The Birds
(Die Vögel)
Crew:
• Regie: Alfred Hitchcock
• Drehbuch: Evan Hunter
• Produzenten: Alfred Hitchcock
• Kamera: Robert Burks
• Schitt: Goerge Tomasini
• Musik: Bernard Herrmann
Cast:
• Tippi Hedren
• Rod Taylor
• Jessica Tandy
• Suzanne Pleshette
DVD:
• Amazon.de:

Story:
Eine wunderschöne, junge Frau folgt einem Geschäftsmann aus San Fransisco in dessen Heimatdorf, einem verschlafenen Nest direkt am Meer in Kalifornien. Die Idylle scheint perfekt, als sich die beiden endlich näher kommen und wird auch jäh wieder unterbrochen, als Vögel anfangen, die Menschen anzugreifen. Zuerst nur schrittweise, dann immer heftiger und heimtückischer verfolgen und töten die Tiere scheinbar wahl- und grundlos die Bewohner der kleinen Stadt - und niemand scheint zu wissen, wie man sie aufhalten kann.
Kritik:
Achtung: Könnte leichte Spoiler beinhalten!
Der Master of Suspence hat wieder zugeschlagen und mit "The Birds" wohl einen der untypischsten Hitchcocks aller Zeiten und gleichzeitig die Mutter aller Tierhorrorfilme gedreht. Ein beklemmender und wahnsinnig spannender Film, der, wie die meisten Hitchs eben, Schienen gelegt hat, die viele Regisseure nach ihm kopierten, aber nie wirklich erreichten.
Es ist schon wieder Jahre her, dass ich diesen Film gesehen habe, aber aus Lust und Laune heraus und auch der Angst, dass selbst die größten Filmperlen in Vergessenheit zu geraten scheinen, habe ich mich dazu entschlossen, einen Thread zu diesem Film zu eröffnen - denn verdient hat er es allemal!
Nicht nur die cleveren und bahnbrechenden Effekte, für die zum Großteil echte Vögel vor Blue-Screens gestellt wurden, überzeugen heute noch wie damals, auch die Inszenierung und Erzählweise wirken selbst nach knapp 45 Jahren nach Erscheinen noch innovativ und frisch. Hitchcock wusste auch in dieser Spätphase seines Schaffens, den Zuschauer durch clever ausgetüftelte Plots zu überraschen, die es so noch nie zuvor gegeben hat. So wirken nicht nur die Angriffe der Vögel auf die Menschen ungemein brutaler und blutiger, als er es in seinen Vorgängerfilmen zu vermitteln vermochte, sondern auch die Spannung kann in gleichem Maße mithalten - eine Kombination, die vielen aktuellen Horror-Splatter-Orgien (leider) fehlt.
In diesem Zusammenhang sei natürlich die wohl berühmteste Szene des ganzen Films erwähnt, diese berühmte Kamerafahrt um die Hedren herum, die sich gerade eine Zigarette anzündet und sich nichts ahnend auf eine Bank setzt - und hinter ihr langsam ein Klettergerüst auf dem Spielplatz auftaucht, voll mit den schwarzen Krähen, die so gefährlich ruhig und beobachtend da sitzen:
Eine unvergessene Szene, die mir persönlich die Luft im Hals kurz stocken ließ – einmalig und in bester Hitchcock-Manier gefilmt. Kein Wunder also, dass nur diese eine besondere Einstellung Filmgeschichte geschrieben hat und ein weiteres mal das wunderbare Gespür des Masters of Suspence für sitzende Einstellungen und treffsicheren Spannungsaufbau zeigt.
Noch ein Wort zum (viel zu oft kritisierte) offenen Ende des Films:
In meinen Augen wirkt dieses heute aktueller denn je. Denn wie Hitchcock selber erklärt auch die Natur nicht, warum sie bestimmte Dinge tut. Fakt ist jedoch, dass der Mensch in seinem sich selbst zugefügten Elend dahin schmort und erst wenn alles zu spät seine Fehler einsieht. Diese Lektion ist heute noch so gültig (wenn nicht noch gültiger), wie damals. Wir leben in einer Zeit, in der Tsunamis, heftige Stürme und sonstige Naturkatastrophen beinahe täglich die Schlagzeilen anführen. Die Vögel in diesem Film sind nicht nur eine Metapher dafür, sondern bringen die Sache sogar besser auf den Punkt, als manch große Reden schwingender Politiker. Wer aber diesen Film nur aufgrund des offenes Schlusses kritisiert und schlecht redet, der hat ihn entweder nicht ganz verstanden (und meine Entschuldigungen gleich an dieser Stelle, falls sich hier jemand auf den Schlips getreten fühlt) oder der hat einfach eine ganze Menge Entwicklungen verpasst, die sich in den letzten Jahrzehnten in Sachen Klima und Natur ereignet haben.
An dieser Stelle will ich auch noch ein Lob an den Score von Bernard Herrmann aussprechen, der hier ganz untypisch nicht in pompösen Orchester-Melodien zu hören ist, sondern den Film durch elektronisch erzeugte Klänge untermalt. Klingt seltsam? Hat im Kontext des Films aber seine ganz, ganz besondere Wirkung.
Alles in allem also einer der ganz großen Klassiker der Filmgeschichte, des Genres Horror, in Sachen technischer Innovation und natürlich von Alfred Hitchcock selbst. Als Cineast ohnehin ein Pflichtfilm, jedem anderen aber genauso empfohlen. Schockierend, fesselnd – ein Hitchcock im besten Sinne also. Wer ihn nicht kennt, hat was verpasst.
"I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
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