The Wire [HBO]

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    Es gibt 329 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      Re-Run beendet. Begeisterung, Zufriedenheit und etwas Wehmut schon direkt nach dem Abspann.

      Mit der zehnten Episode der fünften Season bringen die Macher diese Ausnahmeserie zu einem runden und stringenten Ende. S5 rückt verstärkt den Medienaspekt mit in den Mittelpunkt und zeigt auf, dass dort letztendlich die gleichen Mechanismen und Systeme greifen, wie in der Politik und in jeglichen Behörden.

      Eine egoistische, unmenschliche und prestige- und geldgesteuerte Grundstruktur macht mit Individuen, die sich auflehnen und etwas reformieren wollen, immer wieder das gleiche: Entweder sie werden vom System zerstört oder beugen sich aus existenzsichernden Gründen dem Geschehen und werden zu weiteren Marionetten und Werkzeugen der Mächtigen.

      Die Stimmung der finalen Episode war wie das Leben selbst. Richtig und falsch, legal und illegal, gut und böse und wahr oder falsch liegen dicht - nahezu untrennbar - beeinander. *
      Zudem gab es sehr stark geschriebene Charaktermomente mit McNulty, Bubbles und Marlo gegen Ende. Wirklich sehr fein. Und die Barszene, hach... <3

      Eine unterhaltsame, komplexe und lehrreiche Milieu- und Charakterstudie, die in ihrer Intention bis heute unerreicht geblieben ist.

      *
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      Und ja, die Geschichte hat sich wirklich so zugetragen, liebe Zuschauer, im Jahre 2008 in Baltimore. Ihr Jonathan Frakes.







      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Bavarian“ ()

      Ich habe mir dieses Jahr zwei hochgelobte Serienbrocken vorgenommen: "Twin Peaks" und eben "The Wire". Beide habe ich physisch parat stehen. Bei "Twin Peaks" habe ich schon mal reingeschaut und festgestellt, dass es überhaupt nicht klug ist, zwischen den Staffeln mehrere Wochen vergehen zu lassen. :D Von daher muss ich da nochmal von vorne ran. Wegen der Planung bezüglich "The Wire" also eine naive Frage: Stehen die Staffeln da so ein bisschen für sich? Oder sollte man da auch möglichst schauen, dass man alles ohne größere Unterbrechungen schaut?
      Wenn man unbedingt will, kann man sagen, dass die Staffeln für sich stehen. Jede Season kommt ein neuer, großer Themenkomplex hinzu, da der aber stets auch mit in die Folgestaffel genommen wird, kann man das aber eher nicht so sagen. Ich würde definitiv empfehlen, die Serie am Stücke, ohne allzu lange Unterbrechungen zu schauen. Hier steckt viel drin, in den ersten Seasons werden Details angerissen, die erst später wichtig werden. Das kann dann schnell in Vergessenheit geraten, wenn zu viel Zeit dazwischen liegt und man dann direkt wieder von mehreren Tonnen neuer Inhalte erdrückt wird. Also klare Empfehlung die Serie ohne größere Unterbrechungen zu schauen.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      TheKillingJoke schrieb:

      Stehen die Staffeln da so ein bisschen für sich? Oder sollte man da auch möglichst schauen, dass man alles ohne größere Unterbrechungen schaut?


      Zwar haben die Wire-Staffeln schon ihre eigenen Themenschwerpunkte, doch die Figurenvernetzungen bleiben komplex und es kann nicht schaden, die ganzen Namen und Gesichter drauf zu haben. S4 und S5 werden ein wenig eigenständiger, aber keinesfalls völlig.

      Von daher sagt mein Bauchgefühl: S1 bis S3 eher geballt ansehen. Zwischen S3 und S4 sowie S4 und S5 darf aber schon mal die eine oder andere Woche vergehen, ohne komplett raus zu sein.

      Bin gespannt auf deine Meinung zu diesem epischen Werk. Und noch gespannter bin ich auf deine Twin Peaks Reviews. ;)






      Zu Twin Peaks kann ich nichts sagen, da meine Pause zwischen S1 und S2 bestimmt 3 Jahre beträgt und immer noch andauert. :D

      Aber "The Wire" würde ich schon empfehlen relativ zeitnah an einem Stück zu schauen, wenn man wirklich alles aufsaugen und verstehen möchte. Ist schon sehr komplex und ich musste nach meinen zeitlich versetzten Sichtungen auch immer wieder etwas reinkommen in die einzelnen Staffeln.

      Viel Spaß wünsche ich jedenfalls. :goodwork:

      'The Wire' 20th Anniversary Interviews | Dominic West, Wendell Pierce Lance Reddick & More



      Michael K. Williams - Sir, you are dearly missed. <3

      Ein kleiner Ego-Push bietet das Video für mich übrigens auch, bestätigen mir doch gerade so gut wie alle Besetzungsmitglieder hier, dass Season Four den Höhepunkt der Serie darstellte. The Wire war nie besser - und das trotz dessen, was für ein Powerhouse nach der vorherigen Season nicht mehr beteiligt sein sollte.

      Zum Jubiläum veröffentlicht HBO übrigens auch einen achtteiligen Podcast, derzeit bei Folge 3. Die ersten drei Teile sind auf Spotify verfügbar, untenstehend die Verlinkung zu den Youtube-Versionen. Hab noch nicht reingehört, aber das bringe ich in den nächsten Wochen definitiv noch irgendwie unter.

      Mit Dank an @Burning, dass er mich darauf aufmerksam gemacht hat.






      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Oh, die Interviews werde ich mir die Tage mal geben. Danke fürs posten. 20 Jahre ist die zweitbeste Serie aller Zeiten jetzt schon alt. Wie die Zeit vergeht, ich kann mich noch an den Deutschlandstart 2008 bei 'Sky' erinnern. War damals ziemlich neugierig, nachdem man so viel positives über The Wire gehört hatte. Kurz zuvor hatte ich zum ersten Mal "The Sopranos" beendet und war dementsprechend gehyped auf den Neustart aus dem mir bis dato noch kaum bekannten Hause 'HBO'. Und die astronomischen Erwartungen wurden dann tatsächlich erfüllt, was ja so gut wie nie passiert, aber The Wire hat voll meinen Nerv getroffen und gehört bis heute zu meiner absoluten Top 3 im TV-Bereich. Ganz großes Kino, das David Simon hier geschaffen hat.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Da ich im Juni irgendwann mit einem eineinhalbjährigen Sopranos-Rerun fertig wurde und zwischenzeitlich einige andere Serien beenden konnte, habe ich mich nun am Montagabend an den Start meines Wires-Neudurchganges gewagt. Weil ich die Serie schon lange mal wieder sehen wollte. Weil mir der Podcast zum 20. Jubiläum (sehr zu empfehlen, The Wire at 20) so gut gefallen und Nostalgiegefühle hochgebracht hat. Weil ich mal wieder auf etwas Bewährtes zurückgreifen wollte, von dem ich weiß, dass es mich umhauen wird. Und weil ich vor gut einem Jahr die Bluray-Box mit allen fünf Staffeln gekauft habe, die die restaurierten Episoden beinhaltet und ich mich darum ja auch mal irgendwann kümmern muss.

      Und weil ich die Serie so lange schon nicht mehr gesehen habe (die letzte Staffel das erste und letzte Mal muss wohl anno 2014 oder '15 gewesen sein), wollte ich mir nochmal den Kick geben, The Wire in seiner homogenen 4:3-Natur zu bewundern, bevor ich mich an das überarbeitete Format machte, das auf der Bluray im breiten 16:9-Bild verewigt wurde. Daher habe ich den Piloten am Montag zweimal betrachtet, einmal im Original und anschließend im Hochglanzformat, das Baltimore fast aussehen lässt, als hätte es jemand für einen Fotoshoot grundgereinigt und mit Klarlack überzogen und so zum Glänzen gebracht. Alle Achtung, was man hier aus dem vorhandenen Filmmaterial gemacht hat. The Wire wurde zu seiner Zeit zunächst auf Film gedreht und zwar zu einer Zeit, als die meisten Produktionen auf digital umgesattelt haben und diesen Look haben die Macher konsequent weiter verfolgt, um den rauhen Straßenanschein beizubehalten, der die Serie so sehr geprägt hat. Das hat viel dazu beigetragen, dass sich The Wire immer mehr wie ein Stück Echtheit angefühlt hat - roh und schmutzig war das, was ergänzt wurde durch kein sichtbares Makeup oder Hairstyling, durch den Verzicht großer Namen in der Besetzung und dem Fehlen von Charaktaren, die man sich als Helden zu Vorbildern nehmen sollte. Letzteres ist in den Zeiten des Antihelden nochmals bewusst hervorzuheben, hat The Wire doch nie einen Punkt draus gemacht, wie cool-schlecht seine Protagonisten waren, sondern hat diese lediglich als Menschen mit Makeln gezeichnet, die den Umständen entsprechend, in denen sie aufgewachsen sind und leben, so geworden sind, wie sie sind. Alles an The Wire fühlte sich ehrlich und echt an. Die rohe Thematik wurde hervorragend ergänzt durch die ungefilterte Betrachtung der Realität in Form der gnadenlosen Drehbücher und das Produktionsdesign, das sich gebraucht und drin gelebt anfühlt (wurde ja auch in den Straßen Baltimores gefilmt und nicht im Studio oder Philadelphia) sowie die Art, wie sie gefilmt wurde. Die Serie war ein volles Ganzes, wie aus einem Stein geschlagen, und wie kristallklar die Vision David Simons war, was The Wire sein sollte und was er erzählen wollte, wird bereits bei Betrachten des Pilotfilms auf eine beeindruckende Art und Weise klar. Ich habe schon viele, viele Serien in meinem Leben gesehen. Mir fallen nicht viele ein, die sich schon so früh so eindeutig und unmissverständlich ausdrücken konnten, wie diese hier.

      Was mich nun tatsächlich zum neuen Bildformat - und meinem eigentlichen Anliegen - bringt, das mir vorab ein wenig Bauchschmerzen bereitet hat, war die Entscheidung, The Wire im 4:3-(Beinahe)quadrat zu präsentieren, doch eine ganz Bewusste, die die Serie nicht nur anders aussehen ließ, als kontemporäre Zeitgenossen, sondern das natürlich auch bestimmte künstlerische Entscheidungen hinter der Kamera mit sich brachte: Wie man Szenen ausleuchtet, wie Aufnahmen geframed und Schauspieler positioniert werden oder überhaupt, wo die Action stattindet. All diese Elemente sind ja (im besten Falle) nicht den Zufällen geschuldet, sondern sind klare und wohl durchdachte künstlerische Entscheidungen, die getroffen werden, so dass das fertige Bild ein Gefühl vermittelt, das so intentioniert war und das eine klare Sprache spricht.

      Die Aufnahmen in 16:9 existieren aber – so wurde ja gefilmt, wenn auch nicht komponiert, da man ja wusste, wie das Bild, das ausgestrahlt werden sollte, aussehen wird - und genau aus diesem (existierenden) Filmmaterial wurde nun das Bild für die Bluray entwickelt, ohne dass man hier mit einer hässlichen Skalierung arbeiten musste, die dem Originalbild oben und unten was weggenommen hätte (ähnlich, wie die Simpsons-Episoden ursprünglich auf Disney+ zur Verfügung gestellt wurden, bevor der berechtigte Shitstorm dafür sorgte, dass die Maus auch das Originalformat zur Auswahl stellte).

      Das Resultat? Sieht optisch sehr gut aus – besser, als ich das erwartet hätte. So ganz eingewöhnen konnte ich mich darauf dann aber am Montagabend doch noch nicht, The Wire nun auf so epische Weise präsentiert zu sehen. Ich muss gestehen, ich wusste das alte Bild zu schätzen. Das Format hatte etwas Intimes, etwas Prägnantes und strahlte eine gewisse Weisheit aus. Als Zuschauer fühlte ich mich hier immer sehr involviert und war mehr mittendrin, als nur dabei zuzusehen. Und auch wenn sich inhaltlich – also vom bloßen Geschehen her – natürlich nichts ändern wird, ist das ein Wechsel in der Perspektive, die die Serie grandioser erscheinen lässt, als sie dies im alten Format noch tat. So richtig einschätzen kann ich noch nicht, ob es der Narrative schadet, sie fördert, vielleicht nur re-positioniert oder gar öffnet für neue Sichtweisen. Aber ich kann sagen, dass es sie anders aussehen lässt, als man The Wire bisher kannte und es vermittelt unmittelbar ein Gefühl von Modernität – eine Beförderung der Armenvierteln, den Drogen und der Gewalt, die sich bis dato so nah anfühlten –, das nicht ganz so organisch ist, wie das alte Format. Ich hätte es daher durchaus begrüßt, hätten die Hersteller beide Bildversionen in HD zur Verfügung gestellt, so dass man als Zuschauer die Wahl hätte, ob man diese Welt, je nach Blickwinkel, beobachten oder erleben möchte.

      David Simon hatte sich zur Restauration übrigens überraschend ermutigend geäußert. Damals, als die Version kurz vor der Veröffentlichung stand, war ich noch Mitglied bei Twitter und ich kann mich an Tweets erinnern, in denen Simon zwar auch darüber sprach, dass man damals künstlerische Entscheidungen traf, die vom neuen Bild teilweise einfach nicht reflektiert werden (können). Aber er hat gleichzeitig durchaus anerkannt, dass die schwarzen Balken links und rechts vom Bild moderne Zuschauer davon abhalten könnten, die Serie zu sehen und er das neue Format aufgrund dessen als durchaus legitime Alternativversion des Films (sein Ausdruck), den sie damals machten, akzeptiert.

      Die Rückgabefrist der Box ist längst abgelaufen, daher werde ich mir die Serie nun auf jeden Fall weiter auf Bluray anschauen. Und in jedem Fall bin ich um das schärfere, äußerst kontrastreiche Bild dankbar – der direkte Vergleich von DVD zur Bluray hat zumindest nochmal bewusst gemacht, wie dunkel, fast schon natürlich, ausgeleuchtet die Serie war. Bei der DVD-Qualität sind da dann leider Charaktere, Objekte, Details unglücklicherweise mehr als oft in dunklen Szenen einfach abgesoffen und waren schlecht bis nicht mehr sichtbar. Aber dennoch hätte ich gerne, wie gesagt, das HD-Bild im 4:3-Format auf der Bluray gehabt, einfach nur, um die Wahl zu haben, aber auch der filmhistorischen Reinheit halber, denn die Auslassung ursprünglicher Fassungen (ob Format oder Schnitt oder was auch immer) kommt für mich immer einer Art Zensur gleich, die so tut, als hätte es die Version, die damals zuallererst gezeigt wurde, nie gegeben. Somit bin ich als kompulsiver Komplettionist nun doch gezwungen, meine alte DVD-Box zu behalten, um The Wire auch weiterhin vollständig daheim zu haben.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
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