The Man who killed Don Quixote (Terry Gilliam)

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    Es gibt 103 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Snow.

      Sieht gut aus, wenn auch nicht überragend. Aber dadurch das nun seit 20 Jahren vergeblich versucht wurde den Film zu drehen, hat sich bestimmt bei vielen ( auch bei mir ) eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut, die eigentlich kein Film mehr halten kann. Mir gefallen die im Trailer gezeigten Bilder und dadurch das ich vor einigen Jahren den dicken Wälzer con Cervantes gelesen habe, freue ich mich über viele bekannte Szenen, die sehr nah an der Buchvorlage sind ( zumindest vom Ablauf, aber bedauerlicherweise nicht von der Epoche in der sie eigentlich spielen sollten - aber letzteres wäre wohl finanziell zu kostspielig geworden ). Was mir aber leider jetzt schon bereits nicht so gefällt, ist der Humor und die deutsche Synchro...da hätte ich mir etwas dezenteres gewünscht.

      Musik-Video enthüllt neues Filmmaterial.

      s-l500
      25 Jahre des Wartens sind vorbei, wie man quasi einer schlichten Texttafel vor Beginn des Films entnehmen kann bis die Worte dem Schwarz weichen und die ersten Bewegtbilder erscheinen. Schön, dass Gilliam es sich nicht nehmen lies darauf noch einmal hinzuweisen und es beweist erneut wie viel ihm dieses Projekt die ganze Zeit über bedeutet hat. Doch diese Worte lassen dadurch gleich zu Anfang die allumfassende Frage aufkommen: War es das Warten wert? Die Antwort hierauf lautet: Ja ( wenn auch mit Einschränkungen ).

      Doch fangen wir mit den positiven Dingen an. Jonathan Pryce geht vollkommen in der Rolle des Ritters von der traurigen Gestalt auf. Eine fantastische und beeindruckende Darstellung die der Romanfigur und vor allem dem Projekt mehr als gerecht wird - jede Szene mit ihm ist ein Genuss. Adam Driver, den ich in der neuen Star Wars Trilogie furchtbar schlecht besetzt finde, hat mich hier endlich mal eines besseren belehrt indem er zwar kein überragendes Schauspiel abliefert, aber weitaus besser agiert als beispielsweise in der Sternensaga. Als dritte Person stach für mich noch Joana Ribeiro heraus, die Angelica spielte. Sehr sympathisch, nachvollziehbar und mit tollen Emotionen versehen ist ihre Darbietung. Der weitere Cast ist ok, aber nicht besonders auffallend. Für die Rollen von Skarsgard und Kurylenko hätte man zum Beispiel auch andere beliebige Schauspieler verpflichten können und es hätte beim Endprodukt keinen Unterschied gegeben. Austauschbar ist hier das Stichwort. Die Kulissen sind toll gewählt und einige (Natur)Aufnahmen lassen einem das Herz aufgehen, so toll sind sie in Szene gesetzt. Gilliam hält sich für seinen Stil die ganze Laufzeit über sehr zurück was die ausgefallenen und verrückten Ideen betrifft, aber das holt er dann gegen Ende des Films nach. ^^

      Und nun die zwiespältigen Sachen. Bei Romanverfilmungen ist es ja eh immer so eine Sache wie man sie umsetzt, um ein möglichst breites Publikum zu erreichen. Entweder man hält sich sklavisch an die Vorlage oder man ändert hier und dort Dinge ab. Egal wie man es macht, man wird nie vollständig beide Fraktionen von Zuschauern bei solchen Verfilmungen zufriedenstellen können - das ist Fakt. Aber womit diese Literaturverfilmung darüber hinaus noch zu kämpfen hat ist die Tatsache, dass wir es hier mit einer Literaturvorlage aus dem 17. Jhr. ( genauer gesagt von 1605 und 1615 ) zu tun haben und sich wohl die wenigsten vor dem anschauen des Films das 1.500 S. starke Monumentalwerk von Cervantes durchlesen. Weniger der Umfang, sondern viel mehr das Alter der Vorlage unterscheidet diese Verfilmung schon einmal grundlegend von solchen wie Harry Potter, Herr der Ringe usw., die sich alle im Verhältnis dazu bei vergleichsweise "jungen" Werken bedienen. Die neue Übersetzung von Susanne Lange ( 2008 erschienen ) lässt sich echt gut lesen, doch ich kann absolut nachvollziehen, wenn man angesichts des Alters und der vielen Seiten erst einmal skeptisch ist und sich dem Buch nicht so leicht nähert. Und genau hier kommen wir jetzt zum größten Kritikpunkt des Films. Es gibt viele Buchverfilmungen die wunderbar funktionieren ohne das man vorher das Buch gelesen haben muss, um die Zusammenhänge zwischen den Figuren und anderen Aspekten die im Film vorkommen verstehen zu können ( trotz einiger Änderungen gegenüber der Vorlage! ). Das ist meiner Meinung nach bei diesem Film hier "leider" etwas anders. Gilliam hat es zwar durch einen brillanten Kniff geschafft die Handlung vom auslaufenden Mittelalter in die Moderne zu transportieren, doch es gibt sehr viele Szenen die auf den Zuschauer möglicherweise befremdlich wirken könnten, da sie ohne große Erläuterung passieren und evtl. nur ein wenig amüsant oder gar peinlich sind, doch mit dem Wissen des Buches versteht man gerade solche Szenen besser und kann herzhaft lachen ( es gibt richtig viele Anspielungen an den Roman ). Bitte jetzt nicht falsch verstehen, man muss definitiv nicht zwangsläufig das Buch vorher gelesen haben, denn der Film funktioniert auch so recht gut und präsentiert eine tolle Handlung die an einigen Stellen mit Humor gespickt ist, doch gerade wenn man den literarischen Wälzer einmal gelesen hat, wird man wohl doch noch etwas mehr Freude mit dem Film haben.

      Das Ende ist übrigens auch ganz toll gelungen und hätte mit keiner besseren letzten Einstellung enden können und eine überaus tolle Geste war es auch noch vor dem Beginn der Credits an Jean Rochefort und John Hurt zu erinnern.


      Bis zur Mitte des Films war ich noch unentschlossen ob der Bewertung des Films ( schwankte zwischen 07/10 und 08/10 ), doch die zweite, für mich etwas stärkere, Filmhälfte verhalf dem Projekt dann letztendlich den Sprung auf die verdient höhere Punktzahl.


      08/10