Der 13. Krieger

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    Es gibt 22 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von SamTrautman.

      Hab letztens extra mal wieder reingesehen, von mir aus kann es ruhig mal wieder ein Film in dieser Machart geben oder gerne mal eine Art Fortsetzung.
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      Wenn zwei sich streiten freut sich sprichwörtlich der Ditte. Oder wie man es aus Giuseppe Sartis 1782 inszenierten Oper „Fra i due litiganti terzo gode“ ins Deutsche übersetzen kann, „Wenn zwei sich streiten, zieht der Dritte den Nutzen“. Doch anders wie bei Sartis streitlustigen Grafenehepaar das sich zu jener Zeit heftig behagte um die Frage der Verheiratung der Dienerin und daraufhin eine fruchtbare Revolution auslöste die zum besseren verhalf, bleibt sie beim 13. Krieger a) wenig fruchtbar und b) verschafft sie uns keinen guten Film. Der sprichwörtliche Dritte, also der Rezipient des Kinofilms hat keinen Nutzen, lediglich einen mittelgroßen Schaden, ferner einen Film bei dem so vieles möglich gewesen wäre. John Mc Tiernans Streit mit Produzent Michael Crichton im Jahre 1999, der mit der Entlassung Mc Tiernan endetet und der Übernahme durch Crichton der den bereits fertigen Film kürzte sowie Teile des Films sogar komplett neu drehen lies, verhalf weder Hauptdarsteller Banderas, damals in seiner Prime, zu einem weiteren Kinohit, noch konnte Mc Tiernan jemals wieder einen anderen großen Hit landen. Dabei war dieser Crossovereske Film durchaus seiner Zeit voraus, stellte ein Unikum dar. Wenn heute wie selbstverständlich Cowboys gegen Aliens oder diverse Marvel Crossover Filmchen ihren Weg ins Kino finden, war das 1999 noch etwas Außergewöhnliches. Wenngleich man beim Prädikat außergewöhnlich nur von der Idee sprechen kann und nicht vom fertigen Film, den man zusehen bekam.

      Kleine Dinge mit großer Wirkung

      Ja woran hats gelegen frägt man sich? Ja woran? An vielen Dingen, klingt die Grundprämise des Films noch vielversprechend: Ein Poet ( Banderas) aus dem arabischen Raum wird als Botschafter zu befreundeten Wikingern geschickt um mit ihnen einen Abenteuer gegen scheinbar übernatürliche Kräfte zu bestehen wobei der wahre Grund der Abreiße eine Intrige im nicht näher erklärten Hofe da stellt. Verflochten wird das Ganze noch mit einer Beowulf Geschichte. Atmosphärisch macht Mc Tiernan wenig falsch, was auch dem nicht aus dem Rechner entstammenden Lager der Wikinger und dem Drehen an „echten“ Schauplätzen geschuldet ist. Das damals hohe Produktion Value von 100 Millionen US Dollar ist zu jeder Zeit sichtbar. Wenn heutzutage ganze Filme im Studio vor Greenscreen produziert werden wie beispielsweise der noch unechtere wirkende Tod am Nil als die Faltenfreie Stirn des Faustgitarre spielenden Dieter Bohen, lernt man diesen Umstand das hier in der Natur gedreht wurde sehr zu schätzen. Untermalt wird der 13. Krieger von Altmeister Jerry Goldsmith, der nochmal ein zu gefallenes Best of seines Schaffens kredenzt. Setting und Score sind also nicht als größte Schwäche des Films an vorderster Front anzuführen. Was ist es dann? Ja die Kleinigkeiten die den Film dann nicht rund wirken lassen. Auf die Kleinigkeiten kommt es an, sie ergeben am Ende das große Ganze.

      Der Banderadidakt


      Wie fast jeder Film indem Kultur übergreifende Freundschaften entstehen ist eines von Bedeutung. Doch viel besser ausdrücken kann es Ludwig Wittgenstein: „Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt. So bringt sich Banderas, der den weirden Botschafter aus Arabien spielt, autodidaktisch nur durch zuhören die Sprache der Wikinger bei. Was in Tarantinos Inglorious Basterds zu einer Schlüssel Szene gemacht wird ist in der 13 Krieger nur eine beiläufige Erwähnung wert. Da kann Babbel von Glück sagen das es nicht mehr Leute wie Banderas in der heutigen Zeit gibt. Sprachen scheinen aber die kleinste Herausforderung für unseren Botschafter darzustellen, zum einen bringt er sich im Laufe des Films das kämpfen im Kampfgetümmel gleich selbst bei und erlernt des Weiteren die Kunst des Schmiedens gleich mit, mit Hilfe derer er aus einem Schwert einen Krummsäbel schmiedet. Sieht man ihn mit Schwert tollpatschig danebenschlagen, schlägt er fortan an mit seinen eigens geschmiedeten Waffen, besser als jeder Wikingerkrieger seine Feinde in Stücke. Wenn man bedenkt das der Mann als Poet im Film eingeführt wird, ist dies eine erstaunliche Story Arc die er hier in wenigen Tagen durchlebt. Zudem gibt es noch einige Probleme, die den Charakter selbst betreffen, die Darstellung des Gebets vor dem Kampf ist reich an Fehlerhaftigkeit in Vorbereitung und Ausführung. Wenigstens hier wäre doch mehr Aufmerksamkeit angebracht gewesen.

      Der Konflikt unter den verschiedenen Kulturen oder die Bereicherung die sie erfahren könnten ist nicht das zentrale Thema des Films wobei hier auch wieder Dinge angedeutet werden, im späteren Verlauf aber nie wieder aufgegriffen werden. Viele Handlungselemente verlaufen gleichermaßen im Matsch wie eine angedeutete Romanze zwischen dem Poeten und einer Wikinger Dirne. In der 13 Krieger liegt vielmehr der Fokus auf der Angst vor dem unbekannten. Die Bedrohung, die vom scheinbar übernatürlichen ausgeht welches das Wikingerdorf in Atem hält ist auf dem Unbekannten begründet welche Furcht und Angst unter den Wikinger Leuten auslöst. Dieses Narrativ wird lange genug aufrechterhalten und bietet den besten Spannungsbogen im Film sodass wenigstens eine interessantes Element Hoffnung auf etwas Großes verspricht. Doch just als sich das Fremde offenbart verpufft die vorhandenen Restspannung im Nebel des Krieges, sowie die verbliebene Hoffnung auf einen Story technischen Twist, der noch irgendwie alles zum Guten lenken könnte. Zudem fehlen hier auch die Grautöne. Der 13. Krieger kennt nur Gut und Böse. Nur schwarz und Weiß. So wirkt das Unbekannte interessanter je weniger man über es in Erfahrung bringt. Interessante Figuren der Filmlandschaft verhalten sich aber gegensätzlich hierzu, auch jene aus Mc Tiernan vergangenen Tagen tun dies, wie etwa wenn der Predator sich zu erkennen gibt will man mehr über das warum wissen. Mehr über den Charakter. Hier schafft man es nicht über das unbekannte hinaus etwas Interessantes beizutragen über das Böse, das da draußen irgendwo lauert. Zeigt es sich ist es entzaubert. Im Grunde erfüllen sie nur eine Funktion des Filmemachers ohne wirklich Tiefe zu besitzen.

      Amateure verkürzen Filme

      Wieso und weswegen das Böse hier dies und jenes tut oder auch nicht bleibt genauso als Fragezeichen über dem Kopf des Zuschauers zurück wie die Tatsache, dass man beim unvermeidlichen Endkampf zwischen Beowulf und dem Anführer der „Bösen“ nicht blinzeln darf. Es gibt im 13. Krieger einfach keinen würdigen Showdown. Wenn wir nach durchaus kurzweiligen 80 Minuten einen durch einen Schlangengift verletzten Beowulf, gepeinigt und von Fieber durchnässt auf Feld taumeln sehen, mit Mühe und Not das Schwert am Boden schleifend, der dann in Sekunden im nicht vorhandenen Showdown den Endgegner besiegt, dann ist jener entweder der größte Amateur seit Andreas Scheuers Ernennung zum Verkehrsminister oder Crichton hatte keine Lust mehr am Ende des Films und darauf gehofft das das schon ok sei. Nein ist es nicht. Die Anfänglich das halbe Dorf in Schutt und Asche legenden Bösen werden im Finale innerhalb weniger Sekunden durch den Tode des Anführers demoralisiert und ziehen im Angesicht der mittlerweile arg dezimierten Horde der ehemals 13 Krieger einfach von Dannen? Vielleicht hatte der Anführer damals bei seiner Ernennung das gleiche Problem das Andy Scheuer auch hatte, er bekam den Job nicht aus Kompetenzgründen, er war halt da.

      Unter vielen Cineasten oder manch einer nennt sie auch Nerds, gilt das Film Jahr 1999 als eines der besten. Fight Club oder Matrix entstanden sowie Sixt Sense und Green Mile verzauberten die Kino Leinwand. Der 13. Krieger nicht. Auf finanzieller ebene eine Mega Flop von dem sich Mc Tiernan auch nie wieder rehabilitierte. Schlussendlich kann nur gemutmaßt werden was es für eine Film geworden wäre ohne die Trennung vom Regisseur während der Dreharbeiten. Der Mc Tiernan Cut wird wohl eher nicht mehr erscheinen. Anders wie beim Schneider Cut wird danach auch keiner danach verlangen. Die Zutaten für einen überragenden Film lagen bereit, aber wie es so oft ist im Leben wenn zwei sich streiten freut sich keiner….

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