Happy Feet
Vorwort:
Eigentlich war auch die Rezension des Happy Feet Scores als eine zusammengefasste und übersichtliche Kritik geplant gewesen, mit dem Ziel, den Leser mit wenig Leseaufwand gut zu informieren.
Leider steigerte ich mich während dem Verfassen in eine regelrechte Euphorie, weil einem erst beim bewussten Zuhören die unzähligen kleinen Details, Spielereien und Filmbezüge auffallen.
Allen, die sich ohnehin mit längeren Texten schwer tun, sei der direkte Sprung zum abschliessenden Fazit empfohlen (Klick).
Allen anderen wünsche ich viel Spass. Für Freunde der Filmmusik sicherlich keine vergeudete Zeit :)
Erscheinungsdatum: 01.01.2006
Komponiert von: John Powell
Produziert von: unbekannt
Label: Warner
Anzahl der CDs: 1
Preis: ca. 15 Euro
Trackliste:
Vorwort:
Eigentlich war auch die Rezension des Happy Feet Scores als eine zusammengefasste und übersichtliche Kritik geplant gewesen, mit dem Ziel, den Leser mit wenig Leseaufwand gut zu informieren.
Leider steigerte ich mich während dem Verfassen in eine regelrechte Euphorie, weil einem erst beim bewussten Zuhören die unzähligen kleinen Details, Spielereien und Filmbezüge auffallen.
Allen, die sich ohnehin mit längeren Texten schwer tun, sei der direkte Sprung zum abschliessenden Fazit empfohlen (Klick).
Allen anderen wünsche ich viel Spass. Für Freunde der Filmmusik sicherlich keine vergeudete Zeit :)
Erscheinungsdatum: 01.01.2006
Komponiert von: John Powell
Produziert von: unbekannt
Label: Warner
Anzahl der CDs: 1
Preis: ca. 15 Euro
Trackliste:
01. The Huddle 02. The Eggs Hatch 03. Birth of Mumble 04. Wives Ho! 05. Singing Lessons 06. Skua Birds 07. In My Room 08. Graduation 09. Fish 10. Leopard Seal 11. Adelieland 12. Bob's Led 13. Finding Aliens 14. Lovelace's Pile 15. If I Could Sing |
16. Exile 17. The Leader of the Pack 18. Finding Lovelace 19. Gloria Joins 20. The Hill 21. Fun Food Storm 22. Killer Whales 23. Alien Ships 24. In the Zoo 25. First Contact 26. Mumble Returns 27. Tap Versus Chant 28. The Helicopter 29. Communication |
Gesamtspieldauer:
67:40 Minuten
67:40 Minuten
Die Musik:
Dass sich über einen Zeitraum von vier Jahren, in dem pausenlos komponiert, arrangiert und umgeschrieben wurde, eine Menge Musik ansammelt, scheint verständlich und ist im Falle von Happy Feet sogar erfreulich. Bereits das im November 06 herausgegebene Songalbum beinhaltete beinahe alle im Film enthaltenen Songs, Coverversionen sowie Crossovers und bot somit für die im Film zentralen Musikstücke eine angemessene Veröffentlichung.
Ebenso erfreulich ist, dass die im Januar 07 erschienene Scorezusammenstellung die wenigen noch existierenden Songlücken schloss und dem gross angelegten Score von Komponist John Powell ebenfalls genug Platz einräumte.
Der Film stellt dabei eine mutige und je nach Erwartungshaltung gelungene Kombination aus gewohnter Figurenkonstellation, putziger Plüschoptik und gewagter Ökokritik dar. Was als universell anwendbare, aber reichlich unoriginelle Moralstudie für gesellschaftliche Intoleranz beginnt, entwickelt in der zweiten Hälfte einen überraschend ernsthaften Grundton mit aktueller Thematik wie Ausbeutung der Umwelt und Tierquälerei. Beides mit der gleichen Ursache: die Gleichgültigkeit des Menschen.
Die naiv-kindliche Auflösung dagegen beisst sich mit der ernsten Inszenierung und stösst nicht bei Allen auf Gegenliebe, stellt aber vermutlich einen unausweichlichen Schritt dar, um noch als Kinderfilm durchgehen zu können.
Diese für einen Animationsfilm ungewöhnliche Konzeption erforderte eine entsprechend adäquate Vertonung, was aus der Sicht des Komponisten gesehen mit Sicherheit keine leichte Aufgabe gewesen sein musste.
Thematisch liess sich Powell nichts vormachen und kreierte für praktisch alle handlungsrelevanten Elemente und Charaktere eigene Themen. Dabei bekamen sowohl die beiden Kolonien der Königs- und der kleinen Felsenpinguine als auch die im Film erscheinenden „Aliens“ einen musikalischen Hintergrund spendiert. Bei den Charakteren wurden die Hauptprotagonisten Mumble, Gloria, der Latino-Sidekick Ramon und der Prediger Lovelace mit Motiven ausgestattet.
Der Schwerpunkt legte Powell auf die Verwendung und Entwicklung des Mumble- und des Koloniethemas. Mit letzterem wird man bereits beim ersten Track (The Huddle) konfrontiert. In diesem wird das Thema von einem, wie es aus verschiedenen Quellen heisst, 600 Mann starken Männerchor vorgetragen. Dieses erklingt hier in seiner eindrücklichsten Pracht und mit einer Ernsthaftigkeit, die den Kampf der Pinguine gegen die Gezeiten, Hunger und Leid nicht besser verdeutlichen könnte. Der interessanteste Aspekt dabei ist der rein aus Lauten bestehende und an Mouthpercussion erinnernde Unterbau, der durch seine Urtümlichkeit sehr an alte Stammesgesänge fremder Kulturen erinnert. Die glasklare, hinduistisch angehauchte Frauenstimme trägt ihr übriges dazu bei.
In Birth Of Mumble wird, wie der Titel schon verrät, der kleine Pinguin Mumble vorgestellt, der ein ausgesprochen sympathisches Thema spendiert bekommen hat, welches auf einer Off-Beat Notierung beruht. Das Motiv wird in diesem Track erst von einer Harfe und später von einem Cavaquinho, einem mit der Ukulele verwandtem Saiteninstrument, vorgetragen. Dazu gesellen sich noch ein elektronischer Rhythmusteppich sowie einige Flöten-, Harfen und Malletperkussionsspielereien.
Beim vierten Track Wifes Ho! ist Nomen ebenfalls Omen, denn in diesem wird nicht nur der Weiblichkeit gehuldigt (im Film sind es die zurückkehrenden Pinguinmütter) sondern man bekommt auch eine weibliche, von Trompetensoli begleitete Chorvariante des Huddlethemas zu hören. Zu Beginn noch rockig mit einer E-Gitarre und mit pulsierenden Streichern untermalt, wandelt sich das Pinguinmotiv später in einen sirenenähnlichen Gesang. Es folgt das im 3/4 Takt notierte Mutterthema, das in bester Wiener Walzermanier auf elegante Art und Weise dahin gleitet, nur um sich dann mit der bereits bekannten Cavaquinho-Melodie abzulösen.
Singing Lessons erweist sich als sehr lyrische und verspielte Art des Mickey Mousing, mit einigen Latin-Akzenten und einem sich langsam ins Fortefortissimo steigernden Chorcrecendos. Abgeschlossen wird dieser Track von dem bekannten walzerartigen Mutterthema, das jedoch nun verstärkt für Mumbles Freundin Gloria verwendet wird.
Mit The Skua Birds erreicht den Hörer der erste Actiontitel, der mit tiefen Blecheinsätzen und imposanten Tom Tom-Grundrhythmen für die nötige Spannung sorgt, aber powelltypisch nicht ganz auf elektronische Hilfsmittel verzichten kann. Wirklich hörenswert ist die leichte Dissonanz die der Komponist erreicht in dem er den summenden Frauenstimmen einige schnell ziehende und zupfende Geigen in hohen Tönen gegenüberstellt.
Im siebten Track wird wieder der Gesangsunterricht aufgegriffen. Ein mit Klavier und Harfe begleiteter, zuckersüsser Kinderchor interpretiert dabei den Beach Boys Klassiker In My Room.
Mit Leopard Seal bekommt man wieder gut funktionierenden Action Cue serviert, der aber nicht selten an andere Werke des Komponisten erinnert. Richtig interessant wird der Track erst in der Mitte wenn mit dem Auftauchen der kleinen Latino-Felsenpinguine südamerikanischer Flair Einzug hält. Nun folgt beste brasilianische Sambakost, denn der Film begibt sich ins Land der Felsenpinguine die im Film sehr temperamentvoll, aufgeschlossen und humorvoll dargestellt wurden. So verwundert es nicht, dass ihre musikalische Untermalung mit heissen Rhythmen und vielen Salsa sowie Mamboeinlagen garniert wurde.
In Bob’s Led wird das südamerikanische Tempo beibehalten und sogar noch gesteigert. Denn während sich die vier Pinguine steile Abhänge runterstürzen und auf Eisflächen rumtoben, ertönt eine sehr mitreissende und von spanisch-mexikanischen Akzenten durchzogene Folklore-Actionvertonung. Parallelen zu Antz oder Mr And Mrs Smith sind nicht zu überhören.
Finding Aliens dagegen bietet wieder herkömmliche Filmmusikkost, denn die hier akustisch dargestellten Ausserirdischen ähneln stilistisch anderen Filmscores die ebenfalls überirdische Elemente untermalen. Mystisch aufgebaute Chöre und jede Menge Suspense ist das Resultat. Einzig die Verschmelzung des Huddle- mit dem Mumblethemas ist erwähnenswert, welches wohl die Interessensüberschneidung von Mumble und der Kolonie symbolisieren soll.
Bei Lovelace’s Pile wird erneut eine weitere Stilrichtung spürbar. Gospelblues, der durch Gesang getragen und mit Orgel begleitet wird. Abgeschlossen durch eine kleine „Jazzkombo-Improvisation“, wenn man bei einem komponierten Score überhaupt davon sprechen kann.
Mit The Leader Of The Pack folgt der zweite Song, vorgetragen von dem kleinen Felsenpinguin Ramon, der zwar von Robin Williams gesprochen, aber in diesem Fall nicht gesungen wurde. Entstanden ist ein schön anzuhörendes, melancholisches Klagelied.
Die nachfolgenden Tracks nutzen die bis hierhin etablierten Mittel ohne sich dabei nennenswert auszuzeichnen. Erst Titel 23 The Alien Ship verwendet ein weiteres Mal die beiden Hauptthemen von Mumble und der Kolonie und mixt sie zu einer neu klingenden aber gleichzeitig auch vertrauten Mischung, die Powell ähnlich wie in X-Men 3 (im Track Dark Phoenix Tragedy) in einem immer höher werdenden Spannungsbogen gipfeln lässt.
Ohne zuviel von der Filmhandlung vorweg zu nehmen, kann man getrost behaupten, dass mit The Zoo jegliche kindlichen Elemente aus dem Film verschwunden sind und die Musik, trotz ihrer anfänglichen Verspieltheit, nur eines bezwecken möchte: den trügerischen Schein von Heimat und Sicherheit vermitteln. Die abschliessenden Sforzandos wirken zusammen mit den taktgleich geschnittenen Bildern mehr als nur eindrücklich.
Die letzen drei Stücke bilden zusammen eine Art musikalischen Abschluss, der zudem gleichzeitig noch elementarer Bestandteil des Films ist. Rhythmisch zeigen sowohl Komponist als auch Pinguin was noch alles in ihnen steckt. Nicht unbedingt sehr anspruchsvoll oder neu, aber doch hörfällig. Vor allem wenn sich im letzten Track die Streicher zum Finale erheben, in dem sie Mumble und Gloria eine musikalische Symbiose ihrer Themen eingehen lassen.
Fazit:
Zusammenfassend kann man John Powells erste Zusammenarbeit mit Mad Max Erfinder George Miller als seine bisher abwechslungsreichste bezeichnen. Wobei abwechslungsreich nicht automatisch auch kreativ bedeuten muss. Viele Bezüge zu seinen früheren Werken (von Antz bis hin zu den im gleichen Jahr entstandenen Ice Age 2 und X-Men 3) sind nicht zu überhören. Trotzdem oder gerade deswegen ist Powell mit Happy Feet ein ausgesprochen hörfälliger Score gelungen, der einen oft überrascht und noch häufiger mit einem kleinen Staunen zuhören lässt.8 von 10 Punkten
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