin zu Oldsql Heavy Metal...man bedient sich an der vollen Bandbreite - und das alles in perfekten Zusammenspiel mit der Kamera. Mal wieder schaffte es der Meister, eine komplett eigene Stimmung zu kreieren, die einen unweigerlich überkommt, sobald der Film startet. Sehgewohnheiten werden gesprengt, klassische Erzählstrukturen haben hier keine Berechtigung und wenn man sich auf Melancholie in seiner dreckigsten Form einlässt, wird der Lynch-Fan bestens bedient. Zählt sicherlich zum erweiterten Kreis meiner All-Time-Favourites.






      Ein abgefahrener Trip. Herrlich durchgedrehte Charaktere, allen voran Ripley (da war Nic Cage noch ne coole Socke) und Bobby Peru, die von einer kultigen Szene zur nächsten jagen. Manche Stellen sind schon echt bizarr, aber wie auch bei Blue Velvet hält Lynch sich hier noch immer ein wenig zurück. Trotz eindringlicher Bilder soll der großartige Soundtrack aber nicht unerwähnt bleiben. Spannende Mischung querbeet durch sämtliche Genres.

      In diesem Sinne: "PowerUAGHHMAAAAD!"

      8/10

      - Wild At Heart

      Ich habe mich immer ein bisschen gezörgert, diesen speziellen Lynch-Streifen anzupacken. Es ist der letzte Film in seiner langen, interessanten, schrägen Filmographie, den ich noch nicht gesehen hatte und auch wenn ich die meisten seiner Filme gut bis hervorragend finde, gibt es gewisse Ausrutscher in seinem Schaffen, die mich schockiert zurück gelassen hat. Und ich rede hier nicht von schockiert im Sinne von, dass ich seelisch gebeutelt war. Ich rede von schockiert im Sinne von "Was in Allem, das recht und heilig ist, hat er sich hierbei gedacht?". In diese Kategorie fallen für mich vor allem Lost Highway und Inland Impire, zwei Filme, denen ich absolut keinerlei rettende Eigenschaften zusprechen kann. Bei Wild At Heart - ohne ihn gesehen zu haben - hatte ich eine Vorahnung, dass er auf mich ähnlich wirken könnte, wie diese beiden.

      Wild At Heart handelt von Sailor und Lula. Sailor verbringt fast ein Jahr im Gefängnis, nachdem er einen Mann aus Notwehr getötet hat. Wie sich herausstellt, wurde der Angreifer von Lulas Mutter Marietta angeheuert, die ihre Tochter und den rebellischen Sailor um jeden Preis der Welt auseinander halten will. Doch Lula, die selbst mit einer aufrührersichen Natur gesegnet ist, holt ihren Liebhaber hinter dem Rücken ihrer Mutter am Tag seiner Freilassung vom Gefängnis ab und begibt sich mit ihm auf einen Road-Trip, um der dominanten Marietta zu entfliehen, die Gangster und Auftragsmörder angeheurt hat, um das junge, verliebte Paar zu stoppen.

      Der Film enstand zur absoluten Hochzeit von Lynch's Schaffen: Für The Elephant Man und Blue Velvet hat er sich - verdienterweise - zwei Best Director-Oscarnominierungen geholt und seine Serie Twin Peaks war das Populärste, was zu dem Zeitpunkt im amerikanischen Fernsehen ausgestrahlt wurde - die Watercooler-Serie schlechthin. Wild At Heart ist David Lynch so pur und unverfälscht, wie es geht: Es geht ihm vor allem um Schein, um Perspektiven, es geht ihm um die dunkle Seite des menschlichen Daseins und um klassische amerikanische Themen wie die Flucht aus den Händen des Tyrannen, das Überwinden von Hindernissen und dem Sieg der Liebe. David Lynch ist ein unglaublich menschlicher Regisseur, der seinen Charakteren und den Welten, die er erschafft, eine Menge Zuneigung entgegenbringt. Wild At Heart macht da keine Ausnahme: Man sieht, dass er diese Charaktere mag und man sieht, dass die Liebe zwischen Sailor und Lula echt und lebendig ist. Zu keiner Minute ist mir der Gedanke gekommen, dass hinter den beiden keine guten Menschen stecken könnten und dass sie sich kein Happy End verdient hätten.

      Letztlich ist es das, was den Film mehr funktionieren lässt, als er es sonst getan hätte. Wild At Heart ist erzählerisch sehr gradlinig gehalten und verläuft sich nur selten in verschwommene Träumereien. Es ist dennoch eine von Lynch's merkwürdigeren Bemühungen. Seltsame narrative Entscheidungen und teilweise zusammenhanglose Bilder, die mehr in ihrer Moment-Anschauung interessant sind, als dass man versuchen sollte, sie in ein größeres, funktionierendes Gesamtbild einzufügen - ein Unterfangen, das in den meisten David Lynch-Filmen ohnehin eher zwecklos ist und daher erst gar nicht versucht werden sollte. Die Wizard of Oz-Referenzen, die sich durch den gesamten Film ziehen, sind ebefalls mehr Allegorie, als dass sie einen erzählerischen Zweck erfüllen. Und das ist typisch für David Lynch und passt zu seiner Arbeitsweise, wie er sich auf dem Set oft im Moment inspirieren lässt, weil ihm etwas ins Auge gesprungen ist und das nun Teil des gesamten, abstrakten Mosaiks wird.

      Zwei weiterere Gründe, warum der Film über weite Strecken funktioniert, heißen Nicolas Cage und Laura Dern, zwei Schauspieler, die mit diesem Film noch am relativen Beginn ihrer jeweiligen Karrieren standen. Es war Derns zweite Kollaboration mit Lynch und es war womöglich Cage's Sprung auf die Liste der ganz großen Namen. Ihre Charaktere funktionieren auf dem Papier, das hatte ich bereits geschrieben. Sie funktionieren aber auch auf der Leinwand, denn die Chemie zwischen den Beiden ist unbestreibar. Und Cage's Singstimme und Elvis-Imitation? Ich war mehr als beeindruckt. Daneben brillieren Derns Mutter aus dem echten Leben, Dianne Ladd und Harry Dean Stanton. Der Cast wird abgerundet durch Willem Dafoe und der wahrscheinlich halben Twin Peaks-Besetzung in diversen Nebenrollen.

      Wer Lynch kennt, weiß, was ihn hier erwartet: Eine traumartige Inszenierung, die man eher genießen kann, je weniger man versucht, Logik darin zu finden. Exzessive körperliche und sexuelle Gewalt sollten einen ebenfalls nicht abschrecken - das sind Aspekte, die sich in den meisten seiner Filme wiederfinden und ist Teil von Lynch's Vision von Amerika. Ich war unterhalten, aber ich war selten gefesselt. Ich bin froh, dass ich ihn endlich gesehen habe, aber in die Liste aller Lynch-Filme ordnet sich Wild At Heart bei mir vielleicht als Einziger in der "Okay"-Kategorie ein.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Ein irrsinniger Road-Trip, der für mich aber immer wieder irgendwie ein hartes Pflaster ist. Als ich Lynch für mich entdeckt habe, gefiel er mir noch richtig gut. An der Perspektive hat sich aber im Laufe der Jahre und Sichtungen etwas geändert. Ein sehenswerter Film, jedoch in meinen Augen Lynch´s schwächster Spielfilm nach Dune. Seiner eigenen vielfältigen Intention wird der Film absolut gerecht, definitiv. Jedoch steh´ ich persönlich nicht so auf diese Intention. Alles freilich an hohen Lynch-Maßstäben gemessen. Ich liebe es bei einem Lynch-Werk, mich von einem großen Mysterium vereinnahmen zu lassen, in einen surrealen Strudel gezogen zu werden, in dem ich dann ein intuitiver Detektiv sein darf, der anhand von Gefühlen und Symbolen die Bedeutung zu verstehen versucht. Das bietet Wild at Heart nur bedingt. Gut, vielleicht ein bisschen, aber viel reduzierter und sowieso ganz anders. Und doch bin ich happy, dass Lynch den Film gedreht hat. Er zeigt Lynch´s Lust und Freude im herkömmlichen Sinne. Seine Verspieltheit, sein Augenzwinkern, den Madman. Ein Gesicht von Lynch, das immer da ist, jedoch mal mehr, mal weniger von einem unheilvollen Nebel verschleiert wird.

      Nun gut, wie lässt sich der Palme d´or-Gewinner definieren. Eine Ausreißer-Parodie. Ein Wizard-of-Oz-Roadtrip-Märchen. Eine Romanze mit Bonnie&Clyde-Vibes. Ein schelmischer Lobgesang an die Frei- und Wildheit. Eine Mystery-Thriller-Telenovela. Er ist schwerer zu beschreiben, als ihn zu fühlen. Der Film steckt voller Leben, Ideen, Humor und widersprüchlicher Emotionen. Aber auch ein alter Freund namens Dunkelheit verbirgt sich. Und leck mich am Zückerli: Absolut fantastische Bildkompositionen, ganz stark. Die Dynamik zwischen Cage und Dern ist schlichtweg grandios. Beide bewahren trotz des überbetonten und parodischen Drehbuchs ihr schauspielerisches Charisma und eine Art Seriösität, sodass der Drahtseilakt zwischen Überstilisierung und substanzvollen Emotionen erstaunlicherweise gelingt. Ich liebe den metallischen Soundtrack, Willem Dafoe als Bobby Peru ist einfach köstlich und der Zeitgeist, den der Film in jeder Sekunde atmet, versprüht ständig seinen Charme.

      Wie bereits erwähnt, beherbergt Wild At Heart nicht unbedingt die Merkmale, die ich an Lynch´s Schaffen insbesondere schätze. Sicher, Lynch ist nicht nur surreal und mysteriös, dazu präsentiert er beispielsweise mit The Straight Story oder The Elephant Man zu viele andere Gesichter, um Wild at Heart nun als einen einzelnen Ausreißer betiteln zu können, jedoch wirkt der Film für Lynch-Verhältnisse etwas pomadig und offensichtlich. Was er natürlich auch irgendwo sein will. Viel Charme und Humor, aber ohne der Intensität, Stimmung und Intelligenz, die ich so an Mulholland Drive, Lost Highway, Blue Velvet oder Eraserhead schätze und liebe. Als eine Art Parodie funktioniert der Film recht gut. Und als solche entlarvt er sich eigentlich bereits in seinen ersten Sätzen. Denn wenn Nic Cage Laura Dern offenbart, dass seine Schlangenlederjacke ein Symbol für Individualität und seinen Glauben an die persönliche Freiheit sei - und das wohl nicht zum ersten Mal - dann weiß man schon, was Sache ist. Alrighty, Lynch. Hier gibt es also keine kryptischen Metaphern, für die man mindestens einen Bachelorabschluss in tibetischer Mythologie benötigt, um sie entschlüsseln zu können. Nein. Die Dinge werden hier offengelegt und springen den Zuschauer karikativ an. Zumindest vieles.

      Mit am meisten gefallen mir die Szenen, die geballte emotionale Zustände der Figuren zeigen und mit offensiver Musik operieren. Wenn sich Lula und Sailor an den Highway-Rand stellen, um den Autoradio-News zu entkommen, die nur von Schreckenstaten der Gesellschaft berichten. Dann endlich einen Radiokanal finden, auf dem Death-&Thrash-Metal läuft. Und folglich am Straßenrand moshen und violent dancen. Ja, dann fühle ich diese Flucht ganz und gar. So ähnlich dürfte ich mich auch bei meinem ersten Konzertbesuch nach der Corona-Hochphase gefühlt haben. Ganz zu schweigen von der Elvis-LipSync-Einlage von Cage inmitten eines Metal-Schuppens. Herrlich. Emotionales Empfinden kann manchmal so konträr zur Außenwelt sein. Und das zeigt diese Szene wohl in Perfektion auf.

      Zwar spielt der Zauberer von Oz in nahezu jedem Film irgendwie eine Rolle für Lynch, doch nirgendswo wird er so konkret - visuell wie verbal - in die Handlung integriert, wie in Wild At Heart. Worauf ich aber wenig bis gar nicht steil gehe. Während Oz beispielsweise in Blue Velvet sehr geschickt durch feine Referenzen Einzug findet und auf einer Meta-Ebene völlig harmonisch mitfließt, wirkt diese Offensichtlichkeit fast schon ein wenig langweilig und platt. Das fügt sich dem Bemühen des Films, bereitet mir aber wiederum wenig Freude. Der Film zeigt sich überaus transparent und weist starke Telenovela-Züge auf. Man denke nur an die Szenen im Hause von Marietta Fortune, dargestellt von Diane Ladd. Die Bilder überlagert von schwammig-süßlichen Filtern. Theatralisch as fuck. Die Figuren erzählen permanent von sich selbst und legen selbst für den noch so unaufmerksamen Zuschauer jegliche Konflikte frei. Dazu erklärende Rückblenden von Szenen, die Momente aufgreifen, die erst fünf Filmminuten in der Vergangenheit liegen. Damit auch die Hausfrau, die wegen der Wäsche mal kurz wegmusste, dennoch der Handlung folgen kann. Eine abgedroschene Feuer-Symbolik, die Leidenschaft und Gefahr zugleich symbolisiert. Lynch, wir sehen, was du da treibst. Du cringiger Frechdachs. Das erfüllt alles seinen parodischen Zweck, bringt aber auch so seine Längen mit sich. Eine Sache, die ich sehr, sehr selten im Kontext Lynch wahrnehme.

      Zudem kratzt Lynch auch hier an tiefen und düsteren Traumata (Lula´s Vergangenheit) und wirft einen Schatten auf Familienbilder, wie einst in Eraserhead oder The Grandmother. Ebenfalls Thematiken rundum psychosexueller Triebe finden erneut Einzug. Isabella Rossellini wirkt fast schon wie eine kleine Reinkarnation von Blue Velvet´s Antagonist Frank Booth. Jedoch ist diese Figur (Perdita Durango) einer der Aspekte in Wild At Heart, die am Rande da sind, aber nicht tiefer ausgearbeitet werden. Unvollendete, irgendwie mitschwingende Andeutungen, die in diesem Film aber fast eher stören und nichts zur Charakteristik beisteuern.

      Wie sich die weiblichen Darstellerinnen filmübergreifend unter Lynch entwickeln, ist jedoch interessant zu beobachten. Während Laura Derns Figur in Blue Velvet zwar von Mysterien angezogen wird, aber dennoch stark mit sich hadert und gewisse Rückzieher macht, so spielt Dern hier emanzipiert und losgelöst auf und greift nach dem, was sie will. Nämlich Freiheit, Frieden und Sex. Weg von der bösen Hexe im eigenen Heim. Die bereits angesprochene Isabella Rossellini ist in Blue Velvet zwar primär das Opfer, zeigt in den expliziten Szenen mit Kyle MacLachlan aber Wesenszüge, die darauf hindeuten, dass sie durchaus bemächtigt ist, eine dominante Rolle einzunehmen. Diese nimmt sie in Wild At Heart endgültig ein und wird vom Opfer zum Täter. Eine Täterin, die in gewisser Weise den erlittenen Wahnsinn aus Blue Velvet nun selbst an anderen auslässt.

      Ein rasanter Film, an dem Lynch bestimmt viel Freude hatte und hat, der mir jedoch nicht so viel gibt, wie viele seiner anderen Werke.






      @Bavarian: Hattest du Vofreude auf den Rewatch? Ich denke gerade so darüber nach ... und irgendwie reizt es mich gar nicht, hier nochmal einen Versuch zu wagen. Nicht, weil ich schlechte Erinnerungen an dem Film habe. Sondern, weil er mir heute ein wenig egal ist, wenn ich über ihn nachdenke. Es ist etwas mehr als drei Jahre her seit meiner Erst- (und bis heute einzigen) Sichtung und alles was ich primär vor Augen habe, wenn ich Wild At Heart lese, ist Dianne Ladd, wie sie sich die Visage mit Schminke vollschmiert ... und dann irgendwann später mit einem Besen davonfliegt?

      Verrückter Film - aber etwas zu oberflächlich, um die irren Bilder interessant zu machen. Ich müsste den wohl tatsächlich nochmal sehen, um deiner Kritik voll und ganz folgen zu können, hab aber vor allem das Gefühl, dass er als einziger Film in Lynchs Gesamtwerk für mich einer gewesen ist, der nur okay - und nicht mehr und nicht weniger - war. Und der mir keine großen Gefühle in die negative oder positive Richtung gegeben hat (wie Inland Empire oder Eraserhead - respektive - das schafften). Und genau so liest sich auch meine Kritik von damals, in der ich wirklich nicht viel zu sagen hatte ... so wie der Film irgendwie selbst.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:

      @Bavarian: Hattest du Vofreude auf den Rewatch?


      Jein. Würde ich nicht aktuell dieses monströse Lynch-Projekt durchziehen, wäre Wild At Heart ganz bestimmt nicht so zügig wieder in meinem Player gelandet. Also unter normalen Umständen hätte ich jetzt kein Verlangen nach ihm gehabt. Gerade freue ich mich aber so ziemlich auf alles, was Teil des Programms ist. Im Falle Wild At Heart aber mehr aus Analyse-Gründen. Weil ich gerade einfach sehr viel unmittelbaren Lynch-Input im Hirn habe, mit dem ich filmübergreifend Erkenntnisse generieren kann, die ich sonst so nicht wahrnehmen würde. Und da zählt einfach jedes Puzzlestück dazu. Daher ja, in dem Sinne hatte ich durchaus Vorfreude. Zu Dune musste ich mich jedenfalls mehr aufraffen. :D

      Eine noch tiefere Betrachtung ist ja letztendlich meine Motivation für dieses Projekt gewesen. Wobei ich mich natürlich auf einen Lost Highway - den ich heute Morgen noch vor der Arbeit angesehen habe - nicht nur aus analytischen Gründen sehr gefreut habe.

      Data schrieb:

      Dianne Ladd, wie sie sich die Visage mit Schminke vollschmiert ... und dann irgendwann später mit einem Besen davonfliegt?


      Yes. Das ist alles so passiert. Mehr oder weniger. Und klingt so nackt formuliert noch irrer als es eh schon ist. ^^

      Data schrieb:

      Und genau so liest sich auch meine Kritik von damals, in der ich wirklich nicht viel zu sagen hatte ... so wie der Film irgendwie selbst.


      Ich denke, der Film funktioniert am besten, wenn man seine Basis als Parodie und Karikatur ansieht. Woraus dann aber durchaus Substanzvolles erwächst.

      Data schrieb:

      Verrückter Film - aber etwas zu oberflächlich, um die irren Bilder interessant zu machen.


      Seine Oberflächlichkeit ist ein Stück weit auch seine DNA. Aber ich gebe dir dennoch Recht. Es gibt viel interessantere Lynchs.


      Hast du einen Lynch im Sinn, auf den du zeitnah mal wieder Bock hättest?






      Bavarian schrieb:

      Seine Oberflächlichkeit ist ein Stück weit auch seine DNA. Aber ich gebe dir dennoch Recht. Es gibt viel interessantere Lynchs.


      Macht Sinn. Steigert meinen Bock aber irgendwie trotzdem nicht. :D

      Bavarian schrieb:

      Hast du einen Lynch im Sinn, auf den du zeitnah mal wieder Bock hättest?


      Lost Highway. Den ich bisher einmal gesehen habe und der damals, gefühlt, über meinen Kopf hinwegging. Seither poppen bei mir immer wieder Bilder aus dem Film auf, bei denen ich mir denke, "ach, das sah doch interessant aus". Und ich hab's im Gefühl (und da könnte ich mich täuschen - aber meistens liege ich mit meinen Ahnungen richtig), dass der mir jetzt eher zusagen würde, wo ich weiß, was ich da anschaue. Ich möchte mit dem aber noch warten, bis die UHD rauskommt - wurde ja erst letzte Woche nochmals verschoben auf irgendwann Mitte Juni oder so. :whistling:
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:

      Seither poppen bei mir immer wieder Bilder aus dem Film auf, bei denen ich mir denke, "ach, das sah doch interessant aus"


      Gute Wahl. Lost Highway beschert drei oder vier der intensivsten Szenen im gesamten Lynch-Kosmos, mMn. Und ist natürlich auch als Gesamtwerk bombastisch. Freue mich schon auf deine Worte dazu irgendwann. :)






      Scholleck schrieb:

      Bavarian schrieb:



      Gute Wahl. Lost Highway beschert drei oder vier der intensivsten Szenen im gesamten Lynch-Kosmos, mMn. Und ist natürlich auch als Gesamtwerk bombastisch. Freue mich schon auf deine Worte dazu irgendwann. :)


      Ist der (auch gerade nach deinem Rerun) noch dein Lieblings-Lynch?


      Puh, schwierige Frage, die ich am besten beantworte, wenn ich mit dem ReRun durch bin. Da könnte sich aber was dran ändern. Denn nach meinen bisherigen Erlebnissen, bei diesem Durchmarsch, würde ich Eraserhead und Lost Highway fast schon auf gleicher Höhe sehen. Und Mulholland Drive, der sowieso nur ganz knapp hinter Lost Highway bei mir rangiert, ist ja auch noch in der Pipeline. Aber die werden mit großer Sicherheit meine Top3 bilden.

      Lynch in Rankings oder Zahlen zu packen, fällt mir aber sowieso sehr schwer. Natürlich werd´ ich´s am Schluss dennoch machen. :D

      Und wie sieht´s bei dir aus? Hat Eraserhead ein wenig das Lynch-Feuer in dir entfachen können oder genügt das erst mal wieder? ;)