The Irishman (Martin Scorsese)

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    Es gibt 480 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Gambit.

      Ob THE IRISHMAN mit Scorsese's alten (Mafia-) Filmen mithalten kann und ob er sich überhaupt lohnt, verklicker ich euch hier:

      Pepe Nietnagel schrieb:

      Stimmt schon. Leute schauen sich ganze Staffeln mit 10 oder 12 Folgen am Stück an; kritisieren aber, wenn ein Film mal 200 Minuten Filmlänge hat ... :D

      Selbst 400 Minuten wüsste Meister Scorsese spannend umzusetzen. Spannend iSv "tolle Szene, ich will gleich die nächste kennenlernen". So zumindest würde ich sein bisheriges Ouvre schlicht zusammenfassen. Und noch ist er nicht in Rente. :)
      "Man geht schon ein Risiko ein, wenn man morgens aufsteht, über die Straße geht und sein Gesicht in einen Ventilator steckt!"
      Ein Segen, dass solch ein klassischer Film heutzutage noch zustande gekommen ist. Und gleichzeitig auch eine absolute Schande, dass 'Netflix' hier einspringen musste, weil kein Studio bereit war, dafür Geld auszugeben und den Film ins Kino zu bringen, wo er eigentlich hingehört.

      Ganz im Stile alter Klassiker, erzählt The Irishman in absoluter Stille, völlig unaufgeregt eine Geschichte über ein komplettes Leben, verfällt dabei in seiner gigantischen Laufzeit von 209 Minuten jedoch niemals in Langeweile. Jede Szene hat ihre Daseinsberechtigung, die Dialoge sind spannend zu verfolgen. Es gibt so viele wirklich gute Szenen in diesem Film, seien es nun spannende, die die Handlung um wichtige Details erweitern, oder beiläufige Gespräche, wie zb. über die maximale Dauer einer noch akzeptablen Verspätung. Und gerade diese Mischung macht The Irishman so authentisch und lebensecht.

      Aber insbesondere auch die drei Hauptdarsteller De Niro, Pesci und Pacino. Alle drei spielen grandios wie zu alten Zeiten auf, und vor allem endlich mal wieder Pesci in einem Film zu sehen ist besonders großartig. Auch schön zu sehen, dass er hier mal nicht den Choleriker spielt, sondern einen in sich gekehrten Charakter, der trotzdem mit allen Wassern gewaschen ist. Wenn diese drei Meister ihres Fachs zusammenkommen und dann auch noch von Martin Scorsese geführt werden ... ja, dann entsteht wahrlich Magie, der man sich nur schwer entziehen kann.

      The Irishman ist weniger ein Film, als ein Erlebnis. Die Atmosphäre dieser lange vergangenen Zeit sprießt aus jeder Pore des Films. Dass Scorsese hier mit viel Herzblut ans Werk gegangen ist, merkt man deutlich. Und auch wie er es in diesem Film einmal mehr, wenn nicht sogar noch viel besser als in seinen vorherigen Werken schafft, den nach außen getragenen Glamour der Mafia zu dekonstruieren und zu zeigen, wie wenig erstrebenswert ein solches Leben im Grunde ist und man auf Lebzeiten damit nicht glücklich wird.

      Mit The Irishman hat Martin Scorsese einen der beeindruckendesten und vor allem zum Ende hin gefühlvollsten Mafiafilme inszeniert, die man zu sehen bekommen kann.



      9/10
      :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern: :stern2: <3
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      PRP schrieb:

      Ein extrem übertriebener langweiliger Film der viel zu lang geht und mind. 15 Jahre zu spät gedreht wurde.


      Woanders meinte einer es fühlt sich an wie ein Best of von Martin Scorseses Lebenswerk, nur das ende scheint etwas zu lang geraten zu sein. Bei den meisten Filmen die heute so Produziert werden wundert es mich zumindest nicht das einige den Film als Langweilig empfinden. Ich bin dagegen dankbar das heute auch noch solche Filme raus kommen. Auch wenn es bezeichnend ist das man für so etwas inzwischen Netflix braucht weshalb Martin Scorsese wohl insbesondere auf Marvel schlecht zu sprechen ist die ja die Kinolandschaft in den letzten Jahren diesbezüglich beinflusst haben.
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      GrafSpee schrieb:

      PRP schrieb:

      Ein extrem übertriebener langweiliger Film der viel zu lang geht und mind. 15 Jahre zu spät gedreht wurde.


      Woanders meinte einer es fühlt sich an wie ein Best of von Martin Scorseses Lebenswerk, nur das ende scheint etwas zu lang geraten zu sein. Bei den meisten Filmen die heute so Produziert werden wundert es mich zumindest nicht das einige den Film als Langweilig empfinden. Ich bin dagegen dankbar das heute auch noch solche Filme raus kommen. Auch wenn es bezeichnend ist das man für so etwas inzwischen Netflix braucht weshalb Martin Scorsese wohl insbesondere auf Marvel schlecht zu sprechen ist die ja die Kinolandschaft in den letzten Jahren diesbezüglich beinflusst haben.


      Ich liebe Mafia-Filme bzw. Filme die in diese Richtung gehen, aber mit diesem Film konnte ich einfach nicht warm werden. Schade, was wäre es nur für ein Genuss gewesen, wenn diese vier (inkl. Martin) vor 20-25 einen Film in dieser Richtung gemacht hätten.
      "The worst part of being old is remembering when you was young".
      Alvin Straight in The Straight Story

      The Irishman ist nicht nur ein Gangsterfilm, sondern ein kompliziertes Epos, das als düster-komische Meditation über Kriminalität, Altern und Sterblichkeit die Geschehnisse des 20. Jahrhunderts begleitet. Scorsese selbst dekonstruiert das Genre, dass er vor Jahrzehnten perfektionierte und gibt seinem Film, eine für das Genre selten erreichte Melancholie mit, die man so zuletzt bestenfalls in "Es war einmal in Amerika" gesehen haben dürfte. Während Frank Sheeran Mord um Mord begeht, ziehen Jahrzehnte US-Amerikanischer Geschichte ins Land, die er bewusst und unbewusst mitzufärben scheint und zwar in einer einzigen Farbe: Rot.

      Was The Irishman von Scorseses bisherigen Mafia Werken unterscheidet, ist die Stimmung seiner Erzählung: Waren in Goodfellas, Casino und auch Gangs of New York immer auch Aufbruch, Exzesse und jugendlicher Tatendrang präsent, sind sie hier einer bedrückenden Müdigkeit und Sentimentalität gewichen. Dass der Film nicht gänzlich in diese Kerbe schlägt ist wohl auch dem fantastischen Drehbuch von Steven Zaillian zu verdanken, der die geschichtlichen Details und die Vermittlung von Kriminalität und Moral in einer Branche, in der sie gänzlich zu fehlen scheint mit genügend Humor erzählt. Ob sich alle Geschehnisse so abgespielt haben mag bezweifelt werden, aber Scorsese ist ohnehin mehr an den Problemen und zentralen Konflikten seiner Charaktere interessiert, die in einer Ermordung und einem Telefonat ihren Höhepunkt finden. Die wichtigsten Momente finden zwischen den großen historischen statt, nämlich dann, wenn Sheerans Familienleben zu Tage tritt. Peggy Sheeran (Anna Paquins) wird neben Hoffa zum zentralen Konflikt. Gegen Ende des Films spielt The Irishman seine Stärken aus und nutzt das Gangster Epos für eine Mediation über Sterblichkeit, die im Laufe des Films auch von Frank Sheeran erkannt wird und der sich beim Anblick des eigenen Sarges die Frage stellt: War es das alles wert? Zum Schluss müssen während den inzwischen bedeutungslosen Ritualen, importiertes Brot und teurer Wein, Traubensaft und Billigbrot weichen. Auf das Unausweichliche wartend, verblasst das Vergangene und verkommt zur Stille. In der letzten Szene erinnert ein offener Türspalt an eine Gewohnheit eines alten Freundes und die Hoffnung auf eine wachende Hand, die für Frank Sheeran nicht erscheinen wird.

      Noch ein paar lose Gedanken:
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      - Ich habe den Film jetzt zweimal gesehen und umso größer die Leinwand, desto besser wirkt das de-aging Verfahren. Allerdings finde ich es trotzdem eher befremdlich. DeNiro sah zu keinem Zeitpunkt jünger als 50 aus und als Pesci ihn beim ersten Treffen "Kid" nennt, musste ich schon schmunzeln. Das Alter in den Bewegungen ist auch nicht zu leugnen. Als DeNiro den Ladenbesitzer verprügelt, sah das unfreiwillig komisch aus.
      - Der Cast macht das alles fantastisch, aber Pesci ist next level Shit.
      - Der Aufbau zum Hoffa Mord ist ein All timer, also wirklich etwas für die Filmgeschichtsbücher
      - Der Film hat so wahnsinnig viele Details: Das brechen des Brots am Anfang und dann später im Gefängnis; der erste Mord ist tatsächlich schon der an Hoffa, nur eben im Close-up von Sheeran; auf der großen Feier sagt DeNiro zu Pacino: "Ich stehe hinter dir" usw. usw.

      EAT THE RICH


      Ich fand den Film ebenfalls sehr stark.
      Habe es zwar nicht geschafft ihn in einem Rutsch durch zu gucken, sondern bin nach der 2ten Stunde eingedöst, aber das lag nicht daran das der Film nicht spannend war, sondern das ich einfach todmüde war :D

      Schauspielerisch war das aufjedenfall ein absoluter Überfilm. Aber da haben meine Vorredner auch schon alles gesagt, was es zu sagen gibt.

      Einen ticken kürzer hätte er für mich sein können. Ich glaube genau 3 Stunden wäre ideal. Dennoch fühlte sich nichts unwichtig an.

      Es ist mir ja fast schon peinlich, aber ich habe von dem deaging nichts mitbekommen.
      Ich wusste das nicht und habe es auch nicht bemerkt. Der Film hat mich so verschlungen das ich da generell keinen Gedanken zu gefasst habe.

      Anscheinend funktioniert das aber ja auch auf einer großen Leinwand besser als auf einem TV. Ich hab ihn auf einer 120 Zoll Leinwand gesehen. Vielleicht lags daran.