Nixon

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    Es gibt 2 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Data.




      Richard M. Nixon wächst als Sohn armer Quäker auf. Nach Abschluß des Jura-Studiums und seiner Hochzeit Anfang der 40er Jahre zieht er als Abgeordneter ins Repräsentantenhaus ein. Als 37jähriger ist er bereits Senator, zwei Jahre später Eisenhowers Vizepräsident. Immer unbeliebt und umstritten wird er mit den Stimmen der 'schweigenden Mehrheit' schließlich zum 37. US-Präsidenten gewählt, ehe er 1974 wegen des Watergate-Skandals zurücktreten muss.

      Hab den Film noch nicht gesehn !! Will ihn mir die Woche mal kaufen wie findet ihr ihn ????
      Der Film ist irgendwie an mir vorbei gegangen obwohl ich ein Mega Hopkins Fan bin ^^
      Ganz großer Film. Sehr spannend und interessant. Technisch sehr einfallsreich! Negative Kritiken und mangelndes Interesse bei Filminteressierten sind mir ein völliges Rätsel.
      Man muß sich natürlich auf den Film einlassen. Das fällt aber leicht. Man bekommt eine Person vorgestellt (Nixon), anhand derer man viel über Politik und menschliches Verhalten sehen kann. Man muß nichts über Nixon oder die amerikanische Politik wissen. Das wäre zusätzlich interessant, aber auch so kann man einen historisch monumentalen Film sehen, der gleichzeitig ein intimes Kamerspiel ist. Kann ich nur empfehlen.
      <3 Reylo Forever <3
      - Nixon

      Nixon ist die zweite Regiearbeit, in der sich Oliver Stone an einem US-Amerikanischen Regisseur abarbeitet. JFK war sein kontroverser Beitrag zum Kennedy-Attentat, auf welches hin Kritiker ihm vorwarfen, Verschwörungstheorien zu bewerben. Sein nächster Film in dieser US-Präsidenten-Trilogie, die er 2008 mit W. (vorerst) abschließen sollte, sorgte für nicht weniger Schlagzeilen. Vor allem der Nixon-Nachlass störte sich enorm an der Darstellung, die den Präsidenten als umherschweifenden, schwadronierenden Alkoholiker darstellte.

      Stone hat sich mit dem Film eine enorme Mammutaufgabe gestellt. Anstatt sich beispielsweise ausschließlich auf die Watergate-Affäre zu konzentrieren, dient ihm dieser letzte große Skandal, der den Präsidenten schließlich zu Fall bringen sollte, nur als Aufhänger, um jeden Schritt abzuhandeln, bis dieser endlich im Weißen Haus landen sollte, angefangen von seiner Kindheit, über seine Zeit als Vize unter Eisenhower, bis hin zu seinem ersten gescheiterten Anlauf zur Präsidentschaft und seiner nächsten Niederlage zum Gouvernor von Kalifornien. Das Problem mit dieser Herangehensweise ist, dass es stellenweise beinahe zu viel ist. Der Film hat trotz seiner enormen Überlänge von 192 Minuten fast keine Zeit, sich großartig zu erklären. Die Anwesenheit mancher Charaktere wirkt, als wollte man nur das Gesicht eines berühmten Schauspielers zeigen, der zu dieser Zeit sein Hollywood-Hoch hatte. Die Hektik wird einem nicht leichter gemacht, durch die komplizierte Narrative, die wild – beinahe schon willkürlich – von einem Lebensabschnitt Nixons zum nächsten springt. Mal sind es die tristen Tage seiner Kindheit, denen wir Zeuge werden, nur um in der nächsten Szene zu sehen, wie er einer Gruppe an Demonstranten vor dem Lincoln Memorial gegenübersteht und versucht sich eine Erklärung für die fortlaufende Beteiligung der Amerikaner am Geschehen im Vietnam-Krieg aus den Fingern zu ziehen. Es wirkt beinahe schon unkoordiniert, wie Oliver Stone sich entschied, die Ereignisse im Film aneinander zu reihen, wie ein Kind im Spielzeugland, das sich nicht entscheiden kann, für was es sich am meisten interessiert und daher von hier nach dort und wieder zurückrennt, mit willkürlichen, sporadischen Kommentaren eines anonymen Erzählers aus dem Off, der immer dann einspringt, wenn man große Zeitsprünge ohne viel Aufwand hinter sich bringen muss. Vielleicht war das so gemacht, um das Chaos der letzten Tage Nixons zu symbolisieren. Wer weiß. Für mich hat das Ganze trotzdem nicht so richtig funktionieren wollen.

      Anthony Hopkins als Richard Nixon war aber definitiv eine interessante, wenn auch nicht wirklich offensichtlichste Wahl. Sicher, Mitten in den 90ern hat der Mann seinen großen Hollywood-Frühling erlebt. Sein Oscar für Hannibal Lecter und andere große Erfolge, haben ihn sicherlich heiß begehrt unter den Regisseuren gemacht. Als Richard Nixon gibt er eine gemischte Performance ab: Seine Stimmlage ist in den einen Momenten eine hervorragende Nachahmung und kann in anderen dann doch nicht ganz seinem natürlichen Welsh entkommen. Das hat mich hin und wieder aus der Realität des Films gerissen, was schade ist, denn seine Darstellung an sich ist äußerst bedächtig und vielschichtig. Es ist ja nun wirklich nicht schwer, Nixon zu einer Karikatur zu machen – der Mann hat das zu Lebzeiten schon selbst ganz gut hinbekommen -, weswegen Hopkins vorsichtiger Umgang damit, seine übertriebenen Momente im Rahmen zu halten, durchaus eine Anmerkung verdient hat.

      Der Film untergräbt diese wichtigen, ruhigen Momente oft durch die Verwendung von Szenen aus dem Kriegsgeschehen oder anderen, wichtigen historischen Ereignissen, die für Sekunden - manchmal im Hintergrnd als green screen - eingeblendet werden, als wolle man nochmal bildlich querverweisen, was während dieser Momente noch so alles vor sich geht. Es rennen chinesiche Schriftzeichen durchs Bild und es tauchen Geistern der Vergangenheit auf und wollen uns wohl etwas über Nixons Geisteszustand sagen. Das Alles wirkt zuweilen sehr plump und stellenweise etwas albern, mit welchen plakativen Mitteln Stone arbeitet, um die Psyche seines Protagonisten zu verbildlichen. Der schwer anmutende, fast schon gekrümmt wirkende Score von John Williams tut sein Übriges.

      Mit solchen und weiteren kreativen Entscheidungen, rutscht Stone oftmals ins Kitschige und Theatralische ab, was dem Film in diesen Momenten seine Ernsthaftigkeit nimmt. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das so beabsichtigt war. Richard Nixon war nie ein beliebter Mann und – wie ihm seine Frau und beste Freundin Patty sagt -, egal, wie oft er gewinnt, er wird es auch nie sein. Nixon ist auf dieser Ebene ein äußerst tragisches Portrait einer hochkomplexen und undurchsichtigen Persönlichkeit. Der Film ist ein Versuch, den Mann hinter der Maske zu entdecken, die er in der Öffentlichkeit stets zu tragen schien. Es gibt Momente im Film, da scheint es Stone fast zu gelingen, hinter die Kulissen zu spicken. Aber es gelingt ihm nie ganz, die Fassade zu durchbrechen. Wäre der Regisseur bereit gewesen, sich dieses Unvermögen einzugestehen, dann hätte er womöglich auf das wilde Hin- und Her im Szenenwechsel und die überpointierten bildlichen Mittel verzichtet. So aber bleibt ein Epos mit enormen Ansprüchen an sich selbst, das – ähnlich wie sein Protagonist – nie ganz in der Lage war, diesen gerecht zu werden.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()