House of Gucci (Ridley Scott)

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    Es gibt 65 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Olly.

      Den Verfall einer einst so großen Dynastie wie die der Guccis auf der Leinwand zu verfolgen hat durchaus Spaß gemacht. Vor allem, wenn die großartigen Darsteller rund um Adam Driver und Lady Gaga voll aufdrehen und eine erstklassige Leistung aufs Parkett legen. Insbesondere aber die Liebesgeschichte von Maurizio und Patrizia war spaßig inszeniert, reicht der Bogen hier doch vom lustigen und zarten Kennenlernen, über den ersten Streit, bis hin zum kaltblütigen Auftragsmord. Die gesponnenen Intrigen waren interessant zu sehen, auch wenn hier die Motivation so mancher Figuren nicht ganz klar ist bzw. komplett ausgearbeitet wurde. Manches geschah einfach, während sich manches wiederum natürlich entwickelte. Trotz der langen Laufzeit kam hier der Eindruck auf, als ob der Film zwischendurch eine unnötige Eile an den Tag legte, um das nächste Etappenziel in der Geschichte zu erreichen.

      Doch die Darsteller können das gelungen auffangen, so dass es die meiste Zeit über gar nicht allzu sehr auffällt. Das Ensemble spielt fast ausnahmslos hervorragend, vor allem Al Pacino hat richtig viel Spaß gehabt und verbreitet, es war einfach ein Genuss ihn in dieser abgehobenen Rolle zu sehen. Einzig mit Jared Leto hatte ich wieder so meine Probleme. Selbst wenn man ihn kaum erkannt hat, so ganz warm werde ich mit ihm wohl nicht mehr - auch wenn seine Rolle trotzdem für ein paar Schmunzler gut war.

      House of Gucci ist lang. Sehr lang sogar. Vor allem zu Beginn des letzten Drittels fängt der Film sich plötzlich an zu ziehen und die dort entstandene Länge ist mehr als deutlich spürbar. Eine Straffung auf maximal 120 Minuten hätten dem Film sicherlich gut getan, denn so kam kurzzeitig fast so etwas wie Langeweile auf. Hier fiel auch das etwas unausgeglichene Pacing ziemlich auf. Statt dieser unnötigen Ausschweifung, hätte man vielleicht ein bisschen mehr Zeit in die Gerichtsverhandlung stecken können um am Ende nicht wieder auf die obligatorischen Texttafeln zurückgreifen zu müssen.

      Insgesamt ist House of Gucci nichtsdestotrotz sehr sehenswert, vor allem die Ausstattung der Sets und Kostüme ist eine Augenweide und trägt die dennoch interessante Geschichte mit Leichtigkeit zu einem der ansehnlichsten Filme des Jahres.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      Kinofassung erscheint im März in Heimkino!

      ​Vorerst wird aber lediglich die Kinofassung ihren Weg ins Heimkino schaffen. House of Gucci erscheint in Großbritannien am 21. Februar 2022 und am Folgetag in den USA. In Deutschland kommt der Film am 10. März 2022 heraus. Hierbei handelt es sich um Blu-ray- & DVD-Amarays. Etwa in Italien sind zudem 4K- & HD-Steelbooks angekündigt.

      Quelle: schnittberichte.com/news.php?ID=18213

      Das goldene Steelbook der Italiener hätte ich auch gerne gehabt. Schade, denn das sieht echt schön aus.
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"

      Quelle: comingsoon.net/movies/trailers…ind-the-scenes-jared-leto
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      Ein Film wie eine italienische Oper: Überfrachtet und überladen bis zum Zusammenbruch, großes Drama, viel zu lang, von Musik zusammengehalten, eine zum Bersten angefüllte Ausstattung und im Zentrum stehen nicht weniger als Liebe, Tod, Macht und Rache. Die Gesten groß, das Mitleid klein. So wird die Geschichte von den Guccis erzählt. Wer hier weniger als das absolute Maximum erwartet - in jede Richtung - muss sich fest anschnallen. Denn Scott feuert aus allen Rohren. Zuerst das Szenenbild: Groß, größer, Gucci. Jedes Bild ist einen Seufzer in der Ausstattung oder im Kostüm wert. Auch Jared Leto erkennt man unter einer meisterhaften Maske kaum wieder. Großes Lob ans Make-Up. Das ist ein Beschuss aus allen Rohren und ein Sieg auf ganzer Linie. Man sieht der Austattung selten so sehr den Spaß an einer Produktion an.

      Leider wird es danach aber auch schon recht bald flach. Auf der Haben-Seiten der Operette stehen die feine Charakteristik von Adam Driver und Lady Gaga, die ihre Knallchargigkeit immer noch auf den letzten Metern in die große Geste rettet. Keine Ahnung, ob das Absicht war - aber es funktioniert. Irons und Pacino als Altmeister spielen ihren Stiefel routiniert und glaubhaft runter und Jared Leto ... naja, es ist auch ganz gut, dass das Make-Up ihm die Arbeit abnimmt. Dabei ist die Kamera für Scotts Verhältnisse erstaunlich zurückhaltend und überlässt der Ausstattung das Feld. Das ist eine gute Entscheidung fürs Team aber ich bin mir unsicher, ob das gut ist. Mehr als Routine ist da nicht. Etwas nervig ist dann die Musik, die viele Szenen erst so recht zusammenhält und für die 80er im Film sorgt. Und dann sind wir auch schon bei der Geschichte. Die zieht sich und hätte ein paar Straffungen vertragen können. Andererseits wird sie zwei Protagonisten gerecht, die diesen Titel auch verdienen. Die Mannwerdung von Maurizio Gucci ist ebenso nachvollziehbar wie die von Patrizia Reggiani von der Sekretärin zur Intrigantin. Ansonsten erzählt der Film leider nicht viel, gibt sich mit der Chronologie einer Dynastie zufrieden und am Ende gilt: Eine ehrgeizige Frau kann mehr bewirken als alles Geld der Welt. Ist kein Film für jedermann - aber ich hatte meinen Spaß.


      8 von 10 Steuererklärungen

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      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."
      Opulente Szenenbilder, eine feine Ästhetik und emotional geladene Blicke im 5-Sekunden-Takt. R. Scott zaubert hier ein gelungenes Portrait auf die Leinwand. Der Streifen fabriziert im Zusammenspiel mit den anmutigen Bildern und den verseuchten Figurenkonstellationen eine reizvolle Widersprüchlichkeit, die herrlich Spaß macht. Zumindest als Zuschauer. Die Dramaturgie wandelt geschickt zwischen todernst und flapsig und das Schauspiel schmeckt vorzüglich - exzellent besetzt. Diese kurzen S/W-Einspieler in Werbeästhetik waren abgedroschen wie genial im selben Moment. Scott positioniert zudem seine Schauspieler räumlich perfekt im Bild. Jede Position, jeder Schritt, nach festem, ästhetischem Plan. Opernhaft.

      House of Gucci ist auf eine unscheinbare Art und Weise intensiv. Irgendwie leicht und doch mit viel Schwere versehen. Wie auch in vielen anderen Aspekten stimmt hier die Balance. Zumeist ein schmaler Grat zwischen paradoxen Gefühlen. Über die Guccis und deren Story wusste ich zuvor quasi nichts. Umso überraschter war ich, dass man in diesem ruhigen Film mit Überlange mit nur so wenigen Figuren im Mittelpunkt konfrontiert wurde. Habe hier, ohne es besser zu wissen, eine Armada an Guccis erwartet, denen sich der Film widmet. Umso beeindruckender, dass man mit einem so überschaubaren Pool an Figuren ein dermaßen ordentliches Pacing wie auch Kurzweil bewahren konnte.

      Ein wenig überrumpelt empfand ich lediglich den Werdegang von Drivers Maurizio in Bezug auf seinen Wandel zum Exzentriker. Das waren gefühlt drei Szenen. Und jetzt ist er so. Basta. Insgesamt hat das Werk aber meine Erwartungen absolut übertroffen, da ich auch nicht gerade der brutalste Scott-Jünger bin. In jedem Moment stellt sich die Frage: Zerstört hier gerade die Marke die Familie oder die Familie die Marke? Wahrscheinlich beides.

      Cooles Teil.






      Ein stark visuell getriebener Regisseur wie Sir Ridley es einer ist, der braucht ein gutes Drehbuch, welches er optisch schön einrahmen und verzieren kann und welches dann ein richtig gutes Gesamtbild abgibt, eben einen Film den man auch weiterempfehlen würde. Hier hat er ein ordentliches Script zu Füßen liegen und darum wurde es auch ein ordentlicher Film. Es hätte deutlich mehr werden können, sogar ein richtig guter Film. Italo-Autor Roberto Bentivegna ist laut eigener Aussage selbst in der Modebranche unterwegs (oder unterwegs gewesen) und hat den Gucci-Fall intensiv verfolgt. Ja, das ist alles super und freut mich auch für ihn. Aber man merkt dem Film sofort an es hätte noch den großen Dramatiker gebraucht, der den finalen und alles entscheidenden Feinschliff verpasst. Ein noch besserer Autor hätte mit einer feinen Überarbeitung wahre Wunder bewirken können. Das sieht man u.a. wenn man sich die Beziehung von Patrizia und Maurizio ansieht, da fehlen die richtigen Knackpunkte. Wo ist der richtig heftige Streit mit seiner noch heftigeren Wendung und wo die ganz große Liebelei mit ihrer noch "süßeren" Wendung. Das ist doch das A und O, gerade wenn man Schauspieler wie Driver und Gaga in den Rollen hat. Das Gebumse im Büro scheint es für Bentivegna zu sein. Auch wenn man sich die Figuren von Al Pacino und Jared Leto in Erinnerung ruft, dann erkennt man liegengelassene Chancen. Ebenfalls tolle Performance-Leistungen dieser beiden, aber diese Figuren hätte man noch deutlich stärker kitzeln können. Dass Sir Ridley das nicht erkannte, das bereitet mir als großer Befürworter und treuer Begleiter schon etwas Sorgen. Nichtsdestotrotz hat Ridley mal wieder einen zumindest sehenswerten Streifen abgeliefert, weil er es mit seiner ganzen Erfahrung und mit seiner Herangehensweise (alles wird "storygeboarded" und etliche Kameras werden aufgestellt, um auch wirklich jeden großartigen Blickwinkel in kürzester Zeit zu haben) einfach kann. Optisch sieht der "Godfather Light" wirklich wie eine dramatischer Soap-Opera aus dem italienischen Fernseh-90ern aus (Sergio Martino und auch Lamberto Bava seien hierbei genannt). "House of Gucci" macht Spaß, die fast 160 Minuten merkt man ihm auch nicht an. Viele Ortswechsel, viele wunderschön eingefangene Bilder und die ganzen Top-Schauspieler in ihren teils herrlich-übertriebenen Charakteren sorgen stets dafür. Einen Oscar-Snop für Gaga sehe ich nicht. Sie ist meist gut, richtig gut, aber nur selten so überragend wie sie oft gemacht wird. Sorry.

      7 / 10 "Weil ich ein Gucci bin"-Sprüchen
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"