Inception (Christopher Nolan)

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    Es gibt 1.412 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von GregMcKenna.

      Da ich den Film erst im Mai 2020 zuletzt gesehen habe werde ich hier als Vorbereitung auf Tenet passen. Ich denke am Ende werden Inception und Tenet eh keine Verbindung haben. Außer Michael Caine aber das ist ja Nolans Buddy wie Samuel "fucking" Jackson Tarantinos Buddy ist und hat dann nichts mit einer Storyverbindung innerhalb von verschiedenen Nolan-Filmen zu tun.

      Edit: Auf unserer CinemaxX-Page steht auch das es sich um ein "14-minütiges Nolan-Special" handelt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Belphegor“ ()

      - Inception

      Wo beginnt der Traum und wie kamen wir an, wo wir uns gerade befinden? Hattet ihr auch schon mal das Gefühl, etwas furchtbar dringendes in einem Traum machen zu müssen, aber die Reaktionen darin sind so unglaublich langsam, dass diese dringende Sache einfach nie fertig wird?

      Die Menschheit versucht wohl seit ihrem Anbeginn herauszufinden, was Träume sind und wozu sie sind. Wissenschaftler untersuchen seit Jahren deren Sinn und körperliche Funktion. Eindeutige Antworten bleiben aus. Aber in der unterhaltenden Fiktion dienen Träume nach wie vor als ein hervorragender Eingangspunkt, um großartige Geschichten zu erzählen. Christopher Nolans Inception betrachtet die Thematik, ob man in Träume eindringen, Ideen pflanzen und damit das Handeln der träumenden Person beeinflussen kann. Sicherlich keine neue Idee, aber Nolan hat daraus einen Heist-Film gebastelt, wie man ihn bisher noch nicht gesehen hat.

      Darin muss Dom Cobb, ein Dieb, der wegen eines Verbrechens nicht mehr in sein Heimatland zurückkehren darf, den Willen von Robert Fischer beeinflussen, indem er eine Idee in dessen Kopf pflanzt, was die Entwicklung seines Business Imperiums beeinflusst. Ein mächtiger chinesischer Auftraggeber verspricht ihm dafür, sein permanentes Strafregister löschen zu lassen, um ihn wieder mit seiner Familie zu vereinen.

      Der Plot ist im Kern sehr simpel und gradlinig gehalten, was Inception ungemein hilft, denn der Zuschauer ist die nächsten Zweieinhalb Stunden gut ausgelastet damit, den technischen Formalien zu folgen, die die Funktionalität ausmachen, wie man in Träume gelangt und was man dort alles machen kann - und was eben nicht. Das Regelbuch ist ungemein kompliziert, aber es ist Christopher Nolans Drehbuch hoch anzurechnen, dass er stehts das Relevante betont - was der Zuschauer also wissen muss -, um weiter folgen zu können. Und Junge, schüttet er mit dem Drehbuch ein Ass nach dem anderen aus dem Ärmel: Wann immer man denkt, jetzt alles verstanden zu haben und man sich darauf einstellt, keine neue Überraschungen mehr zu erleben, kommt der Film mit dem nächsten Twist um die Ecke, welcher die Situation noch schwieriger, aber nicht weniger unterhaltsam macht. Ich bin schwer beeindruckt gewesen, davon, wie durch und durch clever und frei von Stolperfallen das gesamte Drehbuch und die Welt, die darin aufgebaut wird, konstruiert war. Es dürfte bis dahin Nolans ambitioniertestes Werk gewesen sein und wird nur nochmals getoppt durch eine bildgewaltige Inszenierung, die temporeich ist und die in allen Ecken und Enden mit Details dient, die diese Welt noch reicher und noch komplexer machen. Die großen Traum-Set-Pieces - Städte, die sich übereinanderfalten - sind ein fantastischer Augenschmaus, die Action-Szenen sind rasant, spannend und toll anzusehen und die Sound-Abmischung - etwas, worauf ich selten achte - so gut, dass der Film trotz der oft leisen Dialoge unter großen Geräuschkulissen kein Problem hat damit, sich verständlich zu machen.

      Inception ist eine großartige Idee und eine noch grandiosere Umsetzung und auch wenn jede Einzelne der 148 Minuten Laufzeit (inklusive Credits) relevant ist, so finde ich ihn doch auch ein wenig erschöpfend. Es sind beinahe Zweieinhalb Stunden, in denen man als Zuschauer immer fokusiert sein muss. Die Gedanken dürfen nicht abwandern, denn der Film ist zu beschäftigt, um seinem Publikum auch nur eine Minute Pause zu gönnen. Selbst die Szenen, die ruhig sein sollten - Cobb, der vom Schicksal seiner Frau erzählt - sind reine, komplizierte Erklärstunden, die dem Zuschauer alle Informationen mitgeben, warum er fühlen soll, entsprechende Emotion aber nicht provoziert. Nolan war schon immer ein Denker, mehr als ein Fühler. Ein Kopfmensch, kein Bauchmensch. Das zeigt sich in den meisten seiner Filme und das ist auch vollkommen okay, denn es gibt genug faktischen Inhalt, um mich als Zuschauer bei Laune zu halten, so dass dieses Gefühls-Dings ohnehin nicht notwendig ist. Es ist nur so, dass ich bei fast zweieinhalb Stunden Laufzeit zwischendrin mal etwas Luft bräuchte, um Denkkräfte für das letzte Drittel des Films zu sammeln. Inception gönnt einem diese Pause aber nicht. Und so stelle ich am Ende fest, dass ich gerade einen großartigen Film gesehen habe - vielleicht sogar einen der besten überhaupt -, der mich aber ohne Puste zurücklässt und mich nicht eine Sache hat fühlen lassen.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Data“ ()

      Wuchter schrieb:

      Wieder einmal sehr gut geschrieben. Spiegelt so ziemlich meine Gedanken zum Film wieder, welcher von mal zu mal immer besser wird meiner Meinung nach. Mittlerweile mein Platz 1 unter den Nolans :thumbup:


      Ich hab mittlerweile auch eine sehr viel höhere Meinung von Inception als nach meiner Erstsichtung im Kino damals. Auch schon wieder zehn Jahre her. Aber ich hatte sein einiger Zeit wirklich mal wieder Lust auf ihn. Vor allem, nachdem mir Tenet so überhaupt nicht gefallen hat.
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase
      Am Sonntag gabs die Wiederaufführung im Kino und ich war natürlich drin. Auch heute noch, ist Inception wohl einer der größten, spannendsten und besten Blockbuster, die das Kino in den letzten 15 Jahren hervorgebracht hat. Intelligent geschrieben und inszeniert, Bilder, die auch heutzutage noch begeistern und fantastisch aussehen. Dazu der äußerst gut aufgelegte Cast, die nötige Ernsthaftigkeit der Geschichte, gepaart mit einem feinen Humor, der nicht überhand nimmt.

      Der Score von Hans Zimmer wird ja im allgemeinen oft belächelt, weil er angeblich nur dröhnenden Sound produzieren kann. Aber zumindest bei Inception passt dieses sogenannte Dröhnen wie die Faust aufs Auge, und mit dem "Time"-Theme gibt es auch noch direkt einen ruhigen Klassiker von ihm hinterhergeschoben. Die leichte Überlänge merkt man dem Film zu keiner Sekunde an, da die Kombination aus Geschichte, verzweigten Träumereien, spannenden Actionsequenzen und Charaktermomenten perfekt abgemischt ist.

      Wenn man die Spielereien mit der Zeit außen vor lässt, hat Christopher Nolan schon 2011 gezeigt, dass er absolut in der Lage ist einen packenden "James Bond"-Film zu inszenieren. Hoffentlich bekommt er nun wirklich mal die Chance dazu.
      Mein Filmtagebuch



      „I think storytelling is all about children. We human beings love to hear stories being told - and it first happens when you're a kid.“
      - David Chase

      joerch schrieb:

      Wer das behauptet hat aber keine Ahnung von Musik

      Geschmack und so. Geht für mich schon in Ordnung (ich weiß, für dich auch), wenn jemand mit Zimmer nichts anfangen kann. Ihn nur auf simples Dröhnen zu reduzieren sehe ich ebenfalls nicht so und kann generell mit den meisten seiner Scores etwas anfangen, da sie meistens doch passend sind. Kann mir aber auch gut vorstellen, dass das gerne behauptet wird, weil sie Zimmer überdrüssig sind. Denn zugegeben, der Jung ist ja wirklich an so gut wie jeder Ecke zu hören :D
      Mein Filmtagebuch



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      Burning schrieb:

      Geschmack und so.


      Geschmack ist ok - aber die Aussage mit dem Dröhnen würde von keiner Ahnung von Musik sprechen...
      Hat mir einer zu Tenet gesagt - aber die Musik Tenet war i.O. (Ob man sie mag oder nicht), das sie so drüber lag, war Sache der von Nolan gewollten Soundeinstellung.
      Wenn ich "nur" Tenet und Inception geschaut hat, hat man ja letztendlich nur einen Bruchteil der hohen Bandbreite seines Schaffens mitbekommen ;)
      Zwischen den Scores zu Gladiator, Lion KIng, Da Vinci Code oder Tenet liegt eine enorme musikalische Bandbreite....

      Das wäre als wenn man sagt, dass John WIlliams nur den Spielberg-Film-EInheitsbrei macht - auch wenn man klar hört, das Jaws, Indy und SW von ihm sind, weil Teile der Musik sich ähneln, hat auch er eine viel höhere Bandbreite...
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....

      joerch schrieb:

      Zwischen den Scores zu Gladiator, Lion KIng, Da Vinci Code oder Tenet liegt eine enorme musikalische Bandbreite....

      "Tenet" war aber kein Zimmer-Score. ;)

      Und naja ... also "Bandbreite" ... kann man eben schon sehr weit definieren. :P


      "You're fighting a war you've already lost."
      "Well, I'm known for that."

      GregMcKenna schrieb:

      joerch schrieb:

      Zwischen den Scores zu Gladiator, Lion KIng, Da Vinci Code oder Tenet liegt eine enorme musikalische Bandbreite....

      "Tenet" war aber kein Zimmer-Score. ;)


      Ja. Aber den Fehler kann man mal machen, ist mir sowohl bei Tenet als auch bei Oppenheimer passiert. :P :uglylol:
      "I think there should be visuals on a show, some sense of mystery to it, connections that don't add up. I think there should be dreams and music and dead air and stuff that goes nowhere. There should be, God forgive me, a little bit of poetry." - David Chase

      GregMcKenna schrieb:

      "Tenet" war aber kein Zimmer-Score.


      Stimmt :uglylol:

      GregMcKenna schrieb:

      Und naja ... also "Bandbreite" ... kann man eben schon sehr weit definieren.


      Wenn man das Gesamtwerk betrachtet kann man das sogar unvoreingenommen und rein auf Fakten bewerten...
      Natürlich ist oft ein gewisser Stil zu erkennen - aber mal im Ernst - bei welchem der großen Filmmusiker ist das anders?
      Ich darf leider nicht zu sehr ins Detail gehen....

      Aber das ist meine Signatur....

      joerch schrieb:

      Natürlich ist oft ein gewisser Stil zu erkennen - aber mal im Ernst - bei welchem der großen Filmmusiker ist das anders?

      Kommt drauf an, wie tief wir in die Materie einsteigen wollen. John Williams hat rein in Sachen Notenlehre eine weitaus größere Bandbreite als Zimmer, geht zB auch in düsteren Szenen mal in die hohen Noten, hat sich musikgeschichtlich am weitesten bedient und auch wenn er ein Vertreter der Leitmotif-Lehre ist (wie etwa auch Howard Shore), hat er zuletzt bei SW auch schon andere Töne angeschlagen. Zimmer ist als Musiker zweifellos sehr breit aufgestellt, hat das ganze durchkommerzialisiert und ein dutzend Zöglinge am Start, ist jedoch in seinen Melodien (s.o.) lange nicht so breit und variabel wie es zB Williams ist. Dafür ist Williams weniger experimentierfreudig, was Instrumentauswahl angeht. Die Frage ist immer, wo man die Bandbreite sehen will und welchen Stil man mag. Ich will Zimmer dabei übrigens gar nicht absprechen, dass er ein ausgezeichneter Komponist ist, der die letzten Jahrzehnte mitgeprägt hat. Da bin ich also auch ganz bei dir. Und auch wenn mir der Soundtrack zu "Inception" persönlich weniger zusagt, soll das Zimmers Leistung nicht schmälern. Aber Filmmusik ist dann eben doch etwas mehr als "okay, ein paar Instrumente, Imperial March und go". Aber gut, dass muss ich dir nicht sagen, du warst ja in der Nähe als Beethoven komponiert hat. :P

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