The Trial of the Chicago 7 (Aaron Sorkin)

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    Es gibt 26 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.

      The Trial of the Chicago 7 ist ein kurzweiliges, packendes Gerichtsdrama geworden, dass vor allem durch seine unterhaltsame Inszenierung, sowie den grundverschiedenen Figuren lebt. Man muss für den Film zumindest ein bisschen Vorwissen mitbringen, denn wirklich viel erklärt oder an Informationen vermittelt wird nicht. Für etwas über zwei Stunden befindet man sich fast durchgehend im Gerichtssaal und ist fast durchgehend den Kopf am schütteln. Frank Langella als inkopetenter Richter ist hervorragend gecastet, aber auch die Rollen der Angeklagten sind gut besetzt. Vor allem Sascha Baron Cohen und Jeremy Strong stechen hervor. Die Dialoge sind wie von Sorkin nicht anders gewohnt spitz und auf den Punkt, insbesondere wenn die Charaktere sich die Worte gegenseitig wie einen Spielball zuwerfen macht es unheimlich Spaß dem Gesprochenen zu lauschen.

      Dramaturgisch weiß der Film was er will und es kann es in den meisten Fällen auch erreichen, hin und wieder werden kleinen Szenen in das Geschehen eingeschoben, die auf ihre Art unterhaltsam sind, dem Ganzen aber auch ein besseres Verständnis geben. Trotz der ganzen Ernsthaftigkeit, schafft Sorkin es auch stets eine kleine Prise Humor in sein Drehbuch einzuarbeiten, um die Atmosphäre an den richtigen Stellen immer mal wieder aufzulockern und für eine kleine Verschnaufpause zu sorgen.

      The Trial of the Chicago 7 besticht durch eine glanzvolle Inszenierung, fantastischen Darstellern, die ihren Figuren gekonnt Leben einhauchen und einer an teilweise Absurdität nicht zu überbietenden Geschichte, rund um Ausschreitungen, Menschlichkeit, Inkompetenz und Fassungslosigkeit. Dank einer starken Inszenierung vergeht die Zeit wie im Flug und es kommt zu so gut wie keiner Minute Langeweile auf, da der Film trotz des ernsten Themas stets äußerst unterhaltsam ist. Es wäre zwar schön gewesen, wenn man auch noch etwas mehr Hintergrundinformationen und tiefere Einsichten bekommen hätte, insbesondere in die Beweggründe der einzelnen Charaktere, statt sich nur auf die Konstelation der Figuren zueinander und die Verhandlung zu stützen, doch einen allzu großen Abbruch tut dies dem Film nicht.


      7/10
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      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Scholleck schrieb:

      Kann man ohne jegliches Vorwissen trotzdem dem Geschehen und der Handlung folgen? Ich hab nämlich extra nichts vorab gelesen um nicht über den Ausgang etc. gespoilert zu werden und alles durch den Film zu erfahren. Da ist der Grat nämlich ziemlich schmal für.

      Ich glaube schon, das man das kann. Man sollte ein bisschen was über den Vietnamkrieg bzw. die 68er und ihre Positionen dazu kennen, um zumindest das politische Klima in der Zeit einschätzen zu können. Aber das wars auch schon.

      Ansonsten: Nicht Sorkins bestes Script, dennoch hochunterhaltsam und im Sinne von "A Few Good Men". Als Regisseur entwickelt er sich allerdings eher in Richtung Spielberg, was ich durchaus spannend finde - denn die Inszenierung ist ganz anders als sein Regie-Debüt "Mollys Game", wo er sich selbst noch ziemlich geil fand. Hier geht er kritischer mit seinem Stoff um, was spannend zu beobachten ist. Ansonsten aber etwas, was man von Sorkin erwarten kann: Beinahe theaterhaft vorgebrachter Stoff mit begrenztem Rahmen. Wie immer hauptsächlich hochbegabte Männer, die sich in all ihrer Cleverness die Worte aus dem Mund nehmen, sie zur Faust ballen und damit auf die Fresse geben. Die politische Haltung des Filmes in Zeiten von #blacklivesmatter ist unübersehbar - und auch die Position zur Trump-Regierung wird nicht gerade subtil verhandelt.

      Soundtrack hält sich unauffällig im Hintergrund. Böse Zungen sagen ja, dass Sorkins Dialoge der Soundtrack seiner Filme seien. Auch dieser hier leistet keinen Einspruch. Schauspielerisch gibts ebenfalls keine emotionalen Glanzleistungen, wenn auch Sacha Baron Cohen mal ein wenig ernster sein darf. Ansonsten spielt Eddie Redmayne den Typ, den er immer spielt und bestenfalls sorgen noch David Carrol Lynch als unerwarteter Sympathieträger und Jeremy Strong als verpeilter Lehrer für kleine Überraschungen. Mark Rylance hat viel Anteil an der Unterhaltung des Filmes, hat aber auch das Sahnestück abbekommen. Frank Langella leidet ein wenig an seiner karikaturhaften Figur, macht seine Sache aber okay-ish.

      Im Kern also unterhaltsam mit sehr wenigen Emotionen aber einer schönen Schlusspointe. Kein Oscar-Werk (obwohl ... 2020 vielleicht doch?) und teilweise ein wenig sehr amerikanisch in seinem Pathos aber ganz nett. Als Regisseur steigert sich Sorkin, als Autor würde ich mir wieder mehr Zusammenarbeit mit anderen Regisseuren wünschen. Unterm Strich also für Fans des Courtroom-Dramas eine schöne Sache, ansonsten eventuell etwas trocken. Ich mags dennoch, brauch aber keine Zweitsichtung. Der Abend war nicht verschwendet.

      6 von 10 fliegenden Eiern

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      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."
      Ja, das geht natürlich trotzdem. Das wichtigste wird umrissen und es bleibt dennoch ein spannender Film. Es wird halt nur nicht allzu sehr ins Detail gegangen, was ich mir an der ein oder anderen Stelle jedoch gewünscht hätte.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      GregMcKenna schrieb:

      Scholleck schrieb:

      Kann man ohne jegliches Vorwissen trotzdem dem Geschehen und der Handlung folgen? Ich hab nämlich extra nichts vorab gelesen um nicht über den Ausgang etc. gespoilert zu werden und alles durch den Film zu erfahren. Da ist der Grat nämlich ziemlich schmal für.

      Ich glaube schon, das man das kann. Man sollte ein bisschen was über den Vietnamkrieg bzw. die 68er und ihre Positionen dazu kennen, um zumindest das politische Klima in der Zeit einschätzen zu können. Aber das wars auch schon.


      Sehr gut, ich denke nach der grandiosen 18stündigen Vietnam-Doku bin ich da auf einem guten Stand. :thumbsup:

      - The Trial of the Chicago 7

      Die USA scheint ein Land zu sein, das von ihren politischen Unruhen nicht zur Ruhe kommen will. Die Staaten hatten in den 1960ern mit dem Vietnamkrieg und den Menschenrechtsbewegungen alle Hände voll zu tun und ein Land, das heute als gespaltener denn je zuvor erscheint, war bereits vor 60 Jahren bei den größten politischen Fragen nie einer Meinung. The Trial of the Chicago 7, welches das Gerichtsverfahren behandelt, in welchem sich sieben - zeitweilen acht - Männer verantworten mussten, Unruhe gestiftet und sich an einer Verschwörung beteiligt zu haben, die vor der DNC 1968 Aufstände in Chicago anzetteln sollte, ist ein Film, der genau in Aaron Sorkins Fachgebiet fällt. Bereits 2007 hätte sein Drehbuch von Steven Spielberg verfilmt werden sollen, ist aber wegen diverser Gründe nicht zustande gekommen, so dass sich der mittlerweile zum Regisseur weiterentwickelte Autor der Sache selbst angenommen hat.

      Ich fand den Film im Ganzen sehr gut, was ich vor allem der energischen Inszenierung und der umwerfenden Besetzung zuschreiben kann. Sorkin Drehbuch spielt mit einigen gut und clever platzierten Zeitsprüngen, die den Gerichtsszenen historischen Kontext geben und offene Fragen beantworten, ohne dass sich der Film dabei in unnötigen Details verliert. Sorkin schafft es dabei außerdem, den sehr großen Cast, der teils auch hochkarätig besetzten Statisten besteht, einigermaßen übersichtlich zu halten und den meisten der Charaktere seine jeweiligen fünf Minuten im Rampenlicht zu geben. Der Film bietet Sorkin-Dialoge in bester Manier, mit viel Humor und mit einem großen, ergreifenden Moment, der den nächsten jagt. Ich muss zugeben, ab einem gewissen Punkt kann dies zu einer gewissen Ermüdung führen, denn jeder Film verträgt nur eine gewisse Anzahl an epischen Showdowns, bevor er mal zum Punkt kommen sollte. Glücklicherweise hat Sorkin eine Darstellerriege versammelt, durch die man diesen Punkt großzügig übersehen kann. Beeindruckt haben mich vor allem Mark Rylance als legendärer Verteidiger William Kunstler und Sacha Baron Cohen, der eine unglaublich leichtfüßige Performance an den Tag legte, mit viel Witz, Pathos und Menschlichkeit. Frank Langella als vorsitzender Richter habe ich ebenfalls sehr gerne zugesehen - der Charakter hatte keinerlei Merkmale, die ihn sympathisch erscheinen ließen, aber Langella hat daraus jemanden gemacht, den man gern hassen konnte.

      The Trial of the Chicago 7 ist markant dafür, die Historie etwas zu verfälschen, so dass das Drehbuch Sorkins Rythmus folgen kann, der vorsieht, dass alle paar Bahnstationen ein emotionaler Stop gemacht wird, so dass ein weiterer Charakter seinen großen Moment bekommt. Das ist okay, denn dramaturgisch macht das den Film sicherlich wesentlich effektiver, er lässt den Zuschauer fühlen, wenn er fühlen soll und er versteht es, das Publikum auf die richtige Seite zu ziehen. Ich war bestens unterhalten und applaudiere Sorkin dafür, ein wirklich kurzweiliges und spannendens Gerichts-Drama gemacht zu haben, das mit einigen wundervollen schauspielerischen Leistungen begeistern kann. Sicherlich alles andere als eine differenzierte Geschichtsstunde, aber der Film folgt der langen Tradition an Filmen, die die Ungerechtigkeit des amerikanischen Justizsystems entblößen und die die Mythologie der guten alten Tage etwas ent-romantisieren. Vor allem aber ist es ein Film, der den amerikanischen Patriotismus und die Liebe einiger Männer zu ihrem Land feiert und wenn Tom Hagen in seinem abschließenden Statement die Namen der gefallenen amerikanischen Soldaten in Vietnam vorliest, dann verspürt man auch als deutscher Zuschauer ein Gefühl des Triumphs und dass es das Wert ist, aufzustehen gegen das, was man als Ungerichtigkeit wahrnimmt.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase