House of Gucci (Ridley Scott)

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    Es gibt 65 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Olly.

      Das R-Rating gibt es sogar für diesen neuen Ridley Scott-Film!

      "Rated R for language, some sexual content, and brief nudity and violence".

      Quelle: schnittberichte.com/ticker.php?ID=9637

      Die Amis und ihr dubioses R-Rating. Bei uns tippe ich auf eine Freigabe ab 12 Jahren. :D
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"

      Primat schrieb:

      Nice, den Film gucci mir an!


      Ich kann bei dämlichen Wortspielen nicht widerstehen. Den Like hast du dir verdient. :D
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Die Locations sehen einfach großartig aus, diesbezüglich hat sich Ridley noch nie lumpen lassen. Florenz, Mailand, Rom und wo er auch immer gedreht hat haben wunderbare Bilder zu bieten. Und ein Dariusz Wolski fängt das wie immer phantastisch ein. Schauspielerisch schaut das ebenfalls top aus. Die beiden Komponenten werden passen, das behaupte ich mal forsch nach Sichtung der Trailer.

      Ich hoffe der 27. Film von Ridley Scott hat auch einen ordentlichen Unterhaltungswert zu bieten, das ist der einzige Grund warum der Streifen für mich scheitern könnte, aber daran denke ich nicht nach.
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      Ich glaube, ich lege mir auch mal einen Twitter Account zu, nur um mit solchen absurden Vergleichen um mich zu werfen :uglylol:
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase



      Ridley Scotts 27. Film erhält erwartungsgemäß eine Freigabe ab 12 Jahren!

      Von der MPA gab es in den USA ein R-Rating und die FSK gab House of Gucci jetzt ab 12 Jahren frei. Die Laufzeit ist mit 158 Minuten angegeben. Deutscher Kinostart ist am 2. Dezember 2021.

      Quelle: schnittberichte.com/ticker.php?ID=9866
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      - House of Gucci

      Der Mord an Mode-Guru Maurizio Gucci Im März 1995 hat für hochpublizierte Schlagzeilen gesorgt. Der Anschlag wurde von seiner Noch-Ehefrau Patrizia Reggiani in Auftrag gegeben, die im Oktober 2016 nach 18-Jähriger Haft aus dem Gefängnis entlassen wurde.

      Ridley Scott hat bereits vor 20 Jahren die Rechte zum darauf basierenden Sachbuch The House of Gucci: A Sensational Story of Murder, Madness, Glamour, and Greed von Sara Gay Forden aus dem Jahr 2001 erworben, welches nach etlichen Fehlstarts nun von Becky Johnston und Roberto Bentivegna in Drehbuchform gebracht wurde. Der Film erzählt die Geschichte von Patrizia – gespielt von Lady Gaga -, wie sie den schüchternen Sonderling Maurizio – dem Anteilserben eines Modeimperiums und gespielt von Adam Driver – auf einer Party kennenlernt. Während sich die Beziehung der beiden intensiviert, involviert sich Patrizia immer mehr in das Geschäftsleben ihres neuen Ehemannes. Sie greift dabei zu zumindest fragwürdigen, teilweise sogar rechtswidrigen Methoden, um ihre Machtposition zu festigen und ihre wachsende Gier zu befriedigen. Gleichzeitig wächst die Ablehnung der beiden zueinander, was zu einer Spirale aus Verrat, Rache und tragischen Ereignissen führt, die nun die Grundlage für den neuen Film von Ridley Scott bilden.

      House of Gucci spielt und wurde gedreht in Rom, Italien und seine Charaktere sind natürlich italienischer Herkunft. Der Film folgt auch einer alten Hollywood-Logik, dass englischsprachige Schauspieler nicht-englischsprachige Charaktere mit stark akzentbehaftetem Englisch miteinander spielen müssen. Und wie so oft, sorgt das auch hier mehr für Belustigung, denn als wirkliche Bereicherung, sind die Akzente doch völlig wirr, wild unterschiedlich, breit und nicht zuordenbar, als würden die Charaktere alle aus völlig unterschiedlichen Regionen des Landes kommen – sollten die Akzente so überhaupt existieren. Es stellt sich mir dann immer die Frage, warum man solche Filme nicht gleich in der nativen Sprache belässt, weil es ohnehin Sinn machen würde, dass sie sich untereinander in ihrer Muttersprache unterhalten – und man dann womöglich einheimische Schauspieler anheuert – oder, wenn das nicht geht, warum man diese Akzentspielerei nicht gleich ganz bleiben lässt. Ridley Scott hatte in seinem Last Duel keine Probleme damit, Matt Damon sprechen zu lassen, wie Matt Damon eben spricht.

      Es ist ein kleiner Punkt, der aber ein größeres Problem tonaler Unausgeglichenheit unterstreicht – oder verbalisiert, wenn man so möchte -, das sich durch den gesamten Film zieht. Es ist nämlich nicht ganz einfach, House of Gucci festzunageln und herauszufinden, ob Ridley Scott seine Thematik hier sehr ernst genommen hat oder ob es für ihn nicht doch mehr Persiflage war, um das Überlegenheitsgefühl und das Privileg der high society auf den Arm zu nehmen. Der Film wandert auf einem äußerst schmalen Grat zwischen ernsthaftem Charakterdrama und Satire. Er hat zu viele Bajazzos in sich, um wirklich tragisch zu sein, und ist nicht beißend genug für Letzteres. Und an der Stelle wird auch eines seiner größten Probleme deutlich, nämlich, dass nicht ganz klar ist, wessen Geschichte der Film überhaupt erzählen will: Die Geschichte eines unschuldigen Sprösslings, der sich von seiner verdorbenen Familie und Umgebung korrumpieren lässt? Oder doch die einer Außenseiterin, die aus einer Welt kommt, in der sie keine Macht hat, Blut leckt und sich von dort an in einen Wirbelsturm aus Gier und Rachsucht verwandelt? Beide Geschichten haben das Potential großer Tragik. Und keine von beiden wird tatsächlich bis auf die Knochen untersucht und auseinandergenommen. Und all das ist einem Mangel an Commitment, an Priorisierung oder an Zeit geschuldet. Und es ist eben auch ein gutes Spiegelbild zu den Akzenten, bei denen sich der Film auch schon nicht wirklich festlegen konnte.

      Was House of Gucci über den Berg hilft, ist seine über alle Maße erhabene Besetzung, die oftmals dazu in der Lage ist, ein Drehbuch zu retten, das nicht immer ganz genau weiß, wie es die Motivationen seiner Charaktere erklären soll. Ambitionen sind eine Sache. Die sind ja oft unterschwellig, werden in Gedanken ausgebrütet und zeigen sich dann erst im Handeln der Person. Das Innenleben eines Charakters zu erklären – gerade im Film, wenn man auf lange Reden und Off-Kommentare verzichten möchte – ist nicht immer einfach. Johnston und Bentivegnas Entscheidung, die Taten für sich selbst sprechen zu lassen, befreit uns glücklicherweise von langen, mühsamen Expositionen. Aber es führt auch dazu, dass man als Zuschauer lange Zeit im Dunkeln tappt, wenn es darum geht, viele der zentralen Figuren zu verstehen und warum sich jetzt wer für was entscheidet.

      Es ist daher schon eine Leistung, wie diese hochkalibrige Besetzung es meistert, über die inhaltlichen Schwächen hinweg zu spielen. An vorderster Front steht natürlich Lady Gaga, die ein weiteres Mal zeigt, wie gut sie in emotional komplexen Rollen wie die der Patrizia Reggiani aufgehoben ist. Eine wahnsinnig talentierte Frau, die mühelos von Rolle zu Rolle springt – und ich spreche nicht nur von der Schauspielerei, sondern auch von ihrer Hauptbeschäftigung als Entertainerin im Allgemeinen. Sie hat auch keine Mühe damit, der restlichen Besetzung – die ja wahrlich nicht aus kleinen Namen besteht -, die Show zu stehlen. Adam Driver muss sich in seiner bis dato vielleicht ruhigsten Rolle naturgemäß dieses Mal sehr zurückhalten und überlässt seinem Kollegen Jared Leto - der seinen Cousin Paolo Gucci mimt - die Gelegenheit, mit viel farbig-greller Auffälligkeit zu glänzen. Leto erstickt fast unter Prothesen und Haarteilen, aber er hat merklich Spaß damit, den Versager und das Comic Relief zu geben in einer herrlich überspielten, campigen Darbietung.

      Der Film hat viele großartige Momente, die zusammengefügt aber keinen großartigen Film machen. Es stellt sich die Frage, ob die Gerichtsverhandlung von Patrizia und ihren Komplizen nicht eine interessantere Geschichte hergegeben hätte. Die wird aber in einigen wenigen Aufnahmen in weniger als zwei Minuten abgehandelt, während ein paar schriftliche Informationen eingeblendet werden (und die viel zu schnell wieder verschwinden), die die Arcs der restlichen Charaktere zum Abschluss bringen.

      House of Gucci ist trotz Allem seine Zeit wert. Er ist feinst ausgestattet, mit hervorragenden Sets, einer tollen Kameraarbeit und einer prächtigen Garderobe. Ja, er hat inhaltlich seine Probleme, die hauptsächlich einer Kombination aus dem schwachen Drehbuch und einer nicht ganz entschlossenen Regie geschuldet sind. Die überstrapazierte Laufzeit von 158 Minuten macht die Sache auch nicht besser. Dennoch ist der Film wunderbar unterhaltsam und es ist nicht schwierig, in ihm verloren zu gehen. Und an der Stelle entscheidet letztlich halt der Bauch, mehr als der Verstand, und ich bin trotz Allem doch noch mit einem guten Gefühl aus dem Kinosaal spatziert.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase