Black Swan (Aronofsky)

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    Es gibt 390 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Olly.

      Schon bei der Erstsichtung konnte mich der Film nicht begeistern, und beim zweiten Mal ist es nicht besser. Vermutlich könnte ich "Black Swan" mehr abgewinnen, wenn ich Natalie Portman mögen würde. So ist der Film alleine durch ihre ständige Präsenz schon etwas anstrengend. Dabei gefällt mir der Ballett-Hintergrund gut und die Story an sich finde ich nicht schlecht, obwohl sie vorhersehbar ist und mich ein bisschen an die Polanski-Filme "Ekel" und "Der Mieter" erinnert. Was mir hier vor allem fehlt, ist eine Beziehung zur Hauptfigur. Bei einer anderen Schauspielerin würde ich wahrscheinlich mehr mit der Figur mitfühlen, so ist mir ihre Geschichte relativ egal. Auch mit den anderen Figuren werd ich nicht so richtig warm, sie wirken mir zu klischeehaft. Am sympathischten ist mir erstaunlicherweise Lili, dabei mag ich Mila Kunis eigentlich auch nicht sonderlich. So kann "Black Swan" bei mir hauptsächlich durch die (Schwanensee-) Musik, die Ballettszenen und die kleinen Auftritte von Winona Ryder punkten.

      6/10
      - Black Swan

      Darren Aronofksy liebt es, mit den Erwartungen seiner Zuschauer zu spielen. Er mag Psychospielchen und führt seine Charaktere gern auf falsche Fährten, welche sie auf den Weg der Selbstzerstörung führen. Er verwendet dabei oft die Selben Tricks, indem er dramatische Entwicklungen zeigt, die sich später als Hirngespinste herausstellen und wenn solche Tricks oft genug angewendet werden, dann sind sie irgendwann nicht mehr funktional, weil sie vorhersehbar werden.

      Ich sage das alles, weil meiner Erstsichtung von Black Swan eine Diskussion über Aranofskys letzten veröffentlichen Film mother! vorausging, der ähnliche erzählerische Spielereien veranstaltet hat, die dort aber einfach nicht funktionierten, weil sie überstrapaziert wurden und in der Narrative nicht aufrichtig wirkten, sondern mehr wie ein Mittel, um den Zuschauer an der Nase herumzuführen, ohne dass der Film jemals eine ehrliche Begründung abgegeben hat, warum das Ganze war. Es war ein Film voller roter Heringe, der Stil über Substanz gestellt hat und nie die Zeit, nie die Sorgfalt aufbringen konnte, einen klaren Gedanken zu formulieren, um sich selbst und seinen Zuschauern eine aufrichtige, ungespielte Aussage zu übermitteln.

      Ich will mich in dieser Review eigentlich gar nicht auf die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten zwischen Black Swan und mother! fokusieren, aber weil beide Filme ähnliche Tricks verwenden, der hier besprochene aber sehr viel eleganter und sinnvoller damit umgeht, ist die Einführung angebracht gewesen.

      Black Swan erzählt die Geschichte von Nina Sayers, einer Ballerina, die unter Thomas Leroy die Hauptrolle seiner Interpretation von Tchaikovskys Schwanensee bekommt. Er fordert seine Darstellerin bis zum Punkt des nervlichen Zusammenbruchs und sie kämpft damit, ihre geistige Gesundheit zu wahren unter der ständigen Angst, wer ihr auf dem Weg zur perfekten Performance schaden will und ob ihre Ersatzdarstellerin Lily ihr die begehrte Rolle womöglich stehlen möchte.

      Aronofsky hat gesagt, dass ihm die Idee kam, als er sich die Frage stellt, wie Broadway-Darsteller mit der Ahnung eines Ersatzdarstellers umgingen. Die Frage ist interessant, ist der Ersatzdarsteller doch eine Art Double, der darauf trainiert wird, die gleiche Performance zu geben, wie die Erstbesetzung. Was für Rivalitäten können hierbei entstehen? In typischer Manier beantwortet Aronofsky diese Frage auf sehr metaphysische Art und Weise. Nina steigert sich mehr und mehr in die Idee hinein, dass ihre Umgebung ihr was Böses, sie manipulieren möchte. Und je mehr sich diese Ahnung verfestigt, desto entschlossener wird sie, alles dafür zu tun, die Rolle der Odette zu behalten, sie zu perfektionieren – sie in gewisser Weise zu werden. Dieser Prozess lässt Wirklichkeit und Fantasie zunehmend miteinander verschmelzen. Nina sieht nur noch Feinde um sich herum und aus dem ursprünglichen Mauerblümchen, das nicht über Sex reden konnte, wird eine Kämpferin, die ihr Schicksal annimmt, um die perfekte Darstellung abzuliefern. Der Film kulminiert während einer beeindruckenden finalen Performance im letzten Akt der Vorführung und explodiert regelrecht in Ekstase und Gefühlen und audiovisueller Pracht, die in vielerlei Hinsicht das Stück von Tschaikovsky widerspiegelt.

      Ich denke, Black Swan ist ein guter Film und Aronofsky holt beeindruckende schauspielerische Leistungen aus seinen beiden Darstellerinnen Natalie Portman und Mila Kunis heraus. Erstere hat so viele Emotionen in diesem Film abzudecken und einen so komplexen Arc zu spielen, dass es nicht verwunderlich ist, dass sie für diese Rolle den Oscar mit nach Hause nehmen durfte. Die Nina am Ende des Films ist ein fast völlig anderer Charakter als der, den wir zu Beginn kennengelernt haben und sie spielt diese intensive Entwicklung absolut glaubwürdig und fesselnd. Als jemand, der außerdem eine milde Algophobie hat, sind mir die ganzen Szenen, in denen der Film den körperlichen Zerfall verbildlicht, indem er Verletzungen oder Selbstverletzungen zeigt, auf unangenehme Weise recht nah gegangen.

      Aronofsky neigt zum Symbolismus und dieser Hang kommt in Black Swan nicht ganz unüberraschend stark zum Vorschein. Ich denke, das Hauptthema des Films ist Kontrolle und wie Nina aus der Kontrolle ihrer Umwelt – die ihrer Mutter, die ihres Regisseurs, die der Welt, in der sie lebt - herausbricht. Aronofskys erzählerische Präferenzen sind daher vollkommen angebracht für diese Art Thematik, passend und, ja, geschmackvoll eingesetzt. Der Film lebt von einer starken Bildsprache und einer noch besseren Hauptdarstellerin und auch wenn der Film oft zu wahnsinnig erscheint, um sich wohl darin zu fühlen, so erfasst er den Druck doch äußerst gut, der auf jungen, aufstrebenden Künstlern in Anbetracht eines unbarmherzigen Konkurrenzkampfes lastet. Ich denke daher, der Film war in der Tag sehr gut gemacht war, auch wenn ich darin nicht das Meisterwerk sehe, zu dem es manchmal gemacht wird.

      Verfügbar auf Netflix.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:



      Ich denke, Black Swan ist ein guter Film und Aronofsky holt beeindruckende schauspielerische Leistungen aus seinen beiden Darstellerinnen Natalie Portman und Mila Kunis heraus.


      Moment, Aronofsky ist doch gar nicht deine Art von Regisseur und sowieso?

      Spaß beiseite, ich habe Black Swan zwar länger nicht gesehen, aber oft genug. Im Kino schon war es eines der emotional intensivsten Erfahrungen, die ich je bei einem Film erleben durfte. Ich war danach fertig mit der Welt. Das Spiel mit der Metamorphose ist einfach nur gelungen.

      Mehr fällt mir gerade nicht ein, ist wie gesagt auch schon wieder etwas her, aber ich weiß, dass ich damals 9 oder 10 Punkte gab (obwohl ich ja bekannterweise gar nicht auf so abgefahrene Filme stehe ;-)).

      Emily schrieb:

      Data schrieb:



      Ich denke, Black Swan ist ein guter Film und Aronofsky holt beeindruckende schauspielerische Leistungen aus seinen beiden Darstellerinnen Natalie Portman und Mila Kunis heraus.


      Moment, Aronofsky ist doch gar nicht deine Art von Regisseur und sowieso?

      Spaß beiseite, ich habe Black Swan zwar länger nicht gesehen, aber oft genug. Im Kino schon war es eines der emotional intensivsten Erfahrungen, die ich je bei einem Film erleben durfte. Ich war danach fertig mit der Welt. Das Spiel mit der Metamorphose ist einfach nur gelungen.

      Mehr fällt mir gerade nicht ein, ist wie gesagt auch schon wieder etwas her, aber ich weiß, dass ich damals 9 oder 10 Punkte gab (obwohl ich ja bekannterweise gar nicht auf so abgefahrene Filme stehe ;-)).


      Ja, da hab ich vergessen, mir das bei der Forenautorität für qualitativ hochwertige Filme abnicken zu lassen. Dumm, wie ich bin...

      Das mit der Metamorphose ist tatsächlich klasse verbildlicht worden. Fand ich stark, wie Aronofsky den Zuschauer langsam dahin geführt hat, da es zunächst ja durchaus nur ein Ausschlag hätte sein können und die Verwandlung nach und nach deutlicher wurde, bis man da sitzt und begreift, worauf er hinaus will. Und wie gesagt, in diesem Film war dieses Spielchen durchaus angebracht und passend, weil es stimmig zur Thematik war. :)
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Data schrieb:


      Das mit der Metamorphose ist tatsächlich klasse verbildlicht worden. Fand ich stark, wie Aronofsky den Zuschauer langsam dahin geführt hat, da es zunächst ja durchaus nur ein Ausschlag hätte sein können und die Verwandlung nach und nach deutlicher wurde, bis man da sitzt und begreift, worauf er hinaus will. Und wie gesagt, in diesem Film war dieses Spielchen durchaus angebracht und passend, weil es stimmig zur Thematik war. :)


      Hier hat es meiner Meinung nach auch gut gepasst bzw. war es deutlich genug, dass die psychische Metamorphose eigentlich nur verbildlicht wurde. Da war die bildliche Ebene gut genug mit der inneren Entwicklung verknüpft worden.
      So musste den mal wieder gucken

      Der Film ist ganz schön mit mir gewachsen.

      Ich liebe das Thema der Metamorphose. Hollywood ist ja gerne mal esoterisch - und ein esoterisches prinzip am weg zur erleuchtung ist dass das helle sich schwärzen muss.
      Und genau diese Thema durchzieht den ganzen Film. darum gibts auch keinen ausklang - sie erreicht vollkommenheit (sagt es ja selber) und somit ist die reise abgeschlossen

      Ich find das ganz generell ziemlich beflügelnd - seine dunklen aspekte zu erforschen und zu integrieren. Der Film legt nahe dass es ein fordernder Prozess ist - und auch ein bisschen Wahnsinn dazu gehört.

      Ein bisschen wie das Leben selbst oder? Wir entwachsen der heilen Welt - und müssen uns der Dunkelheit stellen. Deshalb find ich den Film extrem beflügelnd. Den weissen und schwarzen schwan zu synchronisieren - das ist die meisterprüfung gg
      Man braucht Herz - aber auch härte - eins von beiden reicht nicht

      Toller Film

      9,5/10
      Darren Aronofsky probiert sich an einem Musical!

      Allerdings gibt es noch nichts genaues zu berichten - Aronofsky: “We’ll see what happens. But we’re working on it.”

      Quelle: bloody-disgusting.com/movie/37…s-that-hes-working-on-it/
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"